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Hitlers palästinensischer Verbündeter: der Großmufti Amin Al-Husseini

18. Februar 2021

Akiva van Koningsveld, HonestReporting, 10. Februar 2021

Obwohl weniger bekannt ist als sein entfernter Cousin, der PLO-Gründer Yassir Arafat, spielte Jerusalems Großmufti Haddsch Amin al-Husseini (1897 – 1974) eine herausragende Rolle im Palästina vor 1948. Als einer der „Gründerväter“ des palästinensischen Nationalismus bleibt Al-Husseini eine in der palästinensischen Gesellschaft respektierte Persönlichkeit.

Der Großmufti – von PA-Präsident Mahmud Abbas als „Held“ und „Pionier“ gepriesen – gewann den Großteil seines berüchtigten Rufs allerdings als Nazi-Kollaborateur. Während des Zweiten Weltkriegs diente der Kleriker als arabischer Verbündeter und Propagandist des Dritten Reichs in Berlin; dort setzte er seine Kampagne antisemitischer Hetze fort, die er in Palästina begonnen hatte.

Amin al-Husseini: Schüren der Flammen judenfeindlicher Stimmung

Mohammed Amin al-Husseini wurde während der osmanischen Herrschaft über Palästina in eine wohlhabende und einflussreiche Familie geboren und sollte eine bedeutende Persönlichkeit in der palästinensischen Geschichte werden. Männliche Mitglieder seiner Familie hatten seit dem 18. Jahrhundert religiöse Schlüsselposten in Jerusalem inne. Die Familie hatte großen politischen Einfluss: Mehr als ein Drittel der Bürgermeister Jerusalems von 1877 bis 1914 waren Mitglieder des Husseini-Clans.

Amins Vater, der Mufti Mohammed Tahir al-Husseini, war einer der frühen lautstarken Gegner des Zionismus. Seine Bemühungen überzeugten 1897 den örtlichen Vertreter Konstantinopels den Verkauf von Land an Juden mehrere Jahre einzustellen. Im selben Jahr schlug er vor, dass die jüdischen Zuwanderer „vor der Vertreibung aller ausländischen Juden, die sich seit 1891 in Palästina neiderließen, terrorisiert“ werden.

Amin al-Husseini trat in die Fußstapfen seines Vaters und wurde im Alter von 20 Jahren in den arabischen Widerstand gegen den Zionismus involviert. Nachdem die Briten nach dem Ersten Weltkrieg die Kontrolle über Palästina übernahmen, organisierte er Kundgebungen gegen die Balfour-Erklärung. Eine seiner Reden schürte am 4. April 1920 die Flammen judenfeindlicher Stimmung, was in gewalttätigen Krawallen mündete. Als der Staub sich nach vier Tagen legte, waren fünf Juden und vier Araber tot. Weitere 211 Juden und 33 Araber blieben verletzt zurück.

Aus Angst vor Verhaftung für seinen Anteil an der Initiierung der Krawalle floh al-Husseini nach Syrien. Tatsächlich verurteilte ihn ein britisches Militärgericht zu zehn Jahren Gefängnis. Die Briten begnadigten ihn allerdings, was den Weg für seine Rückkehr nach Jerusalem ebnete. Nur wenige Monate später, nach dem Tod seines Bruders, krönte der britische Hochkommissar Sir Herbert Samuel Amin al-Husseini zum Mufti von Jerusalem. Als ein Jahr später der oberste Muslimrat gegründet wurde, wurde er dessen Präsident, was ihm den Titel des Großmuftis einbrachte.

