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Reuters macht Israel für das Versagen von Oslo verantwortlich, ignoriert palästinensischen Terrorismus

5. Oktober 2023

t Harash, HonestReporting, 10. September 2023

Wenn die größte Nachrichtenagentur der Welt einen Text erstellt, der auf eines der historischen Ereignisse des Nahen Ostens zurückblickt, dann sollte man erwarten, dass er so sorgfältig wie möglich damit umgeht seine Standards der unparteiischen Berichterstattung beizubehalten.

Doch Reuters versagte jämmerlich bei seiner Podcast-Wochenendfolge, die „das Vermächtnis der Oslo-Vereinbarungen“ analysieren sollte und 30 Jahre seit ihrer Unterzeichnung beging.

Man muss sich das anhören, um es zu glauben, aber so fasste der Moderator ihr Versagen zusammen:

Jubel vom Rasen des Weißen Hauses 1993, als der israelische Premierminister Yitzhak Rabin und der PLO-Vorsitzende Yassir Arafat sich die Hände schüttelten.

Aber sofortige Proteste zuhause und Rabin – dem zusammen mit Arafat 1994 der Friedensnobelpreis verliehen wurde – wurde im Folgejahr von einem rechtsextremen jüdischen Israeli ermordet, der gegen das Abkommen war.

Kein Wort von den tausenden Israelis, die während und nach dem Oslo-Prozess durch palästinensische Terroristen ermordet wurden (mehr als 100 allein im März 2002, der die fast täglichen Anschläge und Selbstmord-Bomber in israelischen Städten erlebte).

Kein Wort darüber, dass Arafat ständig großzügige Angebote ablehnte. Kein Wort davon, dass er der Drahtzieher der zweiten Intifada war.

Blankes Schweigen.

Nur die extremistischen Israelis sind laut Reuters‘ verdrehtem Narrativ verantwortlich zu machen.

Aber es wird noch schlimmer.

Der Moderator, in Sorge wegen der Zukunft der Zweistaatenlösung, bittet einen Reuters-Korrespondenten in Jerusalem um eine Erklärung. Was folgt ist über alle Maßen vereinfachte Berichterstattung, die für alles die israelischen Siedlungen verantwortlich macht, während die Palästinenser so hingestellt werden, also würden sie einfach nur gleiche Rechte haben wollen.

Würde ein Außerirdischer dem mit echtem Interesse zuhören, etwas über den israelisch-palästinensischen Konflikt lernen zu wollen, dann würde er glauben, das gesamte Problem sei auf die bösen Juden zurückzuführen, die die Friedenshoffnungen zerschlugen und seitdem ständig die unschuldigen Palästinenser unterdrücken.

Fast die Hälfte des gesamten Podcasts zu diesem Thema ist dem Problem der israelischen Siedlungen, denn der Korrespondent betrauert die Tatsache, dass sie:

wirklich das Erscheinungsbild einer richtigen Stadt haben… von enormen Häusern, manchmal Hochhäusern, die in die Höhe ragen. Wenn man sie ansieht, dann denkt man darüber nach, wie schwierig es sein würde sich aus diesen Siedlungen zurückzuziehen.

Der Korrespondent versäumte es zu erwähnen, dass laut den Oslo-Vereinbarungen die großen Siedlungsblocks (die mit scheinbar beunruhigenden Hochhäusern) dauerhaft unter israelischer Kontrolle bleiben sollten. Diese Blocks, die zumeist nahe der Grünen Linie liegen, sind Heimat der Mehrheit der Siedlerbevölkerung (anders als die Siedler-Außenposten). Sie werden von vielen Israelis als „Konsens“-Siedlungsblocks betrachtet.

Unausgewogene Beurteilung

Aber Reuters ist nicht allein dabei Israel für den Niedergang der Oslo-Friedensvereinbarung die Schuld zu geben.

AFP zieht mit einem Beitrag nach, der die palästinensischen Wasserprobleme detailliert beschreibt (wobei auch Ägyptens Blockade des Gazastreifens ignoriert wird):

Das ultimative Ziel war für viele die Gründung eines Palästinenserstaats, dessen Volk eines Tages frei und friedlich an der Seite Israels leben wird.

Stattdessen sind die israelischen Siedlungen drei Jahrzehnte später überall in der Westbank wie Pilze aus dem Boden geschossen, tödliche Gewalt aus aufgeflammt und der blockierte Gazastreifen ist mit den Ruinen mehrerer Kriege übersät.

Der letzte Satz, der es umgeht die Verursacher der „tödlichen Gewalt“ zu benennen (die überwiegend palästinensisch sind), bezeichnet israelische Siedlungen als „Pilze“. Ist das ein akzeptabler Begriff für einen Text einer Nachrichtenagentur? Ist er aufgeladen mit kritischer, negativer und unausgewogener Beurteilung?

Es überrascht nicht, wenn Publikationen wie The Middle East Eye oder Arab News ähnliche Verfälschung zu betreiben. Aber Agenturen, auf die sich Medienorgane und Nachrichtenkonsumenten weltweit stark verlassen, müssen bei der Darstellung der Fakten bessere journalistische Arbeit leisten. Oder sie zumindest nicht verfälschen.

Deir Yassin: Das „Massaker“, das es nie gab

10. August 2023

Bailey Pasternak, HonestReporting, 1. August 2023

Israels Legitimität wird ständig von der falschen Vorstellung bestritten, dass schon seine Gründung 1948 eine Art von „Ursünde“ ist. Die lautet, dass das Land mit ungerechtfertigten Mitteln erworben wurde. Vertreter dieses Narrativs verunglimpfen die Gründer Israels als habgierige Eroberer, die das Land mit Gewalt eroberten und jeden vertrieben oder ermordeten, der ihnen in die Quere kam.

Warum Deir Yassin?

Eine zentrale Geschichte in diesem Narrativ ist die Schlacht um das arabische Dorf Deir Yassin am 9. April 1948. Dieses Ereignis wird jedoch allgemein nicht als Schlacht bezeichnet, sondern ausnahmslos (und falsch) als „Massaker“ beschrieben, was als Beweis für angebliche jüdische Grausamkeit gegenüber Arabern benutzt wird.

In den frühen Tagen des Unabhängigkeitskriegs waren 100.000 Juden in Jerusalem eingeschlossen, weil arabische Kämpfer die Straße von Tel Aviv nach Jerusalem blockierten.

Weil es ihnen an Lebensmitteln, Wasser und anderen überlebenswichtigen Gütern mangelte, waren diese Juden dringend auf Unterstützung angewiesen. Als Ergebnis wurde die Öffnung der Straße nach Jerusalem zu einem wichtigen strategischen Ziel der israelischen Seite.

Im April 1948 initiierten jüdische Milizen die Operation Nachschon, eine Aktion zur Eroberung arabischer Bollwerke und Dörfer entlang der Straße und um einen Korridor zu schaffen, der es Konvois ermöglichen sollte sicher nach Jerusalem zu fahren.

Deir Yassin lag sehr nahe an der Straße und weniger als eine Meile entfernt von benachbarten jüdischen Dörfern. Einwohner von Deir Yassin schossen schon Tage vor Schlacht auf diese jüdischen Dörfer. Weil Deir Yassin eine Hochburg arabischer Kämpfer war, wurde es zum legitimen militärischen Ziel, da es Beweise dafür gab, dass Kombattanten im Dorf auf jüdische Zivilisten schossen.

Zusätzlich erlangte die Haganah vor der Schlacht Informationen, dass im März mehr als 150 irakische und syrische Kämpfer ins Dorf kamen und sich auf einen Angriff vorbereiteten. Diese Information erwies sich zwar später als falsch, aber Deir Yassin wurde trotzdem als feindlich betrachtet.

Planung des Angriffs

Anders als bei einem organisierten Massaker gaben die israelischen Soldaten das Überraschungselement auf, um die Zivilisten von Deir Yassin vor dem Angriff zu warnen, damit sie es verlassen konnten, bevor der Kampf begann.

Sie planten einen LKW mit Lautsprecher darauf zu dem Dorf zu fahren, der eine Aufzeichnung in Arabisch abspielen sollte, die den Zivilisten erklärte, sie sollten fliehen und das Dorf über zwei Pfade verlassen, die bei dem Angriff offen gelassen wurden, damit die Zivilisten sicher in ein benachbartes arabisches Dorf zeihen konnten.

Der knifflige Teil

Obwohl der Angriff auf Deir Yassin militärisch zulässig und so gestaltet war, dass er die zivilen Opfer klein hielt, verlief die Operation nicht nach Plan. Das war allerdings nicht so, weil jüdische Soldaten plötzlich beschlossen Zivilisten zu ermorden. Vielmehr gab es heftigen Widerstand aus dem Dorf heraus und Dutzende Zivilisten wurden getötet.

Nach der Schlacht gab es zahlreiche unterschiedliche Zeugenaussagen darüber, was geschehen war. Die britische Polizei befragte Überlebende aus Deir Yassin, die behaupteten die jüdischen Soldaten hätten Frauen vergewaltigt, Föten aus Bäuchen von Schwangeren geschnitten und Zivilisten hingerichtet.

Die arabischen Forscher Sharif Kan’ane und Nihad Zeitawi hingegen befragten 1987 Überlebende des Angriff und keine einzige Aussage erwähnte Vergewaltigung oder irgendeine Misshandlung arabischer Frauen. Zusätzlich stellten Kan’ane und Zeitawi eine Liste aller getöteter Dorfbewohner zusammen – alles in allem 107, was beträchtlich weniger ist als die ursprünglich berichtete Zahl von mehr als 200 toten Dorfbewohnern.

Walid Khalidi, ein weiterer arabischer Wissenschaftler, schrieb ein Buch über Deir Yassin, in dem er die Äußerung von 30 Überlebenden sowie weitere Informationen verwendete, die über die Schlacht geschrieben worden sind. Laut Khalidi gab es isolierte Vorfälle jüdischer Soldaten, die Zivilisten töteten, aber die Vorwürfe von Vergewaltigung und anderem schwerem Missbräuchen waren erfunden.

Tatsächlich ist bekannt, dass der Führer des Arabischen Hohen Rats in Jerusalem, Hussein Fakhri al-Khalidi, die Überlebenden davon überzeugte das falsche Narrativ zu verbreiten, wenn sie von den Briten verhört wurden, um die jüdischen Soldaten zu diskreditieren und die Unterstützung für die arabische Sache zu verstärken.

Ein wahrer Akt der Grausamkeit

Obwohl die Vorwürfe eines vorsätzlichen Massakers umstritten waren, gab es eine Gräueltat, die von einem jüdischen Soldaten begangen wurde.

Beim Kampf um die Kontrolle eines Hauses in dem Dorf wurde ein Soldaten namens Yehuda Segal getötet. Als die Bewohner sich ergaben und nach draußen gebracht wurden, sah ein anderer jüdischer Soldat die Leiche seines Freundes Segal und in einem Akt blinder Wut ermordete er 11 Mitglieder des Haushalts.

So furchtbar das Verbrechen war, es war für das Verhalten jüdischer Soldaten im Allgemeinen nicht repräsentativ.

Das schwelende Problem

Obwohl jüdische Soldaten in dem Dorf 70 bis 80 Kombattanten begegneten, blieben Fragen, warum so viele Opfer Zivilisten waren.

Manche argumentieren, dies sei das Ergebnis davon, dass der Warnmechanismus nicht ordentlich funktionierte. Auf dem Weg ins Dorf blieb der Lautsprecherwagen in einem Graben stecken, ziemlich außerhalb der Hörweite vom Dorf, also wurden arabische Zivilisten nicht ordnungsgemäß gewarnt, dass die Schlacht vor dem Ausbruch stand.

In der Erwartung, nur Kombattanten in den Wohnbereichen vorzufinden, führten die jüdischen Soldaten – denen traditionelle Kampferfahrung fehlte – ihren ursprünglichen Schlachtplan aus, der darin bestand Granaten in Häuser zu werfen, aus denen die Kombattanten schossen, bevor sie sie betraten und räumten.

Weil sie nicht erwarteten dort noch immer Schutz suchende Zivilisten vorzufinden, ließen sie die Möglichkeit auch nicht zu.

Der Kampf um das Haus der Familie Zahran zeigt die Folgen dieser Taktik in der Schlacht am besten auf. Während dieses Kampfs verteidigten Muhmand Zahran, zwei seiner Söhne und sein Enkel das Anwesen. Die jüdischen Soldaten warfen blind Granaten und schossen in das Haus, töteten auf diese Weise 24 Personen.

Letztlich handelte es sich um mangelhafte Taktik statt ein Interesse zu morden, das für die zivilen Toten verantwortlich war.

Der wahre Terrorangriff

Die Schlacht um Deir Yassin war weder ein Terrorangriff noch ein Massaker. Deir Yassin stellte für die jüdischen Soldaten ein legitimes militärisches Ziel im breiteren militärischen Ziel dar die Straße nach Jerusalem zu sichern. Während sie den Angriff planten, planten die jüdischen Soldaten die zivilen Opfer zu minimieren, selbst auf Kosten des eigenen taktischen Vorteils.

Der Verlust eines jeden zivilen Lebens ist eine Tragödie. Im Fall von Deir Yassin war es eine vermeidbare Tragödie, wäre die militärische Operation nach Plan verlaufen. Aber die Jahrzehnte dauernde Lüge, dass das Dorf Ort eines geplanten und vorsätzlichen Massakers gewesen sei, ist genau das – eine Lüge.

Leider handelt es sich um eine Lüge, die tödliche Folgen hatte. Am 13. April 1948 töteten arabische Militante mehr als 70 Personen medizinisches Personal und Zivilisten in einem Racheangriff wegen Deir Yassin. Ihre Ziel bestand darin so viele unbewaffnete Zivilisten wie möglich zu töten.

Schlussfolgerung

Deir Yassin war ein Fehlschlag. Vor allem war es ein militärischer Misserfolg. Das allgegenwärtige und heimtückische Narrativ, dass eine jüdische Miliz das Dorf und seine Einwohner mit einem Plan unaussprechliche Grausamkeiten zu begehen angegriffen habe, wird von den beweisen schlicht nicht gestützt.

Quellen:

Avner, Yehuda: The Prime Ministers. New Milford, Conn: Toby, 2010.

Gordis, Daniel: Menachem Begin: The Battle for Israel’s Soul. New York: Schocken Books, 2014.

Karsh, Efraim: The Arab-Israeli Conflict the Palestine War, 1948. Oxford: Osprey Publishing, 2010.

Lorch, Netanel: The Edge of the Sword: Israel’s War of Independence, 1947-1949. Easton Press, 1991.

Max Abrahms: “Why Terrorism Does Not Work.” International Security 31, Nr. 2 (2006): S. 42–78. http://www.jstor.org/stable/4137516

Morris , Benny: The Historiography of Deir Yassin.” Taylor & Francis. Zugriff am 28. November 2022. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/13531040500040305.

Shapira, Anita: “Jerusalem in 1948: A Contemporary Perspective.” Jewish Social Studies 17, Nr. 3 (2011): S. 78–123. https://doi.org/10.2979/jewisocistud.17.3.78.

Tauber, Eliezer: Massacre That Never Was. S.l.: TOBY PRESS, 2021. [Anmerkung d. Übers.: Dieses Buch ist mit Sicherheit die wichtigste und genauste Arbeit, die über Deir Yassin geschrieben wurde. Sie stimmt einigen der Angaben dieses Artikels und der Schlussfolgerung nicht zu; so wird die Anwesenheit der Zivilisten im Dorf nicht nur dem steckengebliebenen Lautsprecherwagen und damit den Juden zu. Die Angaben zu Zivilisten, Kombattanten und Opfern sind ausführlich dargestellt, auch in den möglichen Schwankungen, die sich aus den unterschiedlichen Berichten ergeben. Es erfolgt auch eine ausführliche Darstellung der möglichen Herkunft und Motivation der Angaben, es habe ein Massaker gegeben, was eine Lüge, aber auch als Propagandamittel der arabischen Seite wie auch jüdischer Extremistengruppen war. Darüber hinaus gibt es weitere Einzelheiten, die ich auf die Schnelle nicht mehr erinnere.]

Das Nakba-Narrativ: Eine Geschichte der Täuschung

18. Mai 2023

Chaim Lax, HonestReporting, 7. Mai 2023

„Die Nakba“ wird in den Medien, akademischer Literatur, Politik und Popkultur rund um den israelisch-palästinensischen wiederholt beschworen.

Ihr Auftreten ist an diesem Punkt derart allgegenwärtig, dass es so scheint, als sei sie immer Teil des allgemeinen Lexikons gewesen.

Das ist aber nicht der Fall.

Hier werden wir einen Blick auf die Bedeutung des Begriffs „Nakba“ werfen, die Geschichte des Begriffs ab 1948 bis zur Gegenwart, wie der arabische Begriff weltweit an Popularität gewann und auf die Übernahme des Begriffs durch manche, auf judenfeindliche Verfolgung durch die arabische und muslimische Welt zu verweisen.

Die Nakba: Israels Gründung als Katastrophe

Das Wort „al-Nakba“ im Arabischen bedeutet „die Katastrophe“. Im Kontext des israelisch-palästinensischen Konflikts ist die Katastrophe, auf die sich „Nakba“ bezieht, die Gründung des Staates Israel 1948 und der Zerfall der palästinensisch-arabischen Gesellschaft.

Für diejenigen, die dieses Narrativ übernehmen, sind einzige die zionistische Bewegung und Israel für die Verdrängung der palästinensischen Araber von 1947 bis 1949 verantwortlich, während die Araber selbst die alleinigen Opfer des Konflikts sind.

Indem sie es versäumten die palästinensische und arabische Weigerung 1947 eine Zweistaatenlösung zu akzeptieren und den folgenden militärischen Versuch den jüdischen Staat zu vernichten außer Acht lässt, fördert das Nakba-Narrativ den Anspruch palästinensischen Opfertums und dient als historische Grundlage für das palästinensische Rückkehrrecht.

Das Nakba-Narrativ: von 1948 bis 1998

Der Begriff „al-Nakba“ wurde erstmals Ende der 1930-er Jahre als Verweis auf die Auflösung des osmanischen Reichs und die Schaffung des modernen Nahen Ostens 1920 ins politische Wörterbuch eingetragen.

Das Wort wurde im August 1948 (als der israelische Unabhängigkeitskrieg noch tobte) erstmals mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt assoziiert, als Constantine Zurayk, ein syrischer Akademiker und Diplomat in Beirut ein kleines Heft mit dem Titel Maana al-Nakba (Die Bedeutung der Katastrophe) veröffentlichte.

In dieser Arbeit machte Zurayk die arabischen Führer für die Nakba verantwortlich (wegen ihres militärischen Fehlschlags und weil sie die arabischen Zivilisten drängten zu fliehen, bis die Kämpfe vorbei sind), nicht einen angeblichen groß angelegten, vorbedachten zionistischen Plan die lokale arabische Bevölkerung zu vertreiben (was später eine Standard-Komponente des Nakba-Narrativs wurde).

Außerdem bedeutete Zurayks pan-arabische Ideologie, dass er die Nakba nicht als ausschließlich palästinensische Katastrophe betrachtete, sondern eine, die in erster Linie die größere arabische Welt betraf.

In den 1950-er Jahren begannen einige palästinensische Autoren wie Aref al-Aref die Nakba in ihren Werken zu verwenden, während andere andere Worte vorzogen. In einer Arbeit von 1956 verwendete Haddsch Amin al-Husseini, der frühere Großmufti von Jerusalem, das Wort „al-Karitha“ (was Katastrophe/Desaster bedeutet), weil „al-Nakba“ einen Beiklang hatte, der das Schicksal der palästinensisch-arabischen Gesellschaft von 1948 als selbstverschuldet beinhaltete.

In den auf Constantine Zaryks Einführung von „al-Nakba“ ins palästinensische politische Lexikon folgende Jahrzehnten entwickelte sich der Begriff so, dass er auf ein Narrativ verwies, das sich ausschließlich auf die palästinensischen Araber konzentrierte (statt auf die größere arabische Nation) und allmählich begann alle Schuld am Verfall der palästinensisch-arabischen Gesellschaft dem Handeln Israels zuzuschreiben.

In den 1980-er Jahren bekam das Nakba-Narrativ einen bedeutenden Auftrieb mit dem Aufkommen der „neuen Historiker“, einer Gruppe aufstrebender israelischer Forscher, die die traditionelle zionistische Darstellung der Ereignisse von 1948 infrage stellten und die Schilderung der Israelis als gewalttätige Aggressoren und der Palästinenser als verzweifelte Opfer übernahmen.

2008 allerdings beklagte Benny Morris, der als der „Dekan“ der „neuen Historiker“ betrachtet wurde, die Tatsache, dass sein Werk dafür benutzt wurde das Nakba-Narrativ zu stützen. In einem Brief an die Irish Times behauptete Morris, dass die Ereignisse von 1948 viel nuancierter und komplexer waren als die grob vereinfachende Interpretation, die von diesem Narrativ vorgebracht wurde.

