Twitter hat eine gut dokumentierte Geschichte antisemitische Einträge auf seiner Plattform zuzulassen. Es gibt zahlreiche Beispiele, die in dem Forum geblieben sind, auch nachdem sie den Moderatoren gemeldet wurden: von judenfeindlichen Sprachbildern bis zu 9/11-Verschwörungstheorien die Juden für die entsetzlichen Terroranschläge vom 11. September 2001 verantwortlich machen.
Während des 11 Tage dauernden Konflikts zwischen Israel und der Hamas, der im Mai ausbrach, grassierten auf Twitter zügellos judenfeindliche Meinungen. Nach Angaben der Anti-Defamation League (ADL), die daran arbeitet Antisemitismus und Extremismus zu bekämpfen, gab es vom 7. bis 14. Mai 17.000 Tweets, die den Satz „Hitler hatte recht“ oder Variationen davon verwendeten.
Die Verbreitung von Antisemitismus auf Twitter kann ins wirkliche Leben überlaufen, mit sehr realen Konsequenzen für Juden, insbesondere diejenigen, die physisch angegriffen worden sind.
Juden in den USA wurden während und nach dem Konflikt zwischen Israel und der Hamas ins Ziel genommen; die ADL registrierte eine Zunahme von Antisemitismus-Meldungen um 75 Prozent, zu denen Fälle von Vandalismus, Belästigung und Angriffen gehören. ADL-CEO Jonathan Greenblatt beschrieb die Entwicklung als einen „gefährlichen und drastischen Anstieg judenfeindlichen Hasses“.
Trotz der angeblichen Verpflichtung Twitters hart gegen antisemitisches und Hassreden vorzugehen, scheint es so, dass nicht genug getan wird. Zum Beispiel wurde die Präsidentin der Grünen Partei der USA, Cynthia McKinney, heftig kritisiert, weil sie am 28. Juni ein Bild postete, in dem es hieß „Zionisten haben das gemacht“, dazu ein Bild der früheren Twin Towers in New York City.
Twitters Reaktion kann einen vom Glauben abfallen lassen.
Nachdem der Tweets kurzzeitig als Beispiel „derben politischen Kommentars“ wurde, entfernte die Plattform den Post nach einem Aufschrei aus dem gesamten politischen Spektrum. Der anstößige Tweet erschien allerdings nur Stunden später wieder und war zur Zeit der Veröffentlichung dieses Artikels immer noch auf Twitter vorhanden.
Holly Huffnagle, US-Direktorin für die Bekämpfung von Antisemitismus des American Jewish Committee, warnte vor den Folgen solcher Tweets im richtigen Leben: „Juden sind mit jeder Sekunde weniger sicher, in der Twitter Antisemitismus erlaubt auf seiner Plattform zu bleiben. Zum Mindesten sollte der Tweet mit einer Warnung versehen werden, z.B. ‚Sie sind dabei eine Verschwörung/Desinformation zu sehen‘.“
Es ist klar, dass ein omnipräsenter Gigant der sozialen Medien wie Twitter die Pflicht hat gegen die Verbreitung von antisemitischem Hass vorzugehen.
Gut ein Jahr, nachdem HonestReporting den fies verfälschenden Foto-Tweed von Khulood Badawi*, einer Mitarbeiterin der Jerusalemer Niederlassung des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA), aufdeckt hatte, hat die UNO ihre übermäßig lange Untersuchung abgeschlossen und Badawi entlassen.
Im vergangenen März, während zunehmender gewaltsamer Auseinandersetzungen zwischen den israelischen Streitkräften und der Hamas, die mehrere Tage andauerten, sorgte Badawi für internationales Aufsehen. Badawi twitterte das Foto eines Vaters, der ein blutendes Mädchen im Arm trug, und das massiv den Eindruck vermittelte, das Mädchen sei Opfer eines israelischen Luftangriffs an diesem Tag gewesen. Das Foto war jedoch im Jahr 2006 aufgenommen worden und hatte keinerlei Bezug zu Israel.
Nachdem die Enthüllungsgeschichte von HonestReportingGegenstand der Berichterstattung geworden war und unsere Petition zur Entlassung Badawis an Dynamik zugenommen hatte (gut 15.000 Unterschriften bis heute), nahm sich Ron Prosor, Israels Botschafter bei der UNO, des Problems an und forderte die UNO unmissverständlich auf, Badawi von ihrem Posten zu entfernen.
