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10 politisch inkorrekte Dinge, für die ich dankbar bin

26. November 2010

HonestReporting Media BackSpin, 26. November 2010

10. Israels Bürger stellen Sicherheit vor politische Korrektheit. Ich wünschte mir, dass Passagier-Profiling, Metalldetektoren in jedem Kaufhaus, Sicherheitszaun und Gaza-Blockade nicht notwendig wären. Sie sind es aber.

9. Leben in Jerusalem: Unabhängig davon, was die UNO sagt, erinnert mich der Besuch der Westmauer daran, warum dieser Platz den Herzschlag der Juden symbolisiert.

8. Frei zugängliche Online-News: Genießen sie diese, so lange sie noch erhältlich sind.

7. Ofcom entlarvte George Galloway als den, der er ist: ein Israel-Hasser, dessen TV-Show jeglichen Anschein einer „unparteiischen“ Debatte vermissen lässt.

6. Für jemanden, der sich die Mühe machte, nach Dubai zu fliegen, um Mahmoud Mabhouh auszuschalten. Die Welt ist ein besserer Ort ohne Waffenhändler der Hamas.

5. Die Fotos zur Mavi-Marmara-Aktion, aufgeschnappt von Reuters, wurden bei Hurriyet ungeschnitten gezeigt.

4. Trotz der unerklärlichen Zurückhaltung der Mainstream-Medien bei Paul Martins Gefangennahme in Gaza dauerte die Zwangslage des britischen Journalisten nicht so lange an wie die Alan Johnstons.

3. Computervirus Stuxnet: Nichts sonst bringt das Nuklearprogramm des Iran mehr ins Stocken.

2. Das Herumgeeiere der Hisbollah angesichts einer CBC-Dokumentation.

1. Israel ist in der Tat ein Schurkenstaat, auf den wir stolz sein können.

Warum kein MSM-Protest gegen Medienbeschränkungen der Palästinensischen Autonomiebehörde?

31. Oktober 2010

HonestReporting Media BackSpin, 31. Oktober 2010

Die PA versucht, den Informationsfluss einzuschränken, indem sie Journalisten daran hindert, an von Israelis unterstützten Reisen in die West Bank teilzunehmen. Eine Pressetour nach Jericho wurde bereits gecancelt.

Nun fragt sich der palästinensische Journalist Khaled Abu Toameh: Warum protestieren die Mainstream-Medien (MSM) nicht gegen diesen Anschlag auf die Pressefreiheit?

Die vom Westen finanziell unterstützte palästinensische Regierung instruiert doch tatsächlich die Auslandsjournalisten, dass sie ab sofort nur noch über Angelegenheiten berichten sollten, die ein positives Licht auf die PA und deren Führer werfen.

Wenn sie darauf besteht, dass die Journalisten ihre Besuche in die palästinensischen Gebiete allein mit den Palästinensern absprechen sollen, beweist die Palästinenserregierung, dass ihre Einstellung zur Pressefreiheit sich nicht wesentlich von derjenigen der Hamas, Mahmoud Ahmadinejad oder Bashar Assad unterscheidet.

Auslandsjournalisten, die über den Konflikt in Nahost berichten, sollten nicht in eine Situation versetzt werden, in der irgendjemand sie bedrohen oder beeinflussen könnte bezüglich dessen, was sie schreiben wollen. Man sollte ihnen [vielmehr] ermöglichen, sowohl in Israel als auch in den PA-Gebieten ungehindert zu arbeiten; sie sollten auch das Recht haben, zu befragen, wen sie wollen und mit allen, deren Zusammenarbeit sie in Anspruch nehmen wollen, jeden Ort aufzusuchen.

Toameh mit einem weiteren Blick auf die PA-Pikiertheid und Verweis auf diesen LA Times-Beitrag von Ed Sanders:

Die Entscheidung wurde gut informierten palästinensischen Quellen zufolge nach einer Nachrichtenstory in der Los Angeles Times gefällt, die offensichtlich für Verwirrung bei der palästinensischen Regierung gesorgt hatte.

Die Geschichte, die in Zusammenhang mit einer Zeremonie zum 10.000. Jahrestag  von Jerichos Gründung stand, besagte, dass viele Palästinenser und ausländische Würdenträger, die zur Feier nicht eingeladen worden, nicht erschienen.

Offensichtlich war der Korrespondent der LA-Times nicht in der Lage, seinen Besuch in Jericho mit dem Büro des PA-Sprechers abzustimmen.