Selbst mit dem Vorteil, der durch das Aufkommen der „neuen Historiker“ in den 1980-er Jahren gewonnen wurde, würde das Nakba-Narrativ ohne die Ausrufung des Nakba-Tags durch Yassir Arafat 1998 nicht die Bekanntheit haben, die es heute hat.

Das Nakba-Narrativ nach 1998: Von Rand in den Mittelpunkt

Als Israel 1998 seinen 50. Unabhängigkeitstag beging, erklärte der Palästinenserführer Yassir Arafat den 15. Mai (den Tag nach Israels Unabhängigkeit) zum „Nakba-Tag“.

Als Teil seiner Verkündung erklärte Arafat, dass das ultimative Ziel die Rückkehr von Millionen palästinensischen Flüchtlingen und ihrer Nachkommen nach Israel sowie die Gründung eines „unabhängigen palästinensischen Staates in unserem Land“ sei.

Laut Beobachtern gibt es eine Reihe von Gründen, dass Arafat beschloss 1998 offiziell den 15. Mai zum Nakba-Tag erklärte:

  • Die Angst vieler alter Palästinenser, dass die Erinnerung an die Ereignisse von 1948 bei der jüngeren Generation 50 Jahre später verloren gehen könnte.
  • Den Wunsch ein Gegen-Narrativ zu dem zu bieten, das von Israel zu seinem 50. Geburtstag vorgestellt wurde.
  • 1998 war fünf Jahre nach den Oslo-Vereinbarungen, als Israel und die palästinensische Autonomiebehörde Endstatusverhandlungen beginnen sollten. Mit der Ausrufung des Nakba-Tags und der Betonung des Rückkehrrechts für palästinensische Flüchtlinge stellte sich Arafat auf die Seite der Hardliner in der palästinensischen Nationalbewegung und deutete seine Weiterung beim Thema der Flüchtlinge nachzugeben (was faktisch die Verhandlungen torpedierte, bevor sie überhaupt begannen).

Der erste Nakba-Tag wurde mit Gewalt begangen: Bei Zusammenstößen, von denen Israel sagt, dass die palästinensische Autonomiebehörde dazu ermutigte, wurden vier Palästinenser getötet und 71 verletzt.

Seitdem sind einige Nakba-Tage friedlich verlaufen, während andere gewalttätig und tödlich gewesen sind.

Ob ein Nakba-Tag relativ friedlich oder gewalttätige verläuft, hängt in der Regel von der vorherrschenden politischen Atmosphäre zu diesem Zeitpunkt ab. Zum Beispiel waren die Nakba-Tage von 1999 und 2000 relativ friedlich, aber der Nakba-Tag 2001, der erste, der während der Zweiten Intifada stattfand, war gekennzeichnet vom Tod von vier Palästinensern und einem Israeli.

Seit der Ausrufung des Nakba-Tags 1998 hat das Nakba-Narrativ sowohl in den israelischen als auch den palästinensischen Diskursen sowie auf der internationalen Bühne große Bedeutung gewonnen.

2001 wurde in Israel die arabische Jugendorganisation Baladna gegründet. Sie wirbt für ein Weltbild, das in diesem Narrativ durchdrungen ist und für das palästinensische Rückkehrrecht wirbt.

Genauso wurde 2020 die höchst politisierte israelische NGO Zochrot (Erinnern) gegründet. Zochrot will „das öffentliche Bewusstsein für die palästinensische Nakba sensibilisiere“ und wirbt für das palästinensische Rückkehrrecht. 2014 veröffentlichte Zochrot „iNakba“ als Smartphone-App, die Usern eine Landkarte und Fotos palästinensisch-arabischer Dörfer zeigt, die 1948 entvölkert wurden.

2007 genehmigte die israelische Bildungsministerin Yuli Tamir von der Arbeitspartei, dass ein Schulbuch, das Aspekte des Nakba-Narrativs beinhaltete, in den Lehrplan für arabisch-israelische Grundschüler aufgenommen wird. Das führte zu einer lautstarken Debatte in der Knesset.

Dann verabschiedete die Knesset 2011 einen Ergänzung zum Haushalt-Grundgesetz. Die Ergänzung erhielt den Spitznamen „Nakba-Gesetz“ und erlaubt der Regierung die Gelder für jede Organisation zu reduzieren, die Israels Unabhängigkeit als „Trauertag“ begeht.

Einer der ersten großen Vorfälle, bei denen das Nakba-Narrativ auf der internationalen Bühne anerkannt wurde, ereignete sich 2007, als UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon anlässlich des „Nakba-Tags“ sein Mitgefühl für PA-Präsident Mahmud Abbas übermittelte.

Seitdem gab es viele weitere Vorfälle des Nakba-Narrativs auf der internationalen Bühne, darunter:

  • Das Canadian Museum for Human Rights überlegte 2021 eine Sonderausstellung zur Nakba zu veranstalten.
  • Die Abgeordnete Rashida Tlaib brachte Mitte 2022 im Kongress die Gesetzesvorlage H. Res. 1123 „Anerkennung der Nakba und der Rechte der palästinensischen Flüchtlinge“ ein.
  • Das Streaming des Films „Farha“ auf Netflix Ende 2022. Der Film ist stark vom Nakba-Narrativ durchdrungen (einschließlich einer 15  Minuten dauernden Szene, die vorgibt ein israelisches Massaker zu schildern) und ist kritisiert worden, weil er historisch ungenau ist.
  • Der Beschluss der UNO-Vollversammlung im Mai 2023 eine Veranstaltung zum Gedenken an „den 75. Jahrestag der Nakba“ auszurichten.

Seit 1998 hat sich die Akzeptanz dieses Narrativs auch innerhalb westlicher akademischer Institutionen sowie in den globalen Medien verbreitet.

Dieser Trend ist mit Hilfe einer Suche in Bibliotheks-Katalogen und Nachrichtenarchiven leicht zu verfolgen.

Eine Suche im WorldCat-Katalog nach Bibliotheksmaterial zeigt, dass es vor 1998 nur drei englischsprachige Bücher gab, die den Begriff „Nakba“ in ihrem Titel führten. Seit 1998 ist diese Zahl auf über 100 in die Höhe geschossen.

Genauso zeigt eine Suche im Archiv der New York Times, dass der Begriff „Nakba“ von 1948 bis 1997 nur einmal in einem Artikel auftauchte. Seit 1998 ist er mehr als 200-mal in einer großen Anzahl von Artikeln erschienen.

Yassir Arafats Ausrufung des „Nakba-Tags“ 1998 hat eindeutig weitreichende Auswirkungen gehabt, nicht nur das Nakba-Narrativ innerhalb der palästinensischen Autonomiebehörde zu verfestigen, sondern es auch auf internationaler Bühne zu legitimieren und institutionalisieren.

Die jüdische Nakba: eine nicht beachtete Katastrophe

In den letzten Jahren haben sowohl Israel als auch jüdischer Leiter weltweit angefangen dem zu gedenken, was die „jüdische Nakba“ genannt wird.

Die „jüdische Nakba“ bezieht sich auf die Verfolgung und Vertreibung von 850.000 Juden aus ihren Heimen im Nahen Osten und Nordafrika. Sie erinnert auch an die jüdischen Gebiete im Land Israel, die 1948 durch arabische Streitkräfte entvölkert wurden.

Der Begriff „jüdische Nakba“ soll die historischen Darstellungen korrigieren, indem nachgewiesen wird, dass die palästinensischen Araber die einzigen Opfer der Ereignisse von 1948 seien sowie die Komplexität der Lage zu vermitteln, die mit Israels Unabhängigkeit entstand (im Gegensatz zur Schlichtheit des Nakba-Narrativs).

Es gibt aber auch Opposition gegen die Verwendung des Wortes „jüdische Nakba“, weil das den Gebrauch des Begriffs „Nakba“ legitimiert und zudem die Verfolgung der in den entlegenen arabischen und muslimischen Ländern lebenden Juden und der arabischen Weigerung und dem folgenden Einmarsch in den jüdischen Staat gleichzusetzen scheint.

Dennoch beweist die Tatsache, dass manche das Gefühl haben sie müssten die historische Darstellung korrigieren, indem sie auf die Terminologie des palästinensischen Narrativs zurückgreifen, wie erfolgreich und einflussreich die palästinensische Propagandamaschine während der letzten 25 Jahre in der westlichen Welt geworden ist.

Die israelische Unabhängigkeit – wie reagierte die Presse 1948?

4. Mai 2023

Chaim Lax, HonestReporting, 25. April 2023

Als am 14. Mai 1948 das britische Mandat Palästina zu Ende ging, versammelten sich politische Repräsentanten der jüdischen Gemeinschaft in Tel Aviv, um David Ben-Gurion zuzuhören, wie er die Gründung des Staates Israel und die Wiedereinrichtung jüdischer Unabhängigkeit im Land Israel nach fast 2.000 Jahren verkündete.

Bald nach der Unabhängigkeitserklärung marschierten fünf benachbarte arabische Armeen nach Israel ein und zwangen den entstehenden jüdischen Staat um sein Überleben zu kämpfen.

Wie reagierte die internationale Presse auf die Gründung des Staates Israel und den folgenden arabischen Einmarsch? Auf welche Aspekte der israelischen Unabhängigkeit konzentrierten sich die Nachrichten und welche Aspekte ignorierten sie?

Hier folgt, wie die globalen Medien in den Stunden und Tagen nach Ben-Gurions schicksalhafter Erklärung über die israelische Unabhängigkeit berichteten.

Die New York Times berichtet umfangreich über die israelische Unabhängigkeit

Am 15. Mai 1948 widmete die New York Times einen großen Teil der ersten drei Seiten der Zeitung dieses Tages der Berichterstattung über den entstehenden jüdischen Staat.

Dazu gehörte eine detaillierte Beschreibung der Unabhängigkeitserklärung, Berichte über den arabischen Einmarsch (einschließlich der Bombardierung von Tel Aviv) und der militärischen Zusammenstöße, Berichte über UNO-Debatten und Nachrichten über jüdische Feiern in Israel und den USA. Die Berichte verglichen die amerikanische Anerkennung des neuen jüdischen Staats und der britischen „Distanziertheit“ diesem gegenüber.

Zusätzlich beinhaltete Seite 2 der Zeitung dieses Tages eine vollständige englische Übersetzung der israelischen Unabhängigkeitserklärung.

Der Manchester Guardian konzentriert sich auf die britische Sicht

In seiner Berichterstattung zur israelischen Unabhängigkeit konzentrierte sich der Manchester Guardian (heute als The Guardian bekannt) auf die Unabhängigkeitszeremonie in Tel Aviv, den Abzug der britischen Streitkräfte und die Auswirkung, die der arabische Einmarsch auf die Grenzen entstehenden jüdischen Staat haben würde, wie sie im UNO-Teilungsplan von 1947 dargelegt wurden.

In seinem Leitartikel drückte der Guardian zurückhaltenden Optimismus bezüglich der Fähigkeit des neuen jüdischen Staats aus in den Gebieten unter seiner Zuständigkeit die Ordnung zu schaffen und warnte davor, dass Israel eine offensive militärische Haltung einnehmen könnte, die den Krieg mit seinen arabischen Nachbarn in die Länge ziehen würde.

Der Guardian reservierte seine scharfen Worte jedoch für das britische Mandat und die Kolonialbehörden, weil ihre vage und scheinheilige Politik gegenüber sowohl der lokalen jüdischen wie der arabischen Bevölkerung zum „unehrenhaften Ende“ des Mandats und dem Blutvergießen führte, das derzeit die Region heimsuchte.

UPI konzentriert sich auf Militär und Diplomatie

In ihrem Bericht zum 14. Mai erwähnte die Nachrichtenagentur United Press International (UPI) die Unabhängigkeitserklärung nebenher, während man sich stark auf die militärischen und diplomatischen Fronten konzentrierte.

Der UPI-Bericht drehte sich um die schweren Kämpfe in Jerusalem, israelische und arabische militärische Bewegungen in der gesamten Region und den Abzug der britischen Streitkräfte aus Palästina. Der Bericht erwähnte auch aktuelle amerikanische Versuche die israelische Unabhängigkeit hinauszuzögern.

Beachtenswert ist, dass aufgrund der Unmittelbarkeit des Berichts nicht erwähnt wurde, dass die USA den entstehenden jüdischen Staat anerkannte (was um Mitternacht des 15. Mai geschah), wobei der Bericht damit schloss, dass unbekannt war, welche Richtung die USA nach der israelischen Unabhängigkeit einschlagen würden.

Interessanterweise streute UPI einige religiöse Ansichten in dem Bericht ein, hielt fest: „Der jüdische Traum von fast 2.000 Jahren – ein eigener Staat – wurde war“ und schrieb, jüdische Streitkräfte stünden „von Dan bis Beer Sheva im Kampf mit arabischen Kriegern, den biblischen Grenzen des Heiligen Landes“.

Le Figaro fasst die Ereignisse des Tages prägnant zusammen

Einen Tag nach der Gründung Israels lieferte Le Figaro seinen Lesern eine knappe Zusammenfassung der Ereignisse vom 14. Mai.

Unter der Schlagzeile „Israel ist geboren“ konzentrierte sich die französische Tageszeitung auf drei wichtige Ereignisse des Vortages: Den Abzug der Briten aus dem Heiligen Land, die Gründung des jüdischen Staates (einschließlich Auszügen der Unabhängigkeitserklärung) und der Steigerung des Konflikts zwischen dem neugegründeten jüdischen Staat und seiner arabischen Nachbarn, insbesondere Ägyptens.

Le Figaro erwähnte nebenbei auch diplomatische Diskussionen bei den Vereinten Nationen über einen amerikanischen Vorschlag einen UNO-Vermittler in die Region zu schicken, um in dem sich verschärfenden Konflikt zu vermitteln.

Der Toronto Daily Star schätzt die Situation ein

Am 14. wie am 15. Mai brachte der Toronto Daily Star (heute als Toronto Star bekannt) mehrere unterschiedliche Artikel der Nachrichtenagenturen AP und UPI im Zusammenhang mit Israel auf seiner Titelseite.

Auf Seite 6 der Ausgabe vom 15. Mail lieferte der Daily Star seine eigene Ansicht zu den Nachrichten aus dem Nahen Osten unter der Schlagzeile „Die jüdische Republik Israel“.

Die kanadische Tageszeitung nannte die Gründung Israels „ein großes historisches Ereignis“ und fuhr dann mit einer Beurteilung der militärischen Stärke sowohl Israels als auch seiner arabischen Nachbarn  sowie einer kurzen historischen Zusammenfassung zur Region seit der Einrichtung des britischen Mandats 1923 fort.

Der Toronto Daily Star schloss seine Zusammenfassung mit einem Lob der Tugenden des Friedens und der Kooperation zwischen den jüdischen und arabischen Gemeinschaften.

Seite 6 der Ausgabe vom 15. Mai brachte auch eine fragwürdiges Editorial-Karikatur mit der Bildbeschreibung „Goliath übernimmt das Mandat“, die das Wort „Krieg“ auf seinem Schild aufgeprägt, der aggressiv über dem Wort „Palästina“ steht.

Der Daily Worker begrüßt die jüdische Eigenstaatlichkeit

Es mag nach heutigen politischen Standards überraschend sein, aber die Ausgabe der britischen kommunistischen Tageszeitung Daily Worker vom 15. Mai hielt fest, dass die Gründung Israels „von Freunden des Friedens und Fortschritts in aller Welt gefeiert wird … er wird von all denen begrüßt, die damit sympathisieren, dass das jüdische Volk seine eigene nationale Heimstatt gründet.“

Eine Woche später, in der Ausgabe vom 21. Mai, drückte der Daily Worker seine „wärmsten Grüße an den neuen jüdischen Staat Israel“ aus, „dessen Grundlage ein großer Schritt vorwärts zur Erfüllung der Selbstbestimmung der Völker Palästinas ist“.

Der Daily Worker ließ dem dann eine glühende Attacke auf die USA und Großbritannien folgen, weil diese – seiner Meinung nach – den arabischen Einmarsch in den entstehenden jüdischen Staat ermöglichten, bevor er – unter anderem – forderte, dass die britische Regierung Israel offiziell anerkennt.

Die palästinensischen Flüchtlinge: 1948 bis heute

16. März 2023

Chaim Lax, HonestReporting, 9. März 2023

In den Diskussionen über den Jahrzehnte andauernden arabisch-israelischen Konflikt ist eines der am heftigsten diskutierten Themen da der palästinensischen Flüchtlinge.

Selbst heute, fast acht Jahrzehnte nach dem palästinensischen Exodus, wird das Thema der Flüchtlinge weiter auf akademischen Konferenzen untersucht, in wissenschaftlichen Texten analysiert und von Mainstream-Medienorganisationen porträtiert.

Aber wie viel weiß der Durchschnittsmensch trotz der fortgesetzten Aufmerksamkeit, die den palästinensischen Flüchtlingen gegeben wird, von den Komplexitäten und Kontroversen rund um dieses Thema?

In diesem Text werden wir einen Blick auf die Herkunft der palästinensischen Flüchtlinge, ihre fortgesetzte Ausnutzung aus politischen Gründen und ihren einzigartigen Status gegenüber anderen Flüchtlingsbevölkerungen werfen.

Wer sind die palästinensischen Flüchtlinge?

Die palästinensischen Flüchtlinge sind palästinensische Araber, die von Ende 1947 und Anfang 1949 aus dem britischen Mandate Palästina/dem Staat Israel (freiwillig oder mit Zwang) evakuiert wurden.

Der palästinensische Exodus begann nach der UNO-Abstimmung zugunsten der Teilung am 29. November 1947, als die jüdische Gemeinschaft die Zweistaaten-Idee akzeptierte und die die arabische Welt sie gewalttätig ablehnte.

Diese erste Welle bestand in erster Linie aus wohlhabenden Palästinensern, die ihre Häuser in Erwartung einer gewalttätigen Konfrontation zwischen den jüdischen Einwohnern des britischen Mandats und der arabischen Mandatsbevölkerung sowie Arabern aus den umgebenden Staaten. Diese palästinensischen Araber nahmen an, dass die Juden rasch überwältigt würden und dass sie in der Lage sein würden nach einem schnellen arabischen sieg zurückzukehren.

Bis Januar 1948 nahm die Zahl der palästinensischen Araber, die in die benachbarten arabischen Länder flohen, so rapide zu, dass der palästinensische Hohe Arabische Rat forderte, diese Länder sollten ihre Grenzen verschließen, um den Strom der palästinensischen Emigranten einzudämmen.

Als das britische Mandat zu Ende ging und palästinensische Juden und palästinensische Araber um die Kontrolle der von den Briten verlassenen Gegenden kämpften, flohen immer mehr palästinensische Araber vor den Kämpfen, indem sie die Grenzen zu den benachbarten arabischen Ländern überquerten.

Vor der Unabhängigkeitserklärung am 14. Mai 1948 waren schätzungsweise 200.000 Araber aus dem britischen Mandat geflüchtet.

Nach der israelischen Unabhängigkeitserklärung und dem folgenden Unabhängigkeitskrieg verließen weitere 300.000 palästinensische Araber den entstehenden jüdischen Staat.

Am Ende des Krieges blieben etwa 160.000 palästinensische Araber innerhalb des neu gegründeten Staats Israel und erhielten die volle Staatsbürgerschaft.

Was verursachte die palästinensische Abwanderung?

Anders als manche glauben mögen, gab es keine Einzelursache für die Abwanderung der Palästinenser von 1947 bis 1949.

Das Folgende sind ein paar der Gründe dafür, dass palästinensische Araber in diesem Zeitraum ihre Häuser verließen:

  • Wie schon erwähnt, verließen ursprünglich einige palästinensische Araber ihre Häuser, um die anstehende gewalttätige Konfrontation zwischen den palästinensischen Arabern und den jüdischen Gemeinden zu vermeiden.
  • Einige palästinensische Araber flohen während der Kämpfe zwischen Arabern und jüdischen/israelischen Kräften aus ihren Dörfern.
  • Einige palästinensische Araber flohen auf Geheiß arabischer Militärführer, die ihre Rückkehr nach einem schnellen Sieg versprachen.
  • Einige palästinensische Araber flohen aus Angst davor als Verräter bezeichnet zu werden, wenn sie im entstehenden jüdischen Staat verbleiben würden.
  • Einige palästinensische Araber wurden von jüdischen/israelischen Kräften aus ihren Häusern gezwungen, was an ihrer Lage in militärisch strategischen Bereichen lag.

Wie viele Palästinenser flohen von 1947 bis 1949?

Aktuell gibt es keinen Konsens darüber, wie viele palästinensische Araber von 1947 bis 1949 aus der Region flohen.

Die geschätzte Zahl der ursprünglichen palästinensisch-arabischen Flüchtlinge reicht von 450.000 bis 500.000 (laut eines Berichts der UNO und israelischer Quellen) bis zu 750.000 (laut UNRWA), wobei einige sogar von mehr als einer Million reden.

Teil des Grundes, dass die Zahl der ursprünglichen palästinensischen Flüchtlinge nicht definitiv bekannt ist, besteht darin, dass einige jordanische und libanesische Einwohner als palästinensische Flüchtlinge registriert wurden, arabische Nomaden-Beduinen sich als Flüchtlinge registrieren ließen und einige Flüchtlinge mehr als einmal als Flüchtlinge registriert wurden, während sei von einem Flüchtlingslager zum nächsten zogen.