Die UNO reagierte mit der Einleitung einer Ermittlung und schickte Badawi in unbefristeten Urlaub. Diese Woche jedoch berichtete die Jerusalem Post, dass die UNO eine E-Mail verbreitet hätte mit der Ankündigung, dass sie sich nach Abschluss der Ermittlungsergebnisse dafür entschieden habe, den Vertrag mit Badawi nicht zu erneuern.
Die Khulood Badawi-Story beweist, dass Anstrengungen der Basis Erfolg haben können, selbst wenn für ein endgültiges Ergebnis ein Jahr ins Land geht. Sogar die mächtige UNO kann zum Handeln bewegt werden, wenn wir unseren Zusammenhalt in der Forderung nach Gerechtigkeit aufrecht erhalten.
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*Die Chronologie der Entwicklung zum Fall Khulood Badawi kann man hier nachlesen (bitte die einzelnen Permalinks anklicken [bd]): https://backsp.wordpress.com/?s=Badawi+
Seit dem Monat, in dem HonestReporting seine 15.000 Unterschriften zusammenbekommen hatte, in denen das UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (UNOCHA) aufgefordert worden war, die fälschende Twitterin Khulood Badawi zu entlassen, herrscht ohrenbetäubende Stille, was eventuelle Fortschritte bezüglich Untersuchungen seitens der UNO zu diesem Fall betrifft.
HonestReportinghatte berichtet*, dass Badawi als Mitarbeiterin im Jerusalemer UNOCHA-Büro angestellt war. Diese Informationen veranlassten Israels UNO-Botschafter Ron Prosor, formell ihre Entlassung zu fordern.
UNO-Mitarbeiter hatten zugesagt, Badawis Twitter-Aktivitäten auf Propagandatätigkeit gegen Israel zu untersuchen. Zwischenzeitlich erklärten Mitarbeiter der Vereinten Nationen, dass Badawi ihren Job bei UNOCHA behalten würde, bis man eine Entscheidung über ihre weitere Zukunft getroffen hätte.
Einem Bericht des pro-palästinensischen Alternative Information Center (AIC) zufolge jedoch ist Badawi eigentlich, wenn nicht sogar offiziell, von ihrer Tätigkeit bei UNOCHA suspendiert worden. „Telefonanrufe und E-Mails werden nicht beantwortet, und von ihrem Büro erhielt ich die lakonische Antwort, dass Khulood Badawi im Urlaub sei“, schreibt AIC-Aktivist Michael Warschawski, der angesichts fehlender Nachrichten über Badawis Abwesenheit eigene Nachforschungen angestellt hatte.
„Seit Beginn dieser ’Affäre’ bleibt Khulood zu Hause – in einer Art administrativem Arrest; und hin und wieder wird sie von ihren Vorgesetzten in New York aufgefordert, für ’Nachforschungen’ zur Verfügung zu stehen“, so der Artikel.
Das AIC hat von Anfang an versucht, die „Affäre“ steuern, indem es eine Reihe von Artikeln veröffentlicht hatte, die der Verteidigung Badawis dienten und ihre eklatanten Unwahrheiten als Ausdruck ihrer „persönlichen Meinung“ verharmlosten. Nach der HonestReporting-Petition zu ihrer Entlassung bei der UNO hatte das AIC eine [Gegen-] Petition mit dem Ziel lanciert, Badawis Job bei der UNO zu sichern.
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*Wir hatten in diesem Zusammenhang mehrere Beiträge zum Fortgang im Fall “Khulood Badawi“ gebracht, siehe hier:
2012 sind die Internetseiten sozialer Medien wie Facebook und Twitter zu einem unauslöschbaren Teil der Mainstream-Kultur geworden. Ein weiteres soziales Medium des Internet, Twitter, könnte allerdings das einflussreichste beim Formen der öffentlichen Meinung sein. Mit 100 Millionen Mitgliedern, von denen die Hälfte täglich postet, wäre es ein Fehler, Twitters Einfluss zu übersehen, insbesondere bei Schlüsselgruppen wie Journalisten und anderen Meinungsführern.
