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Was ist ein „Pin-Up-Zionist“?

4. Januar 2013

HonestReporting Media BackSpin, 4. Januar 2013

Der Begriff  „Zionist“ wird von Israels Gegnern zunehmend in einer verunglimpfenden Weise verwendet. Die Assoziation von Israels Gründungsidee mit negativen Begriffen wie „Rassismus“, „Kolonialismus“ und „Apartheid“ ist Teil des Bestrebens, Israel die Legitimität schlechthin abzusprechen. Letztendlich aber äußert sich die grundlegende Definition des Zionismus in einer nationalen Bewegung zur Rückkehr des jüdischen Volkes in seine Heimat und der Wiedererlangung jüdischer Souveränität im Land Israel; und wenn man das als illegitim bezeichnen würde, dann wird der Begriff Israel auch illegitim.

In gleichem Maße brandmarken jene, die mit nur wenig Wissen um die historische und weltanschauliche Komplexität des Zionismus ausgestattet sind, Israel nur zu gerne als rechtsextremistisch, und sie ignorieren dabei die Tatsache, dass es im Zionismus linke, liberale und rechtskonservative Stränge gibt.

Warum also macht dann The Independent mit einer Schlagzeile wie dieser auf?

Bildtext übersetzt:

Naftali Bennett: Das Zionisten-Pin-Up bahnt sich seinen Weg vor den Wahlen in Israel
Angesichts der am Horizont aufziehenden meist umkämpften Parlamentswahlen seit Jahren wurde die Rhetorik immer schärfer. Und eine größere Spur als alle seine Rivalen zieht das zum Software-Manager mutierte Zionisten-Pin-Up

Gut, Naftali Bennett von der Partei Habayit Hayehudi (Jüdisches Zuhause) ist ein Zionist. Andererseits aber definieren sich viele Parteien, die an den (kommenden) Wahlen teilnehmen, über den Zionismus, darunter Meretz, die Arbeitspartei, Kadima, Yesh Atid und Hatnua im linken und Mitte-Links-Spektrum sowie Likud Beiteinu, Schas und Otzma im (rechts-) konservativen Lager.

Warum also ist Naftali Bennett mehr Zionist als Bibi Netanyahu, Yair Lapid oder Tzipi Livni? Wenn jemand bei dieser Wahl als „Pin-Up“ bezeichnet werden könnte, dann der gut aussehende ehemalige TV-Nachrichtensprecher Lapid. Aber Sie können eine Wette darauf abschließen, dass der Independent ihn nicht als „zionistisches Pin-Up“ deklarieren würde.

Vielleicht, weil der Independent den Terminus Zionismus gerne so eng wie möglich gefasst haben will: pro Siedlungen und erklärtermaßen rechtsextrem, einer Ideologie entsprechend, zu der sich seine typische Leserschaft in negativer Beziehung sieht.

***
Hinweis: HonestReporting ist unparteiisch und gibt keine Wahlempfehlungen für irgendeine im Wahlkampf befindliche Partei ab.

„Selbst Ägyptens salafistische Extremisten stellen weibliche Kandidaten auf“

16. Dezember 2011

HonestReporting Media BackSpin, 16. Dezember 2011

Auch wenn Abbildungen von Frauen auf Plakaten im Raum Jerusalem lediglich durch eine radikale Minderheit der Charedim unkenntlich gemacht worden waren, hält das die Globe & Mail nicht davon ab, Israels orthodoxe Gemeinschaft mit den Salafisten zu vergleichen, indem sie Wörter wie „dominieren“ verwendet.

Theoretisch könnte Patrick Martin einen ähnlichen Artikel über die Amish-Gemeinde schreiben – deren einheitliche Kleidervorschrift, das weitestgehend fehlende Mitspracherecht von Frauen und ihre Ablehnung moderner Technik. Aber er würde niemals damit zum Ausdruck bringen, dass damit die amerikanische Gesellschaft als Ganzes abgebildet sei. Doch Beiträge wie der von Martin üben eine sich stetig verstärkende Wirkung auf den Leser aus:

Es waren Bedingungen und Situationen wie diese, die kürzlich US-Außenministerin Hillary Clinton dazu veranlassten, Israel wegen der Duldung solch’ diskriminierender Praktiken zu kritisieren.