Die ewigen Flüchtlinge: Die politische Manipulation der palästinensischen Flüchtlinge

Die Schaffung der palästinensischen Flüchtlinge war kein einzigartiges Kapitel in der Weltgeschichte, wobei die späten 1940-er Jahre die Flucht und Vertreibung von Millionen Menschen in Indien/Pakistan, Osteuropa und China erlebten.

Was die palästinensischen Flüchtlinge von denen anderer Flüchtlingsbevölkerungen unterscheidet, ist, dass die Palästinenser bis heute ihre Flüchtlingsstatus beibehalten und ihnen nie erlaubt worden ist sich voll in die Nachbarländer zu integrieren, in die sie flohen.

Während des palästinensischen Abwanderung flohen zwei Drittel in die nahegelegene Westbank (unter jordanischer Kontrolle) und den Gazastreifen (unter ägyptischer Kontrolle), während der Rest in die benachbarten Länder Jordanien, Libanon und Syrien floh.

Diese gerade bei ihrem Versuch Israel zu vernichten besiegten arabischen Staaten betrachteten die palästinensischen Flüchtlinge als mächtiges politisches Mittel in ihrem Kampf gegen den entstehenden jüdischen Staat.

Heute, fast acht Jahrzehnte später, leben viele der Nachkommen dieser „Flüchtlinge“ in denselben Flüchtlingslagern leben und weiter denen als politische Mittel dienen, die Israels Vernichtung anstreben.

Genauso wird selbst heute Palästinenser in Syrien weder die Staatsbürgerschaft noch Stimmrechte gewährt werden, während denen im Libanon von viele Berufe verboten werden, keinen Zugang zu Gesundheitsdiensten und öffentliche Schulen haben und ihnen Landbesitz verboten ist.

Das einzige Land, das seiner palästinensischen Bevölkerung die Staatsbürgerschaft gab, war Jordanien, nachdem es 1949 die Westbank erobert.

Gleichzeitig mit der palästinensischen Abwanderung entwickelte sich eine jüdische Flüchtlingskrise im britischen Mandat/Staat Israel. Tausende Juden (Schätzungen reichen von 10.000 bis 70.000) flohen und wurden von arabischen Streitkräften aus jüdischen Gemeinden wie dem Etzion-Block, der Altstadt von Jerusalem und Beit Ha’Arava vertrieben, während hunderttausende Juden wegen Verfolgung in einer Vielzahlt nordafrikanischer und Nahost-Länder in den entstehenden jüdischen Staat flohen.

Diese jüdischen Flüchtlinge wurden allerdings von der israelischen Regierung rasch angesiedelt und wurden zu voll integrierten Bürgern.

Folglich entwickelten sich zwar zwei Flüchtlingsprobleme zum Ende des britischen Mandats und die Gründung, aber das jüdische Flüchtlingsproblem wurde von der neu gegründeten israelischen Regierung rasch gelöst, während die palästinensischen Flüchtlinge von ihrer politischen Führung und den Führungen ihrer arabischen Nachbarstaaten dazu verurteilt worden sind ewige Flüchtlinge zu bleiben, die in einem abenteuerlichen Kampf gegen den jüdischen Staat als politisches Druckmittel dienen.

Der einzigartige Status der palästinensischen Flüchtlinge

Im Dezember 1949 wurde von der UNO-Vollversammlung die United Nations Relief and Works Agency (UNRWA) als Mittel gegründet, mit dem den von der Gewalt während der letzten Tage des britischen Mandats und des israelischen Unabhängigkeitskriegs vertriebenen palästinensisch-arabischen und den jüdischen Flüchtlingen Dienstleistungen geboten werden sollten.

Allerdings hatte die israelische Regierung bis 1950 die volle Verantwortung für die jüdischen Flüchtlinge übernommen und die Aufmerksamkeit der UNRWA konzentrierte sich vollständig auf die palästinensisch-arabischen Flüchtlinge in der Westbank, dem Gazastreifen, Jordanien, Syrien und dem Libanon (einschließlich derer, di ein den Flüchtlingslagern lebten).

Nach Angaben der UNRWA wird ein palästinensischer Flüchtling als jemand definiert, der zwischen 1. Juni 1946 und 15. Mai 1948 (dem Tag nach der Gründung des Staates Israel) im britischen Mandat Palästina gelebt hatte und durch den Konflikt heimatlos geworden war.

Damit muss jemand, um Flüchtlingsstatus zu beanspruchen, nur eine kurze Zeit im britischen Mandat Palästina gelebt haben.

Zusätzlich gewährt diese Definition auch Flüchtlingen den Status, die nicht im Land waren, aber nicht in ihre Heime zurückkehren konnten.

Was die palästinensischen Flüchtlinge von den meisten andern Flüchtlingsbevölkerungen unterscheidet, sind die Sonderzuteilungen, die ihnen die UNRWA gewährt.

Für die meisten internationalen Flüchtlinge, deren Status vom UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) festgelegt wird, gilt der Flüchtlingsstatus für die heimatlose Person und kann auch den unmittelbaren Familienmitgliedern als Teil der „Familieneinheit“ gewährt werden.

Unter den Sonderregelungen, die den palästinensischen Flüchtlingen von der UNRWA-Resolutionen 1965 und 1982 gewährt wurden, wird hingegen den Nachkommen aller männlichen palästinensischen Flüchtlinge automatisch Flüchtlingsstatus gewährt. Das schließt Enkel (was unter dem UNHCR nicht gilt) und adoptierte Kinder ein.

Zusätzlich müssen die ursprünglichen Flüchtlinge nicht am Leben zu sein, damit ihren Nachkommen Flüchtlingsstatus verliehen wird. Diese Zuteilung gibt es beim UNHCR nicht.

Ein weiterer Unterschied zwischen palästinensischen Flüchtlingen und anderen Flüchtlingen ist der, dass der UNHCR nur die zulässt, denen keine Staatsbürgerschaft gewährt wurde oder die Rechte eines Staatsbürgers (selbst ohne Staatsbürgerschaft) gegeben wurden, an ihren Fluchtorten Flüchtlingsstatus geltend zu machen.

Das gibt es aber unter der Definition eines palästinensischen Flüchtlings der UNRWA nicht.

Damit wird ein in Jordanien mit jordanischer Staatsbürgerschaft lebender palästinensischer Flüchtling immer noch als palästinensischer Flüchtling betrachtet.

Und so behält ein palästinensischer Flüchtling, der unter der PA in der Westbank oder dem Gazastreifen lebt und nicht anders behandelt wird, als die Nichtflüchtlings-Bevölkerung, seinen Flüchtlingsstatus immer noch bei.

Dass 80% der registrierten palästinensischen Flüchtlinge im Gazastreifen, der Westbank und Jordanien leben, bedeutet, dass ein gewaltiger Anteil derer, die Flüchtlingsstatus beanspruchen, das nur unter der UNRWA tun können, nicht unter dem maßgebenden UNHCR.

Nach den Bemühungen von HonestReporting verkündete die amerikanische Regierung im Januar 2021, dass noch etwa 200.000 palästinensische Araber, die in den 1940-er Jahren heimatlos wurden, am Leben sind, weit weniger als die über fünf Millionen (!) palästinensischen Flüchtlinge, die UNRWA weiter mit mehr als einer Milliarde Dollar an internationalen Geldern unterstützt.

Die aufgeblasene Zahl der palästinensischen Flüchtlinge bereiten nur den Staaten Sorge, die derzeit die UNRWA finanzieren.

Da die Zukunft der palästinensischen Flüchtlinge eines der Themen ist, das laut Oslo-Vereinbarungen durch eine Endstatus-Vereinbarung gelöst werden soll, ist es wichtig, dass eine sichere Anzahl von Flüchtlingen festgestellt wird, damit es Verhandlungen in gutem Glauben zwischen Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde gibt.

UNRWAs Behauptung von mehr als fünf Millionen Flüchtlingen scheint die jüngste zynische Manipulation der Frage der palästinensischen Flüchtlinge und eine Bemühung zu sein die Sicherheit und Interessen des Staats Israel zu untergraben.

Die Westmauer: von antiken Steinen zum modernen Symbol

26. Januar 2023

Chaim Lax, HonestReporting, 19. Januar 2023

Wenn sie über die verschiedenen religiösen Stätten in der Altstadt von Jerusalem berichten, bezeichnen die internationalen Medien gelegentlich die Westmauer (auf Hebräisch: Kotel) fälschlich als „die heiligste Stätte des Judentums“.

Früher stellte HonestReporting diese Nachrichtemedien wegen dieses Fehlers zur Rede (siehe hier, hier und hier)  und wies darauf  hin, dass für das jüdische Volk der heiligste Ort in Wirklichkeit der angrenzende Tempelberg ist.

Wenn der Tempelberg der heiligste Ort des jüdischen Volks ist, warum gibt es ständige Verwirrung wegen der Westmauer? Und wenn sie nicht der heiligste Ort des Judentums ist, welche Bedeutung hat die Kotel dann heute?

In diesem Text werfen wir einen Blick auf die Geschichte der Westmauer sowie die wichtige Rolle, die sie im modernen Judentum spielt.

Die Westmauer: von den Römern zu den Osmanen

Im Jahr 20 v.Chr. unternahm König Herodes, der Herrscher Judäas, eine mutige archäologische Initiative: die Erweiterung des Tempelbergs.

Mit der Einebnung der Nordwestseite des Geländes und der Auffüllung von Teilen der umgebenden Täler verdoppelte König Herodes sie Fläche des Tempelbergs, womit er ihn von einem bescheidenen Ort der Verehrung in eine prachtvolles Meisterstück der Architektur machte.

Als Teil dieser Renovierungen wurde der Tempelberg an vier Seiten von Umfassungsmauern umgeben.

Als die Römer den Tempel im Jahr 70 n.Chr. zerstörten, blieben die Westmauer des Tempels, ließen sie auch die südliche und östliche Umfassungsmauer stehen. Die westliche Mauer des Tempelgebäudes wurde irgendwann vor dem siebten Jahrhundert zerstört

Nach der Zerstörung des Tempels und der Bar Kochba-Revolte (132-135 n.Chr.) verboten die Römer (und später die Byzantiner) den Juden die Stadt Jerusalem zu betreten. Während dieser Zeit beteten die Juden weiter auf dem Ölberg, der den Tempelberg überblickt, und an der südlichen und östlichen Umfassungsmauer, die als die Außenbezirke Jerusalems galten.

Zusätzlich wurde Juden erlaubt, einmal im Jahr, zu Tischa B’Av, einen Trauertag wegen der Zerstörung der jüdischen Tempel, auf den Tempelberg zu gehen.

Nach der muslimischen Eroberung Jerusalems im siebten Jahrhundert wurde Juden erlaubt in ihre heilige Stadt zurückzukehren und sie begannen an der westlichen Umfassungsmauer des Berges zu beten (nicht zu verwechseln mit der westlichen Tempelmauer). Diese Mauer ist die Westmauer, die wir heute kennen.

Mit Beginn des 10. Jahrhunderts gibt es eine Reihe historischer Berichte von Juden, die an der Westmauer beten. Zusätzlich gibt es Belege für eine Synagoge, die man als „Höhle“ kannte, die an der Mauer gebaut wurde und eines der wichtigsten Gebetshäuser  für die Juden Jerusalems war, bis sie von den Kreuzrittern am Ende des 11. Jahrhunderts zerstört wurde.

Während der Zeit der muslimischen Herrschaft vom 7. bis zum 16. Jahrhundert gab es unregelmäßig Zeiträume, in denen Juden in der Lage waren Jerusalem zu betreten und an der Westmauer zu beten sowie Zeiträume, in denen es Juden verboten war die heilige Stadt zu betreten.

Im 16. Jahrhundert gewann das osmanische Reich unter der Führung von Suleiman dem Prächtigen die Kontrolle über Jerusalem. Nach seiner Eroberung baute Suleiman die Mauern der Altstadt wieder auf und stellte den Felsendom wieder her.

Zusätzlich begrüßte Suleiman die Rückkehr der Juden nach Jerusalem und erkannt das Recht der Juden an der Westmauer zu beten an.

Nach einer Erdbeben-Katastrophe im Jahr 1546 räumte Suleiman den Schutt der zusammengebrochen Häuser aus dem Bereich, der der Mauer am nächsten lag und schaffte einen kleinen offenen Bereich (rund vier Meter breit und 28 Meter lang), damit die Juden dort beten konnten.

Vor der Einrichtung dieses Gebetsbereichs hatte Juden entlang der gesamten Westmauer gebetet, die sich tief ins muslimische Viertel erstreckte.

Abgesehen vom erleichterten Zugang zur Westmauer gab es drei weitere Gründe, warum die Mauer ein beliebter Gebetsort wurde, dass die südliche und östliche Umfassungsmauer des Tempelbergs in die neu gebauten Mauern der Altstadt eingebunden wurden, das Bevölkerungswachstum des jüdischen Viertels (das nahe an der Westmauer lag) und die Nähe der Westmauer zum Ort des Allerheiligsten auf dem Tempelberg.

Bis zum 16. Jahrhundert hatten die Juden aus verschiedenen religiösen und politischen Gründen aufgehört auf den Tempelberg zu gehen. Daher war statt am heiligsten Ort des Judentums zu beten, das Nächstbeste an der Stelle zu beten, die ihm am nächsten lag, also der Westmauer.

Während des 17. Jahrhunderts entwickelte sich jüdisches Gebet an der Mauer individuellem zu gemeinsamem Gebet.

Die Tscherkessen: Die muslimische Gemeinschaft, die für Israel kämpft

12. Januar 2023

Chaim Lax, HonestReporting, 29. Dezember 2022

Wer sind die Tscherkessen? Wie sieht die Geschichte der Gemeinschaft im Land Israel aus und wie die einzigartige Rolle, die sei im modernen Staat Israel spielen?

Ende Dezember 2022 ernannte die United Nations Word Tourism Organization 32 Dörfer weltweit zu „Touristen-Dörfern“, womit sie Örtlichkeiten hervorhob, die zu internationalem Tourismus einladen, während sie gleichzeitig lokale Traditionen und Bräuche erhalten.

Eines der 32 von der UNO angeführten Dörfer war Kfar Kama, ein Ort in Galiläa in Israel mit gerade etwas mehr 3.000 Einwohnern.

Anders als man annehmen sollte, ist Kfar Kama kein jüdischer oder arabischer Ort. Es ist nicht einmal ein Drusenort. Kfar Kama ist ein Tscherkessen-Ort, einer von nur  zwei im gesamten jüdischen Staat.

Es wird zwar viel über Israels jüdische Mehrheitsbevölkerung geschrieben, genauso über seine Minderheiten (wie die muslimischen Araber, die christlichen Araber und die Drusen), aber über die Tscherkessen ist wenig bekannt.

Vom Kaukasus nach Galiläa: Die Tscherkessen im Land Israel

Die Tscherkessen sind eine aus 12 Stämmen bestehende ethnische Gruppe aus dem nordwestlichen Kaukasus, an den Russland, die Türkei und der Iran grenzen.

Die Tscherkessen waren ursprünglich Heiden. Später konvertierten sie zum Christentum und dann um das 15. Jahrhundert zum sunnitischen Islam. Aber unabhängig von ihrer Religion folgen alle Tscherkessen einem Verhaltenskodex namens „Chabze“.

Infolge ihrer geografischen Lage waren die Tscherkessen im Lauf der Jahrhunderte einer Vielzahl an Einfällen Krieg führender Armeen ausgesetzt. Das führte zur Entwicklung einer disziplinierten Kriegerkultur bei den Tscherkessen.

Ende des 18. Jahrhundertes wollte das russische Reich das Heimatland der Tscherkessen annektieren und andere Bevölkerungen in die Gegend bringen. Das führte zu einem gewalttätigen Kampf zwischen Russen und den Tscherkessen, der fast 100 Jahre dauerte.

Gegen Ende dieses gewalttätigen Zeitraums, zwischen 1860 und 1864, brannten die Russen hunderte tscherkessischer Dörfer nieder und massakrierten mehr als eine Million Tscherkessen (mehr als 90% der tscherkessischen Bevölkerung).

Nach der Vernichtung der tscherkessischen Gemeinschaft wurden die überlebenden Tscherkessen aus ihrer Heimat ins Exil getrieben. Weil sie wegen ihrer moralischen Werte und Mut respektiert wurden, war eine große Zahl der überlebenden Tscherkessen im Osmanischen Reich willkommen.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gründeten die Tscherkessen drei Gemeinden in der Region Galiläa im nördlichen Israel. Kfar Kama wurde 1878 gegründet, Rihaniya wurde 1880 gegründet und eine dritte Gemeinde wurde bei Hadera gegründet, aber bald darauf nach einem Malaria-Ausbruch wieder aufgegeben.

Die Osmanen erlaubten den Tscherkessen sich in Galiläa niederzulassen, weil die Region unter Gesetzlosigkeit und Anarchie litt; Beduinen- und Drusen-Banden kontrollierten die Gegend und man glaubte, dass die Tscherkessen in der Lage sein könnten in der Region für etwas Ordnung zu sorgen. Letztlich waren sie erfolgreich und ebneten den Weg für jüdische Pioniere, die bald darauf in Galiläa Gemeinden gründeten.

Zur gleichen Zeit, als die Tscherkessen Gemeinden im Land Israel gründeten, gründeten sich auch Dörfer auf den Golanhöhen und im heutigen Jordanien. Tatsächlich wurde die moderne Stadt Amman, die Hauptstadt Jordaniens, im selben Zeitraum von tscherkessischen Flüchtlingen gegründet.

Nach dem Sechstage-Krieg zogen die Tscherkessen der Golanhöhen nach Damaskus und Aleppo, obwohl einige zurück in ihre Dörfer im Raum Quneitra auf den Golanhöhen, nachdem Israel 1974 aus diesem Bezirk abzog.

1948 entschieden sich die Tscherkessen für den entstehenden jüdischen Staat zu kämpfen und seitdem integrierten sie sich erfolgreich in die israelische Gesellschaft, während sie weiter ihre Traditionen und Bräuche beibehielten.

Die Tscherkessen im Staat Israel

Heute leben etwa 4.000 bis 5.000 Tscherkessen im Staat Israel, die überwiegende Mehrheit von ihnen lebt in Kfar Kama und Rihaniya.

Als Diaspora-Gemeinschaft, die sich darauf freut in ihre Heimat zurückzukehren, sprechen die Tscherkessen Zuhause ihre eigene Sprache (Adyghe), bewahren ihre traditionelle Kleidung, Musik und Tanz, befolgen ihren traditionellen Verhaltenskodex und heiraten im Allgemeinen nur untereinander (die Gemeinschaft hilft Treffen zwischen Tscherkessen aus Israel, Jordanien, der Türkei und Holland, um Ehepartner zu finden).

Die Tscherkessen begehen auch den 21. Mai als Trauertag für die von den Russen im russisch-tscherkessischen Krieg Massakrierten.

Die Tscherkessen behalten zwar ihre Traditionen und Bräuche bei, sind aber auch innig in die israelische Gesellschaft integriert. Ein Tscherkesse aus Kfar Kama erzählte dem israelischen Nachrichtensender i24 News: „Wir habe drei Hüte: tscherkessisch, muslimisch und israelisch.“

Die tscherkessischen und drusischen Gemeinschaften sind die einzigen nichtjüdischen Minderheiten, deren männliche Bevölkerung offiziell Wehrdienst in der IDF leistet.

Bis zum 10. Schuljahr lernen tscherkessiche Kinder in örtlichen Schulen, wo sie Adyghe, Hebräisch, Arabisch und Englisch lernen. Ab dem 10. Schuljahr besuchen tscherkessiche Schüler regional hebräischsprachige Oberschulen, was sie zu den „einzigen sunnitischen Muslimen der Welt macht, die auf Hebräisch lernen“.

Zusätzlich haben 80% in der jüngeren Generation der Tscherkessen Universitätsabschlüsse.

Ein weiterer Hinweis auf die Integration der Tscherkessen in die israelische Gesellschaft ist ihr Wahlverhalten.

Aufgrund der Wahlergebnisse in Kfar Kama und Rihaniya bei den Wahlen im November 2022 waren die beiden Top-Parteien Yair Lapids Yesch Atid (25%) und Benny Gantz‘ Partei der Nationalen Einheit (22%). Die beiden führenden arabischen Parteien (Hadasch-Taal und Raam) erhielten zusammen 215 der Stimmen in den tscherkessischen Gemeinden.

Obwohl die Gemeinschaft der Tscherkessen weniger als 1% der israelischen Bevölkerung stellen, haben sie einen unauslöschlichen Eindruck in der israelischen Gesellschaft hinterlassen.

Nach ihrem Wehrpflicht-Dienst haben einige Mitglieder der Tscherkessen-Gemeinschaft dann ihre weiteren beruflichen Karrieren als Offiziere im israelischen Militär gemacht. Andere sind in Israels boomendem Hightech-Sektor gegangen, arbeiten als Forscher und Wissenschaftler in der bio-medizinischen Industrie oder haben Erfolg in anderen Bereichen.

