Archive for the ‘Nahost allgemein’ category

Geschichte wiederholt sich: Bethlehems Christen stehen vor der Auslöschung

22. September 2022

Rachel O’Donoghue, HonestReporting, 1. September 2022

Bethlehem, das als Geburtsort Jesu Christi gilt, wird im christlichen Glauben verehrt und zieht jedes Jahr mehr als eine Million Pilger an, die kommen, um in der berühmten Geburtskirche zu beten. Hier stehen täglich hunderte Schlange, um eine kleine Felsgrotte zu betreten, in der ein 14-zackiger Silberstern die Worte trägt: „Hic de Virgine Maria Jesus Christus natus est“, was heißt: „Hier wurde Jesus Christus von der Jungfrau Maria geboren.“

Vor 70 Jahren nannte auch eine beträchtliche Anzahl an Christen Bethlehem ihr dauerhaftes Zuhause; die Bevölkerung der Stadt in der Westbank und der umgebenden Dörfer war zu 90 Prozent christlich.

2016 warnte die damalige Bürgermeisterin von Bethlehem, Vera Baboun, die Zahl sei auf 12 Prozent gesunken, auf nur noch 11.000 Menschen.

Aus der gesamten von der palästinensischen Autonomiebehörde verwalteten Westbank wird berichtet, dass weniger als 50.000 Christen verbleiben, während es im Gazastreifen, der von den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas regiert wird, gerade einmal 1.100 Christen übrig sind.

Die Krise der Christen im Heiligen Land ist nicht unbemerkt geblieben.

Letzten Dezember schrieb der britische Erzbischof von Canterbury, Justin Wellby, zusammen mit dem palästinensisch-anglikanischen Bischof Hosam Naoum einen Meinungsartikel, in dem sie den Rückgang der Christen im Geburtsort der Religion beklagten; sie argumentierten, dass das Handeln  „radikaler Gruppen“ dafür verantwortlich sei.

Sie erklärten, zu solchen Taten gehörte die Schändung von Kirchen, zusätzlich zu physischen und verbalen Attacken auf Priester, Mönche und Gläubige.

Dennoch zogen Erzbischof Welby und Bischof Naoum es vor die krasse Realität vor Ort zu ignorieren und machten für das Abstürzen der Christen mysteriöse „radikale Randgruppen“ und zunehmende „Siedlergemeinden“ verantwortlich.

Solche linguistische Ungenauigkeiten kaschieren den wahren Grund dafür, dass Christen aus dem Heiligen Land verschwinden, was laut der global agierenden christlichen Organisation Open Doors in Wirklichkeit das Ergebnis von „islamischer Unterdrückung“ ist.

Die Organisation warnt, das die Christen die Westbank in Scharen verlassen und deckte auf, dass „islamisch-extremistische Militante“ Christen in Angst vor Anschlägen versetzen und sagte, die Lage sei für Konvertiten zu dieser Religion noch bedrohlicher, weil sie sich noch schlimmerer Brutalität ausgesetzt sehen.

Eine weitere internationale gemeinnützige Organisation, The Voice of the Martyrs (Die Stimme der Märtyrer), die sich für die Rechte verfolgter Christen einsetzt, hat zahllose Berichte schrecklicher Folter zusammengetragen, die die palästinensische Autonomiebehörde ihrer christlichen Minderheit zuteil werden lässt.

Ein solcher Bericht ist der von Saif, einem Konvertiten vom Islam zum Christentum, der nahe Bethlehem lebt. Er beschrieb, wie er vom muslimischen Muezzin (Ausrufer) über den Moschee-Lautsprecher als „zionistischer Ungläubiger“ bezeichnet wurde; er wurde daraufhin zur örtlichen Polizeiwache zitiert. Wochenlang ertrug er furchbare Folter, darunter stundenlang kopfüber aufgehängt zu sein, Drohungen mit Kreuzigung und gewalttätige Verhöre.

Trotz seiner Freilassung gingen die PA-Kräfte weiter gegen vor und schließlich war Saif gezwungen nach Jerusalem zu fliehen, wozu er einen Pass benutzte, der ihm für seine Arbeit als Bau-Auftragnehmer ausgegeben worden war.

Im Gazastreifen ist die Lage der Christen unter der Herrschaft der islamistischen Hamas sogar noch trostloser.

Die Notlage der winzigen Minderheit wird von der entsetzlichen Erzählung von Rami Ayyad veranschaulicht, dem der letzte christliche Buchladen von Gaza gehörte, bis dieser nur Monate nach der Machtergreifung durch die Hamas 2007 und der Verhängung des islamischen Scharia-Rechts mit einer Brandbombe beworfen wurde.

Ayyad wurde von einem Angreifer entführt, gefoltert und später ermordet, der ungestraft davon kam, obwohl seine Identität den Behörden Berichten zufolge bekannt ist.

Der Niedergang der Christenheit in palästinensisch kontrollierten Gebieten ist Teil eines allgemeineren Musters der aus dem Nahen Osten und Nordafrika verschwindenden Christen.

2019 legte ein von Großbritannien in Auftrag gegebener Bericht das Ausmaß des Problems offen, der ihre schwindende Zahlen als „nahe am Völkermord“ beschrieb.

„Die Formen der Verfolgung reichen von routinemäßiger Diskriminierung in Bildung, Arbeitswelt und sozialem Leben bis zu völkermordartigen Angriffen auf christliche Gemeinschaften und haben seit der Jahrhundertwende zu einem erheblichen Exodus christlicher Gläubiger aus dieser Region geführt“, heißt es in dem Bericht.

„In Ländern wie Algerien, Ägypten, Iran, Irak, Syrien und Saudi-Arabien hat die Lage der christlichen und anderer Minderheiten ein alarmierendes Stadium erreicht. In Saudi-Arabien gibt es strikte Einschränkungen für alle Ausdrucksformen des Christentums, einschließlich öffentlicher Gebetsakte. Es hat regelmäßige Razzien auf private christliche Gottesdienste gegeben“, schloss der Bericht.

Die Krise, der sich Christen aktuell in der Region ausgesetzt sehen – sie ist Teil eines grauenvollen Musters, das mit der Massenvertreibung von Juden vor 70 Jahren begann.

Wie HonestReporting ausführlich beschrieb, wurden rund eine Million jüdischer Einwohner arabischer Länder gezwungen aus ihren Häusern zu fliegen, nachdem die palästinensischen Araberführer den UNO-Teilungsplan von 1947 ablehnten.

Obwohl Juden seit tausenden von Jahren durchgängig in Nordafrika und dem Nahen Osten lebten – lange vor dem Aufkommen des islamischen Glaubens – ist ihre Präsenz, außer in Israel, praktisch beseitigt worden.

Christen, die unter palästinensischer Herrschaft und in der Region leben, sehen sich als Ganzes derselben Zukunft gegenüber. Und Kirchenleiter versäumen es die Wurzel des Ganzen zu bloßzustellen.

DNS offenbart: Die Philister, die biblischen Feinde der Israeliten, waren Europäer

11. Juli 2019

Laura Geggel, Live Science, 3. Juli 2019

Die antiken Philister – berühmt für ihr Auftauchen in der hebräischen Bibel, darunter in der Geschichte von David und dem Riesen Goliath – waren keine Einheimischen in dem , was heute das moderne Israel ist. Stattdesen stammte diese mysteriöse Gruppe von seefahrenden Europäern ab, stellt eine neue Studie antiker DNA fest.

Nach der Analyse antiker DNA von 10 Einzelpersonen, die in einer archäologischen Stätte der Philister begraben waren, stallte ein internationales Forscherteam fest, dass die Philister von Menschen in Griechenland, Sardinien oder sogar der Iberischen Halbinsel (dem heutigen Spanien und Portugal) abstammen. Diese Vorfahren zogen während der späten Bronzezeit oder der frühen Eisenzeit über das Mittelmeer, vor rund 3.000 Jahren.

Aber dieses europäische genetische Signal war nur von kurzer dauer. Sobald die Philister in der südlichen Levante ankamen, die das östliche Mittelmeer umfasst, gingen sie Mischehen mit den Einheimischen ein. „Innerhalb von nicht mehr als zwei Jahrhunderten ist der genetische Fußabdruck, der in der frühen Eisenzeit eingeführt wurde, nicht mehr nachweisbar und scheint in einem lokalen Genpool aufgegangen zu sein“, sagte Choongwon Jeong, einer der Forscher, ein Archäognetiker am Max Planck-Institut für Wissenschaft der Menschheitsgeschichte in Jena in einer Stellungnahme. [Fotos: Zisterne aus biblischer Zeit und in Israel entdeckte Gravuren]

Mysterium Philister

Historiker und Archäologen haben Jahrzehnte damit zugebracht die Herkunft der Philister zu entziffern. Zusätzlich zu ihrer Erwähnung in der hebräischen Bibel (der Geschichte von Samson und der Philisterin Delilah führt die Gruppe ebenfalls an) erscheinen die Philister auch in Texten, die von antiken Ägyptern hinterlassen wurden. Durch Kreuzverweise zwischen diesen hebräischen und ägyptischen Texten schafften es Archäologen die Philister zeitlich und geografisch in einer Region zu verfolgen, zu der die Hafenstadt Aschkelon gehört, die im heutigen Israel liegt.

Ein Kindergrab aus der Levante Foto: Robert Wach/Leon Levy-Expedition nach Aschkelon

Dort enthüllten Ausgrabungen eine dramatische Verschiebung in der Kultur, darunter im Stil der Tonwaren und der Architektur, zwischen der späten Bronzezeit und der frühen Eisenzeit. „Sie begannen Funde aus archäologischen Stätten zu ähneln, die im Bronze-Zeitalter Ägäis waren, also Bronze-Zeitalter griechisch“, sagte Forschungsleiterin Michal Feldman, eine Doktorandin für Archäogenetik am Max Planck-Institute für Menschheitsgeschichte gegenüber Live Science. „Von dort kam die Theorie, dass die Philister-Kultur [in der Levante], die in der Eisenzeit auftauchte, aus Griechenland herwanderte.“

Aber niemand stimmt dieser Theorie zu. Vielleicht kopierten die Einheimischen einfach Tonwaren und Kultur des Auslands oder vielleicht kamen die Migranten aus anderen Teilen Europas, sagte einige Wissenschaftler. Daher wandte sich der an der Forschung beteiligte Daniel Master, Archäologe am Wheaton College in Massachusetts und Co-Leiter der Grabung in Aschkelon an die Genetik, um das Rätsel zu lösen.

Analyse antiker DNA

Die Genetiker sammelten mehr als 100 Proben, hauptsächlich Zähne und Innenohr-Knochen; von beiden weiß man, dass ich ihnen antike DNA gut erhalten wurde. Aber die Forscht bekamen nur von 11 Proben DNA-Ergebnisse von 10 Einzelpersonen, die vor 2.800 bis 3.600 Jahren lebten.

„Der Grund ist, dass das östliche Mittelmeer im Allgemeinen ziemlich problematisch für die Bewahrung von DNA ist“, sagte Feldman. DNA wird im Lauf der Zeit abgebaut und wenn die Umwelt-Bedingungen warm und feucht sind, baut sie schneller ab.“

Aber die DNA der 10 Einzelpersonen reichte aus, um das Rätsel zu lösen. Als die Forscher DNA von Menschen aus der früheren, der Bronzezeit mit der DNA der späteren, der Philister aus der Eisenzeit verglichen, „sahen wir, dass sie eine ererbte Komponente hatten, die die Menschen der Bronzezeit nicht hatten“, sagte Feldman. Diese ererbte Komponente wurde nach Südeuropa zurückverfolgt. Es ist jedoch schwer zu sagen, wo genau in Südeuropa, da Datenbanken mit antiker DNA aus dieser Zeit nur punktuell vorhanden sind, sagte Feldman.

