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Al-Ahram-Chefredakteur bläst sich zu sehr auf

19. September 2010

HonestReporting Media BackSpin, 19. September 2010

Osama Saraya, Chefredakteur von Ägyptens staatlicher kontrollierter Tageszeitung Al-Ahram, holte gegen seine Kritiker, die vergangene Woche seine Photoshop-Fälschung enttarnt hatten, zum Rundumschlag aus

Ich habe keine englische Übersetzung zu Sarays dünner Freitags-Kolumne gefunden, also soll vorerst dieser Schnipsel aus der ägyptischen The Daily News genügen:

Al-Ahram-Chefredakteur Osama Saraya schrieb in einem Editorial am Freitag, dass die Abänderung des Bildes nicht die Wahrheit verfälschen, sondern die führende politische Rolle von Ägyptens Präsident veranschaulichen sollte.

Mit seiner Erklärung, dass das Foto in seinem ursprünglichen Format schon vorher im Monat veröffentlicht worden war, hob Saraya hervor, dass das Blatt nicht lügt oder die Wahrheit verbiegt. Er beschuldigte seine Kritiker der Verletzung des Berufsethos, wenn sie die Abänderung des Fotos herausstellte.

„Das veröffentlichte Foto hat veranschaulichenden Charakter, also können jene, die das nicht begreifen“, schrieb er und meinte damit, die Kritiker sollten andere Menschen nicht in die Irre führen, wenn sie „behaupten, eine Falschmeldung aufgedeckt zu haben…[…]. Sie sind diejenigen, die täuschen, lügen und dann ihrerseits glauben, uns beschuldigen zu können.

Allein zu veranschaulichenden Zwecken? Das manipulierte Foto war nicht als solches gekennzeichnet, was als Täuschung zu beurteilen ist. Wäre das Bild von Mubaraks so genannter „führender politischer Rolle“ zum Beispiel als Zeichnung, Karikatur oder Sketch gebracht worden, hätte sich niemand darüber große Gedanken gemacht, außer vielleicht der bedauernswerte Künstler, der um seinen Gehaltsscheck hätte kämpfen müssen.

Noch aufschlussreicher ist jedoch Sarayas heftige Reaktion. Wenn das Bild wirklich nur illustrativen Zwecken gedient haben sollte, hätte eine widerwillig abgegebene Standardformulierung das Problem beseitigt und begraben. Mich dünkt, der Redakteur hat sich lediglich zu sehr aufgeblasen.

Falls Sie die Bilder noch nicht gesehen haben sollten:

So war’s wirklich:

Und so sah die Fälschung aus:

Vor seinem Tod verfluchte Fadlallah Israel

5. Juli 2010

HonestReporting Media BackSpin, 5. Juli 2010

Reuters berichtet über Mohamed Hussein Fadlallahs Sterben:

Ein Arzt der Bahman-Klinik, in die Fadlallah am Freitag eingeliefert worden war, berichtete, dass der Kleriker einer Krankenschwester auf ihre Frage nach seinem letzten Wunsch antwortete: „Das zionistische Gebilde soll aufhören zu existieren.“*

Gleichwohl sieht eine CNN-Redakteurin in Fadlallah einen der “Hisbollah-Giganten, die ich besonders verehre“

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*Anmerkung meinerseits (Medien BackSpin): Ich frage mich angesichts solcher hasserfüllten Aussagen, die bis zum letzten Atemzug keine Korrektur erfahren und keinerlei Einsicht, Emphatie oder Reue erkennen lassen, was islamische „Seelsorge“ ethisch eigentlich wirklich leistet bzw. ob man diesen Terminus in der islamischen Konnotation nicht einer sehr sorgfältigen Analyse unterziehen sollte. Aber das wäre wieder ein eigenes Kapitel wert. Das Thema müsste ich erst noch beackern. Vielleicht will jemand dazu etwas beitragen oder mit mir zusammen schriftlich ausarbeiten.  (Bernd D.)