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BBC: Holocaust-Leugnung oder Philosophie?

18. Juni 2012

HonestReporting Media BackSpin, 18. Juni 2012

Die BBC berichtet über den Tod des französischen Holocaust-Leugners Roger Garaudy:

Angesichts Garaudys zweifelhaftem Ruhm oder besser gesagt dessen Schande als verurteiltem Holocaust-Leugner: Warum bezeichnet ihn die BBC als „Philosophen“?

Auch eine Erwähnung wert: Während diese Geschichte in der Rubrik „Europa“ erschien, konnte man sie auch als Headline in der Nahost-Sparte sehen (Unten rechts rot eingekringelt):

Warum verwendete die BBC hier eine akkuratere Überschrift? Aber noch wichtiger ist die Frage, warum die BBC diese Geschichte in ihrer Nahost-Ausgabe brachte, obwohl sie überhaupt keinen Bezug zu Israel hat! Vielleicht zeigt dies eine oberflächliche Haltung bei BBC-Redakteuren, die nicht in der Lage sind, zwischen Juden und Israel zu unterscheiden.

Angesichts der Tatsache, dass viele Israel-Kritiker behaupten, das Land verdanke seine Existenz ausschließlich der europäischen Schuld am Holocaust anstatt irgendwelchen legitimen historischen und rechtlichen Ansprüchen, muss beunruhigen, dass unterschwellig vielleicht jemand bei der BBC diese Geschichte glaubt.

Hatz in Wisconsin

2. März 2010

HonestReporting Media BackSpin, 2. März 2010

The Badger Herald, unabhängiges Studentenblatt an der Universität Wisconsin-Madison, sorgte für großen Ärger, weil er auf seiner Webseite die bezahlte Anzeige eines Holocaustleugners veröffentlichte.

Die von Bradley Smith geschaltete Annonce verlinkt zu der niederträchtigen Webseite Committee for Open Debate on the Holocaust (CODOH). Ich möchte CODOH nicht den Gefallen tun und durch Angabe des Links die Zugriffe dort pushen.

Redakteur Jason Smathers verteidigte sein Vorgehen. Universitätsdekan Biddy Martin kritisierte zwar die Holocaustleugnung im Allgemeinen, schwieg sich aber darüber aus, ob man die Anzeige hätte veröffentlichen dürfen.

Eine Schande, dass weder Smathers noch Dekan Biddy aus dem Fall Harvard Crimson gelernt haben. Letztes Jahr entschuldigten sich die Crimson-Herausgeber dafür, ebenfalls für Bradley Smith eine bezahlte Annonce platziert zu haben.

Ein darauf Bezug nehmender Leserbrief im amtlichen Hochschulblatt Daily Cardinal argumentiert überzeugend, warum journalistische Ethik auch für Anzeigenschaltungen gilt. Studentin Rachel Racoosin:

Die Medienstatuten sowohl für The Daily Cardinal als auch The Badger besagen, dass sich die Zeitungen das Recht vorbehalten, jedwede Werbung zurückzuweisen, die als verleumderisch oder beleidigend eingestuft wird. Die CODOH-Annonce hat beleidigenden Inhalt, und trotz der eigenen Richtlinien des Herald bleibt er im Blatt. Beide Studentenzeitungen sind der Campus-Gemeinschaft gegenüber verpflichtet, ihre eigenen Grundregeln zu befolgen, um die journalistische Integrität zu bewahren.

Ich befürworte die Vorteile eines offenen Marktes der Ideen; eine geschaltete Werbung stellt jedoch keine Meinungsäußerung dar. The Badger Herald nahm in Kauf, dass sein Name mit CODOH in Verbindung gebracht wird und damit auch seine Leser – die Campus-Gemeinschaft – mit einer Webseite, auf der für die Holocaustleugnung geworben wird.

Mehr dazu im Madison State Journal (via Romenesko).

Crimson-Redakteure mit schlimmer Anzeigenpanne konfrontiert

10. September 2009

HonestReporting Media BackSpin, 10. September 2009

Gestern veröffentlichte Harvard Crimson* die Anzeige eines Holocaustleugners, der die Leser dazu aufrief, namentlich eine Person mit Nachweis anzugeben, die in den Gaskammern von Auschwitz ermordet wurde. The Crimson sagt, dass die Anzeige versehentlich veröffentlicht wurde.

Heute erschien ein Leitartikel mit dem Mea Culpa, das meiner Meinung nach bezeichnend für dieses Statement war:

Der Grund dafür, dass eine Werbeanzeige unangebracht war, die die Holocaustleugnung fördert, besteht nicht nur darin, dass sie viele auf dem Campus beleidigte, sondern mehr darin, dass er unsere Werten eines mannigfaltigen und offenen Charakters unserer Hochschulgemeinschaft widerspricht. Schließlich werden Inhalte, die manche verletzend finden, oft akzeptiert, und der verärgerte Leser ist ein unvermeidlicher Faktor bei Produktion und Konsum von Journalismus. Als Zeitung, die sich den höchsten Standards journalistischer Integrität verschrieben hat, scheut The Crimson selten davor zurück, bei Lesern anzuecken, die Anstoß an seinen Texten nehmen. Aber bei der Anzeige vom Dienstag verhielt es sich vollkommen anders. Sie war mehr als nur „beleidigend“ für einige Leser – sie war unwahr.