Ausgrabung eines Philister-Friedhofs in Aschkelon im modernen Israel. Foto: Melissa Aja/Leon Levy-Expedition in Aschkelon

Darüber hinaus bedeutet die Verbindung zu Südeuropa „nicht, dass die Philister [selbst]  aus diesen Regionen kamen“, fügte sie an. Aber das südeuropäische Signal ist unbestreitbar, als „können wir sagen, dass die Vorfahren der Philister wahrscheinlich aus Südeuropa kamen und in Aschkelon entweder gegen Ende der späten Bronzezeit oder zu Beginn der Eisenzeit ankamen“. [In Fotos. Tongefäß mit nachdenklicher Figur, entdeckt in Israel]

In dieser Zeit, im 12. Jahrhundert v.Chr., brachen so viele Reiche zusammen, dass die Zeit als „frühe dunkle Zeit“ bekannt ist“, sagte Feldman. Es ist also keine Überraschung, dass die Philister in die Levante migrierten, sagte sie.

Zwei Forscher graben einen Philister-Friedhof in Aschkelon aus. Foto: Melissa Aja/Leon Levy-Expedition in Aschkelon

Die Studie ist „faszinierend“, sagte Éadaoin Harny, ein Doktorand der Abteilung für organismische und Evolutionsbiologie an der Universität Harvard, der nicht an der Forschung beteiligt war.

„Indem die antiken Genome von Einzelpersonen in Gräbern in der Stadt Aschkelon aus unterschiedlichen Perioden im Verlauf der Geschichte in eine Reihenfolge gebracht wurden, finden die Autoren Beweise für einen relativ kurzlebigen Zustrom von Menschen südeuropäischer Herkunft in die Region, die in der frühen Eisenzeit auftauchten“, sagte Harney.

Die genetische Arbeit unterstützt im Gegenzug „frühere archäologische und historische Behauptungen, dass kulturelle Verschiebungen, die in der Region während des Übergangs von der Bronzezeit in die Eisenzeit stattfanden, zumindest zum Teil der Migration geschuldet waren“, sagte sie Live Science in einer E-Mail.

Die Studie wurde heute (3. Juli) online im Journal Science Advances veröffentlicht.

„Wasser-Apartheid“ war nur eine geborstene Wasserleitung, aber den Medien ist das egal

25. Juni 2016

Daniel Pomerantz, HonestReporting, 16. Juni 2016

06Jun16-Water-burst-apartheid-770x400

Angeblich hat Mark Twain gesagt: „Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, ehe sich die Wahrheit die Schuhe anzieht.“ Und das ist genau das, was hier passiert ist.

Der Independent, die International Business Times, Radio New Zealand und die Times of London haben allesamt eine vollkommen falsche Al-Jazeera-Story übernommen.

Speziell der Independent tut sich als herausragendes Beispiel für Fiktion anstelle von Journalismus hervor und stellt Israel fälschlicherweise so dar, als verwehre es den Palästinensern im Westjordanland absichtlich das Wasser.

independent-headline

Im Artikel steht:

Israel hat die Wasserversorgung für weiträumige Gebiete im Westjordanland unterbrochen, wie palästinensische Behörden behaupten.
Zehntausende Palästinenser stehen während des islamischen heiligen Monats Ramadan, einer Fastenperiode, ohne Zugang zu sicherem Trinkwasser da — zu einer Zeit, zu der die Temperaturen 35°C überschreiten können.

Zwischenzeitlich hat die International Business Times israelische Handlungen zweimal als „Wasser-Apartheid“ bezeichnet und schreibt dieses beleidigende Zitat lediglich vagen und ungenannten „Israelkritikern“ zu, impliziert jedoch, es wäre ein allgemein anerkannter Begriff.

IBT-water-story

Doch wie sich herausstellte, war die „Wasser-Unterbrechung“ nichts weiter als eine geborstene Wasserleitung, die israelische Arbeiter bereits gewissenhaft reparierten. COGAT, die israelische Behörde, die Aktivitäten in den Palästinensergebieten koordiniert, postete ein Video der geborstenen Leitung.

Diese Storys stammten ursprünglich von einem Al-Jazeera-Artikel, der anfangs keinerlei Aussagen aus Israel enthielt. Nachdem HonestReporting Al Jazeera kontaktierte, setzte sich die Zeitung endlich mit israelischen Quellen in Kontakt und überarbeitete seinen Text.

Nun sagt Al Jazeera, dass es eine starke Reduktion der Wasserversorgung für das Westjordanland gegeben hat, erwähnt jedoch Israels Aussage, dass dies am Rückgang der verfügbaren Wassermenge lag. Danach wird Israels nationales Wasserunternehmen zitiert:

Alle Anlagen sind aktiv, und die Versorgungsmenge unterschreitet den Verbrauch. Kürzlich genehmigte die Wasserbehörde einen Masterplan für den Wassersektor, und demgemäß bauen wir die Systeme, welche den Verbrauch des Westjordanlands decken.

2015 beschuldigte Al Jazeera Israel der absichtlichen Flutung Gazas durch das Öffnen von Dämmen. Wie sich herausstellte, existierten die fraglichen Dämme erst gar nicht, und die Flut rührte von Regenfällen her. Als dies herauskam, machte Al Jazeera einen Rückzieher.

Wie eine Studie aus dem Jahr 2013 zeigte, ist das Wassermanagement im Westjordanland eine kontroverse und komplexe Angelegenheit, und viele der Probleme entstehen durch die Misswirtschaft der Palästinenserregierung und deren Weigerung, sich mit Israel zusammenzusetzen, um Aktivitäten rund um das Wassermanagement zu koordinieren.

Trotz der Widrigkeiten geht Israel weit über seine vertraglichen Verpflichtungen hinaus und bietet Palästinensern im Westjordanland Trinkwasser. Tatsächlich genießen Palästinenser im Westjordanland heute besseren Zugang zu Wasser als viele ihrer arabischen Nachbarn.

Zudem ist die Zahl der palästinensischen Häuser mit Zugang zur Wasserversorgung von 10% auf 95% gestiegen, seit Israel 1967 die Kontrolle über das Westjordanland errang, aber die Palästinenserbehörde verwaltet ihre Infrastruktur nur mangelhaft, was zu vielen Problemen führt wie zum Beispiel dem in diesem Artikel angeführten. All dies ist wichtiger Kontext, aber sämtliche Zeitungsberichte verschweigen ihn total.

HonestReporting hat Quellenmaterial zur Verfügung gestellt, welches die Vielzahl verbreiteter Mythen und tatsächlicher Fakten über das Wasser in den Palästinensergebieten erklärt.

Sowohl der Independent als auch die International Business Times widmen mehrere emotional suggestive Absätze der palästinensischen Perspektive über die Wassersituation im allgemeinen, aber ohne jegliche technischen Einzelheiten über die exakte Natur der angeblichen Versorgungsunterbrechung oder deren Ursachen.

Zum Ende des Artikels hin schafft es der Independent endlich, einige tatsächliche Fakten rund um die angebliche Versorgungsunterbrechung zu erwähnen:

Ein Sprecher der israelischen Regierung sagte dem Independent, in diesen Behauptungen läge „keine Wahrheit“, die Verknappung läge vielmehr an schadhaften Wasserleitungen.

Man sagte: „Vor einigen Stunden reparierte COGATs Zivilverwaltungsteam eine geborstene Wasserleitung, die die Wasserversorgung der Dörfer Marda, Biddya, Jamma’in, Salfit und Tapuach unterbrach. Der Wasserfluss wurde reguliert und funktioniert aktuell wieder.“

Wer war die Quelle für die Behauptung, Israel habe absichtlich die Wasserversorgung unterbrochen? Ein vager und nicht verifizierbarer Verweis auf eine Behauptung ungenannter „palästinensischer Behörden“.

Kurz: Der Independent kannte die Wahrheit, entschied sich aber trotzdem dafür, ein emotional aufgeladenes Stück verleumderischer Fiktion dahinzuschmieren und es dann zu veröffentlichen, als sei es Journalismus. Und die International Business Times scherte sich erst gar nicht um die Wahrheit.

Titelbild: enthält Elemente von Vectors by Vecteezy!

Französische Medien erobern Jerusalem

14. Juni 2016

Yarden Frankl, HonestReporting, 8. Juni 2016

Jerusalem

Unter der Schlagzeile „Starke Sicherheitsvorkehrungen, während Israelis die Einnahme Ostjerusalems aus dem Jahr 1967 feiern“ brachte die französische Nachrichtenagentur AFP einen Artikel, der durch das Weglässen kritischer historischer Zusammenhänge über Jerusalem die Leser in die Irre führt:

Viele israelische Polizisten wurden am Sonntag in Jerusalem für einen alljährlichen Marsch abgestellt, der anlässlich der Beschlagnahme der palästinensisch dominierten Osthälfte der Stadt im Jahr 1967 veranstaltet wird.

Die ursprüngliche französische Version des Artikels trug den Titel „Tausende feiern Israels Eroberung Ostjerusalems“ und enthielt den folgenden Absatz, den wir aus dem Französischen übersetzt haben:

Die Besatzung und Annexion Ostjerusalems durch Israel wurde mehrfach von den Vereinten Nationen verurteilt. Die Palästinenser wollen den orientalischen Teil Jerusalems zur Hauptstadt ihres angezielten Staates machen, aber die israelischen Führer verweigern das.

Der 49. Jahrestag des Sechstagekrieges, in dessen Verlauf Israel Ostjerusalem erobert hat, findet statt, während palästinensische Moslems den Ramadan beginnen, die muslimische Fastenzeit.

War Jerusalem eine Palästinenserstadt, die Israel vor 49 Jahren „erobert“ hat?

Nein. Jerusalems Geschichte begann nicht erst vor 49 Jahren, sondern vor 3.000 Jahren, als König David die Stadt zu seiner Hauptstadt erklärte. Juden haben über Tausende von Jahren in der Stadt gelebt. Tatsächlich war eines der wenigen Male, dass es keine jüdischen Bewohner der Altstadt gab, als sie nach ihrem Fall im Jahr 1948 vertrieben wurden und Jerusalem bis 1967 geteilt blieb.

AFP1948 fielen arabische Nationen in den jungen frisch gegründeten Staat ein. Bei Kriegsende befand sich der Ostteil Jerusalems einschließlich der Altstadt unter jordanischer Besatzung. Als die israelischen Kräfte 1967 also die Kontrolle über die von Jordanien kontrollierten Gebiete Jerusalems übernahmen, stellten sie die frühere Einigkeit der Stadt wieder her. Es hat niemals eine palästinensische Herrschaft über Jerusalem gegeben, wie von AFP impliziert.

Die englische Version unterscheidet sich von der französischen in noch einem weiteren interessanten Detail: In der englischen Version erklärt der Artikel wenigstens, dass Israel einen Anspruch auf die Stadt hat und dass das Thema kontrovers ist:

Die Palästinenser sehen Ostjerusalem als die Hauptstadt ihres zukünftigen unabhängigen Staates, wohingegen die Israelis ganz Jerusalem als ihre Hauptstadt sehen.

Der zukünftige Status Jerusalems ist einer der strittigsten Punkte im israelisch-palästinensischen Konflikt.

Die französische Version jedoch lässt die obenstehende Schlussfolgerung aus und präsentiert ausschließlich die palästinensische Sicht:

Die Palästinenser wollen den orientalischen Teil Jerusalems zur Hauptstadt ihres angezielten Staates machen, aber die israelischen Führer verweigern das.

Eine Seite will etwas, die andere verweigert es: Ist das ausgewogene Berichterstattung?