Die Briten glaubten, die Ernennung des jungen al-Husseini zum Großmufti, dem höchsten religiösen Amt, sei ein Weg in Jerusalem den Frieden zu erhalten. In einem Memorandum mit Datum vom 11. April 1921 berichtete Sir Herbert Samuel von einem Gespräch mit dem vorgeschlagenen Mufti:

„Er versicherte, dass der Einfluss seiner Familie und er selbst sich der Beibehaltung der Ruhe in Jerusalem verpflichtet seien und er fühle sich sicher, dass dieses Jahr keine Störungen zu befürchten seien. Er sagte, dass die Krawalle des letzten Jahres spontan und nicht vorbereitet gewesen seien.“

Geschichtsbücher zeigen, dass der Großmufti es versäumte seine Versprechen einzuhalten. Während seiner 15-jährigen Amtszeit stachelte al-Husseini zu gewalttätigen Kampagnen gegen jüdische Zivilisten und britische Beamte auf, die heftigsten waren die Krawalle von 1929 (zu denen das Massaker von Hebron gehörte) und der arabische Aufstand von 1936 bis 1939.

Der letzte Aufstand ließ die britische Polizei im Juli 1937 einen Haftbefehl für den Großmufti ausgeben. Nachdem er drei Monate lang im Felsendom Zuflucht gesucht hatte, floh al-Husseini erneut aus Palästina, diesmal in den Libanon. Seine Titel wurden ihm von den Briten aberkannt, bei den Arabern war er aber immer noch beliebt; von Exil in Beirut aus ermutigte der Rebellenführer weiter zu judenfeindlicher und britenfeindlicher Gewalt.

Der Mufti und Adolf Hitler

Allerdings gewann Amin al-Husseini den größten Teil seines berüchtigten Rufs, nachdem er das  Mandat Palästina verließ. Auf die Geschichte des relativ unbekannten Palästinenserführers wurde die internationale Presse 2015 aufmerksam, als der israelische Premierminister Netanyahu in einer Rede behauptete, al-Husseini habe Hitler zur Planung des Holocaust inspiriert.

Obwohl Holocaust-Forscher Netanyahus Version der Geschichte  widerlebten und Deutschland eine scharfe Rüge zu Netanyahus Anmerkungen ausgab, stimmen Experten zu, dass der Mufti bereits Unterstützung von ranghohen Vertretern des Dritten Reichs erhielt, als er sich noch in Jerusalem befand. Seine Kontakte zu Nazideutschland reichten bis 1933 zurück. Kaum zwei Monate, nachdem Hitler die Macht übernahm, traf sich Amin al-Husseini mit dem deutschen Konsul in der Heiligen Stadt. Bei dem Treffen sprach er beifällig von der judenfeindlichen Politik der Nazis und übermittelte seine Sorgen über die Zunahme der jüdischen Einwanderung aus Deutschland nach Palästina. Der deutsche Konsul fasste das Treffen wie folgt zusammen:

„Der Mufti machte mir gegenüber detaillierte Angaben dahingehend, dass Muslime innerhalb und außerhalb Palästinas das neue Regime in Deutschland begrüßen und auf die Verbreitung der faschistischen, antidemokratischen Führung in andere Länder hoffen.“

1939, nach einer weiteren Flucht, zog der Mufti vom Libanon in den Irak. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, stellte er sich eindeutig auf die Seite der Nazis, hoffte ihre Unterstützung für arabischen Nationalismus und die Vertreibung von Juden aus dem Nahen Osten sicherzustellen. In Bagdad unterstützte er im April 1941 einen deutschenfreundlichen Staatsstreich. Er zettelte auch ein Pogrom gegen die lokale jüdische Gemeinde an (den Farhud, von einigen „Iraks Kristallnacht“ genannt), während er gleichzeitig Nazi-Propaganda verbreitete. Im Gegenzug erhielt er finanzielle Unterstützung aus Berlin sowie Gelder aus dem faschistischen Italien.

Der Putsch scheiterte und al-Husseini zog weiter, ins von den Nazis besetzte Europa. Nach einem Zwischenstopp in Italien kam er im November 1941 in Berlin an. Einmal in Deutschland angekommen, boten die Nazis dem Großmufti mehrere Residenzen und ein monatliches Gehalt von 90.000 Reichsmark (zu einer Zeit, als die meisten Deutschen Berichten zufolge ein Jahreseinkommen von weniger als 1.500 Reichsmark hatten). „Die gewaltige Höhe von Husseinis Monatsgehalt deutet die Bedeutung an, die das Nazi-Regime ihm und seinem Gefolge zumaß“, machen Forscher geltend.

