Exklusiv: Bericht aus erster Hand, wie der Guardian seine Story verzerrt hat

Shayna Abramson, HonestReporting, 7. Oktober 2015

Guardian-Fact-or-Fiction

Shayna Abramson studierte Geschichte und Jüdische Studien an der John Hopkins University, bevor sich nach Jerusalem zog. Zudem studierte sie die Torah am Drisha Institute in Manhattan und hat leidenschaftliches Interesse an Fußball und Poesie.

Als treue Mitverfolgerin der Arbeit von HonestReporting weiß ich, dass es ein beständiges Problem mit antiisraelischer Voreingenommenheit in den Medien gibt, aber letzte Woche konnte ich die journalistische Voreingenommenheit unmittelbar miterleben, als ein Guardian-Artikel von Kate Shuttleworth es fertigbrachte, die Fakten rund um mein Samstagabend-Date mit meinem Mann komplett zu verdrehen.

Es war ein etwas ungewöhnliches Date; wir nahmen an einer Gedenkveranstaltung in Jerusalem für Naama und Eitam Henkin teil, die einige Tage zuvor von einem palästinensischen Terroristen umgebracht worden waren. Eine israelisch-arabische Frau nahm aus Solidarität an der Gedenkveranstaltung teil, und das führte bei einigen vorbeigehenden Spaziergängern zu Aufregung.

Laut dem Guardian war mein Mann jedoch ein „linker Protestler“, der als Antwort auf einen Protest von Lehava, einer Organisation, die „sich für das Töten von Arabern einsetzt“, eine „Sitzdemonstration“ abgehalten hat. Erstens ist mein Mann kein linker Protestler. (Ich habe ihn vor fünf Minuten nochmal gefragt, einfach um sicherzugehen.) Zweitens hat er keine Sitzdemonstration veranstaltet, und zwar aus zwei Gründen: 1. Er hat das Event nicht organisiert. 2. Es war keine Sitzdemonstration, es war eine Gedenkveranstaltung.

Das Event war meines Wissens nicht als Antwort auf den Lehava-Protest organisiert worden. Zwar störten sich einige Lehava-Protestler an unserer Gegenwart, aber wir luden diejenigen, die zu uns rüberkamen, ein, sich uns anzuschließen, und einer tat das für kurze Zeit auch. Und Lehava setzt sich nicht offiziell für das Töten von Arabern ein — wäre dem so, dann hätte die israelische Regierung dieser Organisation schon lange ein Ende bereitet, denn es gibt Gesetze gegen das Aufwiegeln zu Gewalt. Zudem beschrieb der Artikel die israelisch-arabische Frau als „palästinensisches Mädchen“, was sowohl sie selbst als erwachsene Frau missachtet, denn sie hat einen Doktorgrad und Kinder, und außerdem zwischen den Zeilen ihre israelische Staatsangehörigkeit ignoriert.

Der schlimmste Fehler im Artikel war jedoch nicht der Samstagabend, sondern etwas, was nur eine halbe Gehstunde entfernt geschehen ist, wo ein palästinensischer Terrorist zwei Israelis erstach und die Pistole eines der Opfer an sich nahm, um weiteres Chaos zu veranstalten. Laut dem Guardien war es jedoch die Frau eines der Opfer, die sich die Pistole nahm.

Alle diese Fehler wurden seither korrigiert, und dafür lobe ich den Guardian. Einige Stunden lang zogen jedoch wildeste Fehlinformationen durch den Cyberspace. Wer weiß, wie viele Menschen diese Fehlinformationen lasen, bevor sie korrigiert wurden? Oder wie viele Facebook-Postings und Tweets auf ihnen beruhten? Im Zeitalter der digitalen Medien genügen einige Stunden falscher Gerüchte, um jemandes Ruf für immer zu ruinieren oder den Ruf eines Landes zu beschmutzen — also ist es wichtig, seine Quellen nochmal zu überprüfen, bevor man Dinge veröffentlicht, und sich nicht einfach auf spätere Korrekturen verlässt.

Unten: Die vom Guardian veröffentlichte Korrektur.

guardian051015

Anmerkung der Herausgeber:

guardian-magGlass2Die veröffentlichte Korrektur erzählt nicht die ganze Geschichte. Shayna Abramson erwähnt, dass der Guardian-Artikel auf Lehava einging, eine Organisation, „die sich für das Töten von Arabern einsetzt“. Diese Verzerrung seitens Kate Shuttleworth wurde klammheimlich aus dem Artikel entfernt, ohne dass die Korrektur das erwähnt.

Wie der Guardian-Artikel nach und nach angepasst wurde, können Sie hier sehen.

Die falsche Aussage, die Frau eines der Opfer habe die Pistole an sich genommen und auf die Polizei geschossen, wurde nach einer Anfrage von HonestReporting korrigiert.

Explore posts in the same categories: Europ. Medien und Nahost, Israel, Nahost-Konflikt, Palästinenser

3 Kommentare - “Exklusiv: Bericht aus erster Hand, wie der Guardian seine Story verzerrt hat”

  1. heplev Says:

    Hat dies auf World-Media-Watch rebloggt und kommentierte:

    The Guardian – britische Presse


  2. […] und russische Luftanschläge rücken israelische Handlungen in die richtige Perspektive – Exklusiv: Bericht aus erster Hand, wie der Guardian seine Story verzerrt hat – Diktiert die PLO die Berichte der Associated Press? – Die verschwindende […]


  3. […] sie Kate Shuttleworth (deren antiisraelische Haltung wir bereits offengelegt haben, zuletzt in diesem Artikel). Über Premierminister Netanyahu behauptete […]


Hinterlasse einen Kommentar