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Warum durch eine unbequeme Wahrheit die gute Stimmung verderben?

19. März 2013

HonestReporting Media BackSpin, 19. März

Der Guardian drückte wieder einmal auf die Tränendüse, als er den offenen Brief eines palästinensischen Jungen an Präsident Obama veröffentlichte – und das auch noch auf der Nachrichtenseite.

Ich hoffe, dass die Welt endlich ihre Stimme gegen die Unterdrückung erheben wird, der wir (und alle Palästinenser) in unserem Viertel ausgesetzt sind, und dass Sie und Andere nicht weiterhin schweigen, wenn man uns unsere Häuser nimmt, unsere Kinder einsperrt und verletzt sowie unsere Zukunft gefährdet.

Das Blatt druckte dies zusammen mit einem 25-minütigen Video von Just Vision über das  schwere Leben eines Jungen in Sheikh Jarrah, einem Viertel in Ostjerusalem, bekannt für hochpreisige Konsulats-Immobilien und naive palästinensische Propaganda in Bezug auf Häuserräumungen und Abrisse. Man erfährt, dass Mohammed El-Kurd und seine Familie im Jahr 2008 aus ihrem Haus zwangsgeräumt wurden.

Was hatte zur Zwangsräumung geführt? War die Familie wirklich Eigentümerin der betreffenden Immobilie? Was war Grundlage für die jüdischen Ansprüche? Hatten sie die Miete nicht bezahlt? Waren sie in Wirklichkeit Hausbesetzer? Lief die israelische Bürokratie Amok?

Der Guardian fixiert sich unverhältnismäßig stark auf israelische Zwangsräumungen und Abrissmaßnahmen in Ostjerusalem. Hintergrundinformationen über die Familie Al-Kurd waren deshalb nicht schwer zu bekommen. Und tatsächlich berichtete Guardian-Reporter Rory McCarthy über die Zwangsräumung von 2008. Und nachdem er sich durch Aussage gegen Aussage gewühlt hatte, schrieb McCarthy schwarz auf weiß:

Rabbi Arik Ascherman von der israelischen Gruppe ’Rabbiner für Menschenrechte’ bestätigte, dass das Land der Familie Al-Kurd vor 1948 Juden gehört haben dürfte…

In Mohammeds irreführendem Brief wird dies nicht erwähnt, ebenso wenig vom Guardian. Es wäre schon ein Riesending gewesen, wenn es in der Comment is Free (CiF)*-Jauchegrube angesprochen worden wäre. Dort geht sonst ja auch alles durch.

Die Platzierung auf der Nachrichtenseite – seltsam genug diese Vorgehensweise – veränderte die Standards journalistischer Transparenz. Es oblag dem Guardian, einen oder zwei Sätze zum Hintergrund der Situation um die Familie Al-Kurd hinzuzufügen, und eine Erklärung dafür, warum der Brief in den Rang einer Nachricht erhoben wurde.

Aber wenn man Redakteur beim Guardian ist und Unterschiede zwischen Nachricht, Meinung und Propaganda verwischt, warum will man dann am Vorabend des Präsidenten-Besuches durch eine unbequeme Wahrheit die gute Stimmung verderben?

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*Comment is Free (CiF) ist eine Kommentar-Rubrik beim Guardian, in der es von [linken] antisemitischen Leserzuschriften nur so strotzt (bd).

Auseinandersetzung um Olympia-Berichterstattung der BBC nimmt an Schärfe zu

25. Juli 2012

HonestReporting Media BackSpin, 25. Juli 2012

Die heimtückische Entscheidung der BBC, bei ihren Informationen zu den Teilnehmerländern der Olympischen Spiele in London Israels Hauptstadt Jerusalem zu ignorieren, hat eine deutliche Reaktion in israelischen Regierungskreisen ausgelöst.

Einige Offizielle schickten mehrere geharnischte Briefe an die BBC, in denen sie den Sender dazu aufforderten, Israels Hauptstadt ebenso aufzulisten wie er es bei nahezu jedem anderen Land auch praktiziert. Außerdem initiierten sie eine Kampagne auf Facebook mit dem Titel Jerusalem ist Israels Hauptstadt, in der die Leser zum Mitmachen aufgerufen werden. Zur Stunde partizipieren mehr als 20.000 User.

Zur Erinnerung: Die BBC hatte zunächst jeglichen Hinweis auf eine israelische Hauptstadt unterschlagen, während sie gleichzeitig „Ost-Jerusalem“ als „Hauptstadt Palästinas“ auflistete. Angesichts öffentlicher Empörung und eines Briefes von Mark Regev, Sprecher des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, änderte die BBC  ihre Angaben – aber nur geringfügig und halbherzig.

Ausführliche Informationen zur olympischen Berichterstattung der BBC kann man im letzten Kommuniqué von HonestReporting nachlesen: Die Berichterstattung der BBC zu Olympia deklariert Ostjerusalem als palästinensische Hauptstadt [In Englisch].

Der leicht veränderte neue BBC-Text ersetzte das Wort „Hauptstadt“ durch „Sitz der Regierung“ in Jerusalem mit der Hinzufügung, dass sich die meisten Auslandsvertretungen „in Tel Aviv befinden“. Gleichzeitig wechselte sie [die BBC, (bd)] zur Auflistung „Palästinas“ und „Ost-Jerusalems“ als „bestimmungsgemäßem Sitz der [palästinensischen (bd)] Regierung.“

Für HonestReporting und all diejenigen, die BBC auffordern, wahrheitsgemäß über Israel zu berichten, konnte die Änderung natürlich nicht ausreichen. Sitz der Regierung bedeutet nicht dasselbe wie Hauptstadt*, und Mark Regev forderte in einen zweiten Brief, dass die BBC endlich mit der Diskriminierung Israels aufhören solle: ’“Im Gegensatz zu allen anderen aufgeführten Ländern“, schrieb er, „ist im Falle Israel unsere Hauptstadt Jerusalem von der BBC nicht als solche klassifiziert, sondern wird als “Sitz der Regierung“ bezeichnet’.

Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat gab überdies eine Presseerklärung heraus, in der er klar hervorhob, dass „ungeachtet der politischen BBC-Agenda Jerusalem immer die Hauptstadt Israels war und ist und das spirituelle und politische Herzstück des jüdischen Volkes bleiben wird“.

Während ich [Alex Margolin, HonestReporting Jerusalem] diese Zeilen schreibe, geht die BBC weiterhin in diskriminierender Art gegen Israel vor, indem sie dieses Land gänzlich anders behandelt als jedes andere, das an den Spielen teilnimmt.

Schauen Sie nicht zu, wenn die Medien Israels Anspruch auf seine eigene Hauptstadt Jerusalem delegitimieren wollen. Werden Sie aktiv und unterstützen Sie Israels Forderung nach einer Korrektur der BBC-Falschmeldungen. Und richten Sie bitte Ihre Beschwerden direkt an BBC Sport.

Vergessen Sie nicht, sich vielen Tausend anderer Freunde der Facebook-Kampagne anzuschließen, um öffentlich gegen die BCC zu demonstrieren. Und studieren Sie die Quellenangaben zu Jerusalem bei HonestReporting, um mehr Informationen zu Israels absolutem Anspruch auf die Stadt zu erhalten.**

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* Mir (bd) fallen dabei spontan die Niederlande ein: Den Haag ist Regierungssitz, Amsterdam die Hauptstadt.

** Schlimm genug, dass eine Selbstverständlichkeit – nämlich Jerusalems Hauptstadtstatus – auch noch mittels Aufklärungsaktionen medial erklärt werden muss.

Falsche Zeit für Israel-Bashing

12. Juli 2012

HonestReporting Media BackSpin, 12. Juli 2012

Wahrscheinlich verfolgen die Leitartikler der New York Times keine Nachrichten.

Nur so kann man sich erklären, warum nur einen Tag, nachdem Mahmud Abbas Israels Angebot zurückwies, 125 palästinensische Gefangene im Austausch für nicht weniger als eine neue Runde von Friedensgesprächen freizulassen, die New York Times wieder einmal Israel für den derzeitigen Stillstand bei den Friedensgesprächen beschuldigt.

In einem Kommentar über den Levy-Bericht wird mit keinem Wort darauf hingewiesen, dass Abbas weitere Gesprächsangebote ausschlägt. Stattdessen lesen wir eine Litanei von Vorwürfen gegenüber Israel:

Die Hoffnungen der Palästinenser auf einen unabhängigen Staat schwinden mehr und mehr. Israel treibt den Bau neuer Siedlungen in der Westbank voran, dazu die Kontrolle über weitere Teile Ostjerusalem, das die Palästinenser als ihre Hauptstadt beanspruchen. Währenddessen werden Friedensgespräche – die beste Garantie für eine dauerhafte Lösung – immer aussichtsloser.

Nicht nur Palästinenser geben die Hoffnung auf. Israelis auf der Suche nach einer friedlichen Lösung des Konflikts haben auch wenig zu feiern. Und warum ist das so? Warum verlaufen die Friedensgespräche – die große „Garantie für eine dauerhafte Lösung“ – im Sand? Ganz einfach: die Palästinenser verweigern sich Gesprächen.

Und es kommt noch schlimmer. Ein paar Zeilen weiter unten heißt es in der NYT:

Nun, da Netanjahu die Koalition unter seiner Führung erweitert hat, gibt es keine Ausreden mehr dafür, seine kontraproduktive Siedlungspolitik zu beenden und seinen neuen politischen Einfluss zu nutzen, um ein Friedensabkommen mit den Palästinensern voranzubringen.

Wann wird die New York Times Abbas und die palästinensische Führung mit den gleichen Maßstäben beurteilen, wie sie das bei Netanjahu tut? Wann werden wir sehen, dass Leitartikler der New York Times den Palästinensern sagen, dass deren Entschuldigung für ihre stetige Zurückweisung von Verhandlungsgesprächen nicht mehr akzeptiert wird?

Nun, das ist nicht passiert, und es ist schwer abzusehen, ob es morgen eintrifft. Im Augenblick kann Israel es der New York Times-Redaktion nicht recht machen, die Palästinenser machen jedoch alles richtig.

Niederreißendes Bewusstsein für Häuserabrisse

7. Dezember 2011

HonestReporting Media BackSpin, 7. Dezember 2011

Welchen der drei folgenden Artikel halten Sie für einigermaßen berichtenswert?

a) Häuserabriss in Kenia: „Wir alle tragen Schuld an der Korruption (Wohnungen und Geschäftshäuser, die illegal auf dem Flughafengelände gebaut wurden).

b) Cleveland wird das Wohnhaus eines Serienmörders abreißen („Ein wichtiger Schritt, um unsere Gemeinschaft zu heilen“).

c) Israel lässt zwei Häuser in Ostjerusalem abreißen ( wurden illegal errichtet).