Viele israelische Offizielle, Ministerien und diplomatischen Missionen haben ihre eigenen Twitter-Konten, um Informationen zu teilen und die Öffentlichkeit zu engagieren. 2009 hielt das israelische Konsulat in New York die erste jemals veranstaltete Twitter-Pressekonferenz ab und nahm Fragen zum Gazastreifen direkt von interessierten Personen entgegen. David Saranga, der dieses historische Ereignis organisierte, artikulierte am besten, welche Gedanken hinter der Öffentlichkeits-Diplomatie stehen, die inzwischen üblich ist:
Unsere größte Lehre war die Bedeutung und den Menschen dadurch ein Medium zur Verfügung zu stellen, das sie verstehen.
Jeder, der während der beiden letzten Jahre HonestReporting gelesen hat, weiß, dass Twitter-Einträge („Posts“), so kurz sie sind, Macht haben, Karrieren zu ermöglichen oder zu vernichten. 2010 postete CNN-Reporterin Octavia Nasr einen Tweet darüber, welchen Respekt sie für den libanesischen Großayatollah Mohammed Hussein Fadlallah, einen der geistigen Führer der Hisbollah, empfinde. Innerhalb von Tagen wurde Nasrs lange Karriere als Journalistin in weniger als 140 Buchstaben ausgelöscht, da CNN sie wegen einzigen Tweets feuerte.
Etwas weniger lange ist es her, dass Shurat HaDin (das Israeli Law Center) Twitter gedroht, hat es zu verklagen, weil man Hisbollah und anderen von der US-Regierung als terroristisch eingestufte Organisationen erlaubt, Accounts zu betreiben. In einem Brief an Twitter-Geschäftsführer Richard Costolo machte Shurat HaDin geltend, dass Terrorgruppen Kommunikationsplattformen und Dienste zur Verfügung zu ueberlassen „die Art scheinbar harmloser materielle Unterstützung darstellt, die Ihre Firma und Sie persönlich strafrechtlich und zivilrechtlich haftbar macht“.
Gleichzeitig ist Twitter ein wichtiger Katalysator für den Wandel bei praktisch jeder größeren sozialen Aktion gewesen, von Protesten gegen Wahlfälschungen im Jahr 2009 bis zum Sturz des ägyptischen Diktators Hosni Mubrak 2010. Es dient als einfaches Kommunikationsmittel großer Gruppen von Menschen.
Auch der Begriff Twitter-Revolution hat Einzug ins Wörterbuch gehalten; er bezieht sich auf Personen, die die Internetseite zur Kommunikation ihrer Not nutzen, wenn repressive Regime versuchen, den Kontakt zur Welt draußen abzuwürgen.
Twitter-Einträge mögen den Menschen außerhalb des Twitter-Universums also trivial erscheinen, doch die meisten Macher dieser Welt bewegen sich täglich auf der Internetseite, um sich zu vernetzen, über aktuelle Ereignisse auf dem Laufenden zu bleiben und für ihre Weltanschauung zu werben. Sich die Macht und Reichweite von Twitter nutzbar zu machen ist daher für die Maximierung des eigenen Einflusses auf die Welt unerlässlich.
Jedem, der Twitter zum ersten Mal begegnet, muss verziehen werden, wenn er die Seite verwirrend findet. Als ersten Eindruck erhalten viele Menschen eine Reihe nicht miteinander in Verbindung stehender Einträge, denen zu folgen schwierig ist und die noch schwieriger zu lesen sind, weil Abkürzungen und Symbole benutzt werden, die für den Uneingeweihten keinen Sinn ergeben. Eine kleine Anzahl an Regeln und verbreitete Gewohnheiten können die Seite für jeden weit zugänglicher machen. Und mit ein wenig Praxis beim Verschicken von Tweets können die Leute in Nullkommanichts von Anfängern zu erfahrenen Experten werden.
Regel 1: Alle Einträge sind auf ein Maximum von 140 Buchstaben begrenzt
Das Limit schließt die Leerstellen zwischen den Worten ein. Das bedeutet, dass die meisten Einträge aus rund zwei Sätzen bestehen. Viele würden gerne Links zu Online-Artikeln hinzufügen, also müssen 25 der Zeichen für Links freigehalten werden.
Trotz der Kürze feinden die Menschen, dass Twitter eine effektive Plattform ist, um mit velen Menschen gleichzeitig zu kommunizieren.
Regel 2: Folge Leuten, die du interessant findest
Im Allgemeinen sind Tweets für die gesamte Öffentlichkeit zugänglich und jeder kann sehen, was alle andere tweeten, indem er auf der Profilseite einer Person nachsieht. Aber die einzigen Tweets, die in Ihrem Twitterfeed (der linken Spalte im obigen Diagramm) erscheinen, sind die von Personen, denen Sie folgen. Die meisten Ihrer Interaktionen werden mit diesen Personen stattfinden.
Eine Möglichkeit anzufangen besteht darin mit dem Hashtag-System (#) nach interessierenden Themen zu suchen. Twitter-User nutzen das #-Symbol, um in ihren Tweets Themen zu markieren. Wenn es also ein Thema zu Israel gibt, das Sie interessiert, sollten Sie nach #Israel suchen. Die Ergebnisse, zu denen sowohl proisraelische als auch antiisraelische Tweets gehören, würden so aussehen:
Die Ergebnisse erscheinen auf der linken Seite des Diagramms. Rechts bietet Twitter Vorschläge, welchen Personen Sie noch folgen könnten. Je mehr Sie tweeten, desto mehr Twitter kennen Ihre Interessen, also werden die Vorschläge gezielter. Keiner ist verpflichtet, Ihnen im Gegenzug zu folgen, aber in vielen Fällen werden die Leute das tun, besonders, wenn Sie Einträge zu ihren Interessenthemen schreiben. Personen mit gemeinsamem Interesse zu folgen ist einer der besten Wege, die Zahl derer zu vergrößern, die Ihnen folgen.
Eine weitere Art Personen zu finden, denen Sie folgen wollen, besteht darin, sich anzusehen, wer sonst den Personen folgt, die Sie interessant finden. Gefallen Ihnen zum Beispiel Tweets von HonestReporting, dann sehen Sie sich an, wer den Tweets von HR folgt und folgen Sie einigen von ihnen. Ein rascher Blick auf deren Profilseiten, und Sie werden wissen, ob Sie gemeinsame Interessen haben.
Und denken Sie daran: Nutzen Sie dien Hashtag #Israel, um Ihre Einträge zu markieren, damit andere sie finden können.
Sich der Unterhaltung anschließen
Haben Sie erst einmal auf Twitter Personen gefunden, die Ihre Interessen teilen, besteht der nächste Schritt darin, mit ihnen zu interagieren – entweder direkt oder indirekt. Die elementarste Form der Interaktion ist ein einfaches „retweet“.
Wenn Sie einen Eintrag sehen, von dem Sie denken, dass es für die Ihnen Folgenden nützlich sein würde ihn zu sehen, dann können Sie ihn retweeten, entweder, indem sie auf den retweet-Button innerhalb des Tweets klicken oder indem sie die Buchstaben RT an den Anfang schreiben und ihn erneut posten. Das dient als virtuelle Bestätigung der Nachricht und lässt die Ihnen Folgenden wissen, dass Sie sie unterstützen.
Je mehr Sie andere Personen retweeten, desto wahrscheinlicher werden Sie Ihnen den gleichen Gefallen tun und Ihnen erlauben, neben Ihren eigenen auch die ihnen Folgenden zu erreichen.
Finden Sie jemanden, mit dem Sie direkt kommunizieren wollen, dann können Sie ihm oder ihr eine direkte Nachricht schicken. Direkte Nachrichten sind nur zwischen Personen erlaubt, die einander folgen. Wenn Sie eine direkte Nachricht senden, kann nur der Empfänger sie sehen.
Eine sozialere Form der Kommunikation ist als @message bekannt. Dabei handelt es sich um eine öffentliche Nachricht, die sich an bestimmte Twitter-User wendet. Möchte jemand HonestReporting eine Nachricht auf öffentlichem Weg schicken, kann er oder sie die Nachricht mit @Honestreporting beginnen. HR würden dann per E-Mail auf die Nachricht aufmerksam gemacht und sie würde in der in den „Erwähnungen“ bei Twitter zu sehen sein.