Ebenso beharrt die Nachrichtenagentur auf dem scheinbar geteilten Charakter der Stadt, indem sie insgesamt fünf Mal von „Ostjerusalem“ spricht. Eine geographische Entität „Ostjerusalem“ existiert jedoch nicht.

Wie unser Video „Jerusalem: The Media Myth of Two Cities“ erklärt, gibt es keine Trennung oder Grenzen zwischen Ost und West in der Stadt. Nicht nur das, sondern wir haben zwei israelische Frauen interviewt, die in der Altstadt gelebt haben und die 1948 vertrieben wurden, als sie an die Jordanier fiel. Bis die Stadt 1967 wiedervereinigt wurde, konnten die Israelis nur aus der Weite auf die Häuser schauen, in denen sie aufgewachsen waren. Soviel zu der Vorstellung, Israel habe 1967 eine palästinensische Stadt „erobert“.

Die Palästinenser mögen die Ereignisse von 1967 als Eroberung darstellen, aber für die Israelis war dies die Befreiung ihrer Hauptstadt — in welcher, wie AFP zugibt, die Araber noch immer im muslimischen Viertel der Altstadt und an anderen Orten leben. Nur eine Seite zu präsentieren bietet französischen Lesern leider kein echtes Verständnis der komplexen Situation.

Bild: CC BY-NC David Ortmann

Foto der New York Times militarisiert israelische Kinder

7. Juni 2016

Simon Plosker, HonestReporting, 30. Mai 2016

NYT_Photo_Militarizes_Kids-feature-770x400_B

Für Nichtisraelis ist es sehr schwierig, die Rolle der Armee in der israelischen Gesellschaft zu verstehen. Angesichts der Bedrohungen, denen Israel im Lauf seiner Geschichte gegenüberstand und weiterhin gegenübersteht, ist die Zentralität der IDF für den Alltag der Israelis verständlich.

Die New York Times versucht sich an einer Erklärung kürzlicher Entwicklungen in Israel, die zu scheinbarer Distanz zwischen dem Militär und der politischen Ebene führte. Hier eines der Begleitbilder:

nytimes300516

Was genau soll das Foto aussagen? Wenn Sie mit der israelischen Kultur vertraut sind, hat das Foto eine völlig andere Bedeutung, als wenn Sie zu der Mehrheit der Leserschaft der New York Times zählen, die eben nicht damit vertraut ist.

Die offensichtlichste Reaktion wäre Abscheu davor, dass Kinder mit Waffen hantieren, und man bekommt ein Bild von Israel als stark militarisierter Gesellschaft. Und was ist eine „traditionelle Waffenausstellung“? Dass das Foto als Ort „nahe einer Siedlung im Westjordanland“ angibt, soll dem Bild ein zusätzliches finsteres Element beifügen.

In Wirklichkeit stehen viele IDF-Basen im ganzen Land am Unabhängigkeitstag für die Allgemeinheit offen. Israelische Kinder können die IDF hautnah erleben, ganz ähnlich wie amerikanische Kinder begeistert sind, Militärausrüstung an Bord der USS Intrepid in Manhattan zu erleben.

Auf dem Foto mögen israelische Mädchen an einem Maschinengewehr zu sehen sein, aber wir können garantieren, dass die Waffe nicht geladen ist und dass die Mädchen kein Militärtraining erhalten. Vergleichen Sie das mit den „Sommercamps“ der Hamas und des Islamischen Dschihad, wo palästinensische Kinder tatsächlich militärisch gedrillt werden mit dem Ziel, Israelis zu ermorden. Es existiert keine moralische Gleichwertigkeit zwischen dieser Tatsache und Israelis, die am Unabhängigkeitstag eine Militärbasis besuchen.

Warum also wählte die New York Times genau dieses Bild für die Story? Leider kennen wir wahrscheinlich die Antwort.

Bild: „Guns free vector pack“ von tariqelamine

CDC-Kartenfehler?

4. Juni 2016

Simon Plosker, HonestReporting, 30. Mai 2016

airline-erase-israel-770x4001

Angesichts der anhaltenden Kampagne zur Delegitimierung Israels sowie den iranischen Drohungen, Israel von der Weltkarte zu fegen, ist das ständige Verschwinden Israels von offiziellen Karten in den Medien und anderswo verständlicherweise ein sensibles Thema.

In jüngster Zeit hat HonestReporting zahlreiche Kartenfehler ans Licht gebracht, darunter CNN, NPR und der Science Channel.

Jetzt hat uns ein HonestReporting-Abonnent auf eine Story auf der Mail-Online-Website des Daily Mail aufmerksam gemacht, wo es um eine besonders üble Tropenkrankheit geht, die sich im Nahen Osten verbreitet und von Sandmücken übertragen wird.

Die Story beinhaltete diese Karten, die die Ausbreitung der kutanen Leishmaniose zeigen:

dailymail280516

Die erste Karte zeigt klar, dass auch aus Israel Krankheitsfälle gemeldet wurden, aber Israel wird auf der Karte nicht benannt. Zwar könnte man argumentieren, dass dies nicht unbedingt eine Karte ist, auf welcher Israel erscheinen möchte, aber es ist trotzdem eigenartig.

Also bohrten wir tiefer. Die Karten werden dem CDC (Center for Disease Control and Prevention) zugeschrieben, dem US-amerikanischen Institut für öffentliche Gesundheit. Wir haben die Karten auf der CDC-Website gefunden, wo sie wie folgt beschrieben werden:

Aufkommen der kutanen Leishmaniose in Syrien und Nachbarländern der östlichen Mittelmeerregion der Weltgesundheitsbehörde, 2013.

Wie sich herausstellt, ist Israel nicht Teil der östlichen Mittelmeerregion der Weltgesundheitsbehörde, sondern Israel wird zum europäischen Regionalbüro der WHO gezählt. Das würde erklären, warum Israel nicht benannt wird.

Aber dort endet es nicht. Auf der CDC-Website steht auch Folgendes:

Die Karten wurden anhand von https://hiu.state.gov/Products/Syria_DisplacementRefugees_2015Apr17_HIU_U1214.pdf erstellt.

Ein Klick auf diesen Link führt uns zu einer großen Karte syrischer Flüchtlinge von der Humanitarian Information Unit des US-Außenministeriums. Zwar enthält die Karte Jerusalem, Tel Aviv-Jaffa, Westjordanland, Gaza und sogar „Golanhöhen (von Israel besetzt)“, aber die Karte enthält bezeichnenderweise nicht das Wort „Israel“ auf dem entsprechenden Gebiet.

Außerdem wird die Karte dem UNHCR (Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge), dem OCHA (Büro der Vereinten Nationen zur Koordinierung der humanitären Hilfe), der UNRWA (Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten) sowie dem US-Außenministerium zugeschrieben.

All dies lässt dennoch die Frage offen, warum Israel nicht auf der Karte erscheint und wer genau dafür verantwortlich ist. Unsere einzige Antwort hierauf lautet, dass die Daily Mail nicht für die Reproduktion von Karten verantwortlich ist, die aus eigentlich glaubwürdigen Quellen stammen.

Wir haben das CDC um Erklärung gebeten.

Ist Jerusalem in Israel?

23. Mai 2016

Yarden Frankl, HonestReporting, 18. Mai 2016

05May15-AU-jerusalem-in-israel-feature-770x400

Ist die Altstadt Jerusalems in Israel?

Nicht wenn man der jüngsten Entscheidung der New Zealand Broadcasting Standards Authority (BSA) folgt.

ONE News New Zealand brachte im Oktober eine Sendung über die palästinensische Terrorwelle in Israel. Der Korrespondent schuf den Rahmen, indem er sagte:

Straßenblockaden wurden errichtet, und Tausende Polizisten und Soldaten patrouillieren durch Israel, während es eine Gewaltwelle aufzuhalten versucht. Beim jüngsten Angriff erstach ein Palästinenser eine 70jährige Frau, bevor er erschossen wurde.

Danach zeigte der Bericht Videomaterial, wie ein Terrorist nahe dem Damaskustor erschossen wurde. Die Texteinblendung im Video lautete „Jerusalem“.

Die Sendung führte zu einer Beschwerde der Wellington Palestine Group bei der BSA. Dort war man der Ansicht, die Leser würden zum Glauben verleitet werden, der Tatort und tatsächlich die ganze Stadt Jerusalem könnte womöglich in Israel liegen.

Die WPG behauptete:

Das Unvermögen von TVNZ [Television New Zealand], simple Geographie bei diesem Thema richtig darzustellen, lässt die Zuschauer die israelische Version glauben, Ostjerusalem sei rechtmäßiger Teil Israels und somit sei jeder Widerstand gegen die Besatzung illegitim.

Lassen wir mal beiseite, dass sie hier im Grunde das Einstechen auf eine 70jährige Frau als legitimen „Widerstand gegen die Besatzung“ bezeichnen — „simple Geographie“ zeigt, dass Jerusalem eine einzige Stadt ist. Es existiert keine separate geographische Bezeichnung „Ost“-Jerusalem. Die alte Waffenstillstandslinie von 1949, die die Stadt damals teilte, ist schon lange weg, und heute hätten Araber und Juden alle Mühe, genau aufzuzeigen, wo diese Trennung denn nun verlief.

Zudem ist die Behauptung, die Altstadt Jerusalems, das nationale, spirituelle und historische Herz des jüdischen Volkes, sei kein Teil Israels, völlig absurd.

Doch statt diese unverfrorene Behauptung sofort abzuschmettern, wurde sie von der BSA tatsächlich weitertransportiert: Dort instruierte man den Sender, künftig besser aufzupassen und nicht mehr anzudeuten, Jerusalem wäre ein Teil Israels.

Abschließend sagte die BSA:

Es existiert ein großes öffentliches Interesse, dass geographische Beschreibungen korrekt sind, wenn Vorfälle und der Konflikt in der Region beschrieben werden.

Dem stimmen wir zu.

Aber wir glauben, die BSA schlug der Realität ins Gesicht und tat das exakte Gegenteil, indem sie sich komplett auf die Seite einer Gruppierung schlug, die eine israelfeindliche Agenda verfolgt.

UNICEF und AFP: Israel der „Kindermörder“

18. Mai 2016

Simon Plosker, HonestReporting, 15. Mai 2016

UNICEF_AFP_Child_Killer_B

Bitte unterzeichnen Sie unseren Brief an Emmanuel Hoog, dem Geschäftsführer der AFP, den Sie in diesem Link ganz unten im Artikel finden!

Die unheilige Allianz zwischen antiisraelischen nichtstaatlichen Organisationen (NGOs) und der Presse ist in der AFP-Story mit dem Titel „Israelische Sicherheitskräfte ‚töteten 25 Palästinenserkinder‘ in drei Monaten, sagt UNICEF“ offenkundig.

Die Kinderbehörde der UN sagt, 25 palästinensische Kinder seien in den letzten drei Monaten des Jahres 2015 während einer Gewaltwelle getötet worden.

Ein UNICEF-Bericht sagte, man sei besorgt wegen der exzessiven Gewaltanwendung bei Vorfällen, in denen Palästinenserkinder, die angeblich Messerangriffe durchführten, von israelischen Sicherheitskräften erschossen wurden.

Laut dem Bericht sind über 1.300 palästinensische Kinder während der größten Zunahme der Attacken verletzt worden, fast alle davon im Westjordanland und in Ostjerusalem, während drei israelische Kinder im Westjordanland und in Westjerusalem verletzt wurden.