Kein Wunder. In Israel wollen diese religiösen Parteien, die nun direkt an der Politik mitwirken, nicht zulassen, dass Frauen als Kandidatinnen aufgestellt werden. Selbst Ägyptens salafistische Extremisten stellen Kandidatinnen auf, auch wenn sie deren Gesicht nicht öffentlich zeigen.

Martin erkennt auch nicht an, dass die israelische Bevölkerungsmehrheit schön längst Frauen wie Tzipi Livni, Shelly Yachimovich und Dorit Beinisch in Führungspositionen mit großer Einflussmöglichkeit angenommen hat.

Die Reibungen zwischen Israels Säkularen und den Religiösen sind eine legitime Geschichte, aber Martin simplifiziert sie voreilig.

Tzipi ganz salopp interpretiert

3. Dezember 2011

HonestReporting Media BackSpin, 2. Dezember 2011

Der Guardian fügt einem kurzen Reuters-Video folgende Einführung hinzu [Auszug in der Abbildung unten dokumentiert]:


Wie jedem klar sein dürfte, ist Tzipi Livni nicht „Vorsitzende der oppositionellen Arbeiterpartei“, sondern steht der oppositionellen Kadima-Partei vor. Sorry, ziemlich schlampig formuliert!

Medien-Spickzettel vom 24.10.2011

25. Oktober 2011

HonestReporting Media BackSpin, 25. Oktober 2011

Alles, was Sie zur Medienberichterstattung über Israel wissen sollten.

• Die ägyptische Journalistin Shahira Amin (Abb. rechts)  erklärt in einem offenen Brief an Israel ihr Interview mit Gilad Shalit. Meiner Meinung nach ist das Nonsens.

Wie ich das Interview sah: Auf der einen Seite eine Reporterin, die selten ohne dick aufgetragenes Make-up auf Sendung geht; zum anderen ein kleiner Imbiss für Shalit, ein aufgehalstes Mikrofon und grelles Scheinwerferlicht für einen hageren, unterernährten und gezeichneten Fremden in einem fremden Land, der buchstäblich zum ersten Mal nach fünf Jahren das Tageslicht sieht.

Das ist anbiedernd, unsensibel und unmoralisch. Sie können sich bestimmt noch weitere in Frage kommende Adjektive vorstellen….

• Tzipi Livni tanzt aus der Reihe, wenn sie den  Gefangenenaustausch kritisiert. Dazu The Independent (Donald Macintyre):

Frau Livni verwies auf die in der Bevölkerung emotional aufgeheizte Forderung nach Stabsunteroffizier Shalits Freilassung, wenn sie sagte, dass die israelische Öffentlichkeit „in die Gilad Shalit-Reality-Show gezogen worden“ sei und damit die Regierung zur Entscheidung für den Austausch „gedrängt“ habe.

Lesen Sie mehr dazu und zu anderen Beiträgen in der internationalen Presse [In Englisch].

Hari schüttet weiterhin Dreck über Israel aus*

7. Februar 2011

HonestReporting Media BackSpin, 7. Februar 2011

Johann Hari, Gastschreiber für den Independent, sollte für HonestReporting-Leser eigentlich kein unbeschriebenes Blatt sein. Nach seinem übel riechenden Kommentar 2008, in dem er Israel mit Exkrementen verglich, schob Hari einen Angriff auf uns (HonestReporting) nach, als er unterstellte, wir würden seine Meinungsfreiheit unterdrücken. Letztes Jahr produzierte Hari eine seiner bösartigsten Kolumnen mit falschen Zitaten, Geschichtsrevisionismus, Verharmlosung des palästinensischen Terrors und Holocaust-Vergleichen.

