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Fotografen ohne Grenzen: Bilder von AP und Reuters zu den Hamas-Gräueln werfen ethische Fragen auf

10. November 2023

HonestReporting, 8. November 2023

Am 7. Oktober waren die Hamas-Terroristen nicht die Einzigen, die die Kriegsverbrechen dokumentierten, diese sie bei ihren Mordzügen im südlichen Israel begingen. Einige ihrer Gräueltaten wurden von im Gazastreifen ansässigen Fotojournalisten festgehalten, die für die Nachrichtenagenturen Associated Press und Reuters arbeiten, deren Anwesenheit beim Grenzdurchbruch am frühen Morgen ernste ethische Fragen aufwirft.

Was haben die so früh dort gemacht, an einem Tag der normalerweise ein stiller Samstagmorgen gewesen wäre? War das mit der Hamas koordiniert? Haben die ehrenwerten Agenturen, die ihre Fotos veröffentlichten, ihre Anwesenheit auf Feindgebiet zusammenmit den terroristischen Eindringlingen genehmigt? Haben die freien Fotojournalisten, die für andere Medien wie CNN und die New York Times arbeiten, diese Medien informiert? Geht man nach den Bildern der Lynchmorde, Entführungen und der Erstürmung eines israelischen Kibbuz, dann scheint es so, als sei die Grenze nicht nur physisch, sondern auch journalistisch durchbrochen worden.

AP: Fotojournalisten oder Infiltratoren?

In den Fotonachweisen bei AP zum Grenzgebiet Israel-Gaza am 7. Oktober tauchen vier Namen auf: Hassan Eslaiah, Yousef Masoud, Ali Mahmud und Hatem Ali

Eslaiah, ein freier Journalist, arbeitet auch für CNN, überschritt die Grenze nach Israel, nahem einen brennenden israelischen Panzer auf und fotografierte dann Eindringlinge im Kibbuz Kfar Aza.

HonestReporting hat Screenshots von Eslaias inzwischen gelöschten Tweets auf X, in denen er sich selbst vor dem israelischen Panzer stehend dokumentierte. Er trug keine Presseweste, keinen Helm und die arabische Bildbeschreibung seines Tweets lautete: „Live aus den Siedlungen am Gazastreifen.“

Masoud, der auch für die New York Times arbeitet, war ebenfalls dort – gerade rechtzeitig, um den Fuß auf israelisches Gebiet zu setzen und weiter Panzerbilder zu machen.

Ali Mahmud und Hatem Ali waren in Position, um Bilder der entsetzlichen Entführungen von Israelis in den Gazastreifen aufzunehmen.

Mahmud nahm den Pickup-Truck auf, der die Leiche der Deutsch-Israelin Shani Louk transportierte und Ali machte mehrere Bilder von Entführten, wie sie in den Gazastreifen gebracht wurden.

Interessanterweise sind die Namen der Fotografen, die in anderen Quellen erscheinen, von einigen der Fotos in der Datenbank von AP gelöscht worden. Vielleicht hat jemand bei der Agentur erkannt, dass sie ernste Fragen bezüglich ihrer journalistischen Ethik aufwerfen.

Reuters: Lynchmord als „Bild des Tages“

Reuters hat Bilder von zwei Fotojournalisten veröffentlicht, die ebenfalls zufällig rechtszeitig zum Eindringen der Hamas an der Grenze waren: Mohammed Fayq Abu Mostafa und Ýasser Qudih.

Beide machten Aufnahmen eines brennenden israelischen Panzers auf der israelischen Seite der Grenzen, aber Abu Mustafa ging noch weiter: Er machte Fotos eines Lynchmobs, der die Leiche eines israelischen Soldaten misshandelte, der aus dem Panzer gezogen worden war.

Reuters war so freundlich der Bildbeschreibung eine Warnung beizufügen, aber das hinderte die Redakteure nicht daran, das auf der Datenbankseite ihrer Redaktion schamlos als eines der „Bilder des Tages“ zu kennzeichnen.

Um es klar zu sagen: Nachrichtenagenturen mögen behaupten, dass diese Leute einfach nur ihre Arbeit machten. Kriegsverbrechen dokumentieren kann leider Teil davon sein. Aber so einfach ist das hier nicht.

Inzwischen ist offensichtlich, dass die Hamas ihren Angriff auf Israel vom 7. Oktober sehr lange geplant hatte: sein Ausmaß, seine brutalen ziele und seine massive Dokumentation sind über Monate, wenn nicht Jahre vorbereitet worden. Alles wurde einberechnet – die Stationierungen, das Timing sowie die Verwendung von Bodycams und Handyvideos, um die Gräueltaten zu teilen.