Zwar wird der Bericht der UNICEF zugeschrieben, aber die AFP versäumt zu erwähnen, dass es sich um das Vierteljahres-Mitteilungsblatt einer von der UNICEF geführten Arbeitsgruppe handelt, die ein wahrhaftiges Stelldichein von NGOs mit politisierten Aktivitäten gegen Israel darstellt:

Weder der Bericht selbst noch AFPs einseitige Berichterstattung geben vor, in irgendeiner Weise ausgewogen sein zu wollen. Statt dessen wird Israel als Mörder palästinensischer Kinder hingestellt:

Von den 23 getöteten Palästinenserkindern wurden 22 von israelischen Sicherheitskräften mit scharfer Munition getötet und eines durch israelische Siedler; es gab bislang keinerlei Festnahmen oder Anklagen in Bezug auf diese Morde.

Festnahmen oder Anklagen gibt es nur bei kriminellen Handlungen. Der UNICEF-Bericht macht hier also die pauschale Annahme, jeder Israeli, der einen Palästinenser im Alter zwischen 12 und 17 getötet hat, sei kriminell.

AFP schreibt:

UNICEF zitierte das Beispiel eines 17jährigen Mädchens, das am 25. Oktober in Hebron im Westjordanland „von IDF-Soldaten für eine Durchsuchung festgehalten, mit wenigstens fünf Kugeln erschossen und getötet wurde“.

„Die israelischen Behörden sagten, sie habe einen Polizisten zu erstechen versucht, aber ein Augenzeuge sagte aus, sie habe zum fraglichen Zeitpunkt keine Gefahr dargestellt, als sie erschossen wurde, und sie habe gerufen, dass sie kein Messer bei sich trage“, steht darin.

Hier ist die Implikation, ein hilfloses Palästinensermädchen sei aufgefasst und dann erschossen worden, während sie sich in der Obhut der IDF befand. Das ganze auf der Grundlage einer „Augenzeugen“-Aussage (vermutlich ein Palästinenser).

Hier die Art und Weise, wie am fraglichen Tag in der israelischen Presse über den Vorfall berichtet wurde:

Am Sonntag versuchte eine Terroristin Grenzpolizisten am Eingang zum Grab der Patriarchen in Hebron zu erstechen, nachdem sie den Argwohn der Beamten erregte.

Die Frau wartete darauf, die heilige Stätte zu betreten, verhielt sich aber auffällig. Sie wurde gebeten, sich auszuweisen, nahm aber plötzlich ein Messer heraus und lief schreiend auf die Polizisten zu.

Die Beamten schossen auf sie, und sie wurde getötet. Sie konnte niemanden verletzen.

Ist eine 17jährige mit einem Messer wirklich ein „Kind“ im reinsten Wortsinn? Hatten die israelischen Sicherheitskräfte ein unschuldiges Kind vor sich, als sie das Feuer eröffneten? Natürlich nicht, und ebensowenig wäre von ihnen erwartet worden, dass sie das Alter der Angreiferin berücksichtigen, während diese einen Terrorakt ausführt.

AFP fährt fort:

Ebenso zeigte sich die UNICEF besorgt über die Anzahl der palästinensischen Kinder im Alter zwischen 12 und 17, die von der israelischen Armee festgehalten werden.

Laut dem israelischen Gefängnisdienst stand die Zahl Ende Dezember bei 422, die höchste Zahl seit März 2009.

Vielleicht sollte die Zahl der palästinensischen Jugendlichen, die sich in Terroranschlägen oder in Gewalt gegen israelische Soldaten und Zivilisten betätigen, die wirkliche Besorgnis erregen. Sollte die UNICEF nicht ihre Besorgnis über die palästinensische Aufstachelung in sozialen Medien wie Facebook und Twitter ausdrücken, die bewirkt, dass solche jungen Menschen ihr eigenes und das Leben anderer gefährden?

Aber weder der UNICEF-Bericht noch AFP sind bereit, eine Alternative zu der Ritualmordlegende anzubringen, Israel würde palästinensische Kinder einfach auf verbrecherische Weise totschießen.

AFP kann über das Kontaktformular angeschrieben werden — https://www.afp.com/en/contact. Und UNICEF erreicht man für Beschwerden unter jerusalem@unicef.org

Bild: Messer-Vektor von Vecteezy

Die New York Times sieht ein halb volles Glas halb leer

21. April 2016

Simon Plosker, HonestReporting, 14. April 2016

NYT-half-glass-feature-770x400

Ist das Glas halb voll oder halb leer? Das fragt man sich, wenn man Diaa Hadids neueste Story in der New York Times liest. Der Titel: „Israel bürdet Westjordanland Kurzzeitcheckpoints und Straßensperrungen auf“.

Trotz der Welle palästinensischer Terroranschläge während der letzten Monate war es die Politik der IDF, die palästinensische Bevölkerung in ihrer Gesamtheit von den israelischen Sicherheitsmaßnahmen weitestgehend unberührt zu lassen.

Hadid schreibt:

Solche Kurzzeitcheckpoints und Sperrungen, die einige Tage bestehen, haben den Tagesablauf palästinensischer Einwohner unterbrochen, deren Fähigkeit, sich durch das besetzte Territorium zu bewegen, ohnehin beeinträchtigt gewesen ist. Aber die zielgenaue Strategie, die sporadisch vor allem auf einzelne Dörfer gerichtet ist, ist eine deutliche Abweichung von den großflächigen Schließungen und Ausgangssperren, die Israel während der zweiten Intifada über Städte im Westjordanland verhängt hat, wodurch die Auswirkungen für die Welt — und selbst für die Nachbarn — schlechter zu sehen und zu spüren waren.

Will Hadid hier andeuten, hinter der israelischen Politik, weniger Sicherheitsmaßnahmen zu implementieren, stecke irgendeine schändliche Motivation? Konzentriert sich die IDF auf ortsgebundene Sicherheitsmaßnahmen, weil sie dem Rest der Welt Scheuklappen aufsetzen will, was eine angeblich böswillige Behandlung der Palästinenser betrifft?

Sie fährt fort:

Palästinensische Beamte und ihre Helfer verurteilen die Straßenschließungen als kollektive Bestrafung. Diese haben jedoch kaum zu Protesten bei der Bevölkerung geführt, da die Einwohner eines Dorfes manchmal keinen Schimmer davon haben, was nur ein paar Kilometer entfernt geschieht, und Ramallah, das Zentrum des politischen und bürgerlichen Lebens im Westjordanland, ist weitgehend verschont geblieben.

Das israelische Militär sagt, die Schließungen dienten lediglich der Aufgreifung von Verdächtigen und der Vermeidung weiterer Anschläge einer Gewaltwelle, die weit weniger schwer, anhaltend oder verbreitet ist als frühere Aufstände. Der fein abgestimmte Ansatz half die Verurteilung des israelischen Durchgreifens durch die Weltöffentlichkeit gering zu halten.

Warum sollte man automatisch annehmen, Israels „Durchgreifen“ hätte die „Verurteilung durch die Weltöffentlichkeit“ zur Folge? Dies impliziert, die israelischen Maßnahmen zur Verhinderung von palästinensischem Terrorismus seien nicht rechtens.

Hadid kann es nicht glauben, dass Israel tatsächlich versuchen könnte, gewöhnlichen Palästinensern mögliches Leid zu ersparen. Ihr Bild des Konflikts begreift nichts anderes, als dass die israelischen Handlungen Hintergedanken haben. Könnte das Ausbleiben palästinensischer Proteste ein Resultat angemessen dosierter israelischer Sicherheitspolitik sein?

Danach werden die Leser dem angeblichen „Leid“ der Palästinenser durch israelische Sicherheitsmaßnahmen ausgesetzt. Anscheinend bedeutet das auch, dass Palästinenser nicht heiraten können:

Die kontinuierlichste Sperrung wurde einem stets angespannten Konfrontationsbereich in der Altstadt von Hebron auferlegt, Szene vieler Anschläge auf israelische Soldaten, die zum Schutz von jüdischen Siedlern abgestellt waren, die dort im Gebiet leben.

Seit November hat das israelische Militär die meisten Palästinenser vom Betreten dieses Gebietes abgehalten, mit Ausnahme der paar Dutzend Familien, die als im benachbarten Gebiet Tel Rumeida wohnend registriert sind.

„Nicht ein einziges Mädchen hat sich verlobt, und nicht ein einziges Mädchen hatte eine Hochzeit“, sagte Mufid al-Sharabati, zu dessen fünf Kindern auch zwei Töchter im heiratsfähigen Alter zählen. „Unser Leid ist beträchtlich.“

Hält Israel die Palästinenser in Hebron davon ab, sich zu verloben und zu heiraten? Natürlich nicht. Trotzdem entscheidet sich Hadid für ebendieses Zitat, um die angebliche Entbehrung der Palästinenser zu illustrieren.

Zum Thema Straßensperren befragt Hadid einen gewissen Ali Al-Shamy:

Herr Shamy und andere Anwohner fanden die Sperrung besonders rätselhaft, da die fragliche Straße generell nur von Palästinensern benutzt wird, was kaum Risiko übrig lässt, dass mögliche Angreifer sie zur Jagd auf Israelis nutzen.

Palästinensischer Terrorismus beschränkt sich nicht nur auf Straßen. Terroristen, die Anschläge in Israel und im Westjordanland verübt haben, erreichten den Tatort vermutlich von ihrem Zuhause in palästinensischen Dörfern und Städten aus… und zwar per Straße. Und in den Fällen, in denen die Terroristen entkommen sind, könnten sie dieselben Straßen benutzt haben, um zurück nach Hause zu kommen.

Palästinensische Dorfbewohner sind keine Experten über israelische Sicherheitspolitik, und der Zweifel, der über die Hintergründe der Straßensperrung vorgebracht wurde, ist rein spekulativ.

Und dank Hadids Sicherheitsexperten (hier ein palästinensischer Busfahrer) geht die Spekulation weiter:

„Ich schwöre bei Gott, sie schikanieren uns einfach nur“, grummelte Omar Mousa, ein 50jähriger Busfahrer, der am Morgen nach der plötzlichen Aufhebung der Absperrung sein Fahrzeug auf die Hauptstraße lenkte.

Israel „schikaniert“ die Palästinensern also einfach nur. Schon wieder eine Behauptung, Israel habe etwas Finstereres im Sinn als einfach nur seine Sicherheit.

Der Artikel schließt:

Er deutete auf die nahe Route 443, die von Israel gebaute vierspurige Autobahn, die durch das Westjordanland führt und von Begrenzungen umgeben ist, die den Zugang durch palästinensische Gemeinden weitgehend verhindern.

Hadid verschweigt, dass die Route 443 — eine Hauptverkehrsader zwischen Jerusalem und Tel Aviv — für palästinensischen Verkehr in Wirklichkeit offen ist, wenngleich in eingeschränkter Weise, und zwar nachdem ein israelisches Gerichtsurteil im Jahr 2009 dieses entschied. Dort, wo die Straße durchs Westjordanland führt, gibt es eine Reihe von Checkpoints, die palästinensischen Verkehr nach einer gründlichen Prüfung durch israelische Sicherheitskräfte durchlässt.

Die jüngsten tödlichen Messermorde in der Nähe dieser Straße in der israelischen gemeinde Beit Horon sowie in einer Tankstelle auf dieser Straße illustrieren deutlich, warum es zu beiden Seiten der Autobahn Barrieren gibt.

Durch Auslassung von Schlüsselinformationen erhält die Leserschaft den falschen Eindruck, Route 443 könnte eine „israelische bzw. rein jüdische Straße“ sein. Der Zugang zur 443 obliegt unbestreitbarerweise der Sicherheit.

Letzten Endes hat Diaa Hadid eine Situation gefunden, in der das Glas halb voll ist. Natürlich sind normale Palästinenser negativ von den Konsequenzen palästinensischen Terrors betroffen. Aber Israel hat sein möglichstes getan, diese Konsequenzen zu beschränken.

Hadid, der es nicht passte, dass die Story Israels Handlungen weniger verdammte, als sie es gerne hätte, sorgte absichtlich dafür, dass das Glas in den Augen der New-York-Times-Leserschaft halb leer erschien. Und wir sind aufs Neue besorgt darüber, dass Diaa Hadid unfähig oder nicht willens ist, ihre Vorurteile und Voreingenommenheit außer Acht zu lassen, wenn sie über israelisch-palästinensische Themen berichtet.

***

UPDATE

Die Druckausgabe der New York Times brachte die Story auf der Titelseite, aber mit einer anderen Schlagzeile („Im Westjordanland: Razzia Straße für Straße“).

Bild: Design von Freepik

Newsweeks Apartheid-Schlagzeile und die Reaktion eines Journalisten

12. April 2016

Simon Plosker, HonestReporting, 10. April 2016

newsweek_anti_israel-feature-770x400

Bei Newsweek erscheint eine regelmäßige Kolumne namens „Tel Aviv Diary“ von Marc Schulman, der seine persönlichen Ansichten über das Leben in Israel beschreibt. In seinem jüngsten Beitrag schreibt er über die aktuelle Kontroverse, ausgelöst durch einen israelischen Untersuchungsbericht, dass jüdische Mütter in israelischen Krankenhäusern ein separates Zimmer bekommen, wenn sie nicht mit israelischen Arabern zusammenliegen wollen.

Das Thema wurde durch Kommentare von Knessetmitglied Bezalel Smotrich und seiner Frau verschärft, die von Politikern sowohl aus dem linken wie aus dem rechten Spektrum zurückgewiesen wurden, darunter auch von Bildungsminister Naftali Bennett, dem Vorsitzenden von Smotrichs Partei HaBayit haYehudi.

Angesichts der unangenehmen Natur der Thematik und des möglichen Schadens für Israels Ansehen in der Welt formulierte Marc Schulman seinen Beitrag auf faire und ausgewogene Weise — was sehr für ihn spricht.

Leider gilt das nicht für die Schlagzeile:

newsweek070416

Im zweiten Absatz stellt Schulman klar, die Trennung von Juden und Arabern habe „stattgefunden, obgleich es der offiziellen Politik des Gesundheitsministeriums und der offiziell verkündeten Politik der Geschäftsführung jedes der betroffenen Krankenhäuser entgegensteht“.

Dies und die anschließende öffentlichte Entrüstung reicht, um zu zeigen, dass „Apartheid“ ganz gewiss keine offizielle Staatspolitik ist und auch nicht vom israelischen Volk gestützt wird.

Scheinbar beschwor die Schlagzeile einen Sturm auf den Autor Marc Schulman herauf, der auf seinem persönlichen Blog wie folgt darauf reagierte (Hervorhebungen von uns):

Ich glaube, ich habe recht gute Arbeit geleistet, indem ich die Fakten dargelegt habe, ohne gegenüber den meisten Akteuren übermäßig kritisch zu sein, und ich habe Bildungsminister Naftali Bennett sogar in ein relativ schmeichelhaftes Licht gerückt. Daher war ich von den Kommentaren sehr überrascht, die der Artikel hervorgebracht hat. Aber ich hätte gar nicht überrascht sein brauchen, nachdem ich die Schlagzeile gesehen habe. Vielleicht sollte ich anmerken: Ich habe keinerlei Kontrolle über die Schlagzeile, etwas, was einzelne Kritiker nicht zu erkennen scheinen. Wir schreiben eine Story, und die Redakteure oder die Schlagzeilenschreiber formulieren die Schlagzeile. Hierfür suchen sie nach etwas, das eine Verbindung mit der Story hat und die Leute zum Anklicken und Lesen des Artikels bewegen soll. In jenen Tagen, in welchen die Medien vor allem auf Papier verbreitet wurden, wurde die Schlagzeile als wichtig betrachtet, als ein Weg, die Aufmerksamkeit des Lesers zu erregen. Heute ist sie noch weit wichtiger — denn die Leser lesen in den Medien nicht mehr linear wie früher, sondern überfliegen die Schlagzeilen und suchen sich dann die Storys aus, die ihr Interesse erweckt haben.

Zwar war ich mit der Schlagzeile „Apartheid in der Entbindungsstation“ nicht einverstanden, aber es ist eine wirksame Schlagzeile und spiegelte zumindest bestimmte Aspekte der Story. Natürlich ist Wirksamkeit eine Funktion der Resultate, und dieser Artikel führte gewiss zu dem Ausmaß an Leserschaft und Interaktion, die sich eine webbasierte Nachrichtenorganisation wünscht. Mein Redakteur und der Chef von Newsweek schrieben mir sogar ein E-Mail und dankten mir darin für den Artikel. Ist die Schlagzeile hundertprozentig zutreffend? Nein. Israel innerhalb der Grenzen von 1967 ist kein Apartheid-Staat. Araber können jeden Beruf ergreifen, überall hingehen, überall leben. Gibt es in der israelischen Gesellschaft Rassismus und Diskriminierung? Ja, so wie in praktisch jeder Gesellschaft. Sind Apartheid, Rassismus und Diskriminierung im Gesetz kodifiziert? Nein. Natürlich ist die Lage im Westjordanland ganz anders, aber das gehört in einen anderen Artikel. Was jedoch stimmt, ist, dass es in unserer Situation eines immerwährenden Krieges viel zu leicht ist, in die Falle zu laufen und ein Apartheidstaat zu werden.

Zwar ist Schulman nicht für die Handlungen der Newsweek-Redakteure verantwortlich, aber er hat im Grunde zugegeben, dass trotz der im Artikel erwähnten Fakten die Prioritäten des Blattes darin lagen, das Wort „Apartheid“ in der Schlagzeile zum Generieren möglichst vieler Leser zu missbrauchen. Der Gebrauch dieses Wortes ist beleidigend und ein kruder Versuch (wie Schulman selbst zugibt), auf Kosten der Akkuratesse Traffic zu generieren.

HonestReporting weist diese unethische und unprofessionelle Praxis zurück und vertritt die Ansicht, die Newsweek-Schlagzeile solle abgeändert werden.

BDS: Was schürt den Hass?

31. März 2016

Joe Hyams, HonestReporting / Times of Israel, 28. März 2016

BDS-stop-sign-fightingBDS-770x400

Folgender Meinungsbeitrag des HonestReporting-Geschäftsführers Joe Hyams erschien in der Times of Israel:

Warum die BDS-Bewegung von mehr als Antisemitismus, Geld und Böswilligkeit lebt.

Vor einigen Jahren erhielt ich eine Flugstunde zum Geburtstag. Mitten unter dem Flug fragte der Pilot, der mir vorher die Kontrollen überlassen hatte, eine einfache Frage: „Joe, was glauben Sie, ist die wichtigste Komponente des Flugzeugs, die uns hier und jetzt am Leben erhält?“

„Der Motor“, so meine intuitive Antwort, denn ich glaubte, dass uns nur anhaltende Fluggeschwindigkeit in der Luft hielt.

„Falsch“, sagte der Pilot und schaltete den Motor aus. „In diesem Augenblick sind die Flügel der Grund, dass wir hier oben bleiben. Wir können einige Zeit weitergleiten, ohne dass wir Treibstoff verbrauchen.“ Sobald ich den Schock der plötzlichen unheimlichen Stille verarbeitet hatte, begriff ich sein Argument.

Das Flugzeug schlingerte, fiel aber nicht vom Himmel.

Es war eine wichtige Lektion, und zwar nicht nur über das Fliegen, sondern auch über Instinkt, Wahrnehmung und Intuition. Wenn es um die BDS-Bewegung geht, dann sehen wir Fanatismus und Antisemitismus als den Motor und vielleicht Geld und politische Doppelzüngigkeit als Treibstoff. Natürlich treiben diese Dinge die hässliche BDS-Maschinerie vorwärts und nach oben.

Aber diese Dinge sind nicht die „Flügel“, die BDS in der Luft halten.

Ich habe das Privileg, diesen Beitrag von der Jerusalemer Anti-BDS-Konferenz von Ynet und Yedioth Ahronoth zu schreiben, wo ich über HonestReportings einzigartige Erfahrungen beim Kampf gegen BDS sprach. Präsident Reuven Rivlin hatte die Eröffnungsworte dieser Konferenz gesprochen, und es steht dem Staat Israel und den Organisatoren von Ynet und ihrem Partner StandWithUs gut zu Gesicht, dass so viele Menschen zusammengekommen sind, um einer gemeinsamen Sache ernsthaft Gedanken zu widmen: gegen eine Hassbewegung zurückzuschlagen, die weiterhin in der Luft ist und von der viele den Eindruck haben, dass sie im Lauf der Zeit immer höher fliegt.

Präsident Reuben Rivlin eröffnet die Anti-BDS-Konferenz in Jerusalem

Präsident Reuben Rivlin eröffnet die Anti-BDS-Konferenz in Jerusalem (Foto: Joe Hyams)

Mein heutiger Vortrag konzentrierte sich auf zwei oft übersehene Komponenten, die hasserfüllte Bewegungen am Leben halten: a) die zunehmend visuelle Natur sozialer Medien und b) die elegante Leichtigkeit, mit welcher Freunde und Kollegen die Meinungen und Ansichten von Freunden übernehmen, ohne dass sie die Integrität jener Vorstellungen bezweifeln.

Neu im Zusammenhang mit BDS ist der große Sturm, den ein simplifiziertes und emotional anrührendes Narrativ in Kombination mit hochvisuellen Kommunikationskanälen wie Facebook, Twitter und YouTube entfacht. Die inhärente Falschheit des Narrativs, die Israel als Unterdrücker brandmarkt, entgeht dem Beobachter anfangs, da die ikonischen Repräsentationen machtvoll und oft emotional nahegehend sind.

Medienvoreingenommenheit ist nichts Neues und befeuert die Ausbreitung und den Einfluss von BDS nicht unmittelbar. Heutzutage können mehr Menschen andere in Echtzeit beeinflussen als jemals zuvor — und zwar professionell mit billigen und kostenlosen Mitteln, die noch vor 20 Jahren nur einer eng begrenzten nachrichtenproduzierenden Gemeinschaft vorbehalten waren.

BDS-Social-Media-Workshop mit den Sprechern Amit Cotler, Ynet; Ido Daniel, Israeli Students Combating Anti-Semitism; Evyatar Gat; Mark Halawa; Joe Hyams, HonestReporting; Hen Mazzig & Emily Schrader, StandWithUs (Foto: Simon Plosker)

BDS-Social-Media-Workshop mit den Sprechern Amit Cotler, Ynet; Ido Daniel, Israeli Students Combating Anti-Semitism; Evyatar Gat; Mark Halawa; Joe Hyams, HonestReporting; Hen Mazzig & Emily Schrader, StandWithUs (Foto: Simon Plosker)

Der zweite unterschätzte Faktor, der BDS beflügelt, ist die kognitive Einfachheit, mit welcher wir hervorstechende Ideen akzeptieren und verinnerlichen. Wir alle lesen Nachrichten und neigen dazu, dem zu schnell Konsumierten zu vertrauen, wobei uns beim ersten Aufnehmen Voreingenommenheit und Falschaussagen entgehen. Es benötigt eine große Menge geistiger Arbeit, um gegen den Strom zu schwimmen und die uns vorgesetzten Ideen in Frage zu stellen, aber wir müssen uns solches Verhalten aneignen und andere dazu ermutigen. Wir wissen, dass unsere Kinder zu viel fernsehen und zu wenig lesen. Und es ist nicht weniger wichtig, sich für größere Beschäftigung mit den Kernthemen einzusetzen, die BDS diffamieren und damit Israel und das jüdische Volk beschämen will.

