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Warum man der Brandstifter-Rhetorik gegen Israel noch entschiedener begegnen muss

11. März 2013

HonestReporting Media BackSpin, 11. März

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, der kürzlich Israel-Bashing zum Spektakel für Israel-Hasser erhoben hat, sorgte für Stirnrunzeln, als er Zionismus ungeniert als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ bezeichnete. US-Außenminister John Kerry äußerte milden Protest mit der Bemerkung „Wir stimmen mit ihm nicht nur nicht überein. Wir fanden es anstößig“, und er fügte hinzu, dass dadurch die Friedensarbeit erschwert werden könnte.

Auch wenn Kerrys Kommentare schwach ausfielen waren sie lobenswert, wenn es nach dem Autoren und Kommentatoren Shmuley Boteach ginge, weil sie einen der wenigen Momente repräsentierten, in denen ein hochrangiger Politiker Anstrengungen unternommen hatte, Erdogans widerwärtiger Rhetorik überhaupt zu widersprechen.

Boteachs wichtigeres Anliegen jedoch verdient größere Aufmerksamkeit – die meist ausbleibende israelische Reaktion auf verbale Verletzungen über viele Jahre hinweg, die ihm von seinen Feinden und ihren Unterstützern zugefügt worden ist, spielt eine Schlüsselrolle dafür, dass Israel heute ein so schlechtes Standing hat.

Ich bin ganz entschieden der Meinung, dass das Hinwegsehen über antiisraelische Hassrhetorik genau das ist, was zu jener globalen Delegitimierung Israels, unter der wir heute so schwer leiden, geführt hat. Der jüdische Staat tappte nicht nur in eine Falle von Bomben- und Raketenkriegen, sondern in erster Linie in einen Krieg der Worte und ihrer Interpretationen. Seine wichtigsten Verteidigungsmaßnahmen können nicht mehr allein von Panzern und Kampfhubschraubern wahrgenommen werden, sondern müssen auch Eloquenz, klares Ausdrucksvermögen und faktische Sprachkompetenz beinhalten.

Wie konnte Israel, die einzige Demokratie in Nahost, die die Rechte der Frauen, Homosexuellen und aller anderen Gruppen respektiert,  zu einer der meist verleumdeten und verhassten Nationen der Erde werden? Wie kann es sein, dass Israel nach einer weltweiten Umfrage unter Bürgern von 22 Ländern (durchgeführt von Globescan), eine ebenso negative Bewertung erhält wie Nordkorea (50) und sogar negativer wahrgenommen wird als der Iran, wo Frauen zu Tode gesteinigt werden?

Die Antwort darauf ist, dass Israel dafür bezahlt, dass es seit Jahrzehnten gegen die verbalen Attacken auf seine Reputation stets kaum reagierte. Israelische Hasbarah* wurde nicht deshalb zum Flop, weil Israel nicht kommunizieren konnte, sondern weil es die Bedeutung von Begriffen/Worten falsch einschätzte. Während Israel sein hochentwickeltes Radar und den Raketenabwehrschirm “Iron Dome“ aufbaute, rekrutierten die Araber eine globale Armee sprachgewandter Aktivisten an den Universitäten, bei der BBC und CNN. Arabische Führer, die als vermeintliche Verbündete Israels angesehen wurden, diffamierten Israel tagtäglich bei der UNO. Und es dauerte nicht lange, bis Israel – gehetzt und sich zurückhaltend – eine der großen Paria-Nationen dieser Welt wurde.

Deshalb geht es jetzt haupotsächlich darum, die wachsende Delegitimierung [Israels] zu bekämpfen und zurückzuweisen und eine Armee der Krieger des Wortes aufzustellen, die sich für die Macht der gesprochenen Wahrheit und für Israels Sache einsetzt.

Im Kampf um die Herzen und Köpfe wird es niemals einen Waffenstillstand geben. Sehen Sie sich die Aktivitäten an, die an Universitäten im Namen der Israel Apartheid Woche stattfinden, oder die ständigen Attacken der BDS-Bewegung. Wir müssen für Israel mit der gleichen Hartnäckigkeit eintreten, wie es Israels Gegner tun, wenn sie es delegitimieren wollen.

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*Israelische Aufklärungs- und Informationspolitik.

Mitbegründerin der Israel Apartheid Woche: „Lediglich Propaganda“

21. März 2011

HonestReporting Media BackSpin, 20. März 2011

Die Israel Apartheid Woche (IAW) ist nur Propaganda, aber nehmen Sie mich nicht beim Wort. Hier IAW-Mitbegründerin Judy Rebick ztiert*:

Schlüsselauszug:

Es hat was von Brillanz, von Propaganda-Brillanz, wenn man Israel einen Apartheid-Staat nennt. Denn jedes Mal bringen diese Leute einen Antrag im Parlament und beim Gesetzgeber ein oder versuchen dich auf andere Weise mundtot zu machen, also, dass man sagen müsse, Israel wäre kein Apartheidstaat. Man soll sagen, es wäre Verbreitung von Hass, wenn man sagte, Israel wäre ein Apartheid-Staat….