Ist es vorstellbar anzunehmen, dass „Journalisten“ rein zufällig früh morgens ohne vorherige Absprache mit den Terrorristen an der Grenze auftauchen? Und wenn, haben sie die Nachrichtenagenturen informiert? Zweifellos war eine Art Kommunikation nötig – vor, nach oder während des Angriffs – um die Fotos zu veröffentlichen.

Wie auch immer: Wenn internationale Nachrichtenagenturen beschließen für Material zu bezahlen, das unter solch problematischen Umständen aufgenommen wurde, dann dürfen ihre Standards hinterfragt werden und ihr Publikum verdient es darüber Bescheid zu wissen. Und wenn ihre Leute vor Ort aktiv oder passiv mit der Hamas kollaborierten, um die Bilder zu bekommen, sollten sie dafür angeprangert werden die Grenze zwischen Journalismus und Barbarei neu definiert zu haben.

Reuters macht Israel für das Versagen von Oslo verantwortlich, ignoriert palästinensischen Terrorismus

5. Oktober 2023

t Harash, HonestReporting, 10. September 2023

Wenn die größte Nachrichtenagentur der Welt einen Text erstellt, der auf eines der historischen Ereignisse des Nahen Ostens zurückblickt, dann sollte man erwarten, dass er so sorgfältig wie möglich damit umgeht seine Standards der unparteiischen Berichterstattung beizubehalten.

Doch Reuters versagte jämmerlich bei seiner Podcast-Wochenendfolge, die „das Vermächtnis der Oslo-Vereinbarungen“ analysieren sollte und 30 Jahre seit ihrer Unterzeichnung beging.

Man muss sich das anhören, um es zu glauben, aber so fasste der Moderator ihr Versagen zusammen:

Jubel vom Rasen des Weißen Hauses 1993, als der israelische Premierminister Yitzhak Rabin und der PLO-Vorsitzende Yassir Arafat sich die Hände schüttelten.

Aber sofortige Proteste zuhause und Rabin – dem zusammen mit Arafat 1994 der Friedensnobelpreis verliehen wurde – wurde im Folgejahr von einem rechtsextremen jüdischen Israeli ermordet, der gegen das Abkommen war.

Kein Wort von den tausenden Israelis, die während und nach dem Oslo-Prozess durch palästinensische Terroristen ermordet wurden (mehr als 100 allein im März 2002, der die fast täglichen Anschläge und Selbstmord-Bomber in israelischen Städten erlebte).

Kein Wort darüber, dass Arafat ständig großzügige Angebote ablehnte. Kein Wort davon, dass er der Drahtzieher der zweiten Intifada war.

Blankes Schweigen.

Nur die extremistischen Israelis sind laut Reuters‘ verdrehtem Narrativ verantwortlich zu machen.

Aber es wird noch schlimmer.

Der Moderator, in Sorge wegen der Zukunft der Zweistaatenlösung, bittet einen Reuters-Korrespondenten in Jerusalem um eine Erklärung. Was folgt ist über alle Maßen vereinfachte Berichterstattung, die für alles die israelischen Siedlungen verantwortlich macht, während die Palästinenser so hingestellt werden, also würden sie einfach nur gleiche Rechte haben wollen.

Würde ein Außerirdischer dem mit echtem Interesse zuhören, etwas über den israelisch-palästinensischen Konflikt lernen zu wollen, dann würde er glauben, das gesamte Problem sei auf die bösen Juden zurückzuführen, die die Friedenshoffnungen zerschlugen und seitdem ständig die unschuldigen Palästinenser unterdrücken.

Fast die Hälfte des gesamten Podcasts zu diesem Thema ist dem Problem der israelischen Siedlungen, denn der Korrespondent betrauert die Tatsache, dass sie:

wirklich das Erscheinungsbild einer richtigen Stadt haben… von enormen Häusern, manchmal Hochhäusern, die in die Höhe ragen. Wenn man sie ansieht, dann denkt man darüber nach, wie schwierig es sein würde sich aus diesen Siedlungen zurückzuziehen.

Der Korrespondent versäumte es zu erwähnen, dass laut den Oslo-Vereinbarungen die großen Siedlungsblocks (die mit scheinbar beunruhigenden Hochhäusern) dauerhaft unter israelischer Kontrolle bleiben sollten. Diese Blocks, die zumeist nahe der Grünen Linie liegen, sind Heimat der Mehrheit der Siedlerbevölkerung (anders als die Siedler-Außenposten). Sie werden von vielen Israelis als „Konsens“-Siedlungsblocks betrachtet.