Im Bereich des Sports ist Bibras Natcho, ein Tscherkesse aus Kfar Kama, der Mannschaftskapitän der israelischen Fußball-Nationalmannschaft.

Damit ist eine ethnische und religiöse Minderheit im jüdischen Staat, die Gemeinschaft der Tscherkessen, in der Lage gewesen erfolgreich ihre Traditionen und Bräuche beizubehalten, während sie sie auch in die moderne israelische Gesellschaft integrieren.

Die Top-10-Operationen des Mossad

29. Dezember 2022

Chaim Lax, HonestReporting, 12. Dezember 2022

Der Mossad, Israels berühmter Spionagedienst, ist eines der effektivsten Mittel, die der jüdische Staat in seinem Verteidigungsarsenal hat.

Seit seiner Gründung ist der Staat Israel ständig unter existenzieller Bedrohung gestanden, umgeben von Feindstaaten, die aktiv seine Vernichtung anstreben, von internationalen Terrororganisationen ins Visier genommen und bedroht von anderen Nichtregierungs-Akteuren, die dem jüdischen Staat Schaden zufügen wollen.

Seit seiner Gründung 1949 hat der Mossad weltweit zahlreiche Operationen durchgeführt, um den jüdischen Staat vor denen zu beschützen, die seine Vernichtung anstreben.

Bekannt für seine wagemutigen operationellen Erfolge, sind hier die Top 10 der Geheimdienstoperationen des Mossad (in chronologischer Reihenfolge):

Hier steht der komplette Text

Die 5 besten Momente Israels in der UNO

29. September 2022

Chaim Lax, HonestReporting, 22. September 2022

Am Donnerstag sollte der israelische Premierminister Yair Lapid vor den versammelten Repräsentanten der Nationen der Welt auftreten und als Teil des Eröffnungstreffens der 77. Sitzung der UNO-Vollversammlung reden über Themen von entscheidender Wichtigkeit für den Jüdischen Staat reden.

Wenn Lapid ans Podium tritt, wird er sich einer Reihe langer und würdevoller Führungspolitiker und Repräsentanten anschließen, die vor der internationalen Gemeinschaft aufgetreten sind, um für Israel einzutreten sowie seine Bürger und ihr Recht auf Leben in Frieden und Sicherheit zu verteidigen.

Im Verlauf der letzten 75 Jahre sind eine Reihe mit Israel verbundene Momente in der UNO herausgestanden, sowohl wegen ihrer Wichtigkeit und ihres langfristigen Einflusses.

Die folgenden sind die fünf Top-Momente Israels bei den Vereinten Nationen (in chronologischer Reihenfolge):

1. Die Abstimmung zum Teilungsplan der UNO (1947)

Einer der wichtigsten Momente Israels in der UNO ereignete sich tatsächlich vor der Gründung des jüdischen Staates.

Im Februar 1947 kündigte die britische Regierung ihre Absicht an das britische Mandat für Palästina zu beenden, was die Frage der Zukunft des Landes an die UNO übergab.

Als Reaktion richtete die UNO das United Nations Special Committee on Palestine (UNSCOP – UNO-Sonderkomitee für Palästina) ein und beauftragte es damit eine Lösung für die Palästina-Frage zu finden.

Nach einem Treffen mit Repräsentanten der britischen Verwaltung, der jüdischen Gemeinschaft und der arabischen Gemeinschaft (trotz des offiziellen arabischen Boykottes des Komitees), empfahl die Mehrheit der UNSCOP-Mitglieder der UNO, dass das Land in einen jüdischen und einen arabischen Staat geteilt und Jerusalem zu einer internationalen Stadt werden sollte.

Obwohl der Vorschlag die Größe ihres Heimatlandes reduzierte, außerdem ihre heiligste Stadt unter internationale Verwaltung gebracht werden sollte, unterstützte die jüdische Gemeinschaft die Teilung in überwältigender Zahl. Die Mehrheit der arabischen Gemeinschaft lehnte sie ab.

Am 29. November 1947 wurde der Teilungsplan der UNO-Vollversammlung in ihrer Sitzung zur Abstimmung vorgelegt. Im verabschiedet zu werden, benötigte sie eine Zweidrittel-Mehrheit der Stimmen.

Nach zionistische Aktivisten im Vorlauf der Abstimmung unermüdlich Lobbyarbeit leisteten, wurde der Teilungsplan als Resolution 181 mit den Ja-Stimmen von 33 Ländern angenommen; 13 waren dagegen und 10 enthielten sich.

Obwohl der Teilungsplan nie umgesetzt wurde, betrachten ihn viele als das erste Mal, dass die internationale Gemeinschaft die Legitimität eines jüdischen Staates im Heimatland des jüdischen Volks akzeptierte.

2. Abba Ebans „historische“ Rede (1967)

Nach Israels mirakulösem Sieg über Ägypten, Syrien und Jordanien im Sechstage-Krieg hielt die UNO-Vollversammlung einen Dringlichkeitssitzung, um den Konflikt im Nahen Osten zu diskutieren. Angeführt von der Sowjetunion nutze eine Reihe von Ländern diese Sondersitzung dafür Israel wegen seines Verteidigungskriegs zu verurteilen und beschuldigten es sich kriegslüstern und Aggressiv zu verhalten.

Nach einer Rede des sowjetischen Premiers am 19. Juni 1967 trag Israels Botschafter bei der UNO, Abba Eban vor das Plenum, um auf die gegen den jüdischen Staat gerichteten Anschuldigungen zu antworten sowie Israels Handeln während des Krieges zu verteidigen.

Der für seine geschickte Redekunst und scharfen Witz bekannte Eban war bereit wegen der Rede gefeiert worden, die er am zweiten Tag des Krieges vor dem Sicherheitsrat hielt; diese war von einem Beobachter als „eine der größten diplomatischen Reden aller Zeiten“ beschrieben worden.

Am 19. Juni vertrat Eban einmal mehr Israels Fall vor der internationalen Gemeinschaft effektiv, indem er den kriegerischen Geist beschrieb, de Israels Feinde vor dem Krieg gepackt hatte, das Versagen der internationalen Gemeinschaft die Spannungen vor dem Krieg im nahen Osten und Jerusalems Hoffnung auf Ruhe und eine friedliche Zukunft zu reduzieren.

Abba Ebans wortgewandte Darstellung bei der Dringlichkeitssitzung der Vollversammlung war so inspirierend, dass sie später als Audio-Aufzeichnung mit dem Titel Abba Eban: His Memorable, Historic Speech of June 19, 1967 (Abba Eban: Seine denkwürdige historische Rede vom 19. Juni 1967) veröffentlicht wurde.

3. Israel vs. Yassir Arafat bei der Vollversammlung (1974)

Am 13. November 1974 wurde Yassir Arafat, der damalige Vorsitzende der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) eingeladen im Plenum der Vollversammlung zu sprechen, womit er der erste seit 1965 wurde, der kein Repräsentant einer Regierung, der das machte.

Gekleidet mit einer traditionellen Keffiyeh auf dem Kopf und einem Pistolenholster an der Hüfte beinhaltete Arafats 90-minütige Rede Anprangerungen Israels, forderte eine Einstaatenlösung und behauptete, der Zionismus sei eine Art imperialer Kolonialismus.

Arafats Ansprache wurde oft vom Applaus der Repräsentanten des Sowjetblocks, ostasiatischer Staaten und afrikanischer Länder unterbrochen.

Das Vermächtnis dieser Rede ist gewesen, dass die UNO der PLO Nichtstaaten-Beobachterstatus verlieh sowie die Bedeutung, die Arafats Schlusssatz gegeben wurde: „Ich komme zu Ihnen mit einem Olivenzweig in einer Hand und der Waffe eines Freiheitskämpfers in der anderen. Lassen Sie den Olivenzweig nicht aus meiner Hand fallen.“

Für Israel war Arafats Einladung zu den Vereinten Nationen ein Schlag ins Gesicht, weil die PLO damals vom jüdischen Staat als Terrororganisation betrachtete; Grund waren die Anschläge der PLO auf israelische Zivilisten und Infrastruktur, darunter ein versuchter Bombenanschlag auf die nationale Wasserversorgung, grenzübergreifende Überfälle und die Ermordung von 21 Schulkindern ein Jahr zuvor.

In Reaktion auf Arafats Rede trat Israels Botschafter bei der UNO Yosef Tekoah ans Podium und bezeichnete die PLO als „Mörder“ und „Agenten des Todes“.

Gegenüber den Delegationen, die in der Vollversammlung repräsentiert wurden, sprach Tekoah sogar noch offener; er erklärte: „Die Mörder von Sportlern bei den Olympischen Spielen in München, die Schlächter von Kindern in Ma’alot, die Ermordung von Diplomaten in Khartoum gehören nicht in die internationale Gemeinschaft.“

4. Der israelische Botschafter Chaim Herzog zerreißt die UNGA-Resolution 3379 (1975)

Weniger als ein Jahr nach Arafats Rede vor der UNO stimmte die Vollversammlung für Resolution 3379, die den Zionismus mit Rassismus gleichsetzte. Die Resolution, die vom Sowjetblock, den arabischen Staaten und einige afrikanischen Staaten unterstützt wurde, wurde mit 72 Stimmen dafür, 35 dagegen und 32 Enthaltungen verabschiedet.

Während eine Reihe Länder sich gegen die Resolution und ihre antisemitische Prägung aussprachen, wurde eine der überzeugensten Reden von Israels Botschafter bei der UNO – und zukünftigem israelischen Präsidenten – gehalten: Chaim Herzog.

Herzog begann seine Antwort damit, dass er festhielt, dass die Abstimmung zur Delegitimierung des jüdischen Staates auf den Jahrestag der Kristallnacht fiel und  tauchte dann tief in die Geschichte des Judentums, des Zionismus und des Antisemitismus ein.

Herzog wies auch auf die Integration der Araber in die israelische Gesellschaft hin, womit er bewies, dass die Behauptungen Lügen und Unwahrheiten waren.

Der Höhepunkt seiner Rede kam am Ende, als Herzog den versammelten Nationen ankündigte: „Für uns, das jüdische Volk, entbehrt diese Resolution, die auf Hass, Fälschung und Arroganz gründet, jeglicher Moral oder juristischen Wertes. Für uns, das jüdische Volk, ist das nicht mehr als ein Stück Papier und wir werden damit wie mit einem solchen umgehen“ – und dann zerriss er den Text der Resolution in zwei Hälften.

Die Resolution wurde 1991, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, schließlich widerrufen.

Chaim Herzogs glühende Rede im Namen des jüdischen Volks inspiriert und ermutigt weiterhin bis heute Verteidiger Israels und der Menschenrechte. Am 40. Jahrestag der Abstimmung veranstalteten sowohl die Knesset als auch die UNO selbst (!) Feiern, die Herzogs bewegender Worte gedachten.

5. Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu verwendet visuelle Hilfen, um vor dem Iran zu warnen (2009 bis 2018)

Als der am längsten dienende Premierminister Israels hatte Benjamin Netanyahu zahlreiche Gelegenheiten gehabt vor der UNO-Vollversammlung als Teil ihrer Eröffnungssitzung zu sprechen.

Ab 2009 nutzte Netanyahu das Podium der UNOGA, um die Welt vor der zunehmenden Bedrohung für Israel und die internationale Gemeinschaft durch den Iran zu warnen.

Ein Markenzeichen der Reden Netanyahus vor der UNO über den Iran bestand darin visuelle Hilfsmittel einzusetzen, um seine Punkte zu unterstreichen.

2009 hielt Netanyahu bei seiner Verurteilung des damaligen iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschads Holocaust-Leugnung vor den versammelten Nationen der Welt Originalkopien der Nazipläne für den Holocaust hoch und fragte rhetorisch: „Ist dieses Protokoll eine Lüge?“ Und: „Sind auch diese Pläne Lügen?“

2012 brachte Netanyahu eine Karikatur-artige Zeichnung einer Bombe mit und malte dann eine rote Linie darauf, die Israels „rote Linie“ für die Entwicklung von Atomwaffen durch die Islamische Republik symbolisierte.

2018 nutzte Netanyahu bei seiner Rede vor der Vollversammlung das Bild einer geheimen iranischen Atomanlage, eine Landkarte von Hisbollah-Standorten in Beirut und als Landkarte der Atomanlagen des Iran, um sein Argument über die Bedrohung durch die Islamische Republik und ihre regionalen Stellvertreter zu verdeutlichen.

Wenn auch ohne visuelle Hilfe, so nutzte Netanyahu bei seiner Rede 2015 dramatische Redekunst vor der Vollversammlung. Nachdem er die internationale Gemeinschaft wegen ihres „ohrenbetäubenden Schweigens“ angesichts der iranische Bedrohung Israels und des jüdischen Volks heftig tadelte, starrte Netanyahu die versammelten Delegierten 45 Sekunden lang schweigend an.

Eine Waffenstillstandslinie ist keine Grenze eines Palästinenserstaates: Widerlegung des Mythos der Grünen Linie

8. September 2022

Chaim Lax, HonestReporting, 31.August 2022

In einem Meinungs-Artikel für die Washington Post verwies der bekannte israelische Aktivist und Journalist Gershom Gorenberg häufig auf die Grüne Linie als „Israels „Grenze“. Gorenberg ist weit davon entfernt der einzige zu sein, der die Linie, die Israel 1948 bis 1967 von seinen arabischen Nachbarn trennte, als „Grenze“ zu bezeichnen (siehe hier und hier). Selbst die Europäische Union verweist in ihren Bestimmungen dafür, welche israelischen Einheiten EU-Gelder qualiziert sind, auf Israels „Grenzen von vor 1967“.

Der Begriff „Grenze“ ist jedoch eine Fehlbenennung, weil er eine vereinbarte dauerhafter Grenzziehung zwischen zwei souveränen Einheiten bezeichnet.

In Wirklichkeit ergab sich die Gründe Linie als Ergebnis einer Waffenstillstandsvereinbarung zwischen den Israelischen Verteidigungskräften (IDF) und arabischen Armee am Ende des Unabhängigkeitskriegs von 1948.

In diesem Text werden wir einen Blick auf die Geschichte der Grünen Linie, ihren Status nach dem Sechstage-Krieg 1967 und darauf werfen, was das für zukünftige Friedensverhandlungen zwischen Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde (PA) bedeutet.

Die Herkunft der Grünen Linie

Als der Unabhängigkeitskrieg Anfang 1949 zu Ende ging, traten Israel und seine kriegerischen Nachbarn (Ägypten, Jordanien, Syrien und der Libanon) in Waffenstillstandsgespräche ein, ein Versuch die Feindseligkeiten zu beenden und Waffenstillstands-Vereinbarungen einzuführen.

Von Februar bis Juli 1949 arbeitet Israel Waffenstillstandsvereinbarungen mit jedem seiner Nachbarn aus. Als Teil dieser Vereinbarungen wurden Waffenstillstandslinien festgelegt, die das Territorium abgrenzte, das israelische Militärkräfte von den bewaffneten Kräften seiner benachbarten arabischen Länder trennte.

Aufgrund der nachdrücklichen Forderung Ägyptens, Jordaniens und Syriens während der Waffenstillstandsverhandlungen beinhaltet jede dieser Vereinbarungen Klauseln, die unmissverständlich erklären, dass diese Linien keine offiziellen Grenzen sind und keinerlei zukünftige territoriale Ansprüche irgendeines Landes beeinträchtigen.

Die Waffenstillstandsvereinbarung, die zwischen Israel und Jordanien erzielt wurde, erklärt: „Den Demarkationslinien des Waffenstillstands … ist von den Parteien zugestimmt worden, ohne das damit zukünftige territoriale Vergleiche oder Grenzlinien oder Ansprüche einer der Parteien dazu beeinträchtigt werden.“

Er erklärt zudem, dass die Vereinbarung „ausschließlich von militärischen Überlegungen diktiert ist“ und keine Auswirkungen auf eine zukünftige Friedensregelung haben wird.

Gleichermaßen heißt es im Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und Ägypten: „Die Demarkationslinien des Waffenstillstands werden in keiner Weise als politische oder territoriale Grenzen gedeutet.“

Diese Interpretation der Waffenstillstandsvereinbarungen von 1949 wurde vom früheren Vizepräsidenten des Internationalen Strafgerichtshofs, Stephan Schwebel, bestätigt, der in Justice in International Law schrieb: „Die Waffenstillstandsabmkommen von 1949 bewahren ausdrücklich die territorialen Ansprüche aller Parteien und behaupten nicht endgültige Grenzen zwischen ihnen festzulegen.“

Damit sieht man, dass die Grüne Linie nie als offizielle Grenze gedacht war und einzig den Waffenstillstand zwischen Israel und seinen Nachbarn kennzeichnete, bis ein ordnungsgemäßes Friedensabkommen erreicht würde.

Trotzdem sollte die Grüne Linie die nächsten 18 Jahre, ohne dass eine Friedensregelung in Sicht war, als Trennungslinie zwischen den Israelischen Verteidigungskräften und den Militärs seiner umgebenden arabischen Nachbarn bestehen bleiben.

Resolution 242 des Sicherheitsrats: Die Grüne Linie nach dem Sechstage-Krieg

Am 5. Juni 1967 begann Israel nach einer Reihe von Ägypten begangener Kriegsakte einen Präventivschlag gegen das Land. Dem folgte bald schwerer Beschuss israelischer Streitkräfte wie zivilen Zentren durch Jordanien (obwohl Israel an Jordanien appelliert hatte sich aus dem Krieg herauszuhalten).

Aus sechs Tagen intensiver Kämpfe ging Israel siegreich hervor; es übernahm die Kontrolle über die Wüste Sinai, den Gazastreifen, die Golanhöhen, die Westbank und Ostjerusalem.

Sobald der Sechstage-Krieg endete, wurde die Grüne Linie praktisch nicht weiter existent, weil sie die Realität vor Ort nicht mehr wiedergab.

Am 22. November 1967 verabschiedete der UNO-Sicherheitsrat im Nachgang die Resolution 242. Unter anderem rief die Resolution Israel auf sich „aus in dem jüngsten Konflikt besetzten Gebieten zurückzuziehen“ und dass alle involvierten Länder „in Frieden und sicheren und anerkannten Grenzen leben“ sollten.

Obwohl manche diese Resolution so interpretieren, dass sie von Israel fordere auf die Grüne Linie zurückzukehren, war das nie ihre ursprüngliche Absicht.

In einem 1974 gegebenen Interview erklärte Lord Caradon, der britische Botschafter bei der UNO, der die Resolution 242 vorlegte, dass sie nicht zur Rückkehr auf die Grüne Linie aufruft, denn „es wäre falsch gewesen zu fordern, dass Israel auf seine Positionen vom 4. Juni 1967 zruückkehrt, weil diese Positionen nicht erstrebenswert war und künstlich waren … sie waren lediglich Waffenstillstandslinien.“

Das wurde zusätzlich von Arthur Goldberg bestätigt, dem US-Botschafter bei der UNO, der half die Resolution 242 zu formulieren; er hielt fest, dass die Resolution „das Ausmaß des Rückzugs“ nicht festlegt.

Tatsächlich versuchte die Sowjetunion zwei Tage vor der Annahme der Resolution 242 eine Resolution durchzubringen, die von Israel den Rückzug auf die Grüne Linie verlangt hätte. Dieser Vorschlag wurde rundheraus abgelehnt.

Damit betrachtet die Resolution 242 des UNO-Sicherheitsrats entgegen populärer Überzeugung die Grüne Linie nicht als wichtig und verlangt von Israel keineswegs den Rückzug auf die Waffenstillstandslinien von 1949.

Der Grund, dass Israel nicht verpflichtet wurde sich auf die Grüne Linie zurückzuziehen, lautete, dass diese Waffenstillstandslinien in Übereinstimmung mit Resolution 242 keine „sicheren Grenzen“ darstellen würden. Sollte Israel zur Grünen Linie zurückkehren, wäre die überwiegende Mehrheit ihrer zivilen Zentren unter direkter Bedrohung sowohl aus der Westbank als auch dem Gazastreifen stehen.

An seiner engsten Stelle wäre Israel zwischen Mittelmeer und seiner östlichen Grenze nur 16km breit.

Dass diese Waffenstillstandslinien, die umgangssprachlich als die „Auschwitz-Linien“ bezeichnet worden sind, nicht zu verteidigen waren, wurde von US-Präsident Lyndon Johnson im Juni 1967 festgehalten, als er sagte, ein israelischer Rückzug auf die Grüne Line wäre ein Rezept für „erneute Feindseligkeiten“.

Johnsons Kommentare wurden vom US-Generalstab in einem Telegramm bestätigt, in dem es hieß: „Von einem strikt militärischen Standpunkt aus müssten Israel einiges des eroberten Territoriums behalten, um militärisch sich zu verteidigende Grenzen zu verschaffen.“

Die Grüne Linie in zukünftigen Verhandlungen

Obwohl sie seit 1967 erloschen ist, glauben manche, die Grüne Linie werde die Grundlage einer zukünftigen Verhandlungslösung zwischen Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde sein.

