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Jahresrückblick der Mainstream-Medien

21. Dezember 2009

HonestReporting Media BackSpin, 21. Dezember 2009

Alljährlich im Dezember erscheinen in den Mainstream-Medien (MSM) ausführliche Rückblicke, Kommentare, Bilderserien etc. Im Bewusstsein, dass sich das Jahr 2009 dem Ende zuneigt, bedeutet das auch, dass man auf ein Jahrzehnt zurückblickt.

Schwer vorauszusehen, wie diese Erinnerungen an das abgelaufene Jahrzehnt verarbeitet werden. Tonfall und Zwischentöne dieser üppig bebilderten Artikel und Fotostories werden aber einigen Aufschluss darüber geben, wie erfolgreich Medien-Watchdogs und Blogger in den letzten Jahren gewesen sind. Letzte Woche  brachte Pesach Benson (HR) das ermutigende Beispiel von MSNBC zur Affäre Mohamed al-Dura.

Pesachs Kollege Mike Fegelman, der HonestReporting Canada leitet, gab diesen Denkanstoß, nachdem beide über solch einen Artikel wie den des erfahrenen Journalisten Neil MacDonald (CBC) diskutierten. In diesem Gedankenaustausch bei Headlines & Deadlines, dem Blog von HonestReporting Canada, sprach Fegelman einige überraschend positive, aber auch negative Beispiele in MacDonalds Berichterstattung an; die Verfasser von Informationsquellen für die Nachwelt hätten ihre Auffassung jederzeit leicht ändern können.

Sicher sind noch mehr Reviews der MSM-Medien in Vorbereitung. Glauben Sie, dass diese von Bedeutung sein werden und was erwarten Sie?

Neda und al-Dura: Vergleichbare Ikonen?

23. Juni 2009

HonestReporting Media BackSpin, 23. Juni 2009

Neda Agha-Soltan, die 27-jährige Frau, die von iranischen Sicherheitskräften erschossen wurde, ist zu einer mächtigen Ikone in der Demokratiebewegung geworden. Ihr Sterben wurde von Amateurvideos festgehalten, auf YouTube veröffentlicht und verursachte Empörung im Iran und weltweit.

Nun sehe ich, dass Neda mit einem anderen so genannten „Märtyrer“ verglichen wird – Mohamed Al-Dura. Die Financial Times ganz unverblümt:

Das Video über einen palästinensischen Mann, der im Jahr 2000 neben seinem 12-jährigen Sohn Muhammad Jamal Al-Durrah, von israelische Streitkräften erschossen wird, hat sich im Gedächtnis vieler Iraner eingegraben, da das Staatsfernsehen fortwährend die Bilder brachte, um die „Brutalität des zionistischen Regimes“ zu betonen.

Jetzt ist das islamische Regime selbst Gegenstand ähnlicher Beschuldigungen im eigenen Land und weltweit geworden, nachdem ein Video vom grausamen Sterben einer jungen Frau während der Niederschlagung des Oppositionsprotestes am Samstag im Internet verbreitet worden war.

Die Behauptung, dass die IDF Dura getötet hat, ist inzwischen widerlegt. Hier eine kleine Auswahl aufschlussreicher Enthüllungen zur Entwicklung:

• Die technischen Nachuntersuchungen eines Physikers und Ingenieurs warfen erste Fragen.auf.

• Die deutsche Dokumentation Three Bullets and a Dead Child kam zu dem Schluss, dass Dura nicht durch IDF-Feuer getötet worden sein konnte.

• James Fallows von The Atlantic kam zu dem Ergebnis, dass Israel nicht auf Dura geschossen haben kann.

Zwei unabhängige Journalisten, die eingeladen worden waren, das unveröffentlichte Video in seiner Gesamtlänge zu begutachten, kamen ebenfalls zu dem Schluss, dass Dura nicht durch IDF-Feuer getötet worden war.

Das französische Berufungsgericht urteilte, dass Philippe Karsenty rechtmäßig handelte, als er das France 2-Video zu Dura eine Täuschung nannte, nachdem Charles Enderlin (France 2) Karsenty wegen Verleumdung verklagt hatte.

So lange nicht nachgewiesen werden kann, dass Neda von Demonstranten entweder zu Propagandazwecken getötet wurde oder ihr Tod vorgetäuscht wurde – kaum vorstellbar – sollte man sie nicht mit Al-Dura-Vergleichen in den Dreck ziehen.

Ein Vorschlag, um dem Ikonenvergleich ein Ende zu bereiten: Benennt die Mohammad Dura Street in Teheran auf Nedas Namen um.