Posted tagged ‘Zweistaatenlösung’

Sky News missversteht die Mainstream-Israelis

4. Mai 2014

Simon Plosker, HonestReporting.com, 30. April 2014

In einer Analyse für Sky News untersucht Nahost-Nachrichtenredakteur Rom Rayner Johne Kerrys „Apartheid“-Aussprüche und schreibt Folgendes:

Das Mantra Zweistaaten-Lösung lautet, dass Israel nicht sowohl „jüdisch“ bleiben als auch „demokratisch“ sein kann, wenn es mit einem Deal scheitert einen unabhängigen Palästinenserstaat zu schaffen.

Der Grund ist demografischer Natur – wären die Palästinensergebiete und Israel ein einziger Staat, wäre die jüdische Mehrheit zahlenmäßig bedroht.

Die einzige Möglichkeit, dass ein solcher Staat „jüdisch“ bleibt, lautet die Theorie, besteht darin, dass die demokratischen Rechte von Nichtjuden gravierend eingeschränkt werden.

Das mag die von der israelischen Rechten wie Wirtschaftsminister Naftali Bennett nicht abschrecken, der sagt, das Land trete in eine neue, „realistische“ Ära ein, zu der „unvollkommene“ Lösungen gehören könnten.

Es macht aber vielen in Israels Mainstream Angst, die internationale Isolation wie die, die auf das Südafrika der Apartheid angewandt wurde, fürchten.

Rayner scheint zu implizieren, dass die Ablehnung einer Einstaaten-Lösung durch den Mainstream aus Angst vor internationaler Isolation und den nach sich ziehenden Folgen besteht.

Damit ignorierte er die wahren Gründe: Israels Mainstream schätzt Demokratie und lehnt die Einschränkung demokratischer Rechte für Nichtjuden aus moralischen Gründen ab. Tom Rayner sollte überlegen der israelischen Öffentlichkeit mehr zuzutrauen, als die Drohung internationaler Isolation als einzigen einen „Apartheidstaat“ verhindernden Grund zuzuschreiben.

R.I.P. für Einstaatenlösung – lang lebe die Dreistaatenlösung?

12. September 2012

HonestReporting Media BackSpin, 12. September 2012

Ich komme wieder auf die Einstaatenlösung zu sprechen – aber nicht, um sie zu loben, sondern um sie zu beerdigen.

Nun, da die Hamas den Grundstein dafür legt, Gazas Unabhängigkeit von Palästina zu erklären, ist es einfacher, Argumenten für die Einstaatenlösung, wie sie in einem Gastbeitrag in der Independent formuliert werden, zu begegnen.

Die Nutzlosigkeit der Fatah, ein nicht vorhandener Friedensprozess, die Macht der Muslimbruderschaft in Ägypten und die schiere Willenskraft der Hamas bedeuten, dass die Dreistaatenlösung den Ansatz der Einstaatler als rein akademisch erscheinen lässt. Basta.

Ein binationaler Staat war für den israelischen Mainstream ein absoluter Rohrkrepierer. 6 Argumente gegen eine Einstaatenlösung verdeutlichen dies.

Ich weiß nicht, ob Israel letztlich mit einem Endspiel von zwei oder drei Staaten besser dran wäre.

Aber die Einstaatenlösung ist gestorben. Möge sie in Frieden ruhen.

(Bild via Flickr/Tammra McCauley)

Tom Friedman zu Israel: Seid fayyadistischer als Fayyad

30. November 2011

HonestReporting Media BackSpin, 30. November 2011

New York Times-Kolumnist Tom Friedman zerbricht sich den Kopf über Israel und den Arabischen Frühling, und was dies insgesamt für den Friedensprozess bedeutet.

Seine Lösung?

Israels beste Verteidigung besteht darin, den Fayyadismus zu stärken – was beinhaltet, dass die palästinensischen Sicherheitskräfte mehr Verantwortungsbereiche übertragen bekommen, die ihre Legitimität erweitern und damit verdeutlichen, dass sie nicht auf Dauer Sachverwalter der israelischen Besatzung bleiben. Dies würde nicht nur dazu dienen, Israels eigenen Hinterhof zu stabilisieren […], sondern würde die Basis für eine Zweistaatenlösung und  bessere Beziehungen zu den arabischen Völkern legen. Denken Sie daran, dass jene arabischen Völker zukünftig wesentlich mehr mitzusprechen haben werden, wie sie regiert werden möchten und mit wem sie Frieden haben wollen. In diesem Kontext wird Israel um einiges besser dran sein als es gesehen wird, wenn es verantwortungsbewusste und demokratische palästinensischen Führer stärkt.

Ich hab’s vernommen. Ja, wirklich.

Aber die Palästinenser selbst werden Fayyad unweigerlich auf dem Altar der nationalen Einheit opfern. Fayyad gab zu verstehen, dass er seinen Platz räumen wird.

Also, wie soll sich Israel verhalten? Fayyadistischer als Fayyad?


(Fotos von Netanyahu via Flickr/IsraelinUSA; von Fayyad via Wikimedia Commons/Pmfayyad). Tom Friedman in der Mitte).

Bericht: Redaktionelle Leitlinie des Guardian richtet sich gegen die Zweistaatenlösung

27. August 2011

HonestReporting Media BackSpin, 26. August 2011

Die medienkritische Organisation Just Journalism hat in einem Bericht dokumentiert, wie externe Kommentare im Guardian die redaktionelle Linie des Blattes in einer Art und Weise wiedergeben, die weit über die Forderung nach Beendigung einer israelischen Besatzung und die Gründung eines palästinensischen Staates hinausgeht.