Der Abriss von zwei illegal errichteten ganz gewöhnlichen Häusern (was bedeutet, dass sie ohne Genehmigung gebaut wurden und / oder auf israelischem Staatsgebiet hochgezogen waren) bedarf nicht internationaler Nachrichten, wenn man von normalen journalistischen Standards ausgeht.

Wieder einmal ein Beispiel für überzogene Berichterstattung zu Israel ?!

Leseempfehlungen, 28. September 2011

28. September 2011

HonestReporting Media BackSpin, 28. September 2011

Was lesen Sie, bevor Ihr Arbeitstag beginnt?

Abbas schlägt wild um sich – Trotz Belobigungen hat Mahmoud Abbas einen härteren Monat als die Red Sox.

Bleibt (ist) die ‘Palästinensische Frage’ immer noch eine palästinensische? – Ein verärgerter palästinensischer Unterstützer sieht es richtig, wenn er vom „Palästinensischem Frühling“ spricht.

Ostjerusalemer Palästinenser gehen davon aus, dass der UN-Vorstoß sie nicht tangiere; viele von ihnen bevorzugen die israelische Staatsbürgerschaft – Die palästinensische Autonomiebehörde [PA] fordert, dass Jerusalem die Hauptstadt eines palästinensischen Staates werden müsse – gegen die Auffassung eines überwiegenden Teils der palästinensischen Einwohner.

Al Jazeera-Journalist gibt zu, dass er für die Hamas gearbeitet hatte – Samer Allawi sagte gegenüber israelischen Sicherheitskräften aus, dass er versuchte, seine Arbeit zugunsten der Hamas einzusetzen.

TIME interviewt den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan – Erdogan sagt, dass UN-Sanktionen gegenüber Israel einen Friedensprozess vorangebracht hätten.

Berichterstatter in Gaza sind auf „Sponsoren angewiesen, die von der Hamas akzeptiert werden – keine einfache Lösung für einen schwedischen Journalisten, dem eine Einreise nach Gaza verwehrt worden war, nachdem sein Fixer von der Hamas kein Einreisevisum bekommen hatte.

(Bild via Flickr/inju)

Hintergrundbericht – Making of Jerusalem: Die Medienmythos von den zwei Städten

22. Mai 2011

HonestReporting Media BackSpin, 22. Mai 2011

Anlässlich der Veröffentlichung des neuesten HR-Videos Jerusalem: Der Medienmythos von den zwei Städten und der Einführung unserer neuen Facebook-Community-Seite The History of Jerusalem Did Not Start in 1967 traf ich [Alex Margolin] mich mit HR-Redakteur Yarden Frankl, um über die Entstehung des Films zu sprechen.

Warum hast du dich dafür entschieden, die Jerusalem-Frage gerade jetzt zum Thema zu machen?

Die Stadt Jerusalem steht im Mittelpunkt jeder Geschichte über den Friedensprozess. Aber in der Regel sind die Berichte der Medien derart oberflächlich, dass sie letztlich ihre Leser mehr in die Irre führen als sie zu informieren.

Sie haben die populäre, aber falsche und schädliche Sicht entwickelt, es hätte in Ostjerusalem keine jüdische Geschichte gegeben.

Aus solch’ öffentlicher Wahrnehmung speisen sich Kampagnen, die zum Ziel haben, Israel zu delegitimieren. Wir dachten, dass es wichtig ist, eine Art Nachschlagewerk zu schaffen, um alle Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.

Du sprichst an, dass die Geschichte Jerusalems nicht im Jahr 1967 begonnen hat. Was meinst du damit?

Wenn die Medien Phrasen verwenden wie „Ostjerusalem, das von Israel im Jahr 1967 erobert wurde…..“, führen sie die Leser in die Irre.

Diese Formulierung setzt voraus, dass israelische Ansprüche auf das Gebiet nur bis 1967 zurückreichen würden und auf militärischer Eroberung basieren. Sie ignoriert die Tatsache, dass die Stadt – darunter der Teil, der manchmal als arabisches Ostjerusalem bezeichnet wird – tausende Jahre jüdischer Geschichte aufweist. Wenn man über Jerusalem allein wegen der Ereignisse um 1967 spricht, ignoriert man die wahre Geschichte.

Du hast zwei jüdische Flüchtlinge interviewt, die im Jahr 1948 aus der Jerusalemer Altstadt geflohen waren. Worin liegt die Bedeutung ihrer Berichte?

Einer von ihnen brachte es am besten zum Ausdruck: „Die Welt weiß von den arabischen Flüchtlingen aus dem Jahre 1948. Doch es gab auch jüdische Flüchtlinge. Ich weiß das, weil ich einer von ihnen bin.“ Wie viele Menschen wissen tatsächlich, dass tausende jüdische Bewohner der Altstadt von der Arabischen Legion aus ihren Häusern vertrieben wurden? Die Medien berichten so, als gäbe es keine jüdische Geschichte im östlichen Teil der Stadt. Berichte wie der von dieser Frau werden ignoriert.

Dieses Video ist Teil einer Serie. Erzähl mir bitte mehr darüber und die nächsten Folgen.

Ziel der „Few Minutes of HonestReporting“-Videos ist, konsequent die Fragen zu beleuchten, die von den Medien falsch behandelt werden. Zukünftig wollen wir uns der Obsession der Medien widmen, Israel als Ursache der Instabilität im Nahen Osten sehen, dazu der fehlenden Anerkennung israelischer Friedensbemühungen und der unzutreffenden Darstellung Israels als „Apartheid“-Staat.

