Rinat Harash, HonestReporting, 13. Februar 2024
Am frühen Montag, 12. Februar berichteten Nachrichtenmedien, dass Israel zwei Geiseln aus der Hamas-Gefangenschaft im Gazastreifen befreit hatte.
Aber statt sich an die Fakten des gewagten nächtlichen Manövers in Rafah zu halten, – die zufälligerweise Israels Behauptung stützen, dass die Stadt im südlichen Gazastreifen eine Festung der Hamas ist – formulieren prominente Nachrichtenseiten die Geschichte auf eine Weise um, die die Rolle der Terrororganisation bagatellisiert und die Palästinenser als die Opfer darstellt.
Das Ergebnis ist eine auf den Kopf gestellte Realität: Positive Nachrichten wurden als negativ dargestellt und Gutes wird zu Bösem.
Solche Darstellungen, die geschickt Zweifel auf die Ehrenhaftigkeit der israelischen Rettungsoperation werfen, wurden dadurch erzielt, dass eine oder mehrere der folgenden Taktiken eingesetzt wurden:
- Selektive Verwendung des Wortes „befreit“ statt „gerettet“
- Unkritische Betonung der Zahl der bei israelischen Luftangriffen während des Vorstoßes getöteten Palästinenser
- Komplette Ignorierung der Hamas
Der Guardian z.B. packte die ersten beiden Punkte in eine Schlagzeile, die lautete: „Zwei israelische Geiseln in Rafah befreit, sagt IDF, während Palästinenser Dutzende Tote melden.“
Wer befreitet die Geiseln? Die Hamas? Der Islamische Jihad? Eine unsichtbare Kraft? Das bleibt unklar.
Das Wort „befreit“ statt des mit Werten befrachteten „gerettet“ zu verwenden trübt den dramatischen Charakter der israelischen Operation und wäscht die Hamas rein. Das ist so, weil damit die Grenzen zwischen den beiden Seiten verwischt werden und die Freilassung , wie oben zu sehen, auch fälschlich der Terrorgruppe zugerechnet werden kann.
Was aber schlimmer ist, ist die zusätzliche Umformulierung der palästinensischen Todesopfer – von denen einige zweifelsohne bei dem Angriff getötete Terroristen sind.
Und es ist nicht nur die Schlagzeile.
Der erste Absatz der Story wird mit der Zahl der palästinensischen Toten eingeleitet, wie „Gesundheitsbeamte des Gazastreifens“ sie angeben, die nicht zwischen Terroristen und Zivilisten unterscheiden:
Mindestens 50 Palästinenser sind bei israelischen Angriffen auf die südliche Stadt Rafah getötet worden, so Gesundheitsbeamte im Gazastreifen, während das israelische Militär sagt, es habe bei einem Vorstoß von Spezialeinsatzkräften in der Stadt zwei Geiseln befreit.
Der Rest des Artikels, bis auf zweieinhalb Absätze, die den israelischen Geiseln gewidmet sind, beinhaltet 18 ½ Absätze über das Leiden obdachlos gewordener Palästinenser in der Gegend gewidmet, wobei global vor einem sich abzeichnenden israelischen Einmarschs in Rafah gewarnt wird.
Es ist nicht klar, warum solche Hintergrund-Absätze keinerlei Informationen dazu haben, wie die Hamas sich inmitten oder unter der Zivilbevölkerung der Stadt eingegraben hat, insbesondere angesichts der Tatsache, dass israelische Geiseln dort in einem Wohnhaus festgehalten wurden.
„Tödliche“ Angriffe
Der Artikel im Guardian gründete zum Teil auf einem Bericht von Reuters, der in der Schlagzeile ebenfalls „befreit“ benutzte und die israelische Aktion mit unbestätigten Opferzahlen bestückte, die dem palästinensischen Narrativ dienen:
Anders als Reuters verwendeten die Associated Press und die BBC das Verb „retten“.
Aber sie gestalteten ihre Schlagzeilen ähnlich:
Und die Seite der BBC zur Live-Berichterstattung führt immer noch mit den tödlichen israelischen Angriffen:
Voice of America ging weiter und erwähnte die israelische Rettungsoperation in ihrer Schlagzeile gar nicht erst:
Der Artikel von VOA beginnt mit scheinbar willkürlichen israelischen Luftangriffen, die Dutzende Palästinenser tötete, die in Rafah Schutz suchten. Einmal mehr wird weder Kontext geliefert noch kritischer Vorbehalt gegenüber der problematischen Quelle der Opferzahlen im Gazastreifen:
Israelische Luftangriffe beschossen am Montag die südliche Stadt Rafah, töteten mindestens 67 Menschen, so die Gesundheitsbeamten der Gegend des Gazastreifens, wohin bereits 1,4 Millionen Zivilisten geflohen sind, um dem Krieg zu entkommen.
Einwohner beschrieben die schwere Bombardierung, mit der israelische Angriffe mehrere Häuser und Moscheen trafen.
Erst im dritten Absatz erwähnt VOA die israelische Rettungsoperation, obwohl diese fast als bloßer Zufall vertuscht wird:
… die Angriffe fielen mit einem Auftrag zusammen, bei dem zwei israelische Geiseln gerettet wurden, die von Hamas-Militanten festgehalten wurden.
NBC News ließ die israelischen Luftangriffe ebenfalls als willkürliches Bombardierung von Rafah erscheinen, ohne Zusammenhang zu der Tatsache, dass die Hamas dort die israelischen Geiseln festhält.
Hamas ignorieren
Einige Medienorgane veränderten nicht nur einfach Worte oder fügten keinen Kontext hinzu.
National Public Radio ließ z.B. die Hamas in seinem Artikel über die israelische Rettungsoperation komplett weg. Die Hamas wurde kein einziges Mal erwähnt, als hätten die israelischen Streitkräfte einen nicht identifizierten Feind bekämpft:
Das israelische Militär sagte am Montag, Sondereinsatzkräfte retteten zwei israelische Geiseln, die im Gazastreifen festgehalten wurden.
Während der Operation wurden schwere Luftangriffe durchgeführt und es gab erste Berichte, dass bei den Angriffen Palästinenser getötet wurden.
Es beunruhigt, dass NPR sich auf einen Militärbericht verlässt, der die Hamas eindeutig als die Gruppe identifiziert, die die Geiseln am 7. Oktober verschleppte, als ihre Terroristen 1.200 Menschen in Südisrael töteten und mehr rund 240 verschleppten.
Warum ignorierte NPR das?
Was auch immer der Grund ist, das Ergebnis ist, der Mörder, die für die Geiselnahmen überhaupt verantwortlich waren, reingewaschen werden.
Es ist tatsächlich möglich eine Zusammenfassung zu erstellen, indem man das Klischee wiederholt, das allem einen Rahmen gibt.
Das sollte aber nicht so sein.
Journalisten sollten das meiden und einfach sorgfältig die Fakten berichten.
Sie sollten sich der Auswirkungen ihrer Worte bewusst sein, insbesondere wenn diese Worte dazu verwendet werden Böses zu bagatellisieren – das Böse einer Terrororganisation, die Geiseln festhält, während sie unschuldige Zivilisten als menschliche Schutzschilde benutzt.
Und wenn Journalisten versäumen das zu tun, dann verdienen die Nachrichtenkonsumenten zu wissen, dass sie irregeführt werden.
Neueste Kommentare