Man kann einen offenen Dialog mit jemand anderem über @message eröffnen oder auf den Tweet eines anderen antworten. Wenn Sie die Antwort-Funktion benutzen, beginnt Twitter den Tweet automatisch mit einem @message, das sich an die Person richtet, der Sie antworten und informiert ihn oder sie von der Antwort.
Es gibt viele weitere Abkürzungen, die Sie in einem durchschnittlichen Tweet finden könnten, zusammen mit abgekürzt buchstabierten Wörtern, so dass die größte Zahl in die 140 Zeichen passt. Hier finden Sie eine Liste der üblichsten [englischen!] Abkürzungen.
Ein guter Überblick über die Grundprinzipien
Wie bei den meisten Dingen des Internets können alle Fragen, die bei der Nutzung von Twitter aufkommen, in der Regel beantwortet werden, indem man eine Google-Suche durchführt. Es ist auch relativ leicht, Twitter-Kurse auf YouTube zu finden.
Es gibt zwar viele andere, doch das Video unten erledigt eine exzellente Arbeit, die die Grundprinzipien von Twitter aufzeigt, während es Ihnen das Portal selbst zeigt. Es ist definitiv wert sich diese wenigen Minuten anzusehen, bevor man anfängt.
Und wenn Sie angefangen haben, vergessen Sie nicht HonestReporting und Media Backspin zu folgen, dem Twitter-Konto, das mit dem täglichen Blog von HonestReporting verbunden ist. [Die deutschen Übersetzungen finden Sie hier: https://twitter.com/#!/MedienBackspin] Und lassen Sie uns wissen, dass sie das gemacht haben. Wir würden uns freuen von Ihnen zu hören.
Also: Gehen sie sie gleich auf www.twitter.com und eröffnen Sie ihr Twitter-Konto und fangen Sie an für Israel zu twittern!
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Eine Bitte: Wer zu den gefundenen englischen Links (Texte, Bilder, Video) entsprechende deutsche findet, bitte in den Kommentaren einstellen!
Ob nun das Stuxnet-Virus, das iranische Anlagen attackiert hat, aus Israel, den USA oder sonst woher stammt – gehen Sie einmal davon aus, dass die Revolutionsgarden im Cyberspace zurückschlagen werden.
Newsweek beschäftigt sich mit der „Cyber-Armee“ des Iran:
Nachdem etliche Webseiten der Regierung während der umstrittenen Präsidentschaftswahlen im Jahr 2009 gehackt worden waren – wahrscheinlich von Regimegegnern -, startete Teheran eine Gegenoffensive mit seiner neu aufgestellten Cyber-Armee, einer Gruppe, die zu den Revolutionsgarden gehört. Letztes Jahr schalteten diese regimenahen Hacker Twitter aus, und sie wollen ihre Ziele ausweiten: ein Sprecher der Revolutionsgarden hat erklärt, dass sie beabsichtigen, den „virtuellen Raum [zu] erobern“.
Teil dieser Anstrengungen war, dass kürzlich 120 Mitglieder der Basij-Nachwuchsmiliz nach Mashad zum Training für das „Schreiben von Weblogs, Erstellung Sozialer Medien, psychologischer Operationen, Internetspionage-Abwehr, Mobilfunktechnik und deren Einsatzmöglichkeiten sowie Basij-Cybercenter und Videospiele zur Infiltrierung des IT-Netzes“ abkommandiert wurden. Ganz abgesehen davon, wer Stuxnet in Umlauf gebracht hat steht fest, dass der Iran beabsichtigt, seine eigenen Schüsse im Cyberwar abzufeuern.
Vor zwei Jahren interviewte ich Gadi Evron, einen israelischen Computer-Topexperten. Er sagte mir, man könne definitiv nicht beweisen, dass irgendein Staat hinter Cyberattacken stecke. Aber dies würde wohl kaum die Iraner davon abhalten, zurückzuschlagen. Die Möglichkeit für einen Staat, seine Täterschaft zu dementieren, ist einfach zu groß.
…es sei denn, die Iraner können Filmaufnahmen von Überwachungskameras vorweisen, auf denen mysteriöse Typen mit Perücken, Tennisschlägern [wie etwa in Dubai] und falschen Schnurrbärten gefilmt werden, wie sie Bushehr betreten….