MediaCentral ist ein HonestReporting-Projekt, das Journalisten in der Region Unterstützung zukommen lässt. Es hatte Sanders Bericht aus Jericho nicht begleitet.

Leider ist dies nicht das erste Mal, dass die Mainstream-Medien von Palästinensern eingeschüchtert wurden. Letztes Jahr wurde der britische Journalist Paul Martin von der Hamas mehr als einen Monat inhaftiert, ohne dass die westlichen Nachrichtenmedien einen Pieps von sich gegeben hatten.

Neda Soltan und die Gaza-Flotte: Analogien?

14. Juni 2010

HonestReporting Media BackSpin, 14. Juni 2010

David Burchell vergleicht den Hype der Mainstream-Medien mit ihrem Interesse an der Menschenrechtslage im Iran:

Furchtlose westliche Journalisten, so sagt man uns, gingen an Bord der Gaza-Flotte – wissend, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzten, mit schön zu schreibenden blumigen Geschichten über plündernde israelische Hyänen – Formulierungen, die vermutlich mit ähnlichem Elan und gleicher Akkuratesse von ihrer bequemen Position am Computer aus geschrieben worden sein könnten.

Doch momentan gibt es keinen einzelgängerischen westlichen Journalisten, der es wagt, den Zorn der iranischen Sicherheitskräfte auf sich zu ziehen und einen Bericht aus Teheran zu senden. Und so bleibt der Job den Iranern selbst überlassen: den eingeschüchterten jungen Studenten, deren schwankende Aufnahmen mit Fotohandys diese flüchtigen Ausschnitte der Geschichte festhalten – wie Wrackteile im You Tube-Ozean schwimmend und 15 oder 20 Sekunden lang.

In der Tat wissen Flotillenjournalisten/Aktivisten wie Paul McGeough – Autor der vorher erwähnten Hyänen-Analogie -, dass die Bekämpfung Israels mit wenig Risiko behaftet ist. Selbst wenn sie, wie im Worst Case, eingesperrt werden sollten, kommt es zu einem ordentlichen Verfahren mit konsularischer Betreuung.

Im Fall Iran oder Hamas sieht da schon düster aus. Das Pressecorps befand sich angesichts der Lage des britischen Journalisten Paul Martin, der von der Hamas einen Monat lang gefangen gehalten worden war, in Schockstarre. Die dahinter stehende Botschaft: Stelle keine gefährlichen Fragen. Gut für McGeough, dass er nicht in Gaza ankam. Er hätte nicht den Mumm gehabt, unangenehme Fragen zu stellen.

Währenddessen lenken die Denunzierungen in Richtung Israel die Welt von der erbärmlichen Menschenrechtslage im Iran ab. David Harris und Trudy Rubin nehmen sich des Themas an.

HonestReporting-Podcast, 15. März

15. März 2010

HonestReporting Media BackSpin, 15. März 2010

HonestReporting mit dem neuen Podcast. Yarden Frankl und Pesach Benson diskutieren über:

NY Times-Büroleiter Ethan Bronners letzten Kommentar „Hardball With Chris Matthews“ *

– und die Freilassung des britischen Journalisten Paul Martin.

Bitte hier oder auf die Abbildung klicken

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*Anspielung auf Chris Matthews, der bei MSNBC.com Polit-Talks moderiert.

Paul Martin wieder frei

12. März 2010

HonestReporting Media BackSpin, 11. März 2010

Nach fast vier Wochen Gefangenschaft durch die Hamas in Gaza wurde der britische Journalist Paul Martin endlich freigelassen.

NY Times und das Gesetz der unfreiwilligen Konsequenzen

10. März 2010

HonestReporting Media BackSpin, 10. März 2010

Der Staub wegen des von Electronic Intifada geschobenen Frusts über Ethan Bronner hat sich noch nicht gelegt: Vor wenigen Monaten hatten sie den Jerusalemer Büroleiter eines Loyalitätskonflikts bezichtigt, weil sein Sohn in der IDF dient. Sie wollten erreichen, dass Bronner versetzt wird.

Aber der radioaktive Niederschlag hat stattdessen Taghreed EL-Khodary getroffen, Gaza-Reporterin der Gray Lady. Nicht nur, dass sie aus Gaza nicht mehr berichten kann, es könnte für sie sogar auch dann gefährlich werden, wenn sie wieder in den Gazastreifen zurückginge.