Zurzeit ist es wirklich eine brillante Propagandataktik, weil sie immer vertrauter wird. Etwas, das die Mainstream-Medien verbieten wird zur vertrauten Phrase.

Jetzt wissen Sie Bescheid.

(Hattip: The Propagandist)

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*Die schlechte Tonqualität bitte ich zu entschuldigen.

Zusätzlicher Hinweis: Ausführlicher Beitrag zur IAW-Veranstaltung in Toronto bei Blog Wrath. Judy Rebick ist so etwas wie die kanadische Felicia Langer. [bd]

Ignoranz als Voraussetzung für die Israel-Apartheid-Woche

7. März 2011

HonestReporting Media BackSpin, 7. März 2011

Der eigentliche Grund für die Israel-Apartheid-Woche….

Arabischer Aufstand drängt palästinensische Intelligenzija in die Defensive

28. Februar 2011

HonestReporting Media BackSpin, 28. Februar 2011

Meine Antennen stellten sich auf, als ich heute Morgen Dr. Ahmed Tibis Versuch einer Schadensbegrenzung wahrnahm. Wie bekannt ist, weilte Tibi letztes Jahr zu Besuch in Libyen. Eine Delegation arabisch-israelischer Führer war von Oberst Gaddafi auf Staatskosten eingeladen worden.

Dieser Tage sind lateinamerikanische Autokraten die Einzigen, die Gaddafi für cool halten; Und Tibi weiß, dass es Erklärungsbedarf gibt. Er erzählte Haaretz:

„Ich gebe zu, dass die Verbindung zur arabischen Welt auch nichtdemokratische Regime einschließt. Es gibt jedoch einen Unterschied, ob ich Regime besuche und ihnen gegenüber loyal bin oder ob ich mich diesem oder jenem Regime gegenüber kriecherisch verhalte. Ich sage klar und eindeutig, dass ein Besuch weder Ausdruck der Unterstützung für Gaddafi noch für die Politik Libyens ist – und so haben wir es dort angesprochen. Zum Beispiel habe ich persönlich Kritik an der Rückständigkeit in der Welt als Folge bestimmter Regimes geübt, und an der Tatsache, dass den Bürgern keine Rechte gewährt werden.“

Ach so.

Das passt nicht zur vernichtenden Kritik an der wehleidigen Gruppe um Tibi. Der angesehene drusische Lyriker Salman Mashala schrieb:

Aber Wunder über Wunder, plötzlich kamen sie alle zusammen, um eilends die Gastfreundschaft keines anderen als Muammar al-Gaddafi zu genießen, des Mannes, der mehr als sonst jemand die hässliche Seite der arabischen Regimes verkörpert – die Stammesherrschaft. Dieses launische und unberechenbare Individuum kann in einem Atemzug dies und im anderen genau das Gegenteil sagen, und niemand wird es wagen, ihn um Erklärung zu bitten, aus Angst, dass es die letzte Frage sein könnte, die er gestellt hat.

Nach einem von ihrem Gastgeber aufgetischten Mahl kamen die kriecherischen Reden, die all jene müden alten Parolen der Superlative beinhalten, die Despoten niedrigster Provinzialität gerne über sich hören wollen….

Es muss laut und deutlich gesagt werden: solche Reisen arabischer Repräsentanten zu arabischen Despoten, um vor ihnen einen Kota zu machen, sind nicht nur eine Beleidigung für die Intelligenz, sie schaden auch dem gerechten Kampf der arabischen Minderheit im Land [in Israel]. Allein schon dadurch, dass sie sich an solche Orte begeben und überhaupt sagen, was sie sagen, verstärken sie die Ablehnung im Mainstream der israelischen Gesellschaft – die Ablehnung, gegen die sie jahrelang einen gerechten Kampf geführt haben. Indem sie der Versuchung einer Einladung durch arabische Diktatoren, wer immer diese auch sind, nicht widerstehen, werden sie zu Handlangern dieser Diktatoren.

Womit wir bei Edward Said* sind. Was hätte der verstorbene palästinensische Denker über die Aufstände in der arabischen Welt gesagt?

Es stellt sich heraus, dass Said nichts über eine arabische Demokratie gesagt hat. Null. Dazu David Burchell:

Said selbst hatte sich perfekt an die Erfordernisse unserer Zeit angepasst: Obwohl er sein ganzes Erwachsenenleben in Manhattan verbracht hatte, erweckte er den Anschein, die authentische Stimme der arabischen Opferrolle einer Intelligenzija anzubieten, die danach verlangt, alles, für das ihre eigenen Länder standen, als einen Akt geistiger Selbstreinigung abzulehnen….

