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Der Guardian definiert die politische Mitte Israels

25. Januar 2013

HonestReporting Media BackSpin, 25. Januar 2013

Mit Verweis auf Yair Lapids Partei Yesh Atid und deren Überraschungserfolg bei den israelischen Wahlen schreibt Harriet Sherwood im Guardian:

… positioniert [sie] sich in der Mitte des israelischen politischen Spektrums – das noch weiter rechts anzusiedeln ist als in den meisten europäischen Ländern.

Wenn der Guardian demnach, an europäischen Standards gemessen, Israel „extrem rechts“ verortet, wo sieht er dann die Palästinenser?

Diesem Editorial des Guardian aus dem Jahr 2011 zufolge…

…[war] Israel in Mahmoud Abbas mit dem moderatesten Palästinenserführer seit Generationen konfrontiert, der jemals am Verhandlungstisch gesessen war, und es hat ihn abblitzen lassen.

Möglicherweise ist Mahmoud Abbas im Vergleich zur Hamas relativ gemäßigt, aber wann zuletzt erklärte der Guardian seinen Lesern, dass sich das politische Spektrum der Palästinenser im Vergleich zu europäischen Ländern von extrem bis sehr extrem erstreckt?

Und vergessen wir nicht, dass die Palästinenser bei ihrem letzten Urnengang die Hamas gewählt haben.

Selbst wenn die Israelis offensichtlich moderat wählen, will der Guardian immer noch den Eindruck erwecken, dass Israel als völlig inakzeptabel wahrgenommen werden müsse, indem er mit seiner eigenen Definition einer politischen Mitte aufwartet.

Was ist ein „Pin-Up-Zionist“?

4. Januar 2013

HonestReporting Media BackSpin, 4. Januar 2013

Der Begriff  „Zionist“ wird von Israels Gegnern zunehmend in einer verunglimpfenden Weise verwendet. Die Assoziation von Israels Gründungsidee mit negativen Begriffen wie „Rassismus“, „Kolonialismus“ und „Apartheid“ ist Teil des Bestrebens, Israel die Legitimität schlechthin abzusprechen. Letztendlich aber äußert sich die grundlegende Definition des Zionismus in einer nationalen Bewegung zur Rückkehr des jüdischen Volkes in seine Heimat und der Wiedererlangung jüdischer Souveränität im Land Israel; und wenn man das als illegitim bezeichnen würde, dann wird der Begriff Israel auch illegitim.

In gleichem Maße brandmarken jene, die mit nur wenig Wissen um die historische und weltanschauliche Komplexität des Zionismus ausgestattet sind, Israel nur zu gerne als rechtsextremistisch, und sie ignorieren dabei die Tatsache, dass es im Zionismus linke, liberale und rechtskonservative Stränge gibt.

Warum also macht dann The Independent mit einer Schlagzeile wie dieser auf?

Bildtext übersetzt:

Naftali Bennett: Das Zionisten-Pin-Up bahnt sich seinen Weg vor den Wahlen in Israel
Angesichts der am Horizont aufziehenden meist umkämpften Parlamentswahlen seit Jahren wurde die Rhetorik immer schärfer. Und eine größere Spur als alle seine Rivalen zieht das zum Software-Manager mutierte Zionisten-Pin-Up

Gut, Naftali Bennett von der Partei Habayit Hayehudi (Jüdisches Zuhause) ist ein Zionist. Andererseits aber definieren sich viele Parteien, die an den (kommenden) Wahlen teilnehmen, über den Zionismus, darunter Meretz, die Arbeitspartei, Kadima, Yesh Atid und Hatnua im linken und Mitte-Links-Spektrum sowie Likud Beiteinu, Schas und Otzma im (rechts-) konservativen Lager.

Warum also ist Naftali Bennett mehr Zionist als Bibi Netanyahu, Yair Lapid oder Tzipi Livni? Wenn jemand bei dieser Wahl als „Pin-Up“ bezeichnet werden könnte, dann der gut aussehende ehemalige TV-Nachrichtensprecher Lapid. Aber Sie können eine Wette darauf abschließen, dass der Independent ihn nicht als „zionistisches Pin-Up“ deklarieren würde.

Vielleicht, weil der Independent den Terminus Zionismus gerne so eng wie möglich gefasst haben will: pro Siedlungen und erklärtermaßen rechtsextrem, einer Ideologie entsprechend, zu der sich seine typische Leserschaft in negativer Beziehung sieht.

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Hinweis: HonestReporting ist unparteiisch und gibt keine Wahlempfehlungen für irgendeine im Wahlkampf befindliche Partei ab.

Bostrom in Israel: Kontrastierende Interviews

2. November 2009

HonestReporting Media BackSpin, 2. November 2009

Während seines Aufenthalts in Israel anlässlich der Dimona-Medienkonferenz wurde Donald Bostrom – besser bekannt durch seine schwedische Blutlüge – von Gideon Levy (Haaretz) und Yair Lapid (Channel 2) interviewt.

Krasse Gegensätze. Levy gibt Bostrom eine Plattform, der unhinterfragte Antworten von sich zu geben kann:

Würden Sie heute darüber anders schreiben?

„Wenn ich es wieder schreiben würde, betonte ich mehr, dass die IDF viele Jugendliche ohne Gerichtsverhandlung liquidiert, dass sie Leichen nimmt und Autopsien daran vornimmt, ohne die Verwandten um Erlaubnis zu fragen. Mein Artikel schuf Verwirrung und wurde nicht korrekt interpretiert. Ich bewundere Ihren demokratischen Mut, mich zu meiner Rechtfertigung hier einzuladen.“

Lapid hingegen übt keine vornehme Zurückhaltung:

Lapid konterte: „Ohne einen Fetzen Beweis zu sagen, dass Israel möglicherweise Organe von Palästinensern entnommen hat, die verschwunden waren, das heißt, die wir gekidnappt und getötet hätten, um ihre Organe zu rauben, ist das ein entwürdigender und ungeheurer Gedanke.“

In seiner Antwort sagte Bostrom, dass er den Ärger der Leute verstehe und bemerkte außerdem, dass jeder lüge, wenn er sich im Krieg befinde. Er sagte, dass für Reporter schwer zu unterscheiden ist zwischen dem, was korrekt ist und was eine Lüge. „Wenn es nur eine Familie war, gut. Aber es waren viele Familien. Mütter haben ein Recht, zu wissen, was mit ihren Söhnen passierte“, so Bostrom.

Lesen Sie auch Lapids Kommentar zu Bostrom, veröffentlicht vor dem Interview.