In seinem neuesten Stück in der Huffington Post beweist Hari einmal mehr seinen irrationalen Ekel bezüglich Israel. Er behauptet:

Von den drei schlimmsten Menschenrechtsverletzern in Nahost – Saudi-Arabien, Israel und Iran -, sind zwei engste Freunde unserer Regierung, überschüttet mit Geld, Waffen und Lob.

Kann man Hari trauen? Als offen bekennender Homosexueller ist er sich völlig bewusst, dass es nur ein Land in Nahost gibt, in dem seine Rechte in vollem Umfang geschützt sind. Wie Präsident Ahmadinejad sagt, gibt es keine Homosexuellen im Iran. Er [Hari, (bd)] weigert sich natürlich, das schreckliche Schicksal jener homosexuellen Männer zu erwähnen, die vom Sicherheitsapparat des Regimes eingekerkert werden – einer Situation also, die den Zuständen in Saudi-Arabien gleicht.

Und wie sieht es mit den Rechten der Frauen, Minderheiten, religiöser Freiheit, Freiheit der Meinungsäußerung und der Medien aus, einer unabhängigen Justiz, demokratischen Wahlen, einer fortschrittlichen Zivilgesellschaft? Auch hier gibt es nur ein Land in Nahost, in dem diese Ideale verwirklicht sind.

Hari behauptet, dass „es allseits bekannt ist, dass Israel den Gazastreifen illegal blockiert“. Ist es wirklich „allseits bekannt“ und ist es „illegal“? Israel ist absolut im Recht, wenn es sich von einem feindlichen Gebiet abschirmt, das in regelmäßigen Abständen Raketen und Mörsergranaten gegen seine Zivilbevölkerung abfeuert. Hari hat diese einfach als „illegal“ erklärt, weil es ihm nicht in den Kram passt.

Zum Gaza-Problem schreibt Hari:

Im Gazastreifen sind 1,5 Millionen Menschen eingesperrt, umzingelt von allen Seiten, und ihnen wird der Zugang zu Gütern des täglichen Bedarfs wie Teigwaren und Zentrifugen für Bluttransfusion verweigert. Sie werden dafür bestraft, dass sie in einer demokratischen Wahl „den falschen Weg“ gewählt haben**. Israelische Beamte beziehen sich darauf mit einem Kichern als „Palästinenser auf Diät setzen“. Damit konfrontiert prahlte die damalige israelische Außenministerin Tzipi Livni : „Ich bin gegen Recht – Völkerrecht im Besonderen und Gesetz allgemein.“

Den Menschen in Gaza wird absolut nicht der Zugang zu Gütern des täglichen Bedarfs verwehrt und es gibt auch keine humanitäre Krise im Gaza. Jeden Tag passieren viele Tonnen Hilfsgüter die Grenze, und nur Waren, die als Dual-Use-Projekte von der Hamas missbraucht werden könnten, um Waffen oder Bunker zu bauen, sind von der Einfuhr ausgeschlossen. Die Menschen in Gaza sind nicht für ihre Stimmen sanktioniert worden, sondern für die Aktionen ihrer Regierung, die sowohl gegenüber Israel als auch ihrer eigenen Bevölkerung feindselig eingestellt ist.

Nachdem er zuvor kein Problem hatte, falsch zu zitieren, kann es kaum verwundern, dass Hari daran geht, „israelischen Offiziellen“ pauschale Zuschreibungen anzudichten und dann seine eigene Interpretation eines unbestätigten Zitats von Tzipi Livni aus einem PaliLeaks-Dokument ohne Zusammenhang zu präsentieren.

Mit Bezugnahme auf Israel behauptet Hari:

Wir verhalten uns bezüglich der Forderungen unseres selbstschädigenden Landes [Anm.: Großbritannien (bd)] und seiner lautesten und zornigsten Lobbyisten hier  so unterwürfig,  dass unsere Regierungen strammstehen.

Ironie am Rande: wo könnte solch eine Polemik möglich sein ohne Hinweis auf die westlichen Regierungen, die unter dem Einfluss einer heimtückischen und allmächtigen „Israel Lobby“ stehen?