Versuchter Lynchmord als Einnahmequelle für Mainstream-Medien

18. Januar 2011

HonestReporting Media BackSpin, 18. Januar 2011

Wieder einmal lauerten Steinewerfer und palästinensische Fotografen einem israelischen Autofahrer auf. Ein Lynchmordversuch wie dieser bedeutet eine Einnahmequelle für alle Fotografen, die auf dem zweiten Bild zu sehen sind. Motto: „Hauptsache es fließt Blut“.

Rechneten die Fotoreporter damit, dass dem nächstbesten israelischen Fahrzeug etwas zustoßen könnte?

Jüdische Siedler, die mit ihrem Auto unterwegs waren, wurden von maskierten palästinensischen Jugendlichen mit Steinen beworfen, als sie durch das arabische Viertel Silvan in Ostjerusalem fuhren. Verletzte gab es nicht. 14. Januar 2011. (AFP/Getty Images)

Palästinenser bewerfen ein israelisches Fahrzeug im überwiegend arabisch bevölkerten Viertel Silwan in Ostjerusalem mit Steinen. Ein Sprecher der israelischen Polizei sagte, dass Sicherheitskräfte ins Viertel kamen, nachdem die palästinensischen Jugendlichen Steine auf das Fahrzeug geworfen hatten und dessen Scheiben zerstören. Verletzte gab es keine*. 14. Januar 2011. (Reuters/Amar Awwad)

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*Speziell wenn man sich das zweite Bild ansieht muss man sagen, dass es fast wie ein Wunder anmutet, wenn die Fahrzeuginsassen mit dem Leben davonkamen. Sehen Sie sich mal die Größe der Steinbrocken an. Das wiederum lässt darauf schließen, dass es sich nicht um eine Spontanaktion gehandelt haben kann, sowohl was das Verhalten der mordlüsternen Jugendlichen als auch die Anwesenheit der Journalisten betrifft, eher um eine Absprache. Letztere waren also mit Sicherheit auf den Anschlag vorbereitet – und wenn nicht, dann konnten sie sich mittels Knopfdruck wie bei Raumschiff Enterprise an den Ort des Geschehens beamen, was nach unseren irdischen physikalischen Gesetzen unmöglich ist.

Übrigens: ich zähle auf dem zweiten Bild 7 Fotografen. Sowas nennt man Arbeitsbeschaffung! Und vielleicht besitzt der eine oder andere dieser Sch…Kerle sogar noch eine israelische Akkreditierung. [bd].

Hinweis für EU-Gesandte: Palästinenser in Ostjerusalem wollen israelische Staatsbürgerschaft

12. Januar 2011

HonestReporting Media BackSpin, 12. Januar 2011

Eine Umfrage unter in Ostjerusalem wohnenden Palästinensern ergibt, dass eine große Anzahl gerne die israelische Staatsbürgerschaft hätte.

Lesen Sie mehr Details bei Pechter Mideast Polls sowie bei Jackson Diehl, der die Zahlen kommentiert. Etwa 270.000 Palästinenser leben in Ostjerusalem. Hier ein kurzer Überblick:

• „30 Prozent sagten, dass sie lieber Bürger eines Palästina in einer Zweistaatenlösung seien….“

• „35 Prozent gaben an, dass sie die israelische Staatsbürgerschaft wählen würden….“

• „40 Prozent sagten, dass sie erwägen würden, in ein anderes Viertel umzuziehen, um Bürger Israels statt Palästinas zu sein….“

• „….54 Prozent erklärten, dass sie nicht nach Palästina ausreisen würden, falls ihr Stadtteil Israel zuerkannt werden würde“.

Diehls Stellungnahme:

Die Gründe für diese Haltung sind sehr verständlich, wenn nicht sogar natürlich. Araber sagen, dass sie Israels Arbeitsangebote, seine Schulen, sein Gesundheitssystem und seine Sozialleistungen denen eines palästinensischen Staates vorziehen – und ihr Nationalismus ist nicht genug stark, diese Vorteile beiseite zu schieben, nur um in einem arabischen Land zu leben. Die Bewohner Ostjerusalems mögen Israel nicht besonders, wenn sie sagen, dass sie unter Benachteiligung litten. Aber es sieht so aus, als ob sie gerne annähmen, was Israel anzubieten hat.

Man sollte das mal den EU-Diplomaten mitteilen, die sich immer mehr in Ostjerusalem einmischen wollen.

UPDATE: Kurz nach Fertigstellung dieses Postings entdeckte ich einen zum Thema passenden Beitrag bei AP: Etliche Palästinenser in Jerusalem nehmen die israelische Staatsbürgerschaft an, um soziale Absicherung und Aufenthaltsrecht zu behalten:

Die Zahl derer, die die israelische Staatsbürgerschaft beantragt haben, ist noch gering – ein paar Hundert pro Jahr. Aber in den letzten Jahren kann man eine stetige Zunahme verzeichnen.

Innerhalb der letzten fünf Jahre beantragten etwa 3.000 Palästinenser die israelische Staatsbürgerschaft, und gut 2.300 erhielten sie, so das israelische Innenministerium. Die Zahl der Palästinenser, denen Israel die Staatsbürgerschaft zuerkannte, stieg jedes Jahr in diesem Zeitraum – von 147 im Jahr 2006 auf 690 im Jahr 2010.

Sabine Hadad, die Sprecherin der israelischen Einwanderungsbehörde, sagte, dass derzeit etwa 13.000 arabische Einwohner Ostjerusalems die israelische Staatsbürgerschaft besitzen, was ungefähr 5 Prozent entspricht.