Während seines vierjährigen Aufenthalts in Berlin arbeitete der Mufti eng mit höchsten Vertretern des Dritten Reichs zusammen. Unter anderem traf er sich mit Außenminister von Ribbentrop und Adolf Eichmann, der für die Deportation der Juden in Vernichtungslager zuständig war. Al-Husseini hatte zudem mehrere Treffen mit SS-Chef Heinrich Himmler, dem Hauptarchitekten des Holocaust. 1943 schrieb der SS-Reichsführer al-Husseini einen Brief, in dem er die „jüdischen Eindringlinge“ beklagte und ihm seine „herzlichsten Grüße für die glückliche Durchführung Ihres Kampf [bis zum Endsieg]“ schickte.

Am 28. November 1941, nur wenige Wochen nach seiner Ankunft in der deutschen Hauptstadt, lud Adolf Hitler Haddsch Amin al-Husseini in sein Büro ein. Dieser erklärte dem Führer, dass die Araber Deutschlands „natürliche Freunde“ seien, weil sie dieselben Feinde wie Deutschland hätten: „die Engländer, die Juden und die Kommunisten“.

Die offizielle Mitschrift des Treffens besagt, dass Hitler dem Mufti versicherte, er werde „den Kampf zur totalen Vernichtung des jüdisch-kommunistischen Imperiums in Europa“ fortführen. Schließlich, wenn die deutsche Armee den Südausgang des Kaukasus erreichten würde, würde der Führer „der arabischen Welt zusichern, dass seine Stunde der Befreiung gekommen sei“ und dass „das unter dem Schutz der britischen Macht im arabischen Bereich hausende jüdische Element“ vernichtet wird.

Haddsch Amin al-Husseini inspiziert eine Einheit muslimischer Bosniaken im Dienst der Nazis (Fotoarchiv von Yad Vashem)

In seinen Jahren in Berlin trug al-Husseini sogar noch stärker zu den Kriegsanstrengungen der Nazis bei. Er rekrutierte und organisierte bosnisch-muslimische Bataillone für die Waffen-SS und versuchte die Achsenmächte zu überzeugen Tel Aviv zu bombardieren. Der Nazijäger Simon Wiesenthal unterstellt, dass der Mufti auch die Todeslager Auschwitz und Majdanek besuchte, aber Historiker haben diese Behauptung bestritten. Ein niederländischer Augenzeuge beschrieb jedoch, dass er den Mufti 1943 in Monowitz sah, einem Arbeitslager, das Teil von Auschwitz war.

Darüber hinaus setzte der Mufti seine rabiate antisemitische Hetze über Sendungen von Radio Berlin bis zum Ende des Krieges fort: „Araber, erhebt euch wie ein Mann und kämpft für eure heiligen Rechte. Tötet die Juden, wo immer ihr sie findet; das gefällt Allah, der Geschichte und der Religion. Das rettet eure Ehre. Allah ist mit euch“, hatte er Zitaten zufolge am 1. März 1944 gesagt.

„Als Held, der mit Hitlers Hilfe den Zionismus bekämpfte“

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs floh Amin al-Husseini nach Ägypten. In Kairo wurde ihm ein Heldenempfang bereitet. Hassan al-Banna, der Gründer der Muslimbruderschaft, bejubelte ihn als einen „Helden, der ein Imperium herausforderte und den Zionismus mit der Hilfe Hitlers und Deutschlands bekämpfte“. Al-Banna verkündete: „Deutschland und Hitler sind Vergangenheit, aber Amin al-Husseini wird den Kampf fortsetzen.“

Al-Husseini wurde zum Führer des Hohen Arabischen Rates und der Volkspartei Palästina gewählt und er sammelte Unterstützung gegen die Teilung des Mandats Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat. Nach Israels Sieg 1948 nahm der politische Einfluss des Muftis allerdings stark ab. Er starb 1974 in Beirut, ohne jemals wegen seiner Verbrechen vor Gericht gestanden zu haben. Obwohl allein schon seine Propaganda-Sendungen eine Anklage bei den Nürnberger Prozessen gerechtfertigt hätte, entging er der Gerechtigkeit.