Joe Hyams und Roseanne Barr auf der Anti-BDS-Konferenz

Joe Hyams und Roseanne Barr auf der Anti-BDS-Konferenz (Foto: Joe Hyams)

Diejenigen von uns, die eine visuelle, kraftvolle und prägnante Gegenbotschaft formulieren wollen, müssen Überstunden machen und haben oft nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung. Wir müssen zusammenarbeiten, Erkenntnisse teilen und uns gegenseitig unterstützen. Medium für Medium, Trend für Trend, Partnerschaft für Partnerschaft — wir lernen, in ihrem unglückseligen Spiel der vernünftige Feind zu sein.

Doch die kraftvollen Bilder im Verbund mit einem willigen Publikum sind eine echte Herausforderung, die man nicht einfach beiseiteschieben kann, nur weil es sich hier um eine asymmetrische Bedrohung handelt. Wir müssen uns bemühen sicherzustellen, dass die Bürger und Gemeinschaften auf der ganzen Welt hinter den moralischen und intellektuellen Abgrund sehen können, in welchem diese seichten Ideen letztlich ihr Ende finden werden. Unsere Arbeit soll den Hasskampagnen die heiße Luft verwehren, die sie zum Funktionieren brauchen, und wir brauchen strategisches Denken, um ihnen scharfen, kalten Gegenwind gegen ihre antifriedlichen, antifortschrittlichen Absichten zu bescheren.

Die von BDS vorgebrachten Aussagen sind falsch und verleumderisch. Die sozialen und psychologischen Faktoren anzuerkennen, die BDS am Laufen halten, ist der erste Schritt, diese Bewegung schnell wieder auf den Erdboden zurückzubringen.

Der Guardian verschweigt Aussagen, die in Frage stellen, ob Juden überhaupt die Täter waren

23. März 2016

Simon Plosker, HonestReporting, 21. März 2016

duma_fire

Ein Brand im Haus eines palästinensischen Kronzeugen im Fall gegen die jüdischen Terroristen, die letztes Jahr den Tod eines palästinensischen Kleinkinds und seiner Eltern verursacht haben, erweckt Misstrauen. Palästinenser haben wenig überraschend „jüdische Siedler“ für diesen jüngsten Vorfall beschuldigt.

Laut den israelischen Medien ergibt sich jedoch folgendes Bild:

In einer gemeinsamen Erklärung von Sonntagnacht sagten Shin Bet und die israelische Polizei jedoch, die Beweislage deute sehr deutlich darauf hin, dass es sich nicht um eine nationalistische Attacke handelte. „Die bis jetzt am Tatort gewonnenen Erkenntnisse stimmen nicht mit den Merkmalen einer absichtlichen Brandstiftung durch Juden überein“, hieß es in der Erklärung.

Viele Medien, darunter die LA Times und das Wall Street Journal, brachten diese wichtige Information.

Auch die AFP brachte das in ihrem Bericht, und auch der Guardian war Empfänger dieses Berichts.

Aber ein Vergleich der beiden Texte bringt ans Licht, dass der Guardian Teile des ursprünglichen AFP-Textes herausgekürzt hat. Beim Guardian steht nichts mehr über die Aussagen der israelischen Behörden, die die Annahme in Frage stellen, dass jüdische Extremisten verantwortlich wären.

Dies ist ein ernster Fall selektiven Verschweigens, wo es scheint, dass ein Redakteur ganze Abschnitte bewusst herausgelassen hat und dadurch die Story gegen Israel verdreht.

Und der Guardian war nicht das einzige Medium, das diese Information verschwiegen hat. Auch der Independent verheimlichte das, und NBC News veröffentlichte einen AP-Bericht und versäumte dessen Aktualisierung.

Wir haben den Guardian, den Independent und NBC News kontaktiert und um Aktualisierung gebeten.

***

UPDATE

Der Guardian hat HonestReporting per E-Mail geantwortet, man habe die ursprüngliche AFP-Story veröffentlicht, welche damals keinerlei Kommentar der israelischen Sicherheitsbehörden enthielt. Bezeichnenderweise sagt der Guardian ebenfalls, Stunden später habe man eine aktualisierte Version der Story erhalten. Jenes Update wurde jedoch weder veröffentlicht noch zur Originalmeldung ergänzt.

Zugegeben, zum Zeitpunkt der ursprünglichen Veröffentlichung war der Guardian-Artikel korrekt gewesen. Aber obwohl die Redakteure das AFP-Update erhielten, aktualisierten sie die Story nicht. Es ist viel Zeit vergangen, und andere Medien haben die neuesten Informationen in ihrer Artikel eingearbeitet, warum also bleibt der Guardian untätig?

Wir haben den Guardian erneut zur Korrektur angehalten.

HRsuccess2UPDATE 2

Wir freuen uns, sagen zu können, dass der Guardian den Artikel nach dem E-Mail-Wechsel mit HonestReporting um die relevanten Informationen ergänzt hat.

UPDATE 3

Auch der Independent hat unserer Aufforderung entsprochen und der Story Folgendes beigefügt:

„Einem Bericht zufolge sagte die israelische Polizei, sie glaube nicht, dass die Attacke von jüdischen Extremisten durchgeführt wurde.“

Foto von Flash 90.

Auslandspresse-Chef: keine Medienvoreingenommenheit gegenüber Israel?!

24. Februar 2016

Simon Plosker, HonestReporting, 21. Februar 2016

Luke_baker_media_bias-feature-770x400_2

Luke Baker, Chef des Reuters-Jerusalembüros und aktueller Vorsitzender von Israels Foreign Press Association (FPA), ist in den letzten Wochen selbst zum Nachrichtenthema geworden, statt nur Nachrichten zu machen. Nach einer haarsträubenden CBS-Schlagzeile entschied das Pressebüro der israelischen Regierung, der Berichterstattung der Auslandspresse über palästinensischen Terrorismus etwas kritischer gegenüberzustehen.

Baker erschien vor einem Unterausschuss des Foreign Affairs and Defense Committee der Knesset, welche die Auswirkungen der Medienvoreingenommenheit untersucht — was Baker übrigens eine „Hexenjagd“ nannte. Das Meeting erwies sich aber als harmlos.

Und ein weiterer unglückseliger Vorfall brachte Israels Haltung gegenüber der Auslandspresse ins Rampenlicht: das Festhalten von William Booth, dem Bürochef der Washington Post, durch die in Jerusalems Altstadt stationierte Grenzpolizei.

Anbetrachts all dessen ist Luke Baker zum Vorzeigemann der Auslandspresse geworden, die gegen eine scheinbare „Hexenjagd“ Israels auf die internationalen Medien kämpft. In einem Interview mit Globes (einem israelischen Finanzblatt) wurde er gefragt, ob er der Ansicht sei, es gebe auf Seiten der Auslandsmedien eine gewisse Voreingenommenheit in ihrer Israelberichterstattung. Hier seine Antwort:

Ich bin jetzt seit 20 Jahren Journalist von Beruf, und ähnlich wie ich sind viele der hier hergeschickten Journalisten sehr erfahren. Ich arbeite mit äußerst professionellen Journalisten, die die Komplexität der Story einem internationalen Publikum zu erklären versuchen. Die Israelis glauben, wir würden ihre Haltung nicht adäquat wiedergeben, aber das ist es auch nicht, weswegen die Journalisten hier sind. Ich erkenne bei der Auslandspresse keine Unausgewogenheit. Es gibt Storys, die sich sehr schnell entwickeln, und die Berichte geben die Entwicklungen vor Ort wieder — es gibt einen Bericht über Todesopfer, und ganz am Anfang weiß man einfach nicht, wer tot ist und von welcher Seite er ist, aber du versuchst, das Geschehen so schnell wie möglich zu erklären. Die Vorwürfe, wir seien voreingenommen, nerven. Wenn es Fehler gibt, dann werden sie so schnell wie möglich berichtigt. Den Vorwurf der Unausgewogenheit weise ich zurück.

Behauptet Baker hier tatsächlich, es gebe keinerlei Voreingenommenheit in den Medien? Und sagt er hier auch, die Auslandsmedien würden sich korrigieren, wenn sie etwas falsch berichtet haben? Sieht man sich die schiere Zahl der Vorfälle an, bei denen HonestReporting und andere Gruppen intervenierten und die Medien zu einer Korrektur zwangen, so stellt sich heraus: Bakers Aussage ist komplett falsch.

lukebakertwitterFalls Baker seine Hypothese testen will, laden wir ihn ein, das Material auf der HonestReporting-Website zu sichten, das sich im Lauf der letzten 15 Jahre angesammelt hat.

Baker sagt auch, die Journalisten wären nicht hier, um die Haltung der Israelis wiederzugeben. Trifft dies tatsächlich zu, dann sollten die Auslandsjournalisten aber auch nicht das palästinensische Narrativ übernehmen!

Wir sollten nicht vergessen, dass Baker höchstpersönlich vor kurzem der Einseitigkeit bezichtigt wurde, nämlich im Oktober 2015, als er fälschlicherweise behauptete, israelische verdeckte Ermittler würden palästinensische Jugendliche bewusst zum Steinewerfen aufstacheln, was der Polizei einen Vorwand gäbe, die Steinewerfer festzunehmen. Hat Baker das je korrigiert oder sich dafür entschuldigt? Nein.

Selbst im Globes-Interview macht Baker einen Fehler, wenn er sagt, William Booth sei „inhaftiert“ worden. Als angeblich professioneller Journalist sollte er wissen, wie wichtig akkurate Sprache und Terminologie sind. Booth wurde vorübergehend für eine Befragung festgehalten, aber nie formell unter Arrest gestellt oder irgendeiner Sache angeklagt, bevor er freigelassen wurde. Soviel zur Genauigkeit.

Und auch der Nachrichtendienst Reuters wurde zu zahlreichen Gelegenheiten dabei ertappt. Wie war das zum Beispiel im November 2015, als Reuters eine palästinensische Autoramm-Attacke, bei welcher israelische Soldaten verletzt wurden, mit der Schlagzeile „Palästinenser stirbt bei Ramm-Attacke“ versah und dieses dann zu korrigieren gezwungen wurde?

Und was war mit der irreführenden Schlagzeile, Benjamin Netanyahu habe gedroht, auf steinewerfende palästinensische Kinder schießen zu lassen? Auch hier war Reuters zu einer Korrektur gezwungen worden.

Im Lauf der Jahre war Reuters immer wieder Thema bei HonestReporting, und 2011 zog eine akademische Studie den Schluss, die Reuters-Berichterstattung über den Nahostkonflikt sei systematisch mit Propaganda durchsetzt und beeinflusse die Leserschaft, sich auf die Seite der Palästinenser und der arabischen Staaten gegen Israel zu stellen.

Bakers dubiose Behauptungen zeigen exakt, warum eine Organisation wie HonestReporting gebraucht wird. Nicht nur sind die Auslandsmedien unfähig, ihre Voreingenommenheiten und Fehler selbständig zu korrigieren, sondern (ausgehend von Bakers Kommentaren) es weigern sich sogar einige Vertreter besagter Medien, das Problem überhaupt anzuerkennen. Dass Baker gegenwärtig der Kopf der FPA ist, setzt dem ganzen dann nochmal die Krone auf.

Luke Baker schätzt es nicht, wenn man ihn kritisiert. Er sagt: „Die Vorwürfe, wir seien voreingenommen, nerven.“ Es tut uns leid, Luke, aber es scheint, dass wir Ihnen auch weiterhin auf die Nerven gehen müssen!