Auch wenn die Zahlen, verglichen mit insgesamt 260.000 Palästinensern in Ostjerusalem, mager sind, zeigen sie doch eine unterschwellige Sorge um ihre Zukunft an.

Nachweihnachtlicher Morgen in Silwan

27. Dezember 2010

HonestReporting Media BackSpin, 27. Dezember 2010

Bei Betrachtung dieses Fotos von AFP/Getty (via IsraellyCool) war mein erster Eindruck, dass der Fotograf im Vordergrund wahrscheinlich von einem Stein aus einer Zwille getroffen werden sollte. So sieht also ein nachweihnachtlicher Morgen in Silwan aus.

Bei näherem Hinsehen jedoch wirkt die Schleuder zu klein und ein weiterer Jugendlicher im Hintergrund, der einen Steinbrocken in der Hand hält, scheint eher einen israelischen Polizisten bewerfen zu wollen. Zumindest die Gesichtsmaske kommt unangemessen groß raus.

Ein Fotograf macht Aufnahmen von palästinensischen Jugendlichen während kleinerer Zusammenstöße, die im Ostjerusalemer Viertel Silwan am 26. Dezember 2010 ausbrachen, als israelische Polizeikräfte die Sicherheitsmaßnahmen dort verstärkten, um Zusammenstößen nach einer verschärften Räumungsanordnung der Stadt gegenüber einer palästinensischen Familie vorzubeugen.

Was beschert uns der Weihnachtsmann in Ostjerusalem?

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Nachtrag [bd]:

Die Perspektive Kameramann-Angreifer passt sowieso nicht, weil der Mauervorsprung silhouettisch „abgesägt“ ist (Konturenverläufe beachten!). Das kann nie und nimmer eine gleiche Entfernung bzw. Perspektive sein. So viel weiß ich selbst als Amateurfotograf. Und ein wenig verstehe ich auch von Fotografie.

60 Minutes-Bericht aus Silvan

18. Oktober 2010

HonestReporting Media BackSpin, 18. Oktober 2010

Eben habe ich mir Lesley Stahls Bericht aus Silvan für die Sendung 60 Minutes angesehen. Im Großen und Ganzen nicht ganz so schlecht wie ich erwartet hatte.

Ich wünschte mir, sie hätte den palästinensischen Aktivisten zum illegalen Häuserbau seiner Kollegen befragt.

AP und die Hamas-Flügel

27. Juni 2010

HonestReporting Media BackSpin, 27. Juni 2010

Israel plant, die Hamasniks im Jerusalemer Gebiet auszuweisen, indem es ihnen das Aufenthaltsrecht entzieht. Mir gefällt die untenstehende AP-Textpassage überhaupt nicht, weil sie die Hamas als politische Organisation einstuft – nicht als terroristische.

Israel hat seit Eroberung und Annektion des Gebietes nach dem Nahostkrieg 1967 Tausende Palästinenser ihres Aufenthaltsrechts in Ostjerusalem beraubt. Menschenrechtsaktivisten sagten jedoch, dass Israel nie vorher Palästinensern wegen ihrer politischen Zugehörigkeit das Aufenthaltsrecht abgesprochen habe.

Mohammed Abu Tir, Mohammed Totah und Ahmed Atoun: sie alle sind Mitglieder des Palästinensischen Legislativrats, der enge Kontakte zur Hamas hat; Khaled Abu Arafa war Hamas-Minister für Jerusalem-Angelegenheiten. Aber ich glaube nicht an die dargebotene Unterscheidung der islamischen Organisation in bewaffnete und politische “Flügel“.

Scheich Ahmed Yassin selbst widerlegte diese Vorstellung, wie von Reuters zitiert:

„Wir können den Flügel nicht vom Körper trennen. Wenn wir das machen ist der Körper flugunfähig. Die Hamas besteht aus einem Körper.“

Britische Medien vergessen Israel für einen Tag

24. Juni 2010

HonestReporting Media BackSpin, 24. Juni 2010

Wow. Keine neuen Geschichten über Israel heute auf den Webseiten der BBC, der Times of London, des Independent, des Guardian, beim Daily Telegraf, bei Sky News, der Financial Times oder beim Economist.

England kam bei der Fußballweltmeisterschaft weiter, in Wimbledon wurde Geschichte geschrieben und der McChrystal-Fallout brachte Israel plötzlich für einen Tag aus den Schlagzeilen.

Aber warten Sie mal ab, bis die nächste Flotte anrückt….

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UPDATE 24. Juni:
Ein Leser wies mich darauf hin, dass ich ein BBC-Update übersehen hatte:

UN-Chef erklärt Häuserabriss in Ostjerusalem für “illegal”

Dies ist schon bemerkenswert: Journalisten sehen sich weder das Spiel England-Slowenien an, noch kämpfen sie um die neuesten Nachrichten zur nun unwahrscheinlich erscheinenden libanesischen Flottille.

Yahoo-Wetter regnet auf Jerusalem herunter

30. Mai 2010

HonestReporting Media BackSpin, 30. Mai 2010

Ungeachtet der Tatsache, dass es in Israel entweder heiß oder noch heißer ist, bevorzugt unser Chefredakteur, den Wetterbericht für Jerusalem auf seinem iPhone über die vorinstallierte Yahoo-Wetterabfrage abzurufen.

Aber übers Wochenende konnte er nicht herausfinden, wie die Wettervorhersage für Jerusalem aktualisiert werden kann. Es stellte sich heraus, dass die Funktion für die Wettervorhersage ungefragt in „Westjerusalem“ sowie „Ostjerusalem und Westbank“ aufgeteilt worden war. Sehen Sie sich die beiden Screenshots an:


„West-“ und „Ostjerusalem“ sind keine für sich allein stehenden Entitäten. Jerusalem war immer eine einheitliche Stadt – mit der einzigen Ausnahme 1948-1967, als Jordanien die östlichen Viertel der Stadt besetzte, wo sowohl Juden als auch Araber lebten.

Ich frage mich, was Yahoo Weather dazu veranlasst hat, es plötzlich der britischen Advertising Standards Authority nachzumachen, die sich darauf festgelegt hatte, dass Israel die Osthälfte Jerusalems nicht mehr als Teil des Jüdischen Staates bewerben dürfe.

Nur ein weiteres Beispiel also für den sanften, kriecherischen Dreh, die historischen Ansprüche der Juden auf Jerusalem anzufechten.

Stellen Sie sich die Schlagzeile vor, wenn Israel das getan hätte!

18. April 2010

HonestReporting Media BackSpin, 18. April 2010

Aus Voice of America:

In Kenia hat eine von der Regierung angeordnete Häuserabrisskampagne in der Küstenstadt Mombasa viele Menschen obdachlos gemacht. Menschenrechtsgruppen gehen davon aus, dass die Abrissaktionen Teil eines Regierungsvorhabens sind, oppositionelle Wähler im Vorfeld der diesjährigen Wahlen zu verdrängen….

Etwa 5.000 Leute sind nun obdachlos. Herr Khalifa sagte, dass viele in den Kirchen oder Moscheen oder in strömendem Regen auf der Straße der Stadt übernachten.

Können Sie sich die Schlagzeilen vorstellen, wenn Israel in Ostjerusalem Abrissaktionen in einer Größenordung wie dieser durchführte?

Westmauer No-Go-Zone für Werbung des Tourismus-Ministeriums

14. April 2010

HonestReporting Media BackSpin, 14. April 2010

Großbritanniens Advertising Standards Authority (ASA) zufolge ist die Westmauer eine No-Go-Zone für die Werbung des israelischen Tourismusministeriums.

Der Grund: Die ASA urteilte zugunsten eines Beschwerdeführers, der sagte, dass die Werbung „irreführend davon ausginge, Ostjerusalem sei Teil des Staates Israel“. Der Beschluss las sich dann so:

Wir verstanden darunter jedoch, dass der Status der besetzten Gebiete in der West Bank Gegenstand vieler internationaler Debatten war, und weil wir der Ansicht waren, dass die Werbeanzeige darauf abzielte, der Teil Ostjerusalems, der im Bild zu sehen war, solle Teil des Staates Israels sein, schlossen wir daraus, dass die Anzeige dazu dient, in die Irre zu führen.

Hier die diskutierte Anzeige.

Da sich die ASA bereits auf schlüpfrigem Terrain befindet: Wie lange wird es dann noch dauern, bis selbst die radikale Ansicht der PA-Medien übernommen wird, dass Israel nicht existiere?

Jerusalem an der Frontlinie der Medien

10. März 2010

HonestReporting Media BackSpin, 10. März 2010

Dazu wieder zwei neue medienkritische Beiträge von HonestReporting [In Englisch]:

(1) The Economist verdreht einen Plan der städtischen Behörden, das Leben der arabischen Bewohner angenehmer zu gestalten: Jerusalem on the Media Frontline

(2)  Einige Medien unterstellen fehlerhaft, Israel würde neue Siedlungen bauen: What New Settlement?

Intensive Nutzung der Gehwege Ostjerusalems

29. Juli 2009

HonestReporting.com Media BackSpin, 28. Juli 2009

Ich habe es satt von Ostjerusalem zu lesen. Es ist an der Zeit sich anzusehen, was dort los ist.

Aus Gründen der Bequemlichkeit beginnt die Wanderung dieses Morgens am Highway One, wo die Stadt eine Straßenbahn baut, die bis nach Shuafat und Pisgat Zeef verlaufen wird.

Dieser Abschnitt wird entlang der Autobahn gebaut, die von 1948 bis 1967 im Niemandsland zwischen Jerusalems israelischem und jordanischem Sektor liegt. Vor dem Unabhängigkeitskrieg von 1948 war die Stadt nie geteilt, also ist das Konzept eines „Ost-“ und eines „West“-Jerusalem relativ neu.

Hier gräbt die israelische Altertumsbehörde entlang der Trasse, bevor der Gleisbau beginnt.

Ich habe keinerlei Nachrichten über irgendwelche Funde gesehen. Aber im nahe gelegenen Viertel Shmuel HaNavi entdeckten Archäologen einen Steinbruch aus der Römerzeit, der Teil eines Netzwerks von Steinbrüchen im Umfeld von Jerusalem war. Ein solcher Steinbruch liegt neben dem US-Konsulat in Bab Az-Zahra, nur zwei Minuten zu Fuß von dem Ort, an dem ich gerade stehe.

Ich gehe weiter die Nablus Road hinab, bis ich am Grab der Könige ankomme. Hier wurden niemals irgendwelche König beerdigt, aber es wird weithin angenommen, dass einer von mehreren hier gefundenen Sarkophagen der Königin Helene von Adiabene gehörte, die um das Jahr 30 unserer Zeitrechnung zum Judentum konvertierte. Die Stelle gehört derzeit der französischen Regierung. Später erfuhr ich dann, dass es mir erlaubt gewesen wäre, das Grundstück zu betreten, wenn ich laut genug an das Tor gedonnert hätte.

Das Viertel Scheik Jarrah/Shimon HaTzadik liegt nur einen kurzen Gang von hier, aber ich wollte erst noch schnell am Orienthaus halten. Ich weiß nicht, welchen offiziellen (oder inoffiziellen) Status das Gebäude jetzt hat, also hatte ich keine Erwartungen daran, was ich vorfinden würde; ich kann nicht erklären, was ich sehe.

Hinter der Mauer waren weiße Fahrzeuge geparkt, alle deutlich mit UN-Aufklebern versehen. Oberhalb der Stufen zum Gebäude war lose eine blaue Flagge angebracht; ich nehme an, es war eine UNO-Flagge. Zwei Männer standen auf dem Parkplatz, ein dritter bewachte die Eingangstür selbst am oberen Ende der Treppe. Als sie sahen, dass ich mich anschickte, ein Foto zu machen, sagte mir einer der zwei Männer, Fotos seien verboten und begann auf mich zuzugehen – allerdings nicht auf eine offen feindselige Art.

Ich ging, kehrte aber noch einmal um und schaffte es, ein Foto zu machen, bevor eine andere Person – der Mann im Vordergrund – über die Straße brüllte, dass Fotos verboten seien. Dies ist das einzige Bild, das ich machen konnte.

Das Orienthaus war zuletzt 2007 in den Nachrichten, als Mahmud Abbas sagte, er wolle es wieder eröffnen. Israel schloss das Gebäude als offizielles Büro der PA in Jerusalem nach dem Selbstmord-Bombenanschlag auf die Sbarro-Pizzeria 2001, bei der 15 Menschen getötet worden waren.

Auf meinem Weg hinunter nach Scheik Jarrah/Shimon HaTzadik kam ich am American Colony Hotel vorbei. Es ist das Hotel, in dem Auslandsjournalisten am liebsten absteigen, was es zum Ground Zero für Medien-Gruppendenken in Israel und für opportunistische palästinensische Fixer macht. Ein schnelles Foto und ich bin wieder unterwegs.

Während ich die Hausnummern der Nablus Road herunterzähle, sehe ich ein Schild, das den Weg zum Grab von Shimon HaTzadik weist, vielleicht der letzte große Hohepriester der Zeit des Zweiten Tempels. Er wird in Ethics of Our Fathers (Die Ethik unserer Väter) zitiert, erschien Alexander dem Großen vor Schlachten und war eines der letzten Mitglieder der Großen Versammlung.

Seine Höhle ist zum Glück mit eine Klimaanlage ausgestattet, es gibt Energiesparlampen ohne Ende an den Steinwänden und den angebrachten Lichtinstallationen der unebenen Decke. Ein Schild warnt die Kohanim (Juden, die aus Priesterfamilien abstammen) aus Gründen der rituellen Reinheit,  an einem bestimmten Punkt nicht weiterzugehen. Die normale Zeit für das Frühgebet ist längst vorüber, aber zwei zu spät Gekommene schwingen vor dem grün-goldenen Ehrenmal vor und zurück. Daneben sitzen vier Männer, still ins Studium vertieft.

Oberhalb der Höhle liegt Nahalat Shimon, ein sauberer, wenn auch etwas wackeliger Komplex, in dem eine Handvoll Familien lebt. Ein Band kleiner israelischer Flaggen flattert über einem Spielplatz, alles unter dem wachsamen Auge eines Wachmannes am oberen Eingang des Gebäudekomplexes an der Nablus Road, an dem ich hinaus gehe.

Das nahe liegende Viertel Shimon HaTzadik wurde ursprünglich 1891 gegründet, fiel aber 1948 an Jordanien. Die Juden kamen nach der Wiedervereinigung Jerusalems 1967 zurück.

Als ich mich umsehe, stelle ich fest, dass ich mich nahe des höchsten Punktes von Scheik Jarrah befinde, und ich sehe ein Denkmal, das neben dem Abzweiger steht, wo die Nablus Road plötzlich nach links abbiegt und auch die Verbindung der Ölberg-Straße zur Rechten herstellt.

Warum dieses Denkmal?

Es befindet sich an einer Haarnadelkurve – auch als Nashashibi-Kurve bekannt, an der die Araber einen Konvoi zum Hadassah-Krankenhaus auf dem Skopusberg überfielen. Es war in jeglicher Hinsicht ein Massaker: 79 Ärtze und Krankenschwestern sowie die Haganah-Eskorte wurden getötet.

Das Denkmal befindet sich im Foto rechts. Das Taxi fährt links in die Fortsetzung der Nablus Road.

Das Denkmal befindet sich so nahe an der Straße, wo ich nicht das Gefühl hatte, sicher zu sein, als ich über längere Zeit davor stand und Autos furchtbar dicht hinter mir vorbeifuhren. Diese Abzweigung ließ es mir kalt den Rücken hinunterlaufen; er war tatsächlich der perfekte Ort für einen Hinterhalt.

Nach rechts abbiegend gehe ich die Ölberg-Straße entlang weiter den Hang hinauf. Ich finde mich alsbald gegenüber der Straße vom britischen Konsulat. Ein Union Jack weht an der Spitze eines stolzen Flaggenmastes; auf der staubigen Zufahrt lungern Sicherheitsleute zwischen dem Eingangstor und schweren Betonkübeln, deren kleine Blumen der Szene einen Hauch Farbe hinzufügen.

Ich weiß, dass ich mich sehr nahe am Shepherds Hotel befinde: das britische Konsulat machte das erste Aufhebens darum und sorgte dafür, dass das Projekt Washingtons missbilligende Aufmerksamkeit erregte – Juden ziehen jetzt in ihr eigenes Viertel. Ich folge der Kurve, die die Straße macht und sehe das Shepherd Hotel.