„Während Husseinis Einfluss auf die Entscheidungsfindung der Nazis beschränkt war, war seine Bedeutung für das Nazi-Regime beachtlich“, schlossen Experten zu deutscher Geschichte. Als einflussreicher arabischer Führer und Nazi-Propagandist war ein Komplize beim systematischen Mord an Juden während des Zweiten Weltkriegs. Trotzdem bleibt er bei den Palästinensern eine verehrte Persönlichkeit. Der Großmufti wird in Schulbüchern immer noch positiv dargestellt und Kinder werden gelehrt zu ihm als Held aufzuschauen.

„Die Beweise für seine Kollaboration mit den Nazis wurde entweder vergessen, ignoriert oder als eine Form gerechtfertigten Antikolonialismus im Verbund mit Nutzen, nicht gemeinsamer ideologischer Leidenschaft gegen einen gemeinsamen Feind gerechtfertigt“, schrieb Prof. Jeffrey Herf, führender Wissenschaftlicher in diesem Bereich, 2014.

Bild: Heinrich Hoffmann Collection/Wikipedia

In Erinnerung an die Opfer des Massakers von München 1972

17. Juli 2019

Pesach Benson, HonstReporting, 14. Juli 2019 (übernommen von Roland M. Horn)

Das Münchner Massaker bei den Olympischen Spielen 1972 war einer der schockierendsten Terroranschläge gegen Israelis aller Zeiten.

Am frühen Morgen des Montag, 4. September, schlichen sich acht Palästinenser der Terrorgruppe Schwarzer September in Trainingsanzügen in das Münchner Olympiadorf. Sobald sie drinnen waren, brachen sie in die beiden Wohnungen des israelischen Teams in der Connollystraße 31 ein.

Zwei der Israelis, Moshe Weinberg und Yossi Romano, wurden getötet, als sie sich gegen die Terroristen wehrten. Der Schwarze September forderte daraufhin die Freilassung von 234 palästinensischen Gefangenen durch Israel und von Kozo Okamato (dem einzigen Terroristen, der das Massaker am Flughafen Lod Anfang des Jahres überlebt hatte) von der japanischen Roten Armee. Die Terroristen forderten auch die Freilassung der in Westdeutschland inhaftierten RAF-Gründer Andreas Baader und Ulrike Meinhof.

Vorlauf zum Münchner Massaker

Ein Terrorist bei den Olympischen Spielen 1972 in München

Deutsche Unterhändler neigten dazu, den Forderungen der Terroristen nachzugeben, doch israelische Beamte gingen härter vor und bestanden darauf, dass Kapitulation mehr Terror ermutigen würde. Premierministerin Golda Meir sagte: „Wenn wir nachgeben sollten, kann kein Israeli auf der Welt sich sicher fühlen.“

Die Spiele wurden nach den Morden an Weinberg und Romano 12 Stunden lang fortgesetzt. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) setzte die Spiele unter zunehmendem Druck aus. (Der Wettbewerb wurde 34 Stunden später fortgesetzt.)

Die westdeutsche Polizei versuchte, die Geiseln zu retten, indem sie die Terroristen auf dem nahe gelegenen Flugplatz Fürstenfeldbruck überfiel. Doch sie waren sehr schlecht vorbereitet und der Plan wurde schlecht ausgeführt. Während der folgenden Schießerei wurden die neun hilflosen Israelis, die auf zwei Hubschrauber verteilt waren, durch palästinensische Schüsse und Granaten ermordet. Daher der Name Münchner Massaker.

Bei der Schießerei wurden fünf Terroristen und der deutsche Polizist Anton Fliegerbauer getötet.