Joe Hyams, der Geschäftsführer von HonestReporting, sagt hierzu:

Angesichts aller Beweise für das Gegenteil ist es unglaublich, dass Luke Bajer, der Repräsentant der Auslandspresse in Israel und Kopf einer angeblich glaubwürdigen Nachrichtenagentur das himmelschreiende Problem bei der Medienberichterstattung über Israel nicht erkennen will. Und es ist unglaublich arrogant zu behaupten, die Auslandsmedien würden sich selbst korrigieren, wenn fehlerhaft berichtet wird. Medienbeobachter wie HonestReporting sind absolut notwendig, um sicherzustellen, dass die Medien wirksam überwacht und zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie Unwahrheiten berichten.

Wollen auch Sie helfen, Luke Baker darauf hinzuweisen, dass die Medien sehr wohl gegenüber Israel voreingenommen sind? Wir würden uns freuen, wenn Sie folgende Petition mitunterzeichnen: hier klicken. Vielen Dank!

Der Guardian wird garstig gegenüber Netanyahu

12. Februar 2016

Simon Plosker, HonestReporting, 10. Februar 2016

guardian-magGlass2

Am Dienstag besichtigte der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu den Sicherheitszaun im Osten, der soeben entlang der Grenze zu Jordanien errichtet wird. Er nutzte die Gelegenheit zum Verkünden von Plänen, Israel mit noch mehr Zäunen zu umgeben, um seine Sicherheit zu gewährleisten — insbesondere zu einer Zeit des verstärkten Hamas-Terrorismus sowie dem Näherrücken von ISIS an Israels Grenzen.

Peter Beaumont vom Guardian begann seinen Bericht mit folgender Aussage:

Israels Premierminister Benjamin Netanyahu hat seine Absicht kundgetan, „ganz Israel mit einem Zaun zu umgeben“, um das Land vor der Infiltration von Palästinensern sowie den Einwohnern umgebender arabischer Staaten, die er als „wilde Raubtiere“ beschrieb, zu schützen.

Später schreibt er:

Netanyahus Gebrauch des Begriffs „wilde Raubtiere“ erinnert an seinen Einsatz ähnlich brandstiftender Wörter über israelische Araber am Vorabend der letztjährigen Wahl, die er mit „sie kommen in Scharen heraus“ beschrieb.

Es gibt nichts, was nahelegt, Netanyahu habe Palästinenser oder die Einwohner umgebender arabischer Staaten als „wilde Raubtiere“ oder irgend einen anderen aus dem ursprünglichen Hebräisch übersetzten Begriff bezeichnet. In einem den Atem verschlagenden Beispiel für Meinungsmache hat Beaumont Netanyahus Aussagen genommen und sie in sein eigenes äußerst begrenztes Konzept des israelischen Premierministers als „Rassist“ gepresst.

Ynet News hat Netanyahu zitiert. Er sagte:

„Letzten Endes wird der Staat Israel, wie ich das sehe, einen Zaun haben, der ihn vollständig umgibt“, fügte Netanyahu bezüglich der Kritik an der Weiterführung der vielen Befestigungen und Barrieren hinzu. „Man wird mich fragen: ‚Das wollen Sie machen, die Villa schützen?‘ Die Antwort ist Ja. Wir umgeben den ganzen Staat Israel mit einem Zaun und mit Hindernissen? Die Antwort ist Ja. In der Umgebung, in der wir leben, müssen wir uns vor den Raubtieren schützen.“

Haaretz übersetzte auf ähnliche Weise: „Wir müssen uns vor den wilden Raubtieren schützen“. Die Jerusalem Post hingegen übersetzte nur „wilde Tiere“.

Die Times of Israel schrieb:

„In unserer Nachbarschaft müssen wir uns vor den fleischfressenden Tieren schützen“, sagte Netanyahu augenscheinlich als Hinweis auf die extremistisch-islamistischen Bewegungen.

Im Zusammenhang mit dem Bau von Sicherheitszäunen ist die Bedrohung an Israels Grenzen durch ISIS sowie durch Hamas-Terroristen beträchtlich.

Beaumont hat seine Vorurteile gegen Netanyahu sprechen lassen und darüber die akkurate Berichterstattung vergessen.

Wieder ein Beispiel für die Voreingenommenheit des Guardian und seiner Journalisten, die Israel, seine Regierung und seine Einwohner permanent falsch darstellen.

Geschichtsklitterung à la Robert Fisk

4. Februar 2016

Simon Plosker, HonestReporting, 1. Februar 2016

Fisk_False_History

Robert Fisk, den wir über die Jahre schon öfters kritisieren mussten, hat die zweifelhafte Ehre, seinen Namen dem Kunstverb „fisken“ verliehen zu haben — also einen Zeitungsartikel oder einen Blogbeitrag (etc.) Punkt für Punkt zu widerlegen oder zu kritisieren.

Fisks jüngsten Beitrag im Independent möchten wir gar nicht widerlegen. Dort fragt er, ob Benjamin Netanyahu „verrückt geworden ist“, weil er die kürzlichen Kommentare von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon thematisiert hat. Was aus diesem Text aber wirklich heraussticht, ist Folgendes:

Kurz ein paar Worte über die Geschichte. Israel eroberte 1967 das Westjordanland. Es baute Kolonien auf dem Land, welches der Westen israelische „Siedlungen“ nennt — ähnlich wie die „Siedlungen“ im Wilden Westen, was ihnen einen beinahe europäischen Anstrich verleiht. Danach erkannte Israel, dass es von den USA und ihren Verbündeten für den Bau von Häusern für Ausländer (Israelis) auf dem Eigentum anderer Leute verurteilt wurde. Das ist exakt das, was die israelische Regierung tat und was viele Israelis seither in Frage gestellt haben, da es Israel zum „Besitzer“ von Land außerhalb seiner eigenen von der UN anerkannten Grenzen machte — und dies macht Israel zum einzigen Land, das immer noch einen Kolonialkrieg betreibt.

Die Palästinenser — die rechtmäßigen Besitzer des Landes unter osmanischer (und britischer) Herrschaft — haben dies zu Recht als Diebstahl bezeichnet. Und das ist es auch. Land, das Palästinensern gehört, wurde von Israel für sein eigenes Territorium genommen, auch für seine Produkte — Gemüse und so weiter, welches illegal als israelisches Produkt in der EU verkauft wird, und als die EU sich darüber beschwerte, wurde sie bösartig als antisemitisch beschimpft. So wird Hass erzeugt.

robertfisk

Robert Fisk

Fisks Geschichtsversion passt eindeutig nicht auf die Fakten. Fisken wir kurz seinen Text.

  • Israel eroberte 1967 nicht einfach so das Westjordanland. Fisk verschweigt, dass Israel als eines der Ergebnisse aus dem Sechstagekrieg die Kontrolle über jene Territorien errungen hatte. Im Sechstagekrieg hatte sich Israel erfolgreich gegen mehrere arabische Armeen verteidigt, die seine Existenz bedrohten.
  • Referenzen wie z. B. „Kolonien“ und „beinahe europäischer Anstrich“ portraitiert Israel fälschlicherweise als Eindringling ohne Verbindung mit dem Land. Ob man mit dem Siedlungsunterfangen nun einverstanden ist oder nicht — die historische Verbindung der Juden zum fraglichen Land ist unbestreitbar. Israelis sind keine „Ausländer“. Juden sind dort Eingeborene, quasi Ureinwohner.
  • Was sind Israels „von der UN anerkannte Grenzen“, die Fisk anspricht? Die sogenannte Grüne Linie wird von niemandem als offizielle Grenze gesehen, und zwar einfach weil es sich hier um eine Waffenstillstandslinie handelt: Dort standen die Armeen, als der Waffenstillstand ausgerufen wurde. UN-Resolution 242, die über die ganzen Jahre als Verhandlungsgrundlage gedient hat, fordert „sichere und anerkannte Grenzen“ sowie einen Rückzug Israels aus im Jahr 1967 „besetzten Gebieten“, wobei mit Bedacht so formuliert wurde, dass nicht von „allen Gebieten“ oder „den Gebieten“ die Rede ist. Als Lord Caradon später gebeten wurde, die britische Position darzulegen, sagte er: „Es wäre falsch gewesen zu fordern, Israel solle zu seinen Positionen vom 4. Juni 1967 zurückkehren, denn jene Positionen waren künstlicher Natur und nicht wünschenswert.“
  • Wer sind die Palästinenser, welche „die rechtmäßigen Besitzer des Landes unter osmanischer (und britischer) Herrschaft“ gewesen sein wollen? Auf diesem Gebiet hat es niemals einen souveränen Palästinenserstaat gegeben. Meint Fisk damit nur das Westjordanland oder den gesamten Staat Israel? Und hätten Palästinenser unter osmanischer Herrschaft das Land besessen, dann würde dies in Fisks Gedankenwelt bedeuten, sie seien die rechtmäßigen Eigentümer allen Landes vom Jordan bis zum Mittelmeer. Indes stahlen Juden kein arabisches Land.
  • Keinerlei Produkte wurden „illegal als israelisches Produkt in der EU verkauft“. Der Disput mit der EU betrifft die Etikettierungsrichtlinien und nicht etwa Gesetze gegen die Vermarktung von Produkten aus jüdischen Siedlungen. Woher auch immer diese israelischen Produkte stammen, sie brachen niemals irgendwelche Gesetze und tun dies auch heute nicht. Zudem hat auch Israel selbst niemals diese Richtlinien verletzt.

Und hier endet unser Fisken.

New-York-Times-Korrespondentin (erneut) von Redaktion korrigiert

1. Februar 2016

Yarden Frankl, HonestReporting, 26. Januar 2016

bart-simpson-chalkboard-770x400

Diaa Hadid, Korrespondentin der New York Times, begann ihren Artikel über die Zwangsräumung von Palästinenserwohnungen in Jerusalems Altstadt mit einigen bewegenden Zeilen:

Nazira Maswadis neuer Vermieter versucht sie mit der Behauptung loszuwerden, ihr Noch-Ehemann Tawfiq, der ursprüngliche Mieter, sei verstorben. „Er ist nicht tot“, insistiert sie. „Er hat 10 Kinder mit mir. Wäre er tot, müssten sie ihn begraben.“

So beunruhigend die Behauptung auch ist, sie wird durch die Fakten nicht gestützt. Ausgelöst durch eine Untersuchung durch die Organisation CAMERA erklärt eine Redaktionsnotiz der Times vom 26. Januar, dass Gerichtsdokumente zeigen, dass sie wegen Nichtzahlung der Miete vor die Tür gesetzt wurde. Nicht ganz so emotional oder Sympathie erzeugend.

Die Anerkenntnis des wahren Grundes für die Zwangsräumung würde Hadids Meinung (die in einer Nachrichtenstory nichts zu suchen hat) unterminieren. Dies wird klar, als sie Folgendes schreibt:

Die palästinensischen Familien und ihre Unterstützer behaupten, die oft mit scheinbar obskuren Verletzungen ihrer Mietverträge begründeten Zwangsräumungen seien Teil einer übergeordneten Agenda, jüdische Enklaven innerhalb des historischen muslimischen Viertels zu erzeugen.

Will sie die Leser glauben machen, eine Nichtzahlung der Miete sei eine „obskure Verletzung eines Mietvertrags“?

In Wirklichkeit war das nur eines von drei Problemen mit dem Artikel, welche die Autorin korrigieren musste. Alle aufgrund desselben grundlegenden journalistischen Versagens.

Wie die Times-Redaktion schreibt:

Die Beschreibungen beruhten auf den Aussagen der Mieterin; der Artikel hätte weitere Informationen aus Gerichtsunterlagen oder von den Vermietern enthalten sollen.

Anders gesagt, Hadid hatte sich mit den Gekündigten zusammengesetzt und ihre Aussagen aufgeschrieben, ohne sich die Mühe zu machen, nach anderen Aussagen oder Hinweisen zu forschen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Hadid einen Artikel für die Times geschrieben hat, in welchem sie wesentliches Material, das nicht auf ihre Agenda passte, einfach ausgelassen hat. Wie wir bereits berichtet haben, beschwerten sich vier der Leute, die sie als Hauptquelle für ihren Artikel über die arabische Szene in Haifa interviewt hatte, Hadid habe ihre Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen.