Wie schon festgehalten, würde ein Friedensplan, der die Grüne Linie zu Israel dauerhafter Grenze macht, dazu führen, dass der jüdische Staat praktisch nicht zu verteidigen ist.

Aus diesem Grund erklärte Premierminister Yitzhak Rabin 1995: „Die Grenze des Staates Israel … wird jenseits der Linien liegen, die vor dem Sechstage-Krieg bestanden.“§

Selbst währen seiner Verhandlungen mit Yassir Arafat im Jahr 2000, die weitreichende Zugeständnisse seitens Israels vorsahen, hatte Premierminister Ehud Barak nie vor einen vollen israelischen Rückzug auf die Grüne Linie vorzunehmen.

Gleichermaßen erklärte ein Brief von Premierminister Ariel Sharon an US-Präsident George W. Bush aus dem Jahr 2004: „Es ist unrealistische zu erwarten, dass der Ausgang von Endstatus-Verhandlungen ein voller und kompletter Rückzug auf die Waffenstillstandslinien von 1949 sein wird, und alle bisherigen Versuche eine Zweistaatenlösung auszuhandeln haben zu demselben Schluss geführt.“

Dieser Brief wurde später von US-Repräsentantenhaus in Resolution 460 bestätigt, dem der Senat beipflichtete.

Zu guter Letzt: Als Israel den Bau der Sicherheitsbarriere begann, um während der zweiten Intifada die Zahl der palästinensischen Terroranschläge auf israelische Zivilisten zu reduzieren, machte Ariel Sharon deutlich, dass diese zwar weitgehend die Grüne Linie als Grundlage hatte (obwohl einige sich nach Osten und Westen der Waffenstillstandslinie erstreckte), die Sicherheitsbarreir eaber keine politische Realität spiegelt; sie war einzig dazu gedacht israelischen Zivilisten Schutz zu bieten.

Wie aus der Analyse oben zu erkennen ist, war die Grüne Linie nie dazu gedacht eine permanente Grenze zwischen Israel und seinen Nachbarn zu sein. Stattdessen sollte sie vorübergehend die Stellungen der IDF und der anderen Militärs markieren, die an Israels Unabhängigkeitskrieg beteiligt waren.

Im Gegensatz zum Narrativ, das von großen Medien wie der Washington Post verbreitet werdne, war die Grüne Linie niemals eine dauerhafte Grenze.

Und keine israelische Regierung, wo immer sie im  politischen Spektrum stehen mag, wird zulassen, dass das, das einst eine Waffenstillstandslinie war, zu einer dauerhaften Grenze werden wird.

5 EU-Länder, die im Glashaus sitzen

25. August 2022

Dr. Efraim Zuroff, HonestReporting, 15. August 2022

Russland zu beschuldigen, es schreibe wegen seiner aktuellen Propaganda die Geschichte des Holocaust um, ist fair – aber nicht, wenn man den Holocaust für eigene Zwecke immer schöngefärbt hat.

Vor mehreren Tagen war ich schockiert zu erfahren, dass fünf Staatsoberhäupter aus Litauen, Rumänien, Estland, Lettland und Polen, alles postkommunistische Länder Osteuropas, die Führung der Europäischen Union ersucht hatten die Bemühungen zu intensivieren „die geschichtliche Erinnerung zu erhalten“. Das richtete sich an die Präsidenten des Europarats, der Europäischen Kommission und den tschechischen Premierminister, der aktuell die rotierender EU-Präsidentschaft innehat.

In Ponary mitgemacht: Litauische Kollaborateure bewachen Juden vor ihrer Exekution in Ponary, Litauern, Juni/Juli 1941. YIVO Institute for Jewish Research, New York

Die letzen drei Jahrzehnte seit ihrem Übergang zur Demokratie haben diese Länder sich in grober Verzerrung ihrer eigenen jeweiligen Geschichte des Holocaust überboten. Dennoch behauptet das Quintett der Staatsführer jetzt, dass der Kreml „danach strebt die Geschichte umzuschreiben und sie dafür zu nutzen ihre Aggression gegen souveräne Staaten zu rechtfertigen.“ Daher drängen sie die EU-Gremien, sie mögen eine Führungsrolle beim „Erhalt der historischen Erinnerung und Abhalten des russischen Regimes von der Manipulation historischer Fakten“ übernehmen. Sie behaupten, diese Sorge „ist insbesondere angesichts Russlands intensiver Verwendung der Geschichte für Propagandazwecke im Kontext des Krieges in der Ukraine relevant.“

Diese Staatsoberhäupter wissen, wie man mit diesem Problem des Umschreibens von Geschichte umgeht. Sie empfahlen, die folgenden vier Schritte als Mittel für Korrekturmaßnahmen zu übernehmen:

  • Förderung von „Europäischen Gedenk-Narrativen in der gesamten EU“ über nationale Bildungsprogramme;
  • in Brüssel den Opfern totalitärer Regime ngemessene politische und finanzielle Unterstützung stellen;
  • den Kampf gegen Desinformation intensivieren.
Rumäniens einheimischer Holocaust. In den letzten Tagen des Jahre 1941 massakrierte die rumänische Obrigkeit 40.000 Juden in einem Kapitel des Völkermords, bei dem 420.000 Juden am hellichten Tag mit Hilfe von Kollaborateuren getötet wurden.

Diese Schritte stellen einen erneuerten Versuch dar ein gefälschtes historisches Narrativ als das „genaue/universell akzeptierte“ Narrativ des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust zu etablieren. Weil sie von diesen Ländern kommt, ist die Erklärung besonders ironisch: „Ohne eine genaue, ehrliche und umfassende Auswertung der Vergangenheit werden wir nicht in der Lage sein in der Zukunft effektiv Verbrechen auf unserem Kontinent zu verhindern oder die aktuellen in der Ukraine zu untersuchen.“

Abschlachtung in Bucharest. Das Pogrom in Bucharest vom 23. Januar 1941 wurde von Rumäniens Eiserner Garde initiiert, die nach dem Vorbild der Braunhemden in Deutschland geformt wurden. Das rumänische Pogrom, das seinem Versprechen gerecht wurde „rabbinische Aggression gegen die christlische Welt“ zu besiegen, dauerte drei Tage, während der Thora-Rollen in Synagogen geschändet und 127 Juden ermordet wurden (lizenzfrei)

Jedes dieser Länder hat sein eigenes gefälschtes Narrativ der Ereignisse der Schoah angefertigt, das die höchst signifikante Rolle entweder extrem bagatellisiert oder völlig auslöscht, die ihre eigenen lokalen Nazi-Kollaborateure spielten. Es muss festgehalten werden, dass Kollaboration mit den Nazis nur in Osteuropa die Teilnahme an systematischen Massenmorden an Juden beinhaltete. Keiner davon ist bereit das volle Ausmaß und die Bedeutung ihrer Komplizenschaft und Schuld einzugestehen.

Es gibt natürlich keine Zweifel, dass die Russen die Geschichte manipulieren, um den Einmarsch in die Ukraine zu rechtfertigen. Trotzdem ist ein Appell dieser Staatschefs die „historische Erinnerung zu bewahren“ die Höhe der Scheinheiligkeit und Chuzpe. Bevor sie an die EU Forderungen stellen, sollten sie anfangen Zuhause zu praktizieren, was sie predigen.

Estnische Mittäterschaft an Massenmord. Eine Hinrichtungsstätte, an der Mitglieder der Einsatzgruppe A und estnische Kollaborateure im September 1941 einen Massenexekution an Juden ausführten. Kalevi Liiva, Estland, nach dem September 1944. (DIZ München GMBH, Süddeutscher Verlag Bilderdienst)

Mit der Ausnahme eines Falls in Polen ist in keinem dieser Länder seit der Unabhängigkeit auch nur ein einziger Holocaust-Täter verurteilt oder bestraft worden. Sie zögern jüdisches Eigentum zurückzugeben und Überlebende zu entschädigen. Kurz gesagt: Sie haben total versagt sich ihren Verbrechen zu stellen und sie haben im Umgang mit jedem Aspekt mit der Schoah versagt.

Beunruhigende Leugnung in Polens Gesetz zum „Nationalem Gedenken“. Deutsche Ordnungspolizei mit Unterstützung der Blauen Polizei (polnische Polizei im Zweiten Weltkrieg) 1941 in Krakau. Wikicommons/ Bundesarchiv.

Tatsächlich hat man in den baltischen Ländern antikommunistische Kämpfer verklärt, selbst wenn sie Holocaust-Täter waren. Zu diesen Persönlichkeiten gehören an der Ermordung von Juden aktiv Beteiligte, so unter anderem die Litauer Jonas Noreika und Juozas Krikstaponis sowie die Letten Herberts Cukurs, Woldemar Veiss und Wilis Tunkelis. Sie propagieren weiter die Falschmeldung der Gleichwertigkeit von kommunistischen und Nazi-Verbrechen.

Killer an der Küste. Mitglieder der lettischen Selbstverteidigungseinheit sammeln eine Gruppe jüdischer Frauen zu Exekution am Strand bei Liepāja, 15. Dezember 1941.

Brüssel sollte daher Druck auf diese Länder ausüben, dass sie anfangen die Wahrheit über den Holocaust und die von lokalen Kollaborateuren in ihren eigenen Ländern gespielte Rolle zu erzählen und zu lehren, statt den Forderungen der Fünf nachzukommen.

Das jüdische Volk hat zwei grundlegende Narrative zu unserer Geschichte im 20. Jahrhundert: das zionistische Narrativ unserer Rückkehr nach Eretz Yisrael, das Land Israel, und die Chronik des Holocaust. Wenn die Palästinenser Ersteres leugnen, antworten wir vehement, aber Israel hat es versäumt entschlossen auf die osteuropäischen Verzerrungen zum Holocaust zu reagieren, die im Angebot sind, seit diese Länder unabhängig wurden. Der Brief des Quintetts sollte auch ein Weckruf für Israel sein.

„Ich dachte, wir waren Freunde“ – bis sie unsere Mörder wurden (Zum Ansehen bitte auf die Beschreibung klicken).

Von Hitler und Stalin zu Putin und Raisi: Warum das Herunterspielen des Bösen durch die Medien so gefährlich ist.

11. August 2022

Gil Hoffman, HonestReporting, 21. Juli 2022

In ihrem neuen Buch „The Newspaper Axis“ (University of California) schreibt Davis-Geschichtsprofessorin Kathryn S. Olmsted, dass viele amerikanische und britische Zeitungen es versäumten, den Aufstieg Adolf Hitlers in den 1930-er Jahren ernst zu nehmen.

Olmsted beschuldigte sechs der mächtigsten englischsprachigen Verlage der Ära des Zweiten Weltkriegs, aktiv „Hitler ermöglicht“ und ihren Einfluss genutzt zu haben ihn herunterzuspielen und sogar seinen Aufstieg zu fördern. Sie schrieb, dass William Randolph Hearst, dem 28 Zeitungen und eine Nachrichtenagentur gehörten, Hitler und seinen Stellvertreter Hermann Göring bezahlte, um Propaganda für seine Zeitungen zu schreiben.

Einer der Gründe, die sie anführt, war die Unterstützung des Isolationismus und die amerikanische Angst vor dem Verlust an Leben, sollten die USA in einen Krieg in Europa verwickelt werden. Darüber hinaus war die redaktionelle Entscheidung dieser Zeitungsachse von der Gegnerschaft zum langjährigen Präsidenten Franklin Delano Roosevelt angetrieben.

Olmsted hält auch einen weitere Faktor fest: den Antisemitismus der Herausgeber der Zeitung.

„Sie machten sich Verschwörungstheorien zu jüdischer Einflussnahme auf die Regierung zu eigen und glaubten, die Juden selbst seien für den Antisemitismus verantwortlich zu machen“, erklärt eine Rezension der Washington Post zu „The Newspaper Axis“ und fügte hinzu: „Daher hatten sie wenig Verständnis dafür, dass die europäischen Juden durch Hitlers Hand litten und sie hatten den Verdacht, dass amerikanische Juden planten die Nation in einen Krieg zu zwingen – eine Unterstellung, die regelmäßig in ihren Leitartikeln auftauchten.“

Es ist kein Wunder, dass sogar der Molotow-Ribbentrop-Pakt vom August 1939, der es Berlin und Moskau ermöglichte Polen untereinander aufzuteilen und der Dreierpakt vom September 1940 zwischen Deutschland, Italien und Japan die Welt nicht aufweckte.

Das im Iran zur Schau gestellte Böse: Wo bleibt die Nachrichten-Berichterstattung?

Diese Woche, als der russische Präsident Wladimir Putin beschloss die Islamische Republik Iran als ersten Zielort für seine erste Auslandsreise außerhalb der ehemaligen Sowjetunion seit seinem Einmarsch in die Ukraine im Februar auszuwählen, machte er eine Pause von den Angriffen auf Zivilisten in der Ukraine, um ein Land zu besuchen, das an zahlreichenFronten kämpft, das regelmäßig Terroranschläge gegen Israel und den Jemen sponsert und Raketen auf ein amerikanisches Konsulat im nordirakischen Erbil schoss.

Haben die führenden Medienorganisationen der Welt es denn diesmal gut gemacht?

Die globale Nachrichtenagentur Reuters berichtete: „Ein aufkeimendes  Werben zwischen Russland und dem Iran ist eine unwillkommene Entwicklung für den Westen, die die USA mit Sorge beobachten wird, aber das ist noch längst keine geopolitische Veränderung.“

Die Wahrheit ist viel schlimmer, als die Art, wie Reuters das darstellt. Diese unheilige Allianz zwischen Moskau und Teheran gefährdet die gesamte Welt und wenn nicht bald gehandelt wird, könnte man sich an das Treffen später als an den charakterisierenden Augenblick im Versagen der internationalen Gemeinschaft die Welt sicher zu halten erinnern.

Derweil berichtete The Associated Press (AP), eine Nachrichtenagentur mit mehr als 130.000 Kunden, Putin habe die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran gefordert, um eine „freie Entwicklung der Kooperation in allen Bereichen und ohne jegliche Diskriminierung“ zu gestatten.

„Vom Westen und seinen regionalen Rivalen in die Ecke gedrängt, hat die iranische Regierung die Urananreicherung intensiviert, ist hart gegen Dissens vorgegangen und macht Schlagzeilen mit optimistischen, unnachgiebigen Haltungen, die die iranische Währung Rial vor dem Absturz bewahren sollen“, hieß es in dem AP-Bericht. Er geht weiter: „Ohne eine Befreiung von den Sanktionen in Sicht ist die taktische Partnerschaft mit Russland zu einer des Überlebens geworden, während es so scheint, dass Moskau Teheran beim Schwarzmarkt-Ölhandel unterbietet.“

Das Framing und die Formulierung dieses Artikels löst Mitgefühl für den Iran aus und ganz so wie Reuters macht er den Westen zum eigentlichen Bösewicht.

In einem Text der New York Times, der sich auf Putin und den Iran als „gemeinsam Ausgestoßene“ bezieht, wird Israel nur einmal erwähnt – in einer Erklärung, warum Putin seine Beziehungen zum Iran nicht früher vertiefte.

Dass der Iran, unterstützt von Putin, Atomwaffen anstrebt und dabei beträchtliche Fortschritte macht, wird gar nicht erwähnt.

Ähnlich berichtete CNN, dass der iranische Präsident Ebrahim Raisi bei seinem Treffen mit Putin ein erhebliches Engagement für Sicherheitskooperation zwischen den beiden Ländern bejubelte; er sagte, die beiden Staaten hätten „gute Erfahrungen“ bei der Bekämpfung von Terrorismus.

Warum wird nicht erwähnt, dass der Iran der Top-Terrorsponsor der Welt ist? Vom Iran finanzierte Gruppen, darunter Hamas und Hisbollah, werden sowohl von den USA als auch der Europäischen Union als Terrororganisationen eingestuft.

Schließlich berichtete die weltweit tätige französische Nachrichtenagentur AFP in einem unkritischen Artikel, der als Posse hätte missverstanden werden können: „Teheran versicherte am Mittwoch, dass seine Atompolitik sich nicht verändert hat und dass es weiterhin an einer Fatwa festhält, die Massenvernichtungswaffen verbietet, nachdem ein offizieller Vertreter des Iran sagte, das Land sei in der Lage Atombomben zu bauen.“

Zu wenig berichtet: Die Verbindung zwischen Putins Iran-Besuch und Bidens Nahost-Reise

Zu Putins Iran-Besuch ist entscheidender Kontext ausgelassen worden, was ein durchsichtiger Versuch war US-Präsident Joe Bidens im Fokus der Öffentlichkeit stehender Reise bei Feinden der Islamischen Republik etwas entgegenzusetzen: Israel und Saudi-Arabien.

Während seiner Reise in den Nahen Osten bestätigte der Präsident die starke Allianz zwischen Amerika und dem jüdischen Staat und versuchte die Beziehungen zu den Saudis zu reparieren.

In krassem Gegensatz zu Putins Besuch in Teheran pries ein offizieller Twitter-Account mit Verbindung zum Obersten Revolutionsführer Ali Khamenei den russischen Präsidenten für seine „neuste Haltung gegen die Zionisten“.

Vom Präsidenten Russlands eingenommene aktuelle Standpunkte gegen die ZIonisten sind löblich.

Diese neue Weltordnung muss von den Medien anerkannt und darüber mit der nötigen Sorgfalt berichtet werden.

Jetzt, wo es offensichtlicher ist als je zuvor, dass die neue Achse des Bösen mit Wladimir Putin und dem Iran dabei kollaborieren die Welt zu einem gefährlicheren Ort zu machen, müssen die Medien die Welt wecken und dürfen das Böse nicht gewinnen lassen.

Das kann nur getan werden, wenn prominente Nachrichtenpublikationen aus der Geschichte etwas über die Gefahren der Verharmlosung des Bösen lernen, damit es sich nicht wiederholt.

Vor „Palästina“: Erkundung der ungebrochenen jüdischen Verbindung zum Tempelberg

16. Juni 2022

Akiva Van Koningsveld, HonestReporting, 2. Juni 2022

Vermeintliche israelische Bedrohungen der Al-Aqsa-Moschee, der drittheiligsten Stätte des Islam, gebaut auf den Ruinen des antiken jüdischen Tempels in der Altstadt von Jerusalem, sind schon lange ein Schlachtruf für palästinensischen Terrorismus gewesen. Beispielsweise wurde das Massaker von Hebron 1929, bei dem Araber 67 jüdische Einwohner der Stadt ermordeten, von Gerüchten ausgelöst, Juden würden planen die Kontrolle über die Moschee an sich zu reißen.

In jüngerer Zeit, nachdem der palästinensische Bewaffnete Raad Hazem am 7. April 2022 in Tel Aviv drei Israelis tötete und mehr als ein Dutzend weitere verletzte, waren Terrorgruppen schnell dabei den Anschlag mit der Behauptung in Verbindung zu bringen, die Heiligkeit der Al-Aqsa sei bedroht.

Internationale Medien perpetuierten in den letzten Wochen das palästinensische Narrativ, indem sie jüdische Besucher, die über den Tempelberg schlenderten, als „ultra-rechtsextreme israelische Nationalisten“ (VICE), „rechtsgerichtete jüdische Nationalisten“ (NPR) und „religiöse Extremisten“ (Associated Press) beschrieben.

Aber während Religionsfreiheit für Juden auf dem Tempelberg innerhalb der israelischen Gesellschaft ein heißes Thema ist, ist die Andeutung, der Tempelberg sei nur für „Extremisten“ (Agence France Presse) heilig, völlig ahistorisch.

Tatsächlich haben Juden den Berg seit Jahrhunderten besucht und dort gebetet.

Laut jüdischer mündlicher Mainstream-Tradition sowie auch mystischen Quellen gehört zum Tempelberg (Hebräisch: „Har HaBayit“) der Grundstein („Even HaSchetiya“), von dem aus Gott die Welt schuf. Die Midrasch und der Jerusalemer Talmud erklären weiterhin, dass Adam, der erste Mann, aus dem Staub des Plateaus von Jerusalem geschaffen wurde. Dann brachten Kain, Abel und Noah auf demselben Berg Opfer. In Genesis (1. Mose) 22 wird dem jüdischen Patriarchen Abraham befohlen seinen Sohn Isaak als Opfer darzubringen – auf dem Berg Moria, der als weiterer Name für dieselbe Stätte identifiziert wird.

Später kaufte König David dem Jebusiter Arauna den Dreschboden ab (2. Samuel 24, 24, 1. Chronik 21, 22-30) um einen Altar zu bauen. Sein Sohn Salomo baute schließlich um 950 v.Chr. auf dem Even HaSchetiya den ersten Tempel, den Mittelpunkt der jüdischen Verehrung, mit dem Allerheiligsten und seiner Bundeslade.

Bei Ausgrabungen gefundene archäologische Schätze scheinen den Bericht der hebräischen Bibel aus dieser Periode im antiken Israel zu bestätigen.