Gesellschaftsredakteur Alex Margolin schreibt gelegentlich Einträge zu sozialen Medienfragen. Er ist für HonestReportings Facebook-Seiteverantwortlich.
Es ist kein Geheimnis, dass sich die Sozialen Medien in der arabischen Welt mehr und mehr etablieren. Studien zeigen, dass es in den arabischen Ländern mehr Facebook-Mitglieder gibt als Leser von Printausgaben der Tageszeitungen – besonders denen, die von unterdrückerischen Regimes herausgegeben werden.
Doch bei der Internetnutzung insgesamt haben sich die Palästinenser an die Spitze geschoben.
Unternehmer in der West Bank nutzen das Internet effektiv für ihre Geschäfte, und soziale Aktivisten, die sich in Gaza organisieren wollen, finden Möglichkeiten, den wachsamen Blicken der Hamas zu entkommen. Wie das Wall Street Journal anmerkt (Klick bei Google News) bekundete selbst ein Internet-Riese wie Google Interesse, sich für drei Tage mit palästinensischen Programmierern zu treffen. David Tafuri schreibt:
Während West Bank und Gaza unter Kriegen, politischer Instabilität und begrenztem Ressourcenzugang litten, dehnte sich das Web stetig aus. Die Internet-Penetration – also der prozentuale Anteil der Bevölkerung mit Internetnutzung – wird in der West Bank auf 40 und in Gaza auf etwa 60% geschätzt. Beide Zahlen sind höher als die in vielen anderen arabischen Staaten.
Ein Grund dafür ist die räumliche Nähe der palästinensischen Gebiete zu Israel, das in der Region die Internet-Entwicklung anführt. Ein weiterer Faktor ist die hohe Alphabetisierungsrate in den Gebieten, die auf 92% geschätzt wird. Am bedeutungsvollsten ist vielleicht jedoch die Isolation der Palästinenser, ihre Reisebeschränkungen und Import- sowie Exportprobleme, was bedeutet, dass das Web ihre Hauptverbindung zur Außenwelt darstellt.
Tafuri zufolge glaubt Google, dass Gaza für eine Internet-Innovation reif sei, weil den Bewohnern so viele andere Kanäle verwehrt sind. Der Konzern hofft, mit anderen Silicon-Valley-Unternehmen wie Facebook, Twitter und Cisco in naher Zukunft zurückzukommen.
Interessanterweise geht Tafuri auch davon aus, dass die zunehmende Internetnutzung Spannungen in der Region abbauen könnte, wenn er andeutet, dass wirtschaftliche Erwägungen gegen den „bewaffneten Kampf“ unter Palästinensern ausgespielt werden könnten:
Die Internetnutzung führt mehr und mehr junge Palästinenser zu wirtschaftlichen Unternehmungen und Informationsaustausch zusammen, überschreitet somit Grenzen und Blockaden.
Es wird interessant sein zu beobachten, wie die Online-Anbindung an die Außenwelt die öffentliche Meinung unter den Palästinensern beeinflusst. Wird die innerpalästinensische Propaganda weiterhin so gut funktionieren, wenn die Jugend bei den offiziellen Kanälen abschaltet, um sich ihre Informationen aus anderen Quellen zu besorgen?
Google mag auf eine Periode erhöhter Stabilität in der Region wetten. Aber ausgehend von den letzten Resultaten gibt ein von Google ausgestelltes Vertrauensvotum keine Garantie für einen Erfolg in der Zukunft.
HonestReportings Gesellschafts-Redakteur Alex Margolin schreibt gelegentlich Einträge zu sozialen Medienfragen. Er ist für HonestReportings Facebook-Seite verantwortlich.
Die Verschiebung von den Printmedien zum Internet und sozialen Medien ist wie eine Flutwelle, die alles in ihrem Weg erfasst – sogar in der arabischen Welt. Die BBC berichtete diese Woche, dass die Facebook-Mitgliedschaften in arabischen Ländern die Zahl der Zeitungsleser überholt hat.
BBC zitierte eine in Dubai ansässige Public Relations-Firma, die herausfand, dass 15 Millionen Araber Facebook nutzen, während die zusammengerechnete Zirkulation von Zeitungen – einschließlich der englisch- und französischsprachigen Ausgaben, unter knapp 14 Millionen fällt. (Die komplette Studie findet sich hier.)