Insgesamt gesehen folgt Haris Stellungnahme seiner Tendenz, die die Verantwortung für den Terrorismus im Nahen Osten auf den Westen und insbesondere die USA abzuwälzen. Nach Hari sind die Menschen im Nahen Osten nicht fähig, ihr eigenes Schicksal im Angesicht der westlichen Welt und der israelischen Stärke zu definieren.

Nachdem er die Möglichkeit bekommen hat, seine Ansichten über eine so große Plattform wie Huffington Post zu verbreiten, warten wir mal ab, ob Hari erneut versuchen wird, uns zu beschuldigen, dass wir ihn zum Schweigen bringen wollen statt ihn auf seine obskuren Meinungen hinzuweisen.

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*Autor: Simon Plosker, Chefredakteur von HonestReporting

Nachtrag von Bernd D.:

**Nett: Genauso gut könnte man sagen, dass die Deutschen ab 1933 dafür bestraft worden seien, dass sie Hitler gewählt hatten [bd]. Schließlich hatten sie ja „nur“ von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht, kollektiver Hitlergruß inbegriffen.

Wie sagte schon einst Ralph Giordano :  Es war kein Volk von Widerstandskämpfern, sondern ein Volk von fanatischen Anhängern Hitlers und seiner Ideologie. Sehen Sie sich mal dieses sehr interessante Video an (besonders wichtig ab Einstellung 6:40) . Auch Arnulf Baring hatte sich damals vor Daniel Goldhagen schwer blamiert. Für mich eines der besten Zeitdokumente der letzten 30 Jahre….

Vier sehr empfehlenswerte Artikel zum Goldstone Report

5. Februar 2010

HonestReporting Media BackSpin, 4. Februar 2010

Heute erschien eine Anzahl wichtiger Artikel zu den Themen Gaza/Goldstone. Es ist einfacher, in einem einzigen Beitrag darauf hinzuweisen.

1. Asa Kasher mit einer ausgezeichneten, detaillierten Untersuchung zu den moralischen Aspekten des Gaza-Krieges. Er hat ein Händchen für Fragen zur Ethik in der Kriegsführung und deren plausible Organisation, ohne dass er wichtige Details auslässt.

Kasher fiel mir zuerst mit seinem Azure-Beitrag zu Internationalem Recht und der Operation Gegossenes Blei auf.

2. Jonathan Dahohah Halevi analysiert die Hamas-Antwort auf den Goldstone Report. Kurz zusammengefasst: die Hamas-Position, dass das ganze Heilige Land – vom Jordan bis zum Mittelmeer – als Rechtfertigung dafür herhalten soll, über Jahre hinweg Tausende Raketen auf israelische Ortschaften abzuschießen.

3. Robin Shepherd entlarvt die so genannte „Enthüllung“ des Independent und den dazugehörigen Leitartikel.

Donald Macintyre berichtete, dass „das die IDF die Kriegsführungsregeln in Gaza [umschrieb]“, basierend auf einer anonymen Quelle [eines Offiziellen] in einer Yedioth-Geschichte, die verständlicherweise niemals veröffentlicht wurde. Indy meint dann, dass Israel von der Kahan-Kommission, die Nachforschungen zum Blutbad in Sabra und Shatila angestellt hatte, lernen sollte. Shepherd schreibt dazu:

Es gab jedoch jede Menge antiisraelischer Dämonisierung, um Israels Militär direkt und voll zu beschuldigen und den Eindruck zu erwecken, dass es entweder selbst für das Morden verantwortlich war oder es koordiniert hatte.

Dies ist exakt das Spielchen, das der Independent bevorzugt. Seine Redaktion ist sich im Klaren darüber, dass nur die wenigsten seiner Leser wissen, wie die Details über das, was in Sabra und Shatila stattfand, aussehen. Der Rest der Leserschaft wird mit dem Gefühl der Gewissheit allein gelassen, Israel hätte im Jahr 1982 ein schreckliches Blutbad angerichtet, so wie es ein schreckliches Gemetzel angerichtet habe während der Operation ’Gegossenes Blei’ im letzten Jahr.