Der Bericht lässt erkennen, wie der Guardian geschickt die Standpunkte derer aufgreift, die gegen ein Konzept von zwei Staaten für zwei Völker sind. Der Zusammenfassung entsprechend…

• veröffentlichte der Guardian während des ersten Halbjahres 2011 mehr Gastkommentare von Palästinensern als von Israelis: elf Kommentare von neun Palästinensern gegenüber sechs von vier Israelis.

• Drei der palästinensischen Gastkommentatoren während dieses Zeitraums waren entweder Mitglieder der Hamas oder eng mit ihr verbunden und befürworteten Terroranschläge.

• Vier weitere Palästinenser waren säkulare Nationalisten, die Israels Legitimität ebenso ablehnten und Maßnahmen befürworteten, die es in einem Staat mit arabischer Mehrheit aufgehen lassen würden.

• Alle israelischen Gastbeiträge orientierten sich an linksgerichteten Politikvorstellungen in Israel, die davon ausgehen, dass man [Israel (bd)] Zugeständnisse machen müsse, damit zwei Staaten für zwei Völker entstehen können.

• Die Mehrheit der von Israelis beigesteuerten Kommentare beschäftigte sich mehr mit den Auswirkungen des Arabischen Frühlings als direkt mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt selbst.

Um den vollständigen Bericht als pdf-File [In Englisch] zu lesen, klicken Sie bitte hier.

60 Minutes und die Dreistaatenlösung

26. Januar 2009

HonestReporting Media BackSpin, 26. Januar 2009

Ich weiß nicht, ob Yaakov Kirschen an 60 Minutes dachte, als er seinen Dry Bones-Cartoon entwarf. Er darf es ruhig zugeben.

60 Minuten-Notiz: Wenn die Zweistaatenlösung scheitert, dann daran, dass die palästinensische Führung hoffnungslos zerstritten ist – und nicht wegen der Siedlungen. Israels Rückzug aus Gaza hätte nicht einen palästinensischen Staat zur Folge – parallel auch nicht „Hamastan“ oder „Fatahstan.“

Sehen Sie sich diesen verlockenden Fall einer Dreistaatenlösung an, der nach der gewalttätigen Machtergreifung der Hamas im Gazastreifen formuliert wurde. Wenn israelische Entscheidungsträger an einer Zweistaatenlösung verzweifeln würden, könnten sie versuchen, ihre Verluste in Grenzen zu halten und einen Separatfrieden mit Ramallah anstreben.

————–

Übersetzung der Sprechblasen von links oben bis rechts unten:

„Ein anderes Wort für illegale Siedlungen in der Westbank?“

„Das hängt davon ab“….

….“ob Araber drin wohnen; von mir aus in Städten oder Dörfern“

„Korrekt“.

„Und wenn dort Juden wohnen“?

„Wird es als Friedenshindernis bezeichnet“

„Genau!“

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Sie waren nie ‚unwillkommen‘

22. Januar 2009

HonestReporting Media BackSpin, 22. Januar 2009

Muammar al-Gaddafi schreibt als Gastkommentator in der NY Times und verlangt nach einem binationalen Staat. Sehen Sie mal, welche Waffe er gegen die Zweistaatenlösung einsetzt:

Es ist wichtig anzumerken, dass die Juden nicht gewaltsam Palästinenser vertrieben. Diese waren niemals ’unwillkommen’.

Sechs Argumente gegen die Einstaatenlösung Gaddafis, die er Isratine nennt:

1. Es ist keine Schande, ein Konzept für jüdische Menschen in einem jüdischen Staat zu haben.

2. Die Einstaatenlösung verneint palästinensische nationale Bestrebungen ebenso wie jüdische nationale Bestrebungen.

3. Juden und Araber teilen weder Sprache, Geschichte, Religion, Kultur oder Werte, die erforderlich sind, um Anstrengungen für einen binationalen Staat zu genügen. Ein typisches Beispiel: Ohne einen Machthaber, der mit eiserner Faust regierte, löste sich Jugoslawien entlang seiner ethnischen Grenzen auf und der Begriff „Balkanisierung“ wurde Teil der Lexika weltweit.

4. Selbst können die Araber keine Geschichte erfolgreicher multiethnischer Staaten vorweisen. Im Irak geht die sektiererische Gewalt weiter und der Libanon ist auch kein Vorzeigemodell. Und was soll den Israelis Vertrauen einflößen, wenn christliche Araber in Scharen aus dem Nahen/Mittleren Osten fliehen?

5. Gaddafi spricht es nicht an, aber man muss hinzufügen, dass das südafrikanische Modell untauglich ist. Benny Pogrund weist darauf hin, dass neben den vielen Unterschieden innerhalb der Regionen in Südafrika Schwarze und Weiße eine Führung hatten, die zusammenhielt und ihrer jeweiligen Wählerschaft die Teilung der Macht sowie wirtschaftliche Interdependenz vermitteln konnte. Im Fall der Israelis und Palästinenser ist das nicht so.

6. Mit wem sollte Israel über eine Einstaatenlösung irgendwie verhandeln? Die Rivalität zwischen Fatah und Hamas deutet auf eine Dreistaatenlösung hin.

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