Nachdem sie von ihrer Redaktion zweimal öffentlich korrigiert wurde, können wir uns nur fragen, ob Hadids Auslassungen das Ergebnis schlampigen Journalismus sind oder ob es sich um Absicht handelt. Natürlich ist ihre Vergangenheit bei der berüchtigten antiisraelischen Seite Electronic Intifada („New York Times Employs Veteran of Anti-Semitic Website„) äußerst beunruhigend.

Wir waren ermutigt, als Margaret Sullivan, Public Editor der Times, auf Kritik an der Israel-Berichterstattung des Blattes reagierte und sagte, die New York Times müsse das Leben der Palästinenser und ihre Ansichten stärker dokumentieren und sie nicht nur als Opfer darstellen. Aber Hadid macht die Berichterstattung der Times schlechter und nicht besser.

NPR fegt Israel von der Karte

27. Januar 2016

Simon Plosker, HonestReporting, 24. Januar 2016

npr240116

Kurz nach CNNs jüngstem „Palästina“-Fauxpas ist nun das National Public Radio (NPR) an der Reihe, Israel von der Weltkarte zu fegen.

Und wieder ist es an einer Stelle passiert, wo wir es am wenigsten erwartet hätten — diesmal als Teil eines Berichts über Gesundheit mit dem Titel „Wovor fürchten Sie sich im Jahr 2016? Globetrotter teilen ihre Ängste“. Der Bericht enthielt auch obige Karte.

Wie Sie sehen können, erscheinen darauf alle Staaten im Nahen Osten sowie die Staaten um ihn herum. Alle Staaten außer Israel, das statt dessen als „Palästina“ bezeichnet wird.

Vielleicht wollte NPR eine Karte erstellen, die speziell die islamische Welt beleuchtet. Ist dem so, dann hätten sie dies klarstellen sollen.

npr240116ii

Und falls NPR tatsächlich die gesamte islamische Welt als etwas darstellen wollte, vor dem man sich 2016 fürchtet, dann ist es gut möglich, dass sich NPR mit diesem Artikel nicht nur mit HonestReporting angelegt hat.

NPR muss sich jetzt entscheiden: entweder bringen sie Israel wieder auf die Karte, oder sie geben zu, dass die Karte antimuslimisch ist. Was auch immer zutrifft: NPR steckt im Dreck.

Simon Plosker, leitender Redakteur von HonestReporting, fügt hinzu:

Es ist vollkommen inakzeptabel, dass NPR ein Bild veröffentlicht, auf welchem Israel von der Karte gewischt wird. Dass bei NPR niemand erkannte, wie problematisch dieses Bild ist, und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht, spricht Bände über die Defizite in deren Redaktion.

NPR sollte das Richtige tun und entweder Israel seinen rechtmäßigen Platz zurückgestehen oder eingestehen, dass die Karte im Zusammenhang mit dem Artikel eine Angst vor der islamischen Welt bedeuten soll. Angesichts dieser Möglichkeiten sollte NPR das Bild besser komplett löschen.

***

UPDATE

HRsuccess2Die beleidigende Karte wurde nach einer Beschwerde von HonestReporting entfernt. Statt ihrer erscheint der folgende Text:

Anm. d. Hrsg.: Die ursprüngliche Version dieses Beitrags enthielt eine Kartenillustration, welche die Länder im Nahen Osten und in Nordafrika repräsentieren sollte, die unsere Umfrageteilnehmer als die Region mit dem höchsten Risiko für Reisende und Auswanderer im Jahr 2016 identifiziert haben. Auf der Karte war so einiges falsch. Die Länder Zypern, Israel und Türkei wurden entweder nicht gezeigt oder nicht bezeichnet; die Bezeichnung „Palästina“ hätte „Palästinensische Gebiete“ lauten sollen; und wir haben versehentlich Afghanistan und Pakistan mit reingenommen. NPR entschuldigt sich für diese Fehler.

CNN bewirbt politisierendes palästinensisches Museum

17. Januar 2016

Simon Plosker, HonestReporting, 14. Januar 2016

CNN-tools-spanners-magen-david-star-770x400

CNN freut sich auf „9 der besten Attraktionen, die 2016 eröffnen„:

Von Amerikas größtem Museum für moderne Kunst bis hin zum neuesten Disney-Freizeitpark — 2016 wird ein tolles Jahr für Touristen weltweit, die nach dem nächsten großen Ding Ausschau halten.

Der Nahe Osten wird seinen fortschrittlichsten Schneepark in Doha bekommen.

Fans der „Tribute von Panem“ können in Dubai in die Fußstapfen von Katniss Everdeen treten.

Und eine lebensgroße Replik von Noahs Arche wird sich über den blaugrünen Wiesen Nord-Kentuckys erheben. Sie wird die weltgrößte Holzstruktur der Welt sein.

Ein Blick auf diese und weitere wird in unserem Kulturkalender 2016 geboten, wo wir einige der meisterwartetsten Attraktionen weltweit beleuchten.

Keine der dort beschriebenen Attraktionen wie z. B. Shanghais Disneyland, ein Fußballmuseum in Zürich oder ein Kunstmuseum in San Francisco ist in irgendeiner Weise politisch. Außer einer:

cnn130116

Simon Plosker, der leitende Redakteur von HonestReporting, kommentiert hierzu:

Allein schon das Eröffnungsdatum ist ein Indikator, wie politisch dieses Museum ist und wie die öffentliche Aufmerksamkeit rund um seine Eröffnung zweifellos zur Delegitimierung der Errichtung Israels missbraucht werden wird.

In einem Beitrag über kulturelle Attraktionen hat dieses palästinensische Museum nichts verloren. CNN beweist aufs Neue seine Sympathie für das palästinensische Narrativ zu Israels Nachteil.

Nach der kürzlichen Inklusion einer Karte bei CNN Money, auf der Israel durch „Palästina“ ersetzt worden war, scheint es, als würde CNN bei jeder sich bietenden Gelegenheit palästinensische Propaganda verbreiten wollen, selbst an den unpassendsten Stellen.

Die Grüne Linie „zwischen Israel und Palästina“ beim Independent

14. Januar 2016

Simon Plosker, HonestReporting, 13. Januar 2016

independent

Trotz der Ablehnungspolitik der Palästinenser und ihrem Terrorismus, trotz des weltweiten Dschihads und der beträchtlichen Gewalt, die den Nahen Osten und das Gebiet darum herum ergriffen hat, erregt nichts die Aufmerksamkeit der Medien mehr als israelische Siedlungen.

Jüngstes Ziel der palästinensischen Kampagne zur Isolation Israels ist die internationale Online-Unterbringungsgemeinschaft Airbnb, deren „Verbrechen“ darin besteht, Unterkunfts-Inserate für israelische Gemeinschaften jenseits der Grünen Linie zuzulassen. Und noch schlimmer: Diese Siedlungen sind als israelisch gelistet!

Eines der Medien, das sich dieser Nicht-Story gewidmet hat, ist der Independent. Das Blatt beendet seinen Artikel mit folgender Aussage über die Stadt Efrat im Gush-Etzion-Block:

Die Siedlung befindet sich 12 km südlich von Jerusalem und 7 km östlich der Grünen Linie, der Grenze zwischen Israel und Palästina, auf die man sich beim Waffenstillstand von 1949 geeinigt hatte.

Nur dass es 1949 kein „Palästina“ gab. Die Grüne Linie war eine Waffenstillstandslinie (keine permanente Grenze) und markierte einfach nur den Ort, an dem die israelischen und arabischen Armeen standen, als die Kampfhandlungen eingestellt wurden. Die heute als Westjordanland bezeichnete Gegend befand sich damals unter jordanischer Kontrolle, und es existierte schlichtweg kein „Palästina“, mit dem man sich einigen konnte.

Geschichtliche Fehler wie dieser tragen zu dem Mythos bei, das Gebiet, in welchem heute israelische Siedlungen existieren, sei vormals eine souveräne palästinensische Entität gewesen — trotz der Tatsache, dass dies während der gesamten Geschichte niemals der Fall war.

Wir haben den Independent um Korrektur gebeten.

UPDATE

HRsuccess2Nach unserer Beschwerde wurde der Satz überarbeitet und akkurater formuliert:

Die Siedlung befindet sich 12 km südlich von Jerusalem und 7 km östlich der Grünen Linie, der Demarkationslinie zwischen israelischem und palästinensischem Gebiet, auf das sich die israelischen Streitkräfte und die seiner Nachbarn (Ägypten, Libanon, Syrien und Jordanien) nach dem Arabisch-Israelischen Krieg beim Waffenstillstand von 1949 geeinigt haben.

Die New York Times gibt zu, Kontext zu verschweigen

10. Januar 2016

Yarden Frankl, HonestReporting, 10. Januar 2016

01Jan10_Haifa_interview_context-770x400

Ayed Fadel, Hauptquelle eines New-York-Times-Artikels über die palästinensische Sozialszene in Haifa, beschwerte sich bitter darüber, dass seine Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Trotz der Darstellung der Journalistin Diaa Hadid, die Szene würde progressive Werte vertreten, ist die Wirklichkeit weit politischer. Wie wir gezeigt haben, ist Fadels Facebookwand voller antiisraelischer Beiträge und zeigt auch keinerlei Unterstützung für die Rechte Homosexueller.

Beschwerden zahlreicher Leser erreichten den Public Editor der New York Times, Margaret Sullivan. Ihre Antwort räumt ein Versagen auf Seiten der Times ein:

Was jedoch fehlte, was etwas, das ich in meiner Nahost-Kolumne empfohlen habe: viel Kontext. Zwar ist es unmöglich (und nicht ratsam), die Geschichte Israels und Palästinas in jeder Nachrichtenberichterstattung und jedem Sonderbeitrag darzulegen, benötigte dieser Artikel jedoch mehr politische und geschichtliche Informationen, um ihn in die richtige Perspektive zu rücken.

Keine Formulierung eines Artikels wie diesem wird jeden Leser zufriedenstellen. Aber die Times kann es besser machen, indem sie mehr Kontext und weitere Informationen bereitstellt, selbst in einem Sonderbeitrag.

In einem Folgebeitrag drückte Hadid, die Journalistin, gegenüber Sullivan ihre Überraschung aus, dass nicht nur einer, sondern gleich vier ihrer Interviewpartner sagten, ihre Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden:

Ich habe diese Story geschrieben, weil ich Haifas einzigartiger Kultur Tribut zollen wollte. Insbesondere wollte ich zeigen, wie die palästinensischen Bürger Israels ihre eigene dynamische, linke Szene in der Stadt errichtet haben. Daher war ich äußerst überrascht zu hören, dass mindestens vier Interviewpartner den Eindruck hatten, ich hätte sie in der Story falsch dargestellt, und dass diese Story mehr Kritik zur Folge hatte als jede andere, die ich in knapp einem Jahrzehnt Nahostberichterstattung geschrieben habe.

Es ist sehr offenbarend, dass die Hauptkritik der Interviewpartner darin bestand, ihre politischen Ansichten seien aus dem Artikel herausgelassen worden.

Und die Ironie ist, dass wir dem zustimmen.

Der von den Interviewten gepflegte Israelhass hätte im Artikel erwähnt werden sollen, damit die Leser verstehen, dass ihre liberalen Ansichten ein sofortiges Ende finden, sobald es um Frieden und Koexistenz geht.

Aber wir begrüßen, dass Sullivan den Anliegen der Leser gegenüber offen war und sie der Journalistin mitgeteilt hat.