Dazu Daoud Kuttab in der Huffington Post:

Als diese Kontroverse publik wurde, war Taghreed auf Fortbildung in den USA und danach im wohlverdienten Urlaub, wie Freunde berichten. Ihre Kollegen in Gaza haben gesagt, dass sie sich entschied, nicht zurückzukommen, da sie offensichtlich Sorge hatte, dass ihr Kontaktnetz aufgelöst werden würde und sie Schwierigkeiten bekäme, in dem von der Hamas kontrollierten Gazastreifen zu schreiben oder sich dort frei zu bewegen.

Jeder, der sich mit gewalttätigen Konflikten wie dem in Gaza auskennt, weiß, wie leicht sich die Situation für die Journalisten vor Ort, die an einer plötzlich negativ im Rampenlicht stehenden Publikation arbeiten, zum Schlechten wenden kann. EL Khodary, die selbst dann nicht den traditionellen islamischen Kopfschleier trägt, wenn sie aus Gaza berichtet, könnte leicht zum Ziel irgendwelcher hitzköpfiger Islamisten werden können, die diesen Anlass benutzt hätten, um Punkte zu sammeln, wenn sie sie als Sündenbock auswählten.

Sie ist bekannt für ihre Glaubwürdigkeit und ehrliche Berichterstattung – kein Wunder, dass sie verschwand. Gaza ist ein hartes Pflaster für Berichterstattung und es ist eine große Herausforderung, so viel Glaubwürdigkeit zu erlangen. Ihre Kollegen sagen, dass sie nicht so dumm ist, das aufs Spiel zu setzen, indem sie mit einem Chef in Jerusalem zusammenarbeitet, dessen Sohn in der israelischen Armee dient, die jederzeit in den Gazastreifen einmarschieren könnte.

Als Electronic Intifada erstmals petzte, dass Bronners in der IDF diente, forderte Clark Hoyt, Public Editor* bei der NY Times, sofort  die Versetzung Bonners, aber Chefredakteur Bill Keller verwarf diese Idee.

So bekommt die Pressefreiheit in Gaza also einen weiteren Schlag versetzt, unfreiwillig assistiert von Electronic Intifada und Clark Hoyt.

Die Hamas hat das Pressekorps komplett eingeschüchtert. Und die Mainstream-Medien verhalten sich merkwürdig ruhig zum Schicksal des britischen Journalisten Paul Martin, der immer noch von der Hamas gefangen gehalten wird. Ich frage mich, was der Public Editor oder Electronic Intifada zu Khodary sagen.

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*Hier eine Umschreibung für den etwas sperrigen Begriff: http://en.wikipedia.org/wiki/Public_editor

Ohrenbetäubendes Schweigen zu Paul Martin

2. März 2010

HonestReporting Media BackSpin, 2. März 2010

Die Hamas verlängerte die Inhaftierung des britischen Journalisten Paul Martin um weitere 15 Tage.

Traurige Nachrichten, aber kaum überraschend. Die Hamas führt einen Krieg gegen die Pressefreiheit.

Überraschend ist das Schweigen der Medien in diesem Fall. Martin ist nicht so populär wie Alan Johnston. Man sollte aber annehmen, dass sich die britischen Nachrichtenmedien (besonders die BBC), die jahrelang von Martins Arbeit profitiert hatten, lautstärker auftreten würden.

Tom Gross hebt hervor:

Paul Martin, der früher in Kairo lebte, hat jahrelang für mehrere verschiedene Medien gearbeitet, darunter das BBC-Fernsehen und den Radiosender. In der Tat war er vor 6 Wochen der letzte Reporter, der für die BBC in Gaza im Einsatz war – gerade deshalb ist das beinahe völlige Schweigen der BBC, sein Schicksal betreffend, so ohrenbetäubend. Man vergleiche das nur einmal mit den nahezu stündlichen Statements, die [BBC] Tag für Tag, Woche für Woche wegen ihres ehemaligen Gaza-Korrespondenten Alan Johnston abgab, als er 2007 in Gaza gefangen gehalten wurde.