Magdi Abedhadi, der Nahost-Redakteur der BBC, der den Artikel schrieb, deutete an, dass Facebooks unglaubliches Eindringen, selbst in Ländern wie Saudi-Arabien, hätte vorausgesagt werden können:
Die Ergebnisse sollten nicht überraschen. Die Mehrheit der mehr als 300 Millionen Menschen der Region ist jung und die Internetnutzung im Steigen begriffen.
In Gesellschaften, in denen politische Freiheiten massive limitiert sind, haben viele auf Facebook als Alternative zum öffentlichen Raum Zuflucht genommen.
Abdelhadi mag es kommen gesehen haben, aber andere, die den Trends im Internet folgen, könnten diese Nachricht erstaunen. Immerhin tendieren Nachrichtenartikel, die sowohl Facebook als auch Araber oder Muslime erwähnen, dazu sich auf Themen wie Verbote der Dienste durch Regierungen zu konzentrieren. Erst letzte Woche sperrte Pakistan Facebook und YouTube wegen „frevelhaften“ Inhalts.
Abgesehen von Überraschungen hat Abdelhadi Recht damit, dass Facebook und andere sozialen Medien als Außenposten der Freiheit in ansonsten diktatorischen Regimen dienen. Nach den umstrittenen Wahlen im Iran im letzten Jahr bedienten sich die Demonstranten Facebook, YouTube und Twitter, um der Welt zu sagen, was dort vorging. Sie hatten keine Wahl – der Iran hinderte die Medien daran von den Protesten zu berichten.
Doch soziale Medien sind mehr als eine Rettungsleine für die Unterdrückten. Sie dienen natürlicher als grundlegendes menschliches Bedürfnis zur Kommunikation als alle Medien vor ihnen. Das ist der Grund, dass sie weiterhin traditionelle Medien wegfegen werden – besonders dann, wenn die Medien staatlich geführte Unterdrückungsorgane sind.
Warum ermöglicht Twitter es der Hamas ihre Propaganda über ein offizielles Konto zu verbreiten?
Das fragte sich Jacob Shrybman vom Sderot Media Center, als er @AlqassamBriagde entdeckte, das zu einer offiziellen Hamas-Internetseite verlinkt. Also schickte er eine Beschwerde an die Mächtigen von Twitter und erhielt diese automatisierte Antwort:
Twitter bietet einen Kommunikations-Service. Unsere Politik ist es, zu Inhalten nicht zu schlichten oder in Streitigkeiten zwischen Nutzern zu intervenieren. Den Nutzern ist es gestattet Inhalte, einschließlich möglicherweise aufhetzerischen Inhalten, einzustellen, so lange sie nicht die Nutzungsregeln und –bedingungen von Twitter verletzen (Beschimpfungen sind keine Verletzung) …
Wenn zukünftig eine Gewaltandrohung eingestellt wird, lassen Sie es uns bitte wissen und schicken uns den Status-Link.
Was Shrybman sich wundern ließ:
Wenn also die Hamas den bevorstehenden Abschuss einer Rakete twittert, wird Twitter dann tätig werden?
Ein Blick auf das Konto zeigt, dass die AlqassamBrigade 283 Followers hat und 955 Tweets einstellte. Es ist eindeutig aktiv.
Was ist mit der freien Meinungsäußerung?
Selbst wenn die AlqassamBrigade nur Nichtigkeiten twittern würde wie Ismail Haniyehs Frühstück, Gilad Shalits Backgammon-Spielstil oder wie sehr es in den Tunneln in Rafah jedes Mal stinkt, wenn Ziegen geschmuggelt werden, würde das die Hamas immer noch gesittet machen.
Die Tweets, die ich sah, waren nicht von dieser Art. Ein Tweet, der eine „Amerikanisch-israelische Verschwörung gegen Jerusalem“ behauptete , war insofern typisch, als er versuchte den Web-Traffic per Hyperlink auf eine Hamas-Seite zu lenken.
Twitter ermöglicht also auf eine nicht sonderlich dramatische Weise den Propaganda-Einsatz einer als terroristisch gekennzeichneten Organisation.
Was kann man tun?