Anders als eine simple Beleidigung hat die Holocaustleugnung wesentlich tiefgreifendere Auswirkungen. Sie fördert Hass und könnte das psychologische und seelische Wohl Anderer in der Harvard-Community ernsthaft gefährden.

Glauben Sie, dass die arroganten Redakteure des Aftonbladet wirklich etwas über verantwortlichen Journalismus von The Crimson lernen würden? Neee.

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*Hochschulzeitung der Harvard University in Cambridge, Massachusetts

Drei Gründe, warum EL Mundos „Pressefreiheit“-Argument nicht zieht

3. September 2009

HonestReporting Media BackSpin, 3. September 2009

Die Samstagsausgabe von EL Mundo wird ein Interview mit David Irving bringen und kündigt den Holocaustleugner als „Experten“ zum Thema Zweiter Weltkrieg an.

Und wie Jerusalem Post berichtet, gebraucht das spanische Blatt die gleiche Entschuldigung wie die Aftonbladet-Redakteure: Pressefreiheit:

Pressefreiheit kann aber nicht reinwaschen.

1. Wie konnten EL Mundo-Redakteure die Tatsache ignorieren, dass Irvings Reputation als „Experte“ von einem britischen Richter, der ihn am Ende des Verleumdungsprozesses gegen Deborah Lipstadt gegen als „antisemitischen und rassistischen“ Holocaustleugner und „pro-nazistischen Scharfmacher“ bezeichnet hatte,  in alle Einzelteile zerlegt wurde?

2. Die Präsentation „unterschiedlicher Erzählungen“ ohne Realitätsbezug speist sich aus dem historischen Revisionismus stalinistischer Prägung und nicht, wie man vielleicht glauben möchte, aus „historischen Entwürfen“.

3. Die Behauptung, dass die Leser „selbst entscheiden können“, ist für eine Zeitung untauglich, deren Job es ist, „nur über Fakten“ zu berichten. Wie sollen Leser zu „begründeten Urteilen“ kommen, wenn sie falsch informiert werden?

Einst freute ich mich darauf, dass Irving in Vergessenheit geraten könnte – Deborah Lipstadt äußerte diese Hoffnung in einem heute ironisch anmutenden BBC-Interview. Aber diese Hoffnung basierte auf der Annahme, dass die Leute Irvings so genannte „Forschung“ mit der Verachtung strafen, die sie verdient. Ich rechnete aber nicht mit der Unzurechnungsfähigkeit von EL Mundo.

Facebook fördert Hassverbreitung

13. Juli 2009

HonestReporting Media BackSpin, 13. Juli 2009

Andre Oboler schreibt, dass Facebook zur Verbreitung von Hass beiträgt, weil es sich weigert, Gruppen auszuschließen, die den Holocaust leugnen.

Press TV geht mit schädlichem Unsinn hausieren

22. März 2009

HonestReporting Media BackSpin, 22. März 2009

Der britische Kolumnist Oliver Kramm zu Irans Press TV:

Aber die abstoßende Seite dieses Senders besteht nicht so sehr in der Eigenart seiner Produktionen wie in der Entschlossenheit, mit der er die schändlichsten Versatzstücke vorantreibt.

Auf seiner Webseite bringt Press TV einen grotesken Artikel des Astronomen Nicholas Kollerstrom, der vergangenes Jahr als Holocaustleugner entlarvt worden war. Kollerstrom behauptet, erklären zu können, dass „das angebliche Massaker am jüdischen Volk in den Gaskammern während des Zweiten Weltkrieges wissenschaftlich gesehen unmöglich durchführbar“ war.

Und es wird deutlich, für was der Sender steht: „Der Westen bestraft Menschen wegen ihrer wissenschaftlichen Untersuchungen zum Holocaust“ so im einführenden Absatz des Machwerks. „Aber die gleichen westlichen Länder erlauben, den Propheten und die Religion zu beleidigen.“

Press TV selbst hat sich hervorgetan, als er eine Story brachte, über die keine angesehene Nachrichtenagentur berichtet hatte: eine angebliche CIA-Studie, in der der Zerfall Israels innerhalb von 20 Jahren vorausgesagt wird. Einziger in dieser Studie zitierter Fachmann war der „internationale Anwalt Franklin Lamb“. Lamb ist politischer Aktivist, der von Al-Manar, dem Fernsehsender der Hisbollah im Libanon, als Mann beschrieben wird, der „unermüdlich ist in seiner Unterstützungsarbeit für die gerechte Sache des Widerstands der libanesischen Bevölkerung“.

Kollerstroms Pseudoforschung und gelegentliche Auftritte der Neonazistin Lady Michelle Renouf waren ursächlich dafür ausschlaggebend, dass HonestReporting die Einladung Press TVs zu einem Podiumsgespräch (Thema: „Voreingenommenheit der Medien“) ausgeschlagen hatte.

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