Medien eilen zur Verteidigung des Hamas-Ministeriums, das verdrehte Daten zu Opfern im Gazastreifen verbreitet

Rina Harash, HonestReporting, 29. Oktober 2023

Es war unmöglich einen beunruhigenden Trend zu bemerken, den es im Oktober gab, als achtbare Nachrichtenmedien sich beeilten fast identische Berichte zu veröffentlichen, um ihre einzige Informationsquelle zu Gaza-Opferzahlen verteidigen: das von der Hamas geführte Gesundheitsministerium.

Reuters, AP, The New York Times, The Guardian, Time Magazine und The Washington Post beinhalteten wenn nicht alle, dann die meisten der folgenden Elemente in ihren Texten: Die Veröffentlichung einer Liste von Opfern durch das Hamas-Gesundheitsministerium, fehlerhafte Argumentation, Zuschreibung zu denselben problematischen Quellen und lächerliche versuche zu behaupten, das Ministerium sei eigentlich von der PA geführt, dem Rivalen der Hamas. Dieses orchestrierte Muster schien die deutlichen Spuren einer zielgerichteten Agenda zu haben, die Journalisten nur allzu gerne nachplappern.

Opferliste und logische Denkfehler

All diese oben erwähnten Medien gründen ihre rechtfertigenden Berichte auf die Veröffentlichung einer Liste palästinensischer Opfer, die das von der Hamas geleitete Gesundheitsministerium verschickte, nachdem US-Präsident Joe Biden seine Glaubwürdigkeit infrage stellte. Die Liste – die nicht veröffentlicht wurde – beinhaltete Berichten zufolge Namen und Identitätsnummern, von 6.747 Palästinensern, die laut Ministerium bei israelischen Bombenangriffen auf die Enklave  getötet worden waren.

Aber fast alle Medien versäumten es festzuhalten oder zu erwähnen, dass das Dokument 471 Opfer der Explosion am Al-Ahli-Krankenhaus einschloss, die laut Analysenmehrere Geheimdienste der Fehler einer fehlgeschossenen palästinensischen Rakete war und kein israelischer Angriff. Und diese Zahl, die immer noch umstritten ist, wurde von einer früheren Schätzung von 500 Todesopfern geändert wurde, die das Ministerium unmittelbar nach der Explosion angegeben hatte.

Aber das ist nur ein Symptom eines tiefer gehenden Problems. Wenn man die Gründe hinter diesen Berichten analysiert, dann kommt ein logischer Irrtum auf. AP vertritt das so:

Vier Kriege und zahlreiche blutige Scharmützel zwischen Israel und der Hamas hindurch haben UNO-Organisationen die Todesopferzahlen des Gesundheitsministeriums in regelmäßigen Berichten angeführt. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und der Palästinensische Rote Halbmond nutzen die Zahlen ebenfalls… Internationale Nachrichtenagenturen, darunter die AP, sowie humanitäre Helfer  und Menschenrechtsgruppen haben die Zahlen des Ministeriums verwendet, wenn unabhängige Verifizierung nicht möglich war.

Wie macht die Tatsache, dass andere Gremien sich auf eine einzige Quelle verlassen, diese zuverlässig? Sie haben einfach keine andere Wahl.

Das Argument scheitert also. Aber es scheitert auch, weil einige der als Teil dieser Gleichung zitierten Gremien – wie das OCHA der UNO und Human Rights Watch – selbst problematisch sind.

Agendagesteuerte Zuschreibungen

Der wichtigste Redner in all den Berichten ist niemand anderes als Omar Shakir, Israel- und Palästina-Direktor bei Human Rights Watch.

Doch kein Bericht erwähnt, dass Shakir weit davon entfernt ist unparteiisch zu sein, wenn es um den israelisch-palästinensischen Konflikt geht; Shakir war im November 2019 gezwungen Israel zu verlassen, nachdem aufgrund seiner Unterstützung für die umstrittene Bewegung Boykott, De-Investition (BDS) und Sanktionen sein Arbeitsvisum nicht verlängert wurde.

Sowohl Reuters als auch AP zitieren das OCHA (das UNO-Büro zur Koordination humanitärer Angelegenheiten) als Gremium, dessen Verlass auf vom Hamas-Gesundheitsministerium gelieferte Daten Zeugnis für seine Genauigkeit ist.

Aber das OCHA ist, wie NGO Monitor ausführlich beschreibt, ist ein Gremium, das die Finanzierung israelfeindlicher NGOs beaufsichtigt, darunter einige, die unverhohlen antisemitische Aktivitäten betreiben und Verbindungen zur PFLP haben, einer geächteten Terrororganisation.

AP erwähnte auch den Sprecher des Gesundheitsministeriums des Gazastreifens, Ashraf al-Qidra, der als logistisches Genie beschrieben wird:

Gazas am meisten zitierte Quelle zu Opern ist der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Ashraf al-Qidra. Aus einem Büro im Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt erhält Al-Qidra einen ständigen Fluss an Daten aus jedem Krankenhaus im Streifen.

Das mag zwar stimmen, aber al-Qidra arbeitet für die Hamas. Der ehemalige Reuters-Bürochef Luke Baker schrieb auf X/twitter: „Jeder Gesundheitsvertreter, der aus der Reihe tanzt und Journalisten nicht die Todeszahlen angibt, die Hamas berichtet haben will, riskiert ernste Konsequenzen.“

Darüber hinaus schätzte ein israelischer Thinktank 2014, dass al-Qidra ein ehemaliger Hamas-Aktivist war, der seit den 1990-er Jahren mit der Terrorbewegung verbunden ist.

Dann ist es kein Wunder, dass verschiedene Medienorgane ihrem Fall ein lächerliches Argument hinzufügen, was der Vernunft und der Realität komplett widersprach: Das Gesundheitsministerium in Gaza würde eigentlich nicht von der Hamas geleitet.

Die Verantwortung der Hamas wird bestritten

Drei Meiden – Reuters, AP und die New York Times – haben spezielles Angebot gemacht, das die Realität verdreht, indem sie fälschlich behaupten, dass das Gesundheitsministerium in Gaza unter Aufsicht der palästinensische Autonomiebehörde steht,  den in der Westbank herrschenden  Rivalen der Hamas.

Hier ist die Version von Reuters:

Während die Hamas den Gazastreifen kontrolliert und strenge Kontrolleüber Informationen ausübt, die aus der Enklave kommen, bleibt die formelle Verantwortung für das Gesundheitsministerium immer noch bei der palästinensische Autonomiebehörde (PA) in der Westbank.

Und die von AP:

Die palästinensische Autonomiebehörde, die den Gazastreifen kontrollierte, bevor die Hamas die Gegend 2007 überrannte, behält die Macht über die Gesundheits- und Bildungsdienste im Gazastreifen, obwohl sie ihren Sitz in der besetzten Westbank hat. Das Ministerium ist eine Mischung aus aktuell von der Hamas eingestellten und älteren öffentlichen Angestellten der säkularen, nationalistischen Fatah-Partei verbunden sind, sagen Beamte.

Und die New York Times:

Das Gesundheitsministerium, das Teil der Hamas-Regierung im Gazastreifen ist, aber öffentliche Bedienstete beschäftigt, die der Kontrolle des Territoriums durch die Hamas vorausgehen, sagte nicht, warum es beschlossen hatte die Namen der Toten zu veröffentlichen.

Haben diese Medien die gewaltsamen Übernahme des Gazastreifens 2007 vergessen? Wissen sie nicht, dass ein Angestellter im öffentlichen Dienst im Gazastreifen, der sich nicht dem Diktat der Hamas beugt, sein/ihr Leben riskiert? Warum plappern sie die agendagetriebenen Themen nach, ohne auch nur einen Fetzen faktischen Kontextes hinzuzufügen? Ihre absurde Beschreibung lässt den Gazastreifen wie eine pluralistische Gesellschaft aussehen, in der zwei rivalisierende Palästinenserfraktionen sich ausgesöhnt haben.

Leider wissen all diese Medien, dass die Hamas die Zahlen verdreht. Das sagen sogar ihre widersprüchlichen Berichte:

  • Sie geben zu, dass das von der Hamas geleitete Gesundheitsministerium nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten unterscheidet.
  • Sie geben zu, dass die Zahlen der Opfer bei der Explosion am al-Ahli-Krankenhaus aufgebläht haben.
  • Sie geben zu, dass es fast unmöglich ist, eine konkrete Zahl der Opfer in den Trümmern und dem Schutt zu ermitteln.

Warum widmen sie dann komplette Artikel der Verteidigung dieser Quelle verdrehter Informationen? Warum können sie in jedem einschlägigen Artikel einfach keine skeptische Zeile einbringen, die sagt, dass der Zählung des von der Hamas geführten Ministeriums nicht unabhängig verifiziert werden kann? Warum versuchen sie jede Warnung mit falschen Zweifeln zu Israels öffentlich verfügbarer Zählung seiner eigenen Opfer „auszugleichen“?

Warum akzeptieren sie es nicht, dass eine Terrororganisation, die zur Erreichung ihrer Ziele niedermetzelt, vergewaltigt und verschleppt auch ganz einfach lügen kann?

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