Und es lohnt sich nicht, es sich anzusehen.

Das unscheinbare Gebäude steht auf einem Grundstück, das von verdorrtem, braunem Gras, Dreck, Steinen und ein paar Bäumen umgeben ist. In seinen besseren Tagen beherbergte es einen Wache der Grenzpolizei, aber die zog in ein neueres Gebäude am Highway One. Ein Auto und Baufahrzeuge sind vor dem Gebäude geparkt.

Dieses Gebäude wurde ursprünglich in den 1930-er Jahren für den Mufti von Jerusalem gebaut, den örtlichen Führer des palästinensischen Nationalismus und Nazi-Sympathisanten Hadsch Amin al-Husseini. Sollte es irgendwelche Arbeiter (oder Demonstranten) geben, war ich offenbar zu früh da. Ich sah nicht einen einzigen Menschen.

Auf der anderen Seite der Straße befindet sich ein Feld mit Olivenbäumen und einer schönen Sicht auf  Skopus- und Ölberg. Auch diese Gegend gehörte dem Mufti und ist als Weinberg des Muftis bekannt.

Als ich der Straße weiter folge, komme ich an einen Kreisverkehr und eine breite, modernere Straße, die mich in die allgemeine Richtung des Skopusberges bringt. Links vom Kreisverkehr liegt ein Regierungsbezirk, der nach Menachem Begin benannt ist, darin eine Polizeiwache und ein paar Ministerien. Auf meiner Seite der Straße befindet sich das Gesundheitszentrum von Scheik Jarrah, wo ich hoffe, einen Wasserspender zu finden und meine Flasche auffüllen zu können.

Vor dem Zentrum konkurrieren Autos – zumeist Subarus, wie man sie in der Umgebung von Jerusalem findet – mit gelben Nummernschildern um die wenigen Parkplätze. Ich finde ein modernes, sauberes Gebäude, das sich nicht von anderen medizinischen Zentren der Stadt unterscheidet. Schilder auf Arabisch und Hebräisch führen die Menschen in die richtigen Bereiche für Hörtests, Ultraschall-Untersuchungen, Pädiatrie, Bluttests, Physiotherapie usw.

Kein Wunder, dass erneutes Gerede über die Teilung Jerusalems vermehrte Anfragen von Palästinensern auslöst, die die israelische Staatsbürgerschaft erwerben wollen. Niemand will den Zugang zur israelischen Gesundheitsversorgung und andere soziale Leistungen verlieren.

Nach dem Auffüllen meiner Flasche finde ich einen Stuhl, auf dem ich eine Pause einlege, um die Klimaanlage zu genießen.

So geht die Nachbarschaft zum Teufel

27. Juli 2009

HonestReporting Media BackSpin, 27. Juli 2009

Nadav Shragai mit einer exzellenten Zusammenstellung zum Streit zwischen den USA und Israel wegen der Bautätigkeit in Jerusalem.

Sie enthält einen wichtigen Überblick über die Geschichte der Viertel Sheikh Jarrah und Shimon Hatzadik und die gemischte Demografie dort, dazu Beispiele ausländischer arabischer Investitionen im Areal.

Point of No Return nimmt Bezug auf die komplizierten Eigentumsverhältnisse im Viertel.

Das britische Konsulat in Jerusalem, auf dem Plan buchstäblich neben dem Shepherd Hotel gelegen, leistete nicht so viel Nachbarschaftshilfe, als es großes Tamtam wegen des Gebäudes veranstaltete.

Das letzte Wort soll diesem Video vorbehalten bleiben:

Sorgfalt den Stinkefinger zeigen

22. Juli 2009

HonestReporting Media BackSpin, 22. Juli 2009

Was hat ein ultraorthodoxer Demonstrant mit politischen Auseinandersetzungen über Bautätigkeiten in Ostjerusalem zu tun?

Lesen Sie dazu bitte das neue Kommuniqué von HonestReporting: Giving the Finger to Accuracy

In Zahlen: Illegaler Häuserbau in Jerusalem

13. März 2009

HonestReporting Media BackSpin, 12. März 2009

6.000 illegal gebaute Häuser in Ostjerusalem, mit finanzieller Hilfe der PA.

36.000 Baugenehmigungen, die von Jerusalem „für Wohnungseinheiten im arabischen Sektor“ bearbeitet wurden; mehr als genug, um die Bedürfnisse der arabischen Einwohner mit rechtlich einwandfreien Papieren bis zum Jahr 2020 abzudecken.

4-6 Wochen dauert es in der Regel, bis Juden und Araber eine Antwort auf ihren Bauantrag bekommen.

Seit 35 Jahren boykottieren die arabischen Bewohner Ostjerusalems die Kommunalwahlen.

230 illegale Baracken von den Behörden Mumbais allein am 4. März niedergerissen.

Eine unbekannte Zahl illegaler Gebäude, die in Jakarta und in Kampala zerstört werden.

Etwa 1,25 Millionen Menschen wurden gewaltsam aus ihren Häusern in Peking vertrieben, nachdem die Stadt 2001 die Olympiakandidatur gewonnen hatte.

Hunderte Millionen Dollar wurden ausgegeben, um „gezielte Kampagnen zur Finanzierung des massiv vorangetriebenen illegalen Häuserbaus im arabischen Sektor zu führen.“

Quellen: Justus Reid Weiner, IMRA

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