Saids Gefolgsleute sind wahrscheinlich weniger vertraut mit den Artikeln, die er über viele Jahre hinweg für die staatlich gelenkte ägyptische Presse geschrieben hatte – Artikel, frei von jeglicher Kritik an existierenden arabischen Regierungen, (schon gar nicht an der von Mubarak), dabei alle Probleme der arabischen Welt auf Aktionen der  beiden Bösewichte USA und Israel reduzierend. Sie werden sicher nicht überrascht sein zu hören, dass Said absolut nichts über Libyens absurden Mussolini-Nachahmer Gaddafi zu sagen hatte, außer dass er die USA mit Dreck bewarf, wenn sie auf diverse terroristische Provokationen reagierte.

Burchells Fazit:

Was offensichtlich scheint bei den jungen Libyern in den Straßen von Tobruk, Bengasi und Tripolis – wie bei den jungen Iranern und Ägyptern, und möglicherweise auch vielen Syrern und Saudis, ist, dass sie nichts mehr mit jenen elenden selbstsüchtigen Phantasien über arabische Opferrollen-Mentalität und zionistische Hexerei zu tun haben wollen**. Stattdessen wollen sie einfach nur leben – so, wie Said das Glück hatte, in einem „normalen“ Land zu leben, dessen Menschen mit Würde behandelt und deren Meinungen respektiert werden.

Der arabische Aufstand zerstört viele lang gehegte Vorstellungen über eine zentrale Rolle des israelisch-palästinensischen Konflikts für die regionale Stabilität und die arabische Würde. Das wirft eine Menge unangenehme Fragen für die palästinensischen Intellektuellen und all’ diejenigen auf, die sich auch an einer Delegitimierung Israels beteiligen.

Und das alles gerade jetzt, wo wir uns mitten in der höchst interessanten Israel-Apartheid-Woche (hier in der Schweiz) befinden. Allgemeine Info zur IAW aus dem Jahr 2010 bei Hagalil.

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*Keine Überraschung: Said war eng mit Daniel Barenboim befreundet. Er gründete mit ihm das West-Eastern Divan Orchestra.

**Da ist Burchell für meinen Geschmack doch sehr optimistisch, weil bisher viel zu wenig Zeit für eine Beurteilung vergangen ist. Wir wissen aber, dass sich die muslimischen Gruppierungen [noch] relativ bedeckt halten. Das war 1979 im Iran ähnlich. Da schlug man auch erst nach 6 Monaten zu, nachdem sich alle anderen Gruppen zerstritten hatten.

Zwei radikale Varianten, mit der Israel-Apartheid-Woche umzugehen

4. März 2010

HonestReporting Media BackSpin, 4. März 2010

Wie man die Bösartigkeit der Israel-Apartheid-Woche kontert.

1) In der Toronto Sun schreibt Lorrie Goldstein ironisierend:

Alles, was wir tun sollten, ist, jeglichen Universitätsrektoren mit Enthauptung zu drohen, die solch eine Beleidigung des jüdischen Staates, also folglich des Judentums und unseres Gottes, auf ihrem Campus zugelassen haben.

Unsere Rabbiner könnten über sie ein öffentliches Todesurteil verhängen und die Juden darin bestärken, dass die Tötung dieser Ungläubigen ein Segen wäre und ihnen einen Platz im Himmel sicherte, falls sie dabei ums Leben kämen.

2) Der palästinensische Journalist Khaled Abu Toameh:

Es ist schwer vorstellbar, dass die Organisierung solcher Events wie der „Israel-Apartheid-Woche“ (IAW) an einer Universität der palästinensischen Sache dienen kann. Gibt es nicht bereits genug antiisraelische Hetze, die von arabischen und islamischen Medien ausgespuckt wird?….

Anstatt Geld und Anstrengungen in die Israel-Apartheid-Woche zu investieren könnten die selbsternannten „Pro-Palästinenser“ z.B. Lehrer in palästinensische Dörfer und Flüchtlingslager entsenden, um jungen Palästinensern Englisch beizubringen. Oder sie könnten eine andere Delegation in den Gazastreifen schicken, um die Menschenrechtsverletzungen der Hamas-Behörden zu dokumentieren und den palästinensischen Frauen dabei zu helfen, den muslimischen Fundamentalisten die Stirn zu bieten, die deren Rolle auf Küche, Kinder und Sorge für ihren Ehemann eingeschränkt sehen wollen.

Hier ein Vorschlag: Ersetzen wir die Israel-Apartheid-Woche durch eine Palästina-Demokratiewoche, in der die Palästinenser angehalten und ermutigt werden, das Ende finanzieller Korruption und miserabler Regierungsarbeit zu fordern.

Wie schlimm ist es mit der IAW geworden? Jetzt sind wir schon so weit, dass jüdischen Studenten an der University of Manitoba geraten wird, den Campus zu meiden, was Unterrichtsausfall zur Folge hat. Und ein ehemaliger jüdischer Absolvent der University of Toronto gab aus Protest seine akademischen Titel zurück.

Hat sonst jemand zündende Ideen?

UPDATE 4. März: Ehre, wem Ehre gebührt: Studentin Roberta Goldman von der Brown University liegt auf Toamehs Wellenlänge.