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Guns and Poses*: Humanitäre Freiwillige auf der Mavi Marmara waren bewaffnet

9. Juni 2011

HonestReporting Media BackSpin, 9. Juni 2011

Die israelische Tageszeitung Yediot Aharonot veröffentlichte Fotos von nicht identifizierten Flottillen-Teilnehmern an Bord der Mavi Marmara, die Waffen trugen.



Wie Nana 10 (in Hebräisch) berichtet, stammen die Bilder von Kameras der IDF bei der Kaperung der Mavi Marmara im vergangenen Jahr. Obwohl die Armee mehr als ein Jahr lang im Besitz dieser aussagekräftigen Bilder war, wurden sie nie veröffentlicht, auch nicht von der von Israel eingesetzten Turkel Commission gesichtet.

Was bedeutet das alles?

Ich möchte die Diskussion mit vier Thesen anstoßen.

1. Trotz Dementis der IHH gab es an Bord „Humanitäre Freiwillige“, die mit scharfen Waffen ausgestattet waren.

2. Die Fotos stützen die israelische Darstellung, dass eines der Mitglieder der Schiffsbesatzung mit einem Geschoss des Kalibers 9 mm verwundet wurde, das von der IDF nicht verwendet wird.

3. Die palästinensische Knesset-Abgeordnete (!) Hanin Zuabi ist uns wohl noch einige Erklärungen schuldig.

4. Obwohl der Erfolg der Armee mit der Veröffentlichung seiner Mavi Marmara-Videos auf YouTube an Verbreitung gewinnt, haben sich diese starken Bilder [der Gegner] im Bewusstsein festgesetzt. Die IDF muss also noch viel lernen.

Paul McGeough und Sydney Morning Herald: Was sagt Ihr dazu?

Bilder via IMRA.

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* Hinweis:

Guns and Poses ist ein Wortspiel, das auf die amerikanische Rockgruppe Guns’N Roses gemünzt ist, wie für die meisten unserer Leser unschwer zu erraten ist.

Neda Soltan und die Gaza-Flotte: Analogien?

14. Juni 2010

HonestReporting Media BackSpin, 14. Juni 2010

David Burchell vergleicht den Hype der Mainstream-Medien mit ihrem Interesse an der Menschenrechtslage im Iran:

Furchtlose westliche Journalisten, so sagt man uns, gingen an Bord der Gaza-Flotte – wissend, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzten, mit schön zu schreibenden blumigen Geschichten über plündernde israelische Hyänen – Formulierungen, die vermutlich mit ähnlichem Elan und gleicher Akkuratesse von ihrer bequemen Position am Computer aus geschrieben worden sein könnten.

Doch momentan gibt es keinen einzelgängerischen westlichen Journalisten, der es wagt, den Zorn der iranischen Sicherheitskräfte auf sich zu ziehen und einen Bericht aus Teheran zu senden. Und so bleibt der Job den Iranern selbst überlassen: den eingeschüchterten jungen Studenten, deren schwankende Aufnahmen mit Fotohandys diese flüchtigen Ausschnitte der Geschichte festhalten – wie Wrackteile im You Tube-Ozean schwimmend und 15 oder 20 Sekunden lang.

In der Tat wissen Flotillenjournalisten/Aktivisten wie Paul McGeough – Autor der vorher erwähnten Hyänen-Analogie -, dass die Bekämpfung Israels mit wenig Risiko behaftet ist. Selbst wenn sie, wie im Worst Case, eingesperrt werden sollten, kommt es zu einem ordentlichen Verfahren mit konsularischer Betreuung.

Im Fall Iran oder Hamas sieht da schon düster aus. Das Pressecorps befand sich angesichts der Lage des britischen Journalisten Paul Martin, der von der Hamas einen Monat lang gefangen gehalten worden war, in Schockstarre. Die dahinter stehende Botschaft: Stelle keine gefährlichen Fragen. Gut für McGeough, dass er nicht in Gaza ankam. Er hätte nicht den Mumm gehabt, unangenehme Fragen zu stellen.

Währenddessen lenken die Denunzierungen in Richtung Israel die Welt von der erbärmlichen Menschenrechtslage im Iran ab. David Harris und Trudy Rubin nehmen sich des Themas an.