Unausgewogene Beurteilung

Aber Reuters ist nicht allein dabei Israel für den Niedergang der Oslo-Friedensvereinbarung die Schuld zu geben.

AFP zieht mit einem Beitrag nach, der die palästinensischen Wasserprobleme detailliert beschreibt (wobei auch Ägyptens Blockade des Gazastreifens ignoriert wird):

Das ultimative Ziel war für viele die Gründung eines Palästinenserstaats, dessen Volk eines Tages frei und friedlich an der Seite Israels leben wird.

Stattdessen sind die israelischen Siedlungen drei Jahrzehnte später überall in der Westbank wie Pilze aus dem Boden geschossen, tödliche Gewalt aus aufgeflammt und der blockierte Gazastreifen ist mit den Ruinen mehrerer Kriege übersät.

Der letzte Satz, der es umgeht die Verursacher der „tödlichen Gewalt“ zu benennen (die überwiegend palästinensisch sind), bezeichnet israelische Siedlungen als „Pilze“. Ist das ein akzeptabler Begriff für einen Text einer Nachrichtenagentur? Ist er aufgeladen mit kritischer, negativer und unausgewogener Beurteilung?

Es überrascht nicht, wenn Publikationen wie The Middle East Eye oder Arab News ähnliche Verfälschung zu betreiben. Aber Agenturen, auf die sich Medienorgane und Nachrichtenkonsumenten weltweit stark verlassen, müssen bei der Darstellung der Fakten bessere journalistische Arbeit leisten. Oder sie zumindest nicht verfälschen.

AFP/Getty recyceln fieses Foto

11. Oktober 2010

HonestReporting Media BackSpin, 11. Oktober 2010

Dieses hinterhältig inszenierte Foto heute in den Nachrichtenagenturen.

Ein palästinensischer Junge angesichts einer israelischen Armeepatrouille in der Stadt Hebron in der besetzten West Bank. Israel widersetzte sich palästinensischen und internationalen Forderungen bezüglich der Verlängerung eines auf 10 Monate angesetzten Moratoriums zum Baustopp neuer Siedlungen, obwohl Palästinenserführer Mahmud Abbas beschwor, dass es keine weiteren Gespräche geben würde, bevor die Siedlungsaktivitäten nicht eingestellt werden würden. (AFP/Getty Images, Hazem Bader)

Hier handelt es sich um ein recyceltes Bild aus dem letzten Jahr, das überhaupt nichts mit einem Einfrieren von Siedlungen zu tun hat. Und wenn Sie weiterlesen, werden Sie bestätigt finden, dass der Soldat überhaupt nicht mit seiner Schusswaffe auf das Kind zielte, obwohl die Bildperspektive dies suggeriert.

Ich konnte das Foto nirgendwo mit seiner Original-Bildunterschrift finden, aber es wurde mir eben zugemailt.

Ein palästinensischer Junge leistet Widerstand, als eine israelische Armeepatrouille nach einer Messerattacke eines Palästinensers gegen einen israelischen Soldaten am Checkpoint nahe der Stadt Hebron Streife lief. 26. August 2009 (Hazem Bader/AFP/Getty)

AP-Fotograf Nasser Shiyoukhi (via IsraellyCool) stand in unmittelbarer Nähe zu Bader und schoss das gleiche Foto. Und Shiyoukis Bilduntertitelung ist um einiges ehrlicher.

Der Soldat „benutzt seinen Gewehrlauf, um die Richtung anzuzeigen, während er einen palästinensischen Jungen darauf hinweist, den Ort zu verlassen….“

Die Wiederaufbereitung von Fotos ist nichts anderes als mieser und unmoralischer Journalismus. Als wir die London Times beim Recycling eines Fotos zu Jenin ertappten, entschuldigte sie sich kurze Zeit später. Sally Bakers Entgegnung wäre hier wohl ebenso angemessen, wenn AFP das geschrieben hätte:

Es ist eine stetig wiederkehrende schlechte Praxis, alte Fotographien zu veröffentlichen und Lesern den Eindruck zu vermitteln, es handele sich um aktuelle; vor dem Hintergrund des [Geschehens im…bd] Nahen Ostens gilt das doppelt und wir lagen falsch. Während des Montagnachmittags bekamen wir fast 500 E-Mails pro Stunde, was verhindert, dass irgendetwas anderes durchkam; damit hatten wir also unsere wohlverdiente Strafe bekommen.