4. Die Jewish Chronicle nahm sich selbst auf die Schippe: Tzipi Livni plant in einigen Wochen eine Reise nach Großbritannien, um „die Erörterung eines Haftbefehls wegen angeblicher Kriegsverbrechen auszutesten.“ Dies lässt einen weiteren Medienrummel erwarten.

Tzipi Livni bietet sich als Präzedenzhäftling an

19. Januar 2010

HonestReporting Media BackSpin, 19. Januar 2010

Der juristische Feldzug nahm eine interessante Wendung. Tzipi Livni erklärte Christiane Amanpour, dass sie im Präzedenzfall eine Inhaftierung annehmen würde, um für die israelischen Soldaten zu sprechen. Im Video (heute gepostet) bitte bis 6:30 vorspulen.

Ich war von Livnis Fähigkeit beeindruckt, wie sie weitere Fragen Amanpours* zu Gaza und zum Goldstone Report konterte. Könnten Sie sich vorstellen, dass irgendwelche Hamas-Typen sich einem ähnlichen juristischen Risiko aussetzen würden?

Für mehr Info bitte Understanding the Goldstone Report lesen.

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*Achten Sie mal darauf, was sie in die Kamera sagt, nachdem sie Livni verabschiedet hat. Fairer Journalismus? Nein. Nicht umsonst wurde sie von HonestReporting schon einmal mit einem ganz speziellen Preis bedacht ( Im Link bitte nach unten scrollen).

5 Wahl-Denkspiele, die man vermeiden sollte

10. Februar 2009

HonestReporting Media BackSpin, 9. Februar 2009

1. Wenn Benyamin Netanyahu gewinnt: Bei einer Wahl Bibis haben sich die Israelis vom Frieden abgewandt.

Dies zeigt eine pauschale Verallgemeinerung der israelischen Öffentlichkeit, die sich einem auf der Zweistaatenlösung basierenden dauerhaften Frieden verpflichtet weiß. Seit Oslo haben die Regierungen der Arbeitspartei, des Likud und der Kadima dies akzeptiert und unterscheiden sich lediglich im Weg zum Ziel, nicht aber im Ergebnis.

Interessant übrigens, dass 2001 die Mainstream-Medien Ariel Sharon in einer ähnlichen Weise dämonisierten, 2006 aber dann einen totalen Schwenk vollzogen.

2. Wenn Tzipi Livni gewinnt: Livni und Barack Obama stellen die größte Hoffnung für einen Frieden in Nahost dar.

Ob diese Aussage zutrifft bleibt abzuwarten. Ich sorge mich mehr darum, dass dies auf gefährliche Weise Erwartungen auf Seiten der Palästinenser weckt, was Israels Handeln betrifft. Israels Beziehung zu den USA ist von großer Bedeutung, aber Livnis Vermächtnis als Friedensstifterin wird letztendlich von der Beziehung abhängen, die sie mit einem vertrauenswürdigen palästinensischen Regierungschef schmiedet, falls denn einer auftaucht.

3. Wenn das Wahlergebnis Israel Beiteinu neuen politischen Einfluss bescheren sollte: Avigdor Lieberman wird Königsmacher, weil die Israelis Rassisten sind.

Israel Beiteinus Popularitätsschub und die Komplikationen der israelischen Koalitionspolitik machen Lieberman in der Tat möglicherweise zum Königsmacher und sorgen berechtigterweise für eine Nachrichtenstory. Der Trugschluss in der Annahme besteht aber darin, dass eine Partei, die bei 15% erwartet wird, plötzlich für Israel stehe – trotz der 85% Wähler, die sich für alle möglichen anderen Parteien entscheiden.

4. Wenn die Wahlbeteiligung niedrig sein sollte: Der Sieger besitzt keine legale Regierungsvollmacht.

In Israels Vielparteiensystem kann niemand eine herausragende Mehrheit erreichen. Und weil die Israelis auch das Recht haben nicht zu wählen, können Zeitungen die Zahlen auf drastische Weise schlechtrechnen, wie der Guardian 2001:

Von 4,5 Mio. israelischen Wahlberechtigten unterstützten nur 1,6 Mio. Herrn Sharon. Sollen alle Israelis wegen der Dummheit einer Minderheit verurteilt werden?

5. Diese Wahl ist die wichtigste in der Geschichte Israels.

Zum Gähnen. Gleiches gab die Presse schon in den Jahren 2006, 2003, 1996, 1992….von sich.

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Das Rennen bei Kadima ist vorbei – was kommt jetzt?

18. September 2008

honestreporting.com Media BackSpin, 18. September 2008

Die Wahlen um die Führung der regierenden Kadima-Partei sind vorüber. Was geschieht jetzt?

1. Der scheidende Premierminister Ehud Olmert reicht bei Präsident Shimon Peres formell seinen Rücktritt und den seines Kabinetts ein. Olmert und sein Kabinett übernehmen formell den Status einer geschäftsführenden Regierung.

2. Der Präsident konsultiert die Führer der politischen Parteien im Parlament und wählt jemanden aus, um eine neue Koalition zu bilden. Als Führerin der Regierungspartei wird erwartet, dass Livni die Zusage als designierte Premierministerin bekommt.

3. Die designierte Premierministerin wird 28 Tage haben, um eine neue, von der Knesset bestätigte Koalition zu bilden. Wenn nötig, gewährt der Präsident der designierten Premierministerin gewohnheitsgemäß eine Verlängerung von 14 Tagen.

4. Sollte Livni keine Koalition bilden können, dann kann der Präsident entweder einen neuen designierten Premierminister aus den Führern der anderen Parteien aussuchen oder die Knesset auflösen. Die neue designierte Premierministerin hat denselben Zeitraum, um eine Koalition zu bilden. Wenn die Knesset aufgelöst wird, werden innerhalb von 90 Tagen neue allgemeine Wahlen abgehalten. Die Siegerpartei wird eingeladen eine neue Koalition zu bilden und der Prozess beginnt von vorne.

5. Egal, wie lange es dauert, Olmert bleibt geschäftsführender Premierminister, bis die Knesset eine neue Koalition bestätigt.

Rudert Al-Jazeera zurück?

16. April 2008

honestreporting Media BackSpin, 16. April 2008

Außenministerin Tzipi Livnis erfolgreiche Reise nach Katar, wo der Sender beheimatet ist, bringt Al-Jazeera in eine sehr ungemütliche Lage. Haaretz liefert die Erklärung:

Währenddessen hat der Sender jeglichen Hinweis auf das Treffen am Montag in Katar zwischen Außenministerin Tzipi Livni und Hamad bin Khalifa, dem Emir von Katar, ausgelassen. Er berichtete stattdessen von Livnis Treffen mit ihrem Pendant aus Oman.

Katars nationales Fernsehen strahlte Bilder vom Treffen Livnis mit dem Staatsoberhaupt von Katar aus.

In Doha schüttelte Livni dem Emir von Katar, Scheich Hamad bin Khalifa Al-Thani, die Hand. Neben seiner Herrschaft über Katar finanzierte Hamad Al-Jazeeras Start mit geschätzten 150 Millionen Dollar. (Livni traf sich mit den Machern von Al-Jazeera).

Und was unternimmt Al-Jazeera, wenn seine Hauptgönner sich für Israel erwärmen? Haaretz fügt hinzu:

Der in Katar ansässige Fernsehsender Al-Jazeera stimmte zu, seine Berichterstattung über den arabisch-israelischen Konflikt mit Israel zu erörtern, nachdem Israel sich dafür entschieden hatte, Embargomaßnahmen gegen das Medienunternehmen zu verhängen, weil dessen Berichterstattung voreingenommen sei.

Dazu passend: Israel setzt Al-Jazeera auf die Schwarze Liste

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