Sperrfeuer falscher Berichterstattung

honestreporting Communiqué, 16. Januar 2007

Viele Nachrichtenmedien unterschlagen wichtigen Kontext zu einem Tag der Gewalt

Jeder, der sich auf die Mainstream-Medien (MSM) verlassen hätte, um Israels Einrücken in den Gazastreifen am Dienstag zu verstehen, wäre ohne wesentlichen Kontext zu den israelischen Aktionen zurückgelassen worden. Zu oft haben große Nachrichtenmedien die Salve von mehr als 40 Raketen bagatellisiert, die Sderot jenen Tag traf und vier Menschen verletzte, dazu der Mord an einem südamerikanischen Freiwilligen, der von einem palästinensischen Heckenschützen vom Gazastreifen aus erschossen wurde.

Während der anhaltende Terror, der vom Hamas-kontrollierten Territorium ausgeht, eine ernsthafte Bedrohung für israelische Menschenleben im westlichen Negev bleibt, ist er in der täglichen Berichterstattung aus der Region kaum eine Erwähnung wert und zieht schludrigen, einseitigen Journalismus nach sich.

Die Momentaufnahme von Berichten internationaler Medien entlarvt einige der schlimmsten Missetäter.

* Unfassbarerweise will The Scotsman die letzte Kassam-Salve überhaupt nicht wahrnehmen, während er gleichzeitig das entscheidende Detail auslässt – dass die Mehrzahl der Palästinenser, die von der IDF während der Razzia getötet wurden, bewaffnete Hamas-Terroristen waren.

* Die Times of London versaute einen ansonsten guten Bericht, indem sie den wahren Charakter der getöteten Palästinenser nicht genau beschrieb.

* In einem schauderhaften Fall moralischer Gleichsetzung macht Tim Butcher vom Daily Telegraph deutlich, wie leichtfertig er das Leiden israelischer Zivilisten wahrnimmt, die palästinensischem Raketenbeschuss ausgesetzt sind:

Weniger als ein Dutzend Israelis ist in den letzten Jahren durch Raketen getötet worden, während umgekehrt Hunderte von Palästinensern bei Angriffen getötet worden sind.

* AFP erwähnte gerade noch die Kassams, während die BBC die Lage sogar noch weiter verwässerte und den verwirrenden Eindruck hinterließ, dass Sderot über viele Monate hinweg von Angriffen verschont worden war:

Stunden nach der Razzia in Gaza Stadt behauptete die Hamas, 17 Mörsergranaten auf zwei kleine Grenzübergänge zu Israel und drei auf die israelische Stadt Sderot abgeschossen zu haben – erstmals nach mehreren Monaten, dass die Hamas die Stadt beschoss.

Selbstredend – auch wenn die Hamas sich mit den letzten Kassam-Attacken bis Dienstag nicht brüsten kann, so hat sie doch jeder palästinensischen Terrorgruppe ihre Einwilligung gegeben, nahezu täglich Raketen nach Israel abzufeuern.

* Während die LA Times diesbezüglich sauber berichtete, brachte sie es dennoch fertig, alles, was die Kassams betraf, ganz am Ende der ausführlichen Berichterstattung über die Gewalttätigkeiten am Dienstag zu begraben.

* Der Preis für Mediendesinformation und blanken Schwachsinn geht an den britischen Mirror. Als er seine Geschichte mit „Israel tötet 19 Menschen, Blutbad in Gaza“ titelte, hätte dieses Boulevardblatt seinen uninformierten Leser besser gedient, wenn es die Story überhaupt nicht gebracht hätte. Stattdessen ist das ganze Thema in zwei Absätzen zusammengefasst:

Panzer und Kampfhubschrauber zertrümmerten die Region in den blutigsten Kämpfen, seit die Hamas die Macht im Juni übernommen hatte. Hussam, 24, der Sohn des Anführers Mahmoud Zahar, war einer der 19 beim Angriff Getöteten, was vorgesehene Friedensgespräche zunichte machte.

Ein Landwirt in Israel wurde von einem Hamas-Heckenschützen getötet und die Gruppe feuerte Raketen über die Grenze.

Wo ist hier der Zusammenhang?

Einige Medien, darunter die Washington Post, berichteten sorgfältig über die Ereignisse vom Dienstag. Achten Sie auf Ihre lokalen Medien, ob sie die Geschichte ordentlich bringen.

Um an die einen oder anderen Nachrichtenmedien zu schreiben, die hier erwähnt wurden, klicken Sie bitte auf die Links unten.

The Scotsman – http://members.scotsman.com/contact.cfm

The Daily Telegraph – dtletters@telegraph.co.uk

Agence France Presse – http://www.afp.com/english/afp/?pid=contact

BBC – http: //www.bbc.co.uk/complaints

LA Times – letters@latimes.com

The Mirror – mailbox@mirror.co.uk

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2 Kommentare - “Sperrfeuer falscher Berichterstattung”

  1. Katzenelson Says:

    Warum kann man die Medien nicht mal richtig verklagen für die großteils vorsätzliche falsche Berichterstattung? Wenn ich so lese, wer sonst alles vor den Richter gezerrt wird, in den USA insbesondere (Tabakindustrie, McDonlads, etc.), dann will es mir kaum einleuchten, dass diese schäbigen Medien völlig ungeschoren davon kommen, nicht ohne anderen Schaden anzurichten.

    Gruß,
    Katzenelson


  2. Hängt davon ab, wie viel Rechtsanwälte Sie sich leisten können und Sie 300 Jahre Lebenszeit haben, um die Anwaltskosten zu bezahlen.

    Wenn man bedenkt, dass ein gewisser John Milton im 18. Jahrhundert einmal seine Knochen für „Freedom of the Press“ in GB hingehalten hat, erstaunt schon, wie sehr die angelsächsische Presse auf den Hund gekommen ist.

    Aber was sag‘ ich da. Die Presse auf dem europäischen Festland und in Deutschland kann man erst recht den Hasen geben. Noch verkommener…

    Bei den angelsächsischen Journalisten kann man wenigstens noch eine gewisse Unabhängigkeit konstatieren, da die oft ungebundener arbeiten und sich nicht sklavisch einem Herausgeber unterwerfen. Da können in ein und derselben Zeitung zwei diametral entgegengesetzte Kommentare am selben Tag stehen.

    Wo gibt es das bei uns schon, mit ein paar löblichen Ausnahmen wie dem Tagesspiegel oder ab und zu der WELT etc.; und da auch nicht immer.

    ———–

    Wenn ich Sie in meinen Verteiler aufnehmen soll schicken Sie mir einfach eine Mail. Sie bekommen dann zusätzlich auch die Beiträge, die ich bei Castollux (http://castollux.blogspot.com/) schreibe.


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