Die zentrale Bedeutung des Tempelbergs: Die Westmauer ist NICHT der heiligste Ort des Judentums

Obwohl der Tempel jetzt in Ruinen liegt – Salomos Tempel wurde 586 v.Chr. von den Babyloniern und der zweite Tempel von den Römern 70 n.Chr. zerstört – hat sich der religiöse Status des heiligsten Ortes des Judentums nie geändert. Der jüdische Weise Maimonides (1138 bis 1204) kommt in seinem Hauptwerk Mischne Thora zu dem Schluss, dass „ein Mensch [den Ort] in so Ehrfurcht halten sollte, wie es gemacht würde, wenn der Tempel noch stünde.“

Die zentrale Rolle des Tempelbergs für das Judentum ist über jeden Zweifel erhaben. Während der Gebete haben sich Juden seit undenkbaren Zeiten dreimal täglich der heiligen Hügelkuppe in Jerusalem zugewandt. Im Gegensatz zu dem, was einige Nachrichtenorgane gerne suggerieren (siehe z.B. hier, hier and hier), ist die Westmauer nicht der „heiligste Ort“ des Judentums. Typisches Beispiel: Die Mauer – der letzte verbleibende Teil des Geländes des zweiten Tempels – wurde erst im 16. Jahrhundert zu einem wichtigen Ort.

Während einige religiöse Juden dabei bleiben, dass auf den Tempelberg zu steigen an sich derzeit wegen Fragen ritueller Unreinheit und ohne das Vorhandensein der roten Färse verboten ist, betete Maimonides vermutlich im Herbst 1165 auf dem Har HaBayit. Ein weiterer jüdischer Weiser, der Chatam Sofer (1762 bis 1839) gab sogar ein Urteil zum jüdischen Recht aus, in dem er erklärte, dass es immer noch möglich ist das Pessah-Opfer auf dem Tempelberg darzubringen – wenn die herrschende Obrigkeit das erlaubt.

Führende Rabbiner haben festgehalten, dass Juden mit Gebet auf dem Berg Moria fünf Gebote gleichzeitig erfüllen.

Ist das legal? Das Status quo-Abkommen von 1967

Seit Israel in einem Verteidigungskrieg 1967 die Kontrolle über Ostjerusalem gewann, ist ein informelles Regelwerk in Kraft, das als der „Status quo“ den Stand der Dinge an dem heiligen Ort geregelt hat. Aus Angst vor einem breiteren religiösen Konflikt nach dem Sechstage-Krieg stimmte Verteidigungsminister Mosche Dayan zu, die von den Jordaniern geleitete islamische Waqf den Tempelberg weiter verwalten zu lassen.

Unter dieser Status quo-Vereinbarung, die Premierminister Naftali Bennetts Regierung aufrechtzuerhalten zugesagt hat, dürfen Juden und andere Nichtmuslime den Tempelberg besuchen, aber nicht dort beten. Gerichte haben aber bisweilen die Rechtmäßigkeit des Verbots angezweifelt (siehe hier und hier). Das Gesetz zum Erhalt der Heiligen Orte von 1967 stellt freien Zugang und Schutz für alle heiligen Stätten unter israelischer Zuständigkeit fest, auch denen im östlichen Teil seiner Hauptstadt.

Es lohnt sich festzuhalten, dass derselbe Status quo das Zeigen von Flaggen jeglicher Art an dem heiligen Ort verbietet. Dennoch sind Journalisten, die sich auf Juden konzentrierten, die an ihrem heiligsten Ort Worte des Gebets aussprachen, scheinbar desinteressiert in der unablässigen Zurschaustellung der Flaggen der von den USA als Terrororganisationen eingestuften Gruppierungen an der angeblich drittheiligsten Stätte des Islam.

Während die Regierung in Jerusalem ständig daran arbeitet die Ruhe zu bewahren und Gewalt zu verhindern, ermutigen die palästinensische Autonomiebehörde, die Hamas und Jordanien ständig zu Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften, die versuchen die Pilger aller Religionen zu schützen.

Es ist klar, dass trotz des Beharrens arabischer Führer darauf, friedliche Besuche von Israelis würden auf die Entweihung des heiligen Bergs hinauslaufen, die jüdische Verbindung zum Tempelbergareal – und tatsächlich Gesamt-Jerusalems – mindestens eintausend Jahre älter ist als der Begriff „Palästina“.

Geschichte und Fehlschläge des arabischen Boykotts gegen Israel

9. Juni 2022

Dov Lipman, HonestReporting, 27. Oktober 2019

Die Idee Israel zu boykottieren begann im 21. Jahrhundert eine Menge Aufmerksamkeit zu erhalten, weil 2005 die BDS-Bewegung gegründet wurde. Aber Boykott als Methode um Schaden zu verursachen und zu versuchen Israel zu vernichten begann schon früh im 20. Jahrhundert mit dem arabischen Boykott.

Schon 1922 strebte die arabische Gemeinschaft im britisch kontrollierten Palästina an, der wachsenden jüdischen Gemeinschaft in der Region über wirtschaftlichen Boykott jüdischer Unternehmer im Land zu schaden. Wer den Boykott missachtete wurde angegriffen – sowohl physisch als auch mit Schaden für die Waren, die er verkaufte. Das Arabische Exekutivkomitee des Syrischen Palästina-Kongresses führte 1933 einen Boykott jüdischer Unternehmen ein und der Arabische Arbeiterbund machte 1934 dasselbe.

Die palästinensisch-arabische Führung rief 1936 zu einem strikten Boykott auf und drohte unverblümt mit Gewalt gegen jeden, der den Boykott missachtet. Diese Boykotts sollten nicht nur den Juden weh tun, die bereits in Palästina lebten, sondern auch Diaspora-Juden abschrecken weiter in die Region zu ziehen. Diese Boykotte waren nicht erfolgreich, weil die palästinensische Gesellschaft sich bereits stark auf jüdische Ärzte und Profis in anderen Bereichen verließ.

Die Arabische Liga bildete sich Mitte der 1940-er Jahre und am 2. Dezember 1945 verbot sie den Kauf und die Benutzung von Produkten, die von jüdischen Firmen in Palästina hergestellt wurden und verbot Arabern jüdische Bauunternehmer, Transportdienste, Versicherungsfirmen und Banken in Anspruch zu nehmen. Sie gründeten ein Permanentes Boykott-Komitee mit Büros in allen arabischen Staaten und verlangte von jedem, der etwas an einen arabischen Staat verkauft zu beweisen, dass sie nicht von Juden in Palästina stammten.

Dieser Boykott war auch nicht erfolgreich und der erste Jahresbericht des Boykott-Komitees deutete fortgesetzten robusten Handel zwischen Palästina, wo die meisten Firmen Juden gehörten, und den benachbarten arabischen Staaten an. Das Komitee bestand nach Israels Unabhängigkeitserklärung im Mai 1948 nicht weiter, aber die Arabische Liga setzte ihre Aufrufe zum Boykott jüdischer Firmen in Israel fort. Arabische Staaten verhängten eine Land-, See- und Luft-Blockade über den neu gegründeten Staat, beschlagnahmten israelische Waren, die über Port Suez, Port Said und Alexandria verschifft wurden – was für israelische Exporte eine erhebliche Herausforderung schuf.

König Faruk von Ägypten gab am 6. Februar 1950 einen Befehl aus, der den Transport jeglicher Waren nach Israel durch die Straße von Tiran und den Golf von Aqaba verbot. Abgesehen von Schaden für Israel, das damals 90% seines Öls aus dem Iran erhielt, das durch diese Passagen verschifft wurde, erweiterte das den Boykott, um Israel davon abzuhalten Geschäfte mit anderen Ländern zu tätigen. Die Arabische Liga erweiterte den Boykott am 8. April 1950. Der UNO-Sicherheitsrat verurteilte den Boykott, traf aber keinerlei Maßnahmen ihn zu stoppen.

Am 19. Mai 1951 schuf die Arabische Liga das Zentrale Boykott-Büro mit Büros in allen arabischen Staaten. Der Auftrag lautete Unternehmen zu koordinieren und darüber zu berichten, wenn diese den Boykott Israels missachten. Die Arabische Liga verabschiedete am 11. Dezember 1954 einen Beschluss, der es arabischen Staaten und Firmen verbot Handel mit irgendjemandem zu treiben, der Arbeit für Israel ausübt oder Filialen in Israel hat. Jeder, von dem festgestellt wurde, dass er arabische Waren zum Wiederexport nach Israel in ein Land exportierte, sollte mit hohen Geldstrafen und Zwangsarbeit bestraft werden.

Der Boykott Israels wurde Mitte der 1950-er Jahre noch verstärkt, als die Sowjetunion sich einmischte. Die sowjetische Teilnahme am Boykott gab ihm internationale Legitimität und wirtschaftliche Schlagkraft. Air France war die erste große Firma, die unter dem Boykott-Druck einknickte, nachdem ihr wegen ihrer Investition in israelische Projekte Überflug- und Landerechte in arabischen Ländern 18 Monate lang verweigert wurden und sie beendete ihre Beteiligungen in Israel. Im selben Jahr wurde der Boykott ausgeweitet, um alles zu verbieten, was von einem Land exportiert wurde, was irgendwie identisch mit Waren war, die dieses Land aus Israel importierte. Zusätzlich wurden alle Schiffe, von denen festgestellt wurde, dass sie einen arabischen Hafen und auf derselben Reise einen israelischen Hafen besucht hatte, auf schwarze Listen gesetzt.

Die am stärksten herausfordernde Boykott-Periode kam im Oktober 1973 nach dem Yom Kippur-Krieg, als die arabischen Länder die Lieferung von Öl in die USA, Kanada, nach Großbritannien, in die Niederlande und Japan wegen deren Unterstützung Israels verboten. Sie drohten die Ölproduktion um 5% pro Monat zu kappen „bis die israelischen Streitkräfte aus allen im Krieg vom Juni 1967 besetzten Gebieten abgezogen sind“. Das Embargo dauerte nur fünf Monate.

Während einige große Firmen wie McDonald’s, Pepsi, Nestle und Toyota sich an dem Boykott beteiligten, entschieden sich viele wichtige Firmen offen Geschäfte mit Israel zu machen und den arabischen Markt zu verlieren- Dazu gehörten: Coca-Cola, Ford, Revlon, RCA, Barclays Bank, Bantam Books, Zenith, McDonnen Douglas, Sears Roebuck, General Electric, Hilton, Avis, Citibank, Hewlett Packard, Mercedes-Benz, Colgate und IBM.

Das 20. Jahrhundert hindurch boykottierte die arabische Welt auch Entertainer, die in Israel auftraten oder es unterstützten. Das hielt eine lange Liste Entertainer nicht davon ab mit Israel in Verbindung zu treten. Dazu gehörten: Elizabeth Taylor, Louis Armstrong, Frank Sinatra, Harry Belafonte, Marilyn Monroe, Jerry Lewis, Kirk Douglas, Mick Jagger, Paul McCartney, Elton John, Paul Simon und Raquel Welch.

Ein Foto von Frank Sinatra, wie er bei einem Besuch 1962 im Jerusalemer HIstadrut-Wald für seine Tochter Nancy einen Baum pflanzt.

Während die arabische Boykott-Politik fortgesetzt wurde, fanden Firmen weltweit, die äußerst entschlossen waren mit Israel Geschäfte zu machen und von den dort erfundenen und hergestellten Produkten profitieren, aber auf den arabischen Markt nicht verzichten wollten, Möglichkeiten den Boykott zu umgehen. Manche tarnten ihre Verbindung in Abteilungen ihrer Firmen und ließen diese Tochtergesellschaften mit Israel arbeiten. Andere gab einfach Unteraufträge an Firmen, die von den Arabern bereits wegen Arbeit mit Israel auf die schwarze Liste gesetzt worden waren. Es gab einige Firmen, die einfach so gute Beziehungen zu den arabischen Führern entwickelten, dass diese die Arbeit ignorierten, die sie mit Israel machten.

Israel ging in die Offensive und ermutigte jüdische Geschäftsleute weltweit keine Geschäfte mit Firmen zu machen, die sich am Boykott Israels beteiligten. An der diplomatischen Front arbeitete Israel mit den USA zusammen, um ein Gesetz zu verabschieden, mit dem es für amerikanische Firmen zum Verbrechen gemacht wurde den Boykott mitzumachen und gegen die Geldstrafen verhängt werden sollten, wenn sie sich an Boykotten beteiligten. Einige Firmen wie McDonald’s bevorzugten den wirtschaftlichen Profit mit der arabischen Welt, also zahlten sie die Geldstrafen und setzten die Unterstützung des Boykotts fort.

Israel fand auch Wege, trotz des Boykotts Geschäfte mit der arabischen Welt zu machen. In einigen Fällen kauften nicht israelische Firmen israelisches Material oder Technologie und nutzten sie, um ihre Produkte herzustellen. Sie exportierten sie dann in arabische Länder, ohne einen Hinweis darauf zu geben, woher sie stammten. Einige israelische Firmen gründeten einfach Scheinfirmen in anderen Ländern. Sie importierten die Waren aus Israel und exportierten sie unter Verwendung der Etiketten der Scheinfirma in arabische Länder. Amerikanische Firmen machten dasselbe – importierten israelische Waren und exportierten sie dann als „Made in USA“.

Israels Anstrengungen den Boykott zu umgehen waren extrem erfolgreich. Es wurde geschätzt, dass bis Ende der 1980-er Jahre 10% der jährlichen Exporte Israels – Handel im Wert zwischen $750 Millionen und $1 Milliarde – in arabische Länder ging.

Trotz dieser Versuche Israels Wirtschaft zu zerstören hat Israel eine der stärksten Wirtschaften im Nahen Osten aufgebaut. Zusätzlich befolgen die arabischen Staaten aufgrund der von Israel und Ägypten 1979, von der palästinensischen Autonomiebehörde 1993, von Jordanien 1994 unterschriebenen Verträge sowie dem Ende der Teilnahme der Golfstaaten 1994, als die arabischen Staaten des Golf-Kooperationsrats ihre Teilnahme am Boykott beendeten, den Boykott nicht mehr. Das führte zu einem massiven Aufwärtstrend der Investitionen in Israel und führte zu einer Reihe Vorfälle von Kooperation zwischen Israel und arabischen Ländern.

Koscherer McDonalds in Aschkelon, 2007

Die Geschichte der arabischen Boykottbewegung gegen Israel beweist, dass Boykott-Versuche nutzlos sind. Diejenigen, die Israel unterstützen, tun das trotz der Boykotte weiter und selbst bei denen, die Meinungsverschiedenheiten mit Israel haben könnten, ziehen es die meisten Länder, Firmen und Einzelnen es vor auf nicht die wirtschaftlichen und technologischen Profite zu verzichten, die sie von einer Beziehung zu Israel haben.

Die BDS-Bewegung sollte das zur Kenntnis nehmen.

Israelische Bauhaus-Architektur: Globaler Stil mit lokalem Aspekt

20. Januar 2022

Lexie Herman, HonestReporting, 13. Juli 2021

Das 20. Jahrhundert erlebte das Aufkommen einer großen Bandbreite an Künstlerbewegungen, die von kleinen und lokalen zu breiten und internationalen reichte. Allerdings hatten nur wenigeso einen bedeutenden und dauerhaften Einfluss auf die Kunst wie das Bauhaus. Heute ist der Einfluss des Bauhauses überall in der Welt zu sehen, wobei die größte Sammlung von Bauhaus-Architektur sich im Zentrum von Tel Aviv in Israel befindet.

Was ist Bauhaus

Bauhaus entstand als deutsche Kunstschule, wurde von Walter Gropius 1919 im Versuch gegründet alle Kunstzweige unter einem Dach zusammenzubringen. Die Schule lehrte eine große Bandbreite an Techniken, einschließlich (aber nicht begrenzt auf) Architektur, Buchbinderei, Grafik und Werbung, Malerei, Metallbearbeitung, Möbeldesign, Skulpturen, Keramik und Fotografie.

Die Bauhaus-Schule gewann schnell internationale Anerkennung für ihre einzigartige Ästhetik. Der Ansatz legt besonderen Wert auf Funktionalität, ausgewogene und abstrakte Formen und verzichtet auf Ornamentik. Die charakteristischen Qualitäten des Bauhaus sind als im „internationalen Stil“ beschrieben worden, da es stark den Kurs moderner und zeitgenössischer Kunst aus aller Welt beeinflusste.

Die Schule entstand in Weimar, aber im Verlauf der Zeit tauchten zwei weitere Standorte in Dessau und Berlin auf. Obwohl jede Kunstform für die Schule von gleicher Wichtigkeit war, wurde besonders Dessau für seine Konzentration auf die Architektur berühmt.

Trotz der Tatsache, dass Gropius zahlreiche Gebäude entwarf, bevor die Bauhaus-Schule begann, wurde die Architektur-Abteilung erst 1927 unter der Leitung von Hannes Meyer eröffnet. Hier bildete Meyer eine Generation weltberühmter Architekten aus, womit er einen internationalen Architekturstil ankurbelte.

Der Einfluss von Meyers Lehren erreichte den gesamten Globus, aber er fällt besonders in Tel Avivs „Weißer Stadt“ auf.

Bauhaus in Israel

Im Verlauf ihrer Entwicklung sollte die Bauhaus-Schule bestimmte politische Ideale einbeziehen und von ihnen geleitet werden. Die Mehrheit der Bauhaus-Künstler nahmen sozialistische und kommunistische Überzeugungen an. Hinzu kam, dass viele Studenten und Dozenten Juden waren.

Daher wurde die Schule, als 1933 die Nazi-Partei an die Macht kam, zwangsaufgelöst, was tausende Künstler zwang Deutschland zu verlassen. Unter diesen war eine Gruppe, die ins Mandat Palästina floh, wo ihre Mitglieder umsetzen sollten, was sie in Europa gelernt hatten.

Obwohl Tel Aviv 1909 gegründet wurde, wurde es erst etwa ein Jahrzehnt später zu einem urbanen Zentrum – während der britischen Herrschaft. 1925 beauftragte die Stadt Tel Aviv Sir Patrick Geddes aus England mit der Planung eines Entwurfs der Stadt. Seine urbane Vision wies große grüne Räume und starke Betonung von Transportwegen auf.

Aber nachdem die Nazi-Besatzung in Deutschland und Österreich zehntausende Juden zwang zu fliehen, nahm die Bevölkerung von Tel Aviv in einem Tempo zu, das Geddes nicht vorhergesehen hatte. Dieser plötzliche Zustrom versetzte den von Bauhaus ausgebildeten Architekten einen starken Schub; sie führten die Erschaffung der „Weißen Stadt“ an, die weiter als geschäftiges Zentrum Tel Avivs dienen sollte.

Bemerkenswerte Bauhaus-Persönlichkeiten

Abgesehen von Walter Gropius und Hannes Meyer hatten die Studenten die Gelegenheit von weltberühmten Künstlern zu lernen.

Kandinsky, Violett, 1923

Zu diesen Berühmtheiten gehörte Wassily Kandinsky, einer der bekanntesten Namen in der modernen Kunstsphäre. Vor der Gründung der Bauhaus-Schule gründete Kandinsky bekanntlich Der blaue Reiter – die Gruppe, die die deutsche Expressionismus-Bewegung verkörperte.

Mit führenden Lehrern wie Kandinsky strebten Studenten aus aller Welt danach von den Meistern der Bauhaus-Schule zu lernen.

Der wohl bedeutendste israelische Bauhaus-Student war Arieh Sharon. Besonders von der Anwendung der Architektur angezogen, schrieb sich Sharon 1926 in die Bauhaus-Schule in Dessau ein. Dort arbeitete er direkt mit Meyer, der ihn irgendwann Vollzeit für sein Berliner Büro anstellte.

Sharons Laufbahn in Deutschland war von kurzer Dauer; bis 1931 war er nach Tel Aviv gezogen und eröffnete sein eigenes Architekturbüro. Seine Kollegen, besonders Genia Averbuch und Ze’ev Rechter, halfen ihm bei der Erstellung der Gebäude für Tel Aviv, was letztlich zum Ergebnis hatte, dass die Stadt 2003 von der UNESCO zur Weltkulturerbestätte ernannt wurde.

Tel Avivs Bauhaus-Zentrum heute

Mit Arieh Sharons Masterplan für Tel Aviv bauten israelische Bauhaus-Architekten von1920 bis 1940 mehr als 4.000 Gebäude, deren Mehrzahl gut erhalten ist. Obwohl jedes Gebäude in seinem eigenen Stil geschaffen wurde, weisen sie alle typischen Elemente der Moderne auf, insbesondere unverzierte Oberflächen, Flachdächer und Außenbereiche.

Wegen der großen Zahl an Mitwirkenden an Tel Avivs Architektur ist die Stadt eine ausgezeichnete Repräsentation der großen Bandbreite künstlerischer Trends, die vom Bauhaus inspiriert wurden. Tel Avivs charakteristische Kultur und Atmosphäre sind offensichtlich. Insbesondere die „Weiße Stadt“ demonstriert die Umsetzung eines europäischen Stils, der verändert wurde, um sich an Tel Avivs mediterranes Klima anzupassen.