Folgen Sie @SderotMedia und senden sie ein Beschwerde an Twitter. Für die Kontaktinfo bitte klicken
Natürlich erhebt die Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zusätzliche Vorschläge (Ihrer inbegriffen) werden gerne in der Kommentarsektion hier angenommen.
Alex Margolin, Redakteur für Soziale Medien bei HonestReporting, trägt gelegentlich mit Postings zum Thema bei. Er betreut HonestReporting bei Facebook.
AP machte diese Woche Schlagzeilen, weil sie einen Redakteur für Soziale Netzwerke eingestellt hatte, der die Kanäle für Soziale Medien nach News abgrasen soll. Offensichtlich hat AP erkannt, dass, neben anderen Seiten, Facebook, Twitter und YouTube bei der Verbreitung von Nachrichten nicht mehr ignoriert werden können. Es gibt einfach zu viele vitale Informationen, die durch diese Netze rauschen.
AP folgt damit dem Beispiel der New York Times, die ihren eigenen Redakteur für Soziale Medien im Mai 2009 eingestellt hatte. Aber News mitten aus der, Konversation’ rauszufischen bedeutet nur den Anfang. CNN und Huffington Post haben das Konzept schon weiterentwickelt, indem sie Lesern die Möglichkeit einräumen, eigene Beiträge direkt auf der Nachrichtenseite zu posten. Das ist okay – die Leser können Originalvideos in der Internetreporter-Rubrik meistens ohne Filter einstellen.
So, wie Zeitungen immer mehr Ressourcen ins Internet auslagern, schaffen andere Mainstream-Vertriebswege mehr Raum für zusätzliches Leserengagement. Der Grund dafür ist simpel: Die Menschen unterstützen die Dinge, die sie mit aufgebaut haben. Wenn ein Leser seinen eigenen Artikel oder Video auf einer Webseite sieht, hat er Anteil am Erfolg der Seite. Wenn er in der Lage ist, seinen Standpunkt mit dem anderer zu koordinieren, hat er Grund, Leute zum Besuch der Webseite anzuregen.
Diese Form des Engagements beinhaltet ein weiteres wichtiges Element: Dank der Web 2.0-Technologie können sich Menschen zu einem gemeinsamen Zweck zusammenschließen, was in früheren Zeiten so nicht möglich war*. HonestReporting erfuhr dies aus erster Hand mit unserer erfolgreichen Facebook Group zugunsten der Golan-Bewohner.
Während die Gruppe immer mehr Zulauf bekam, wurde sie zum Zentrum der Aktivitäten rund um das Golan-Thema. Teilnehmer steuerten Fotos und Videos aus dem Golan bei, führten etliche Diskussionen über die Region und teilten ihre persönlichen Ansichten und Erfahrungen mit. Selbst wenn Facebook seine Politik den Golan-Bewohnern gegenüber nicht positiv verändert hätte, die Gruppe wäre ein pulsierender Treffpunkt für Leute mit einem Interesse am Golan geblieben.
Die Menschen, die am Aufbau der Gruppe mitgewirkt und sie zur Community ausgebaut hatten, besaßen mehr als ein vorübergehendes Interesse am Thema. Sie haben persönlichen Anteil am Erfolg der Gruppe.
Dank der Sozialen Medien können sich die Menschen vernehmbar machen wie niemals vorher. Und ihre Stimmen werden gehört – nicht nur von Millionen Usern dieser Quellen, sondern auch zunehmend von Konsumenten der Mainstream-Medien.
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*Sieht man einmal von Usenet ab, das aber auch nur relativ wenigen Teilnehmern zugänglich war und sich hauptsächlich auf den Wissenschaftsbetrieb konzentrierte [bd].
Fring, eine in Israel entwickelte Netzwerk-Applikation, hilft Iranern, ihre Botschaften über Mobiltelefon und PC in der Welt zu verbreiten. Sky News erläutert:
Die Demonstranten haben Netzwerk-Seiten wie Twitter, die von der Regierung angeblich blockiert wurden, zur Kommunikation genutzt.
Unter Verwendung von Tools wie Fring und anderen ausgetüftelten Methoden beweisen die Iraner jedoch, dass sie in der Lage sind, die elektronischen Straßensperren der Regierung zu überlisten.
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