Man vermutet, dass die Sorge der BBC um Johnston deshalb so groß war, weil er „durch und durch einer der ihren war“ (was natürlich auch beinhaltete, dass er in seinen Reportagen eine große Sympathie für die Sache der Palästinenser an den Tag gelegt hatte), wohingegen Paul Martin, der nur auf Freelancer-Basis für die BBC tätig ist, wenigstens einige Versuche unternahm, die Hamas genauso zu kritisieren wie Israel. (Als Johnston freigelassen worden war, vermied er es demonstrativ, Israels Regierung Lob zu zollen, die in jeglicher Form auf seine Freilassung hingewirkt hatte. Stattdessen rief er Hamasführer Khaled Meshaal in Damaskus an, um sich bei ihm  persönlich zu bedanken. Weitere Einzelheiten hier und zu Johnston hier.)

Man sollte also davon ausgehen [können], dass die in Jerusalem ansässige Foreign Press Association (FPA) mit wachsamen Augen um Martins Sicherheit bedacht sei und den jämmerlichen Zustand der Pressefreiheit in Gaza berücksichtige.

Aber die FPA hat gerade mal eine Stellungnahme abgegeben. Ihr Vorsitzender Conny Mus ist mit wichtigeren Problemen beschäftigt: Israels neuer Kampagne für Bürgerdiplomatie.

Lesen Sie Gross’ Beitrag vollständig [in Englisch].

Dazu passend: 3 wichtige Unterschiede zwischen Paul Martin und Alan Johnston

Leseempfehlungen, 16.02.10

16. Februar 2010

HonestReporting Media BackSpin, 16. Februar 2010

Is Hamas Accusing Paul Martin of Trying to Locate Gilad Shalit?
Palestinian Fund Courts International Investors
Kuwaiti Newspaper Fined Over Pro-Israel Advert
Twitter ‚Is A Weapon In Cyber Warfare‘
Rinse, Wash, Repeat: For the last time, Stephen Walt, Israel did not send the U.S. and Britain into Iraq

Drei wichtige Unterschiede zwischen Paul Martin und Alan Johnston

15. Februar 2010

HonestReporting Media BackSpin, 15. Februar 2010

Der britische Journalist Paul Martin wurde von der Hamas inhaftiert, nachdem er bei einer Gerichtsverhandlung gegen ein Mitglied der Abu Rish Brigaden aufkreuzte, das der Spionage für Israel beschuldigt worden war.

AP zufolge kam Martin, um Unterstützung zu zeigen, weil er den Angeklagten wenige Wochen vorher interviewt hatte. Ich nahm zuerst an, dass Martin ein ausgeflippter linker Filmemacher war, aber die Times of London berichtete mehr über seinen beruflichen Background. Es stellt sich auch heraus, (via Solomonia) dass Martin von der Hamas schon vorher einmal eingebuchtet wurde.

Martins Fall lässt sich nicht mit der Entführung des BBC-Journalisten Alan Johnston im Jahr 2007 vergleichen.

1. Johnston wurde von einer undurchsichtig agierenden Gruppe entführt, die sich selbst Armee des Islam nennt und der Hamas eine gewisse Glaubwürdigkeit bei deren Bestreitbarkeit der Tat verlieh. Martin wurde von der Hamas-Polizei nach Anweisung eines Hamas-Richters eingebuchtet.

2. Johnston war ein weithin bekannter Reporter, der für eines der weltgrößten Nachrichtenmedien arbeitete. Die BBC stellte sich geschlossen hinter Johnston und hielt den Druck auf die Islamisten aufrecht. Martin ist ein weniger bekannter Miteigentümer einer Firma, die Videomaterial an Nachrichtenorganisationen liefert. Das Unternehmen, World News & Features, wird kaum Druck auf die Hamas ausüben können.

3. Johnston wurde zu einem Zeitpunkt entführt, als die Hamas noch dabei war, ihre Macht in Gaza auszubauen. Martin wurde von einer de facto-Regierung eingesperrt, die keine Anstalten machen wird, ihre „Herrschaft“ über Gaza zu teilen.

Das Ziel einer baldigen Freilassung Martins ohne eine geforderte Anerkennung der Hamas wird zu einer heiklen Angelegenheit. Wird das britische Außenministerium das hinbekommen?

Selbstverständlich muss Martins Situation auch im Kontext mit Fragen zur Pressefreiheit in Gaza und in der West Bank gesehen werden, über die ich letzte Woche gebloggt hatte. In jenen Fällen waren die Probleme auf palästinensische Journalisten begrenzt. Martins Inhaftierung ist ein deutliches Signal dafür, dass auch die Auslandskorrespondenten ihren Bewegungsspielraum verlieren.