Ein solches Gebäude ist Ze’ev Rechters Soskin-Haus. 1933 für den Fotografen Avraham Soskin errichtet, ist das Bauwerk in zwei asymmetrische Flügel geteilt. Der Frontflügel sollte das Heim einer Familie sein und hat ein Flachdach, Fensterreihen und Balkone, die mit horizontalen Lüftungsschlitzen versehen sind. Der hintere, der als Studio genutzt werden sollte, wurde so gestaltet, dass er für Betrachter auf der Straße nicht einsehbar war.

Foto: Jaime Silva/flickr

Die Straße runter befindet sich der Dizengoff-Kreisverkehr, das Herz von Israels Bauhaus-Szene. Der 1938 von Genia Averbuch gestaltete Dizengoff-Kreisverkehr ist der einzige Bauhaus-Platz der Welt. Sein einfaches, aber elegantes Design stimmt mit den umgebenden weißen Gebäuden überein, die alle im Bauhaus-Stil errichtet wurden. Damit wird der Dizengoff-Kreisverkehr trotz seines kräftigen Minimalismus als eine der wichtigsten bestehenden Bauhaus-Konstruktionen betrachtet.

Es gibt in Tel Aviv zwar viele Bauhaus-Bauwerke, aber nur rund die Hälfte davon steht unter Denkmalschutz. In Reaktion darauf wurde 2000 das Bauhaus Center Tel Aviv gegründet, um Bewusstsein für das Bauhaus-Erbe zu fördern und den Erhalt anderer Gebäude sicherzustellen. Zwischen den vom Zentrum zur Verfügung gestellten Ressourcen und der Architektur, die beim einfachen Vorbeigehen zu sehen ist, können Besucher Tel Avivs eine Vorstellung davon bekommen, wie wahrer israelischer Bauhaus-Stil aussieht.

Medien löschen Leid jüdischer Flüchtlinge aus arabischen Ländern

30. Dezember 2021

Gidon Ben-Zvi, HonestReporting, 1. Dezember 2021

Die Medien legten sich diese Woche [um den Monatswechsel November/Dezember] mächtig ins Zeug und berichteten umfangreich über den „Internationalen Tag der Solidarität mit dem palästinensischen Volk“, der den 74. Jahrestag des historischen Teilungsvorschlags begeht, der – ohne die Ablehnung durch die gesamte arabische Welt – einen jüdischen Staat neben einem arabischen zur Folge gehabt hätte. Tatsächlich diente diese Reihe von Reden und „Kulturveranstaltungen“ nur dazu die Forderung nach dem palästinensischen „Rückkehrrecht“ zu legitimieren, das – sollte es je verwirklicht werden – den jüdischen Staat aufgrund zahlenmäßiger Überlegenheit vernichten würde.

In krassem Gegensatz dazu erzielte der 30. November, an dem Israel und die gesamte jüdische Welt der Vertreibung der Juden aus arabischen und islamischen Ländern gedenkt, die nach der gewaltsamen Ablehnung des UNO-Teilungsplans der Palästinenserführung und der benachbarten Staaten praktisch erfolgte, keinerlei Berichterstattung durch prominente Nachrichtenorgane.

Abseits des Radars der Medien: fast 1.000.000 jüdische Flüchtlinge

Nach der Gründung Israels wurde der Zustand der in arabischen Ländern lebender Juden zunehmend unsicher. Libyens jüdischer Gemeinschaftsrat wurde aufgelöst und 1961 ein Gesetz verabschiedet, dass den Juden praktisch ihre libysche Staatsbürgerschaft entzog. Die jüdische Gemeinschaft des Landes endete im Grunde mit der Evakuierung von 6.000 innerhalb eines Monats.

1963 verabschiedete Algerien ein Gesetz, dass allen Nichtmuslimen die Staatsbürgerschaft entzog. 1964 wurde syrischen Juden verboten in der Regierung oder in Banken zu arbeiten, Grundstücke zu kaufen oder Führerscheine zu erwerben. Syrische Juden, die die Genehmigung erhielten ins Ausland zu reisen, mussten eine Bürgschaft hinterlegen, Familienmitglieder als Geiseln zurücklassen.

Nach dem Sechstage-Krieg traf die ägyptischen Juden eine Beschlagnahme-Welle.

Es wird geschätzt, dass etwa 850.000 Juden zur Zeit von Israels Unabhängigkeit in arabischen Ländern und dem Iran lebten. Einige Wissenschaftler glauben, dass die Zahl näher an einer Million liegt. In der Region Nordafrika flohen 259.000 Juden aus Marokko, 140.000 aus Algerien, 100.000 aus Tunesien, 75.000 aus Ägypten und weitere 38.000 aus Libyen. Im Nahen Osten wurden 135.000 Juden aus dem Irak ins Exil getrieben, 55.000 aus dem Jemen, 34.000 aus der Türkei, 20.000 aus dem Libanon und 18.000 aus Syrien. Der Iran zwang 25.000 Juden das Land zu verlassen.

Diese Leute wurden gezwungen die Länder zu verlassen, in denen ihre Familien seit Jahrtausenden lebten – und das einzig aufgrund ihrer jüdischen Identität.

Heute leben in der gesamten arabischen Welt weniger als 7.000 Juden. In vielen arabischen Staaten sind die einst blühenden jüdischen Gemeinden so gut wie verschwunden.

Im Versuch diese historische Ungerechtigkeit zu korrigieren trat die israelische Regierung 2019 in Aktion; sie forderte Entschädigung von insgesamt $250 Milliarden für von um ihr Leben zu retten fliehenden Juden zurückgelassene Grundstücke und Vermögen.

Welche jüdischen Flüchtlinge? Medien ignorieren Massenvertreibung

Während Israels Unabhängigkeitskrieg kam ungefähr dieselbe Zahl an jüdischen Flüchtlingen in dem jungen jüdischen Staat an, wie Palästinenser aus ihren Heimen flohen. Dennoch scheint eine Seite dieser historischen Ereignisse von führenden Nachrichten-Organen begraben zu werden.

HonestReporting untersuchte tausende Artikel und Nachrichten-Texte, um beurteilen zu können, wie die Medien während der letzten 12 Monate über die Geschichte der jüdischen Flüchtlinge im Vergleich zur Frage der palästinensischen Flüchtlinge berichtet haben. Während „palästinensische Flüchtlinge“ fast 6.500-mal angeführt wurden, gab es im gleichen Zeitraum nur 865 Funde zu „jüdische Flüchtlingen“.

Keine Anerkennung von aus arabischen Ländern vertriebenen Juden seitens der UNO

Der Widerwille die Geschichte der jüdischen Flüchtlinge zu berichten befindet nicht in einem Vakuum. Auch die UNO puscht das palästinensische Narrativ.

2008 nahm das US-Repräsentantenhaus eine Resolution an, die die Anerkennung der jüdischen, christlichen und anderen Flüchtlingen aus arabischen Ländern forderte. Die Resolution erklärte, dass jede Vereinbarung zwischen Israelis und Palästinensern auch die Anerkennung jüdischer Flüchtlinge beinhalten muss. Die Resolution macht deutlich, dass das Thema vor die UNO-Vollversammlung gebracht werden müsse.

Dennoch lehnte die UNO es ab die Juden anzuerkennen, die brutal aus arabischen Staaten vertrieben wurden. In Reaktion informierte Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, Gilad Erdan, UNO-Generalsekretär Guterres im Dezember 2020 über seine Absicht einen Resolutionsentwurf, der das internationale Gremium eine jährliche Gedenkveranstaltung für die hunderttausende aus arabischen Ländern exilierten Juden infolge der Gründung des Staates Israel.

Erdan forderte die UNO auf ein weltweites Forschungsprojekt zur Deportation von Juden aus der arabischen Welt zu beginnen und das Thema in verschiedenen UNO-Foren zu analysieren.

Indem das Leid der jüdischen Flüchtlinge vernebelt wird, halten die Medien ihre Leser und Zuschauer über die ethnische und kulturelle Zusammensetzung des modernen Israel im Dunkeln. Als Ergebnis darf das Märchen, der jüdische Staat sei aus Nachkommen europäischer „Eindringlinge“ zusammengesetzt (sie hier, hier und hier), verewigt werden.

Bis die Medien und die Vereinten Nationen die Ablehnung des jüdischen Staats und die Verfolgung des jüdischen Volks durch arabische Führer erkennen, wird die Koexistenz den Israelis und den Palästinensern wohl entschlüpfen.

Yodfat: Das Massada, das Sie nicht kennen

8. November 2021

Joshua Beylinson, HonestReporting, 19. Juli 2021

Im Herbst des Jahres 66 n.Chr. kamen Juden in der uralten Stadt Jerusalem zusammen und rebellierten gegen das mächtige Römische Imperium.

Sie wussten nicht, dass sie eine Kette an Ereignissen angestoßen hatten, die zu einer der größten Katastrophen führte, die dem jüdischen Volk widerfahren ist: der Zerstörung des zweiten Tempels. Der dem Untergang geweihte Aufstand stellte auch den Beginn einer langen Zeit des Exil dar, die das jüdische Leben fast 2.000 Jahre lang prägen sollte. Vor kurzem wurde dieser Tragödie an Tischa B’Av gedacht, der oft als der traurigste Tag im jüdischen Kalender gilt.

Obwohl die Revolte gegen das imperiale Rom letztlich scheiterte, gibt es viele Ehrfurcht gebietende Episoden aus diesem zentralen Augenblick in der jüdischen Geschichte. Zum Beispiel gibt es die berühmte Geschichte von Masada, wo eine Gruppe jüdischer Rebellen der römischen Armee Widerstand leistete und dann lieber Selbstmord beging als sich zu ergeben.

Aber nur wenige Leute wissen von der Belagerung von Yodfat, das man auch als Jotapata kennt, wo Rebellen auf einer Hügelkuppe gegen zehntausende zählende römische Streitkräfte aushielten. Wenn der Aufstand in Masada endete, dann war Yodfat der Ort, wo die Rebellion begann.

Die Flagge der Rebellion wird gehisst

Die Stadt Yodfat liegt in der nordisraelischen Region Galiläa. In antiker Zeit was sie Teil des nördlichen Königreichs Israel und wurde im 8. Jahrhundert v.Chr. vom assyrischen Reich erobert. Sie wurde ein paar Jahrhunderte von Nichtjuden wieder besiedelt und im 2. Jahrhundert v.Chr. kam die Gegend unter die Kontrolle des Hasmonäer-Königreichs, einer souveränen jüdischen Monarchie, die nach der Rebellion gegen das Seleukidenreich gegründet wurde. Die Hasmonäer bevölkerten das Gebiet mit Juden und entwickelten das Territorium weiter. Bemerkenswert an der Zeit in der jüdischen Geschichte war, dass jüdische Herrscher Menschen zwangsweise zum Judentum konvertierten.

Bis zum ersten Jahrhundert n.Chr. war Yodfat eine stille und friedvolle Stadt mit rund 1.000 bis 1.500 Menschen geworden. Yodfat hatte viele Kunsthandwerker, Hirten und sogar eine eigene Olivenpresse, was bedeutete, dass diese Stadt reiche Einwohner hatte, da Olivenöl eine hoch geschätzte Handelsware war. Es ist schwierig sich vorzustellen, dass diese idyllische Stadt 67 n.Chr. mit tausenden jüdischen Flüchtlingen aus nahe gelegenen Bereichen angefüllt sein würde, die vor römischen Soldaten flohen.

Der jüdische Aufstand wurde von einer Gruppe geführt, die als Zeloten bekannt und hauptsächlich in Jerusalem ansässig war. Es waren aber auch andere Gruppen wie die Sicarii beteiligt, die in Galiläa eine massive Anhängerschaft hatten; Galiläa war die radikalste antirömische Region in Judäa. Wie ihr Name nahelegt, waren die Zeloten extrem traditionalistische Juden, die allen römischen und hellenistischen Einflüssen in Judäa Widerstand leisteten. Die Sicarii waren besonders gewalttätig und dafür berühmt Mord am hellichten Tag zu begehen, um die Römer und ihre lokalen Anhänger öffentlich einzuschüchtern.

Diese Rebellen hatten viele Beschwerden gegenüber dem Imperium, wozu exzessive Besteuerung durch römische Statthalter und Vetternwirtschaft von Nichtjuden in Judäa gegenüber Juden sowie andere Taten gehörten.

Im Jahr 39 n.Chr. erklärte Caligula sich zum Gott und befahl, dass in jeden Tempel des Imperiums gestellt werden eine Statue mit seinem Abbild soll, einschließlich des Tempels in Jerusalem. Die Juden waren die einzigen, die das ablehnten und sich nicht rührten. Caligula stand kurz davor die Juden wegen ihrer Missachtung zu massakrieren, als er plötzlich verstarb. Während ihre Aufmüpfigkeit ungestraft blieb, wandte dieses Ereignis die jüdische Stimmung gegen die Römer. Immerhin hielt die Römer nichts davon ab den Tempel zu schänden, wann immer das Imperium das wollte.

Es erwies sich, dass die Juden recht hatten und die Römer schließlich begannen den Tempel zu schänden. Römische Soldaten entblößten sich und verbrannten sogar eine Thora-Rolle im heiligsten Ort des jüdischen Volks. Das Fass wurde endgültig zum Überlaufen gebracht, als der Statthalter Gessius Florus 66 n.Chr. große Summen Silber aus dem Tempel raubte. Das erboste die Juden bis zu dem Punkt, dass sie die römische Garnison in Jerusalem zerstörten und eine Armee Soldaten vernichtete, die aus dem benachbarten Syrien gekommen waren um die Rebellion niederzuschlagen.

Dieser Sieg, kombiniert mit dem massigen jüdischen Ekel über das römische Imperium, ermutigte tausende Juden in ganz Judäa zu den Waffen zu greifen.

Das letzte Gefecht der Rebellen

Sobald der Aufstand einmal im Gang war, suchten die Führer in Jerusalem einen jungen Mann aus, der der Militärgouverneur der entscheidenden Region Galiläa sein sollte. Er stammte aus einer prominenten und vornehmen Familie aus Judäa, wurde von den Menschen geliebt und hatte zudem eine römische Elite-Ausbildung erhalten, was bedeutete, dass er den Feind genau kannte. Sein Name war Joseph ben Matityahu. Sobald Joseph zum Gouverneur ernannt war, machte er sich sofort an die Arbeit und baute Festungswerke in vielen Orten überall in Galiläa, auch in Yodfat.

Derweil antworteten die Römer schnell auf den jüdischen Aufstand. Sie schickten Vespasian und seinen Sohn Titus, zwei legendäre Kommandanten, die später beide Kaiser werden sollten und 60.000 schwer bewaffnete Berufslegionäre gegen die Rebellen führten.

Die römischen Soldaten fegten durch die Städte Galiläas und bis 67 n.Chr. waren tausende nach Yodfat geflüchtet, um dort ihr letztes Gefecht zu führen. Da es auf einem Hügel lag, der ein Tal überblickte und dort nur von einer steilen Seite eingedrungen werden konnte, befand sich Yodfat in einer für die Rebellen ausgezeichneten strategischen Lage.

Was einst eine idyllische kleine Stadt gewesen war, war jetzt ein gedrängt volles Kriegsgebiet voller Rebellen, Flüchtlinge, ihren Frauen und Kindern. Die Juden wussten, dass sie sich auf einer Selbstmord-Mission befanden: Ihre Sicht von Yodfat ermöglichte es ihnen die Massen an römischen Legionären zu sehen, die sich gesammelt hatten, um die Rebellion niederzuschlagen. Dennoch gaben sich die Juden nicht geschlagen.

Während Vespasian glaube, er könne die Juden zur Aufgabe zwingen, indem er einfach darauf wartete, dass ihnen das Wasser ausging, hatte Joseph vorausgeplant. Der Rebellenführer hatte Zisternen gebaut, die es den Einwohnern erlaubte Regenwasser zu sammeln und zu trinken. Diese bemerkenswerte Vorsorge diente dazu die Römer zu demoralisieren, die schließlich erkannten, dass die Juden in der Lage sein würden weit länger durchzuhalten als Vespasian erwartet hatte.

Vespasian trat Joseph mit dem Bau einer Belagerungsrampe entgegen, um über die Mauern zu klettern, die die jüdischen Verteidiger gebaut hatten. Joseph reagierte mit dem Befehl an seine Männer, ihre Abwehr höher zu bauen und kochendes Öl und gekochten Bockshornklee von den Mauern zu gießen. Diese Taktiken bremsten den römischen Angriff ab. An einem Punkt verwendete Vespasian sogar einen Rammbock, konnte die Mauern aber nicht durchbrechen.

Allerdings wandte sich wandte sich das Blatt bald gegen die Juden. Ein Deserteur, der aus Yodfat entkommen war, informierte die Römer über den erschöpften und geschwächten Zustand der jüdischen Verteidiger. Die Römer handelten aufgrund dieser Informationen schnell und überquerten die Mauer – die Wachen wurden leise getötet – und schlichten nachts in die Stadt. Die Rebellen wurden überrascht, wehrten sich aber tapfer – aber umsonst. Jüdische Männer wurden abgeschlachtet und in Massengräber geworfen, während die Frauen und Kinder versklavt wurden. Yodfat wurde letztlich am ersten Tag des hebräischen Monats Tammuz im Jahr 67 n.Chr. überrannt.

Joseph und 40 seiner besten Kämpfer versteckten sich in einer nahegelegenen Höhle, als die Römer Yodfat überrannten. Die Männer wussten, dass die Römer sie irgendwann finden würden, also beschlossen sie Massenselbstmord zu begehen. Weil aber Selbstopferung gegen jüdisches Recht war, zogen sie Strohhalme und bekämpften sich gegenseitig bis zum Tod. Die Rebellen mit den kürzesten Halmen sollten sich zuerst bekämpfen; der Prozess ging weiter, bis die zwei Männer mit den längsten Halmen einander töteten. Aber Joseph unternahm Schritte, die sicherstellten, dass er den längsten Halm hatte. Als all seine Männer einander getötet hatten, überzeugte er den letzten Mann sein Schwert niederzulegen und sich den Römern zu ergeben. Vespasian akzeptierte ihre Kapitulation und Joseph wurde schließlich von den Römern versklavt.

Yodfat wurde von den Römern geschleift und seitdem öde liegen gelassen. Es wird geschätzt, dass zehntausende Männer, Frauen und Kinder in ganz Galiläa von den Römern nach der Rebellion von Yodfat versklavt wurden.

Obwohl sie einer weit professionelleren Streitmacht zahlenmäßig unterlegen waren, leisteten die Rebellen Vespasian und seiner Armee 47 Tage lang Widerstand. Das ist eine erstaunliche Tat, bedenkt man, dass Yodfat ursprünglich nicht wie Masada als Festung gebaut wurde und während der Belagerung sogar zum größten Teil von Flüchtlingen bevölkert war.

Belege für die Rebellion in Yodfat

Die Geschichte von Yodfat fesselt, aber gibt es Belege, die ihre Richtigkeit bestätigen? Hierzu lohnt es sich festzuhalten, dass Joseph keinesfalls aus der Geschichte verschwand, nachdem er versklavt wurde. Er war ein hoch gebildeter Historiker und Gelehrter, der sich für die Römer als extrem nützlich erwies. Er stieg auf und wurde ein Anhänger der Familie Flavius. Joseph sollte weithin als Josephus Flavius bekannt werden. Obwohl er nie konvertierte und bis zu seinem Tod ein selbsterklärter, stolzer Jude blieb, glaubte Josephus Flavius, dass die jüdische Lebensweise mit dem Hellenismus in Einklang gebracht werden könne.

Skulptur des Josephus Flavius

Als offizieller Chronist der Familie Flavius schrieb Josephus viele umfangreiche Bände, deren Bedeutendster Die Kriege der Juden war, der die Geschichte des jüdischen Aufstands erzählte, darunter die Belagerung von Yodfat. Er schrieb auch Die Altertümer der Juden, die die komplette Geschichte des jüdischen Volks beschreibt. Diese Bücher führten einem breiten römischen Publikum die Geschichte der Juden aus. Recht bemerkenswert ist, dass diese Schriften immer noch gedruckt werden. Während die Arbeiten des Josephus einseitig zugunsten der Römer sind, sind sie immer noch eine wertvolle Informationsquelle zu dieser kritischen Zeit in der jüdischen Geschichte.

Neben Josephus dokumentierten auch die Römer ihre Eroberung von Yodfat. Darüber hinaus gibt es umfangreiche archäologische Funde in der antiken Stadt, die vieles von dem bestätigen, was Josephus schrieb. Und da die Stadt nach ihrer Zerstörung nie wieder besiedelt wurde, sind die archäologischen Funde zahlreich und intakt geblieben. Im Verlauf der letzten Jahrzehnte sind in Yodfat hunderte Tonscherben und Steine ausgegraben worden, die in antike Zeiten zurückdatiert werden. Zusätzlich wurden die von Josephus gebauten Zisternen freigelegt, dazu zahlreiche Mikwen, Steinhäuser, eine Olivenpresse, ein großes Wandbild und ein Massengrab mit den während der Belagerung getöteten Rebellen.

Nach dem Aufstand

Nachdem Yodfat geschleift war, wurde die störende Provinz Galiläa endlich befriedet. Die Römer setzten ihre Eroberung Judäas fort und stellten schließlich Jerusalem unter Belagerung. Nachdem sie in die Stadt gelangten, zerstörte Titus den Tempel und besiegte die Rebellen, weitere tausende Juden wurden versklavt.