Nach dem Münchner Massaker

Die toten Terroristen – identifiziert als Yusuf Nazzal, Afif Ahmed Hamid, Khalid Jawad, Ahmed Chic Thaa und ihr Kommandeur Luttif Afif – erhielten in Lybien ein Heldengebräbnis.

Etwas mehr als einen Monat nach dem Münchner Massaker haben die Sympathisanten des Schwarzen September die Freilassung der verbleibenden drei Terroristen durch die Entführung des Lufthansa-Flugs 615 sichergestellt. Zwei der drei überlebenden bewaffneten Männer, Mohammed Safady und Adnan Al-Gashey, wurden angeblich vom Mossad im Rahmen der „Operation Wrath of God“ (Gottes Zorn) getötet. Vom dritten, Jamal Al-Gashey, wusste man, dass er noch1999 lebt und sich in Nordafrika oder in Syrien versteckte, weil er israelische Vergeltung für seine Rolle beim Münchner Massaker fürchtete.

Nach der Veröffentlichung von Steven Spielbergs Film „München“ im Jahr 2005 erklärte der Drahtzieher des Anschlags, der Führer des Schwarzen September Mohammad Daoud Odeh (alias Abu Daoud), gegenüber Sports Illustrated, dass der Angriff von Mahmoud Abbas finanziert wurde. Daoud starb 2010 in Damaskus an Nierenversagen.

Fünf der Märtyrer des Münchner Massakers, Andre Spitzer, Amitzur Shapira, Kehat Shorr, Elieser Halfin und Mark Slavin, wurden gemeinsam auf dem Kiryat Shaul-Friedhof in Tel Aviv beigesetzt. Ein anderer gefallener Athlet, der US-israelische Doppelstaatsbürger David Berger, wurde in seiner Heimatstadt Cleveland beigesetzt, wo eine Skulptur aus zerbrochenen olympischen Ringen vom National Parks Service als nationales Denkmal ausgewiesen wurde.

Die Witwen der ermordeten Athleten setzten sich bei nachfolgenden Spielen für ein offizielles IOC-Gedenken ein, zum Beispiel in Form einr Schweigeminute während der Eröffnungsfeier. Die olympischen Offiziellen lehnten die Idee wiederholt ab, indem sie sagten, solche Ehrungen würden die Politik in die Spiele einfließen lassen. Vier Tage vor den Spielen in London 2012 – dem vierzigsten Jahrestag des Münchner Massakers – kam es zu einer Krise, als IOC-Präsident Jacques Rogge während einer Zeremonie zu Ehren des olympischen Waffenstillstands eine spontane Schweigeminute für die Israelis einlegte. Die Witwen prangerten Rogge an, „das bloße Minimum zu tun“.

In Memoriam

Im Lauf der Zeit ist die Individualität jedes der elf Opfer zu einer kollektiven Gruppe von Münchner Massakeropfern verblasst. Aber für die Generation, die nicht mit Erinnerungen aus erster Hand an den Schock und das Grauen des Münchner Massakers aufgewachsen ist, lohnt es sich, sich daran zu erinnern, dass Mosche Weinberg, Yossi Romano, Ze’ev Friedman, David Berger, Jakow Springer, Eliezer Halfin, Yossef Gutfreund, Kehat Shorr, Mark Slavin, Andre Spitzer und Amitzur Shapira allesamt versierte Athleten waren, die ihren eigenen individuellen Weg bis an die Spitze ihres Sports gingen. Wir können nur vermuten, wie sie die Sportwelt beeinflusst hätten, wenn sie nicht auf so grausame Art getötet worden wären.

Hier finden Sie eine kurze Zusammenstellung an Informationen zu den Opfern:

Moshe Weinberg

Moshe Weinberg

Nationaltrainer Ringkampf

Geboren am 19. September 1939 in Haifa, Mandat Palästina

Getötet am 5. September 1972 beim anfänglichen Einbruch.

Hinterließ seine Frau Mimi und einen Sohn.

Als die Terroristen in die Wohnung eindrangen, war Weinberg mit dem Gruppenführer Luttif Afif konfrontiert. Nachdem er Afