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Die Kunst der Fragestellung

1. September 2009

HonestReporting Media BackSpin, 1. September

Einige europäische Offizielle vermuten, dass Israel für das Verschwinden der Arctic Star gewesen sei, die kürzlich im Ärmelkanal aufgefunden wurde. Beleg dafür gibt es keinen, aber der Vorfall wirft etliche Fragen auf.

Ich bin beeindruckt, wie Time die Geschichte behandelt und Fragen zu Israel und Russland stellt – in verantwortungsbewusster Art und Weise. Unbestrittene Fakten werden herausgestellt, was nicht zutrifft wird eingeräumt und die Protagonisten im Original zitiert.

Und all dies ohne eine sensationell aufgemachte Doppelseite, die sich auf unbestätigte Behauptungen zu einem Vorfall aus dem Jahr 1992 stützten und zwischenzeitlich widerrufen wurden.

Memo an Donald-Bostrom, Jan Helin und Aftonbladet-Apologeten: Bei nicht vorhandenen Beweisen gibt es verantwortbare Wege für einen Journalisten, Fragen zu stellen.

„Wir haben nie gesagt, dass unserem Sohn Organe entnommen wurden“

25. August 2009

HonestReporting Media BackSpin, 25. August 2009

Diese schwedische Ritualmordlegende wurde weiter entzaubert, wenn Bilal Ahmed Ghanems Familie sagt, sie habe keinem Reporter erklärt, dass ihrem Sohn Organe entnommen worden seien.

Khaled Abu Toameh (Jerusalem Post) machte die Familie ausfindig:

Die Mutter verneinte, dass sie einem ausländischen Journalisten erklärt habe, ihrem Sohn seien Organe entnommen worden.

Jedoch sagte sie, sie schließe nun die Möglichkeit nicht aus, dass Israel den Palästinensern Organe entnommen habe.

Jalal sagte, er und andere Dorfbewohner könnten sich daran erinnern, dass sich während des Begräbnisses ein schwedischer Fotograf im Dorf aufhielt, der vor der Bestattung noch ein paar Fotos vom Leichnam schießen konnte. „Dies war das einzige Mal, dass wir diesen Fotografen sahen“, fügte er hinzu.

Ibrahim Ghanem, ein Verwandter Bilals, erklärte, dass die Familie dem schwedischen Fotografen niemals erzählt hätte, Israel habe Organe des Toten entwendet.

„Möglicherweise kam der Journalist zu dieser Schlussfolgerung, weil er am Körper Nahtstellen bemerkte. Aber was die Familie betrifft können wir sagen, dass wir nicht wissen, ob dem Körper Organe entnommen worden waren, weil wir keine Autopsie durchführen ließen. Wir bemerkten nur, dass Bilals Zähne fehlten.“

Soviel zu Bostroms vorherigen Ausrede, die sich selbst widerspricht:

„Ich gebe nur wieder, was andere Leute mir gesagt gaben.“

Auch Aftonbladet-Chefredakteur Jan Helin verteidigte Bostroms Artikel:

„Der Artikel stellt eine Frage: Warum ist dieser Leichnam geöffnet worden, wenn die Todesursache auf der Hand liegt? Dafür schulden uns die israelischen Behörden eine Antwort.“

Seit Aftonbladet die Vorwürfe erhoben hat, liegt die Beweislast bei der Zeitung. Israel ist nicht gezwungen, nachzuprüfen, ob etwas nicht stattgefunden hat, ob die Vorwürfe mit Leichenraub zu tun haben, ob sie mit 9/11 zusammenhängen, einem Mord an Arafat, Brunnenvergiftung, Tsunamis etc.

Stellen Sie sich schon mal’ auf ein Exklusivmärchen des Aftonbladet ein, in dem über Zionisten fabuliert wird, die Bilal Ghanems Zähne geklaut haben.