Als Titus Kaiser wurde, wurde in Rom ein Siegesbogen zum Gedenken an seinen und seines Vaters Vespasian Sieg über die Rebellen in Judäa gebaut. Er sollte Roms Herrschaft über Judäa, Titus‘ Sieg und Göttlichkeit sowie die Überlegenheit der römischen Kultur feiern.

Der Bogen steht heute noch, aber das römische Imperium ist lange weg. Während die Römer ein unauslöschliches Zeichen in Europa, dem Mittelmeer und dem Nahen Osten hinterließen, sind ihre polytheistische Religion, Kultur, Institutionen und ihr Imperium nicht mehr vorhanden, während es das jüdische Volk immer noch gibt.

Medien löschen jüdische Verbindung zu neu entdecktem Weingut in Israel

21. Oktober 2021

Gideon Ben-Zvi, HonestReporting, 12. Oktober 2021

Israelische Medien berichteten diese Woche von der Entdeckung eines riesigen, 1.500 Jahre alten Weinpresse-Komplexes in Yavne, der rund 2 Millionen Liter Wein im Jahr herstellen konnte. Die größte Winzerei aus der byzantinischen Ära wurde von Archäologen der Israelischen Antikenbehörde ausgegraben.

Die tiefe jüdische Verbindung zum antiken Yavne spielte eine große Rolle in der lokalen Berichterstattung der Geschichte:

In der Mischna [der jüdischen mündlichen Tradition] heißt es, dass die jüdische Führung nach der Zerstörung Jerusalems [im Jahr 70 n.Chr.] nach Yavne zog und dass die Weisen von Yavne ein einem Weinberg lebten und die Thora studierten. Die Ausgrabungen zeigten eine Fortsetzung der Existenz der Weinindustrie an dieser Stelle über viele Jahrhunderte, sagten die Archäologen.

Tatsächlich verlegte Rabban Yochanan ben Zakkai den Sanhedrin, das oberste Gericht und das gesetzgebende Gremium für alle mit der Halacha  für alles, was mit der Halacha (dem jüdischen Recht) zu tun hat, nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer nach Yavne.

Aber während israelische Nachrichtenorganisationen diesen notwendigen Kontext brachten, verwässerten ihn die prominenten Agenturen Associated Press (AP), Agence France-Presse (AFP) und Reuters zusammen mit der BBC und der Times (GB) oder löschten die Verbindung zwischen dem Ort dieser historischen Entdeckung und der Verbindung des jüdischen Volks zu Israel komplett.

Keine Juden hier: APs und Reuters‘ krasse Auslassung

Der Text von Associated Press, geschrieben von Tsafrir Abayow, enthält die Worte „Jude“, „jüdische“ oder „Judentum“ nicht. Und die Begriffe „Israel“ und „israelisch“ werden einzig in Bezug auf das moderne Land erwähnt, in dem die Winzerei ausgegraben wurde. Der Bericht von Reuters, geschrieben von Ari Rabinovitch (überarbeitet von Jeffrey Heller und Ed Osmond) folgt im Grunde derselben redaktionellen Linie, auch wenn die Schlagzeile des Artikels das Heilige Land erwähnt.

AFPs uralte „jüdische Siedlung“

Der Text der AFP geht einen Schritt weiter; er nutzt den zeitgenössischen, politisch aufgeladenen Begriff „Siedlung“, um eine antike jüdische Gemeinde zu beschreiben: „Die Anlage in Yavne, südlich von Tel Aviv, war in biblischen Zeiten eine jüdische Siedlung und eine Schlüsselstadt nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr.“

Die Berichterstattung von AFP wirft die Frage auf: Schüssel für wen?

BBC täuscht 400 Millionen Menschen, die Times (GB) erwähnt den Islam, nicht das Judentum

Dann gibt es die BBC. Der jede Woche von mehr als 400 Millionen Menschen gesehene Sender bietet eine interessante Geografiestunde: „Das Endprodukt war als Gaza- und Aschkelon-Wein bekannt, nach den Häfen, über die er nach Europa, Nordafrika und Kleinasien exportiert wurde.“ Aber Yavne, das als bedeutendster Ort in der nachbiblischen jüdischen Geschichte nach Jerusalem gilt, ist nur ein Anhängsel.

Der Text der BBC verweist nur einmal auf Yavne, als „südlich von Tel Aviv“ gelegen.

Die Times (GB) schafft es die BBC zu übertreffen: Der von Anshel Pfeffer eingereichte Bericht vermerkt die islamische Verbindung zu der Gegend, nicht aber die jüdische: „… Im byzantinischen Osten kam ein großer Teil des Weins aus diesem Küstenstreifen, bevor die Produktion im siebten Jahrhundert mit der muslimischen Eroberung aufhörte.“

Die Washington Post kriegt es hin

Einer der 1.300 Kunden der AP ist die Washington Post (WaPo), die eine eigene Autorin damit beauftragte die Geschichte zu berichten.

In einem Artikel mit dem Titel In Israel wurde ein 1.500 Jahre alter Weinbetrieb gefunden. Experten sagen, es handelt sich um die größte bekannte Winzerei aus dieser Zeit vermeidet die Autorin Jaclyn Peiser die oben erwähnten Tricks: „Yavne ist dafür bekannt vor 2.000 Jahren ein Zufluchtsort für jüdische Führer gewesen zu sein, als die Römer Jerusalem zerstörten. Sie bildeten einen neuen Ort für Studien – nach Angaben der Archäologen in einem Weinberg.“

Hut ab vor der Washington Post, dass sie in diesem Fall die Ausnahme ist.

Das Auslassen jeglicher Hinweise auf die Verbindung des jüdischen Volks zu Yavne entspricht in der Tat der offensichtlich übergeordneten Politik vieler Nachrichten-Organe „unbequeme“ Fakten – historisch oder modern – einfach zu ignorieren, die die uralten Verbindungen des jüdischen Volks zu Israel bestätigen.

Israel wurde nicht wegen des Holocaust gegründet, sondern wegen jüdischer Wurzeln und moderner Entschlossenheit

26. August 2021

Gidon Ben-Zvi. HonestReporting, 19. August 2021

Ein Artikel von Vanessa Gera bei Associated Press vom 16. August mit der Überschrift „Poland keeps ambassador at home amid dispute with Israel (Polen behält Botschafter wegen Disput mit Israel Zuhause) beschreibt den diplomatischen Streit, der durch Warschaus neues Gesetz verursacht wurde, mit dem praktisch verhindert wird, dass Holocaust-Überlebende und ihre Nachkommen ihr von den Nazis beschlagnahmtes Eigentum zurückfordern können.

Der Text hält fest:

Der Streit ist der jüngste, der wegen der Geschichte zwischen Polen, Heimat von Europas größter jüdischer Gemeinschaft vor dem Zweiten Weltkrieg, und Israel ausbrach, das als Zufluchtsort für vom deutschen Diktator Adolf Hitler und seinen Helfen aus Europa getriebene Juden gegründet wurde.

Dieses Zitat ist ein subtiles Beispiel für eine geläufige Fehlvorstellung; nämlich dass der jüdische Staat in Reaktion auf den Holocaust geschaffen wurde, eine Falschmeldung, die selbst im Westen verbreitet ist und die schon vom ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama und danach von der Kongressabgeordneten Rashide Tlaib verbreitet wurde.

Faktencheck: Israel ist nicht das Ergebnis europäischer Schuld wegen des Holocaust

Eindeutig zu erklären, dass Israels Gründung das Ergebnis des Holocaust war, ist ein Trugschluss, auch wenn die Auslöschung von 6 Millionen Juden durch Nazideutschland während des Zweiten Weltkriegs tatsächlich viele Menschen veranlasste mit der Jahrtausende anhaltenden Notlage des jüdischen Volks mitzufühlen. Aber die Vorstellung, dass dies der Hauptauslöser für den schrittweisen Prozess der internationalen Gemeinschaft hin zur Gründung eines jüdischen Staates war, verwechselt Korrelation mit Ursache.

Zu allererst reicht die jüdische Verbindung zum Land Israel mindestens 3.000 Jahre zurück. Das ist keine biblische Mutmaßung, sondern wird von einer Unzahl archäologischer Funde bestätigt.

Im 19. Jahrhundert begann die erste organisierte Welle jüdischer Migration in das, was heute Israel ist. Bereits in den 1880-er Jahren wurde die Grundlage für einen zukünftigen souveränen Staat gelegt. Während des Ersten Weltkriegs, in den letzten Tagen des Osmanischen Reichs, das 400 Jahre lang einen Großteil des Nahen Ostens regiert hatte – darunter des Territorium, das das moderne Israel umfasst – wurde die zionistische Sache von der britischen Regierung akzeptiert.

Um dieselbe Zeit, in der Adolf Hitler als Gefreiter in der Bayrischen Armee diente, gab der damalige britische Premierminister David Lloyd George öffentlich Unterstützung für den Zionismus zum Ausdruck. Am 2. November 1917 wurde mit der vom britischen Außenminister Arthur Balfour ausgegebenen Balfour-Erklärung Londons Politik formell und forderte ausdrücklich die Gründung einer jüdischen Heimstatt.

Es gab eine Vielzahl geopolitischer Überlegungen, die diese historische Entscheidung beeinflussten, darunter die Hoffnung der britischen Regierung, eine solche Erklärung würde während des Ersten Weltkriegs die jüdische Unterstützung der Alliierten in neutralen Ländern einbringen. Zusätzlich begehrte Downing Street 10 das Gebiet, das nur Jahre später das von den Briten regierte Mandat Palästina sein würde, weil es als Landbrücke zwischen den von den Briten beherrschten Territorien Indien und Ägypten diente.

Dennoch war der Glaube an die Gerechtigkeit der zionistischen Sache seitens Lloyd George und vieler anderer Führungskräfte echt.

Das spiegelte sich in dem Abschnitt des sogenannten Beschlusses von San Remo vom 25. April 1920, die offiziell das Mandat Palästina schuf. Der Beschluss wies die „Mandatsmacht“, in diesem Fall die Briten, ausdrücklich an in der neu gebildeten Einheit eine nationale Heimstatt für das jüdische Volk zu schaffen; das basierte im Großen und Ganzen auf der Balfour-Erklärung.

Darüber hinaus wurde der Text der Erklärung als Teil der Grundlage für den Aufbau einer breiten Koalition zur Unterstützung einer jüdischen nationalen Heimstatt in das Mandat des Völkerbundes aufgenommen.

Als diese wichtigen Ereignisse in den frühen 1920-er Jahren stattfanden, war die Nazi-Partei nicht viel mehr als eine unpopuläre Randgruppe.

Den Holocaust nutzen um Israel zu dämonisieren

Die Beförderung der unangebrachten Theorie, der jüdische Staat sei nur ein Nebenprodukt des Völkermords im Zweiten Weltkrieg, hat einen surrealen Bumeraneffekt gehabt und praktisch die Tür für diejenigen geöffnet, die antizionistische Agenden haben, ebenso für Antisemiten, um Holocaust-Sprache und -Symbole zu kapern, um damit Israels Umgang mit den Palästinenser mit dem der Juden durch die Nazis gleichzusetzen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat seinerseits wiederholt die Gaza-Politik des jüdischen Staates mit dem Umgang der Nazis mit den Juden verglichen. Erdoğan hat gesagt: „Wir betrachten den Holocaust auf dieselbe Weise, wie wir die Belagerung des Gazastreifens und die Ausführung der Massaker darin betrachten.“

Am bekanntesten ist vielleicht, dass der ehemalige iranische Präsident und widerwärtige Antisemit Mahmud Ahmadinedschad im Jahr 2007 Israel beschuldigte den Holocaust als Vorwand für „Völkermord“ an den Palästinensern zu nutzen.

Dann gibt es den ehemaligen Londoner Bürgermeister Ken Livingston. 2018 verlängerte die britische Labour Party seine Suspendierung wegen einer Behauptung von 2016, Adolf  Hitler habe in den 1930-er Jahren den Zionismus unterstützt. Livingston behauptete, er habe lediglich „eine historische Tatsache dargelegt“.

Derweil ist die Initiative „Nie wieder, für niemanden“ ein besonders entsetzliches Beispiel, da sie Israel dämonisiert, indem sie dafür eintritt, dass das Mantra „Nie wieder“ – ausdrücklich geschaffen unter Bezugnahme auf die systematische Ermordung von 6 Millionen Juden – auf das palästinensische Volk angewandt wird.

Das große Problem mit cum hoc ergo propter hoc

Die Vereinigung der uralten Verbindung des jüdischen Volks zum Land Israel, die gewaltigen Bemühungen der zionistischen Bewegung einen jüdischen Staat zu gründen und ein komplexes Aufgebot geopolitischer Faktoren sind verantwortlich dafür, dass Israel geschaffen wurde. Und das wäre wahrscheinlich auch geschehen, wenn der Holocaust nie begangen worden wäre.

Mit der fehlenden Erklärung dieser Realität hat Associated Press, deren Arbeit von mehr als 1.300 Zeitungen und Sendern weltweit veröffentlicht wird, ungewollt oder nicht, die beinahe übernatürliche Verwirklichung durch Beharrlichkeit und harte Arbeit des jüdischen Volkes, die Sehnsucht verleumderisch zu einer Art „Trostpreis“ macht –  geschenkt von einer Welt, die vor den Schrecken des Holocaust die Augen verschlossen hat.

Israelische archäologische Schätze sind im Einklang mit der hebräischen Bibel

5. August 2021

Rachel O’Donoghue, HonestReporting, 27. Juli 2021

Nichts hilft uns besser das Leben von Menschen zu verstehen, die in Israel gelebt haben, als die archäologischen Artefakte, die dort ausgegraben werden. Das Studium der Archäologie hat große Bedeutung, weil es hilft uns alle darüber zu informieren, woher wir kommen. Das Feld erhält weitere Bedeutung im Kontext umstrittenen Landes – die im Heiligen Land offengelegten Artefakte und Funde stellen entscheidende Beweise für den Lebensstil von Juden dar, die vor vielen Jahrhunderten hier lebten.

In diesem geheiligten Land sind Zivilisationen aufgestiegen und gefallen und ihre Geschichte ist in den Relikten erhalten geblieben, die sie hinterließen. Einige Schätze jedoch, die unter der Erde Israels gefunden wurden, sind möglicherweise bedeutender als andere. Insbesondere diejenigen, die die Geschichtlichkeit der hebräischen Bibel bekräftigen.

Hier sind einige der wichtigsten archäologischen Funde in Israel.

Der Siegesstein über Haus von David – 1993

Diese auch als Stele vom Tel Dan bekannte Steinplatte wurde 1993 im Norden Israels gefunden und liefert den Beweis für Israels berühmtesten Herrscher. Die in sie gemeißelte aramäische Inschrift liefert den ersten Beleg der Dynastie von König David außerhalb biblischer Quellen.

Sie ist auf das achte oder neunte Jahrhundert v.Chr. datiert worden und scheint den Sieg König Hazaels von Aram-Damaskus in Syrien über König Joram und König Ahasja aus dem Haus David wiederzugeben. Dieser Bericht unterscheidet sich von dem des Buchs der Könige, wo steht, dass Jehu Joram und Ahasja tötete, bevor er den israelischen Thron übernahm. Die bruchstückhafte Inschrift lautet:

Und schnitt […] mein Vater ging hinaus [gegen ihn, als] er in […] kämpfte […] Und mein Vater legte sich nieder, er ging zu seinen [Vorfahren]. Und der König Israels betrat zuvor das Land meines Vaters. [Und] Hadad machte mich zum König. Und Hadad ging vor mir [und] ich verließ die sieben […] meines Königreichs und ich erschlug [sieb]zig Könige, die tausende Streitwagen und tausend Reiter [auch: Pferde] rüsteten. [Ich tötete Jo]ram, den Sohn von König [Ahab] von Israel und [ich] tötete [Ahasja], Son von [Joram Kö]nig ds Hauses David. Und ich macht [ihre Städte zu Ruinen und verwandelte] ihr Land in [Verwüstung …] andere [… und Jehu herr]schte über Is[rael] … und ich] belagerte es …

Die Stele vom Tel Dan liefert unanfechtbaren Beleg für die Herrschaft Davids und ist damit vielleicht das wichtigste Relikt biblischer Bedeutung, das jemals im jüdischen Staat gefunden wurde.

Das „Haus Davids“, eingraviert in einen Siegesstein (Foto: Israelische Antikenbehörde)

König Salomons Mauer – 2010

Eine dreimonatige Ausgrabung in Israels Hauptstadt Jerusalem vor gerade einmal einem Jahrzehnt brachte einen Teil einer Mauer ans Licht, von der vermutet wird, dass sie aus dem 10. Jahrhundert v.Chr. stammt. Die einflussreiche Archäologin Dr. Eilat Mazar von der Hebräischen Universität in Jerusalem leitete die Grabung an einer Stellenahe des Tempelbergs, die als Ophel bekannt ist. Die Mauer – eindrucksvolle 70 Meter lang und sechs Meter hoch – scheint den Bericht aus dem Buch der Könige zu bestätigen, dass König Salomon in Jerusalem eine gewaltige Verteidigungsbarriere baute (1. Könige 3,1).

„Wir haben nicht viele Könige im zehnten Jahrhundert, die solch ein Bauwerk errichtet haben könnten, praktisch nur David und Salomo“, sagte Dr. Mozar 2010. „Dies ist das erste Mal, dass ein aus dieser Zeit gefundenes Bauwerk mit den schriftlichen Beschreibungen von Salomons Bautätigkeit in Jerusalem übereinstimmt.“ Andere an der Stelle gefundene Relikte schienen ihre Aussage zu bestätigen. Dazu gehörten Frauenfiguren, die Fruchtbarkeit symbolisieren, sowie Griffe von Krügen, auf die die Botschaft „für den König“ eingeritzt sind und Siegel, die hebräische Namen tragen.

Hiskias Tunnel – 1867

Charles Warren entdeckte Hiskias Tunnel 1867, nachdem er geschickt wurde, um Ausgrabungen nahe des Tempelbergs durchzuführen. Der Tunnel, der um das achte Jahrhundert v.Chr. gebaut wurde, bildete einen Teil eines Systems, das Wasser aus der Gihon-Quelle nach innerhalb der Stadtmauern brachte. Seine Entdeckung bestätigt auch den biblischen Bericht, dass Hiskia die Stadt auf eine Belagerung durch die Assyrer vorbereitete, nachdem der König von Juda den assyrischen König Sanherib beleidigt hatte. Eine im Tunnel gefundene Inschrift bestätigt, dass dieses Meisterstück der Ingenieurskunst durch zwei Teams möglich gemacht wurde, die Hacken verwendeten, um sich aus entgegengesetzter Richtung durch Felsen und Schotter zu arbeiten, bis sie sich schließlich in der Mitte trafen.

Amulette von Ketef Hinnom – 1979

Ausgrabungsarbeiten an einem Grab in Ketef Hinnom südwestlich von Jerusalems Altstadt, das ins siebte Jahrhundert v.Chr. datiert wird, legten etwas Bemerkenswertes offen: Zwei winzige Silberrollen, die ursprünglich als Amulette getragen wurden. Es dauerte drei Jahre, bis die Rollen sorgfältig entrollt wurden und während der größte Teil des Textes darin wegen des starken Zerfalls nicht zu entziffern war, erkannten Experten schnell ihre Bedeutung.

Sie sind der früheste aufgeschriebene Abschnitt der hebräischen Bibel, gehen selbst den berühmten Schriftrollen vom Toten Meer um etwa 400 Jahre voraus. Teil der Inschrift ist eine Version von 4. Mose 6,24-26: „Der Herr segne dich und behüte dich! Der Herr sei dir freundlich gesinnt und sei dir gnädig! Der Herr sei dir wohlgesonnen und gebe dir Frieden!“

Die Amulette von Ketef Hinnom sind der älteste bekannte Text aus der hebräischen Bibel (Foto: Israelische Antikenbehörde)

Jerusalems Stadtmauer – 2021

Erst diesen Monat [Juli 2021 – heplev] haben Archäologen, die am Nationalpark Davidstadt arbeiten, eine aufregende Ankündigung gemacht, die die biblische Beschreibung des von König Nebukadnezar 586 v.Chr. geführten babylonischen Einmarschs in Jerusalem und dem folgenden Exil des jüdischen Volks bestätigen. Die Entdeckung einer antiken Mauer, die fünf Meter breit ist, bestätigt Berichte der Bibel, dass Jerusalem mit einem gewaltigen Bauwerk befestigt war.

Die Ausgrabungen koordinierte Dr. Filip Vukosavovic vom Ancient Jerusalem Research Center an der Seite von Dr. Joe Uziel und Ortal Chalaf für die israelische Antikenbehörde. „Als wir den ersten Teil der Mauer aufdeckten, ein Bereich von etwa einem Meter mal einem Meter, begriff ich sofort, was wir gefunden hatten“, sagte Dr. Vukosavovic. „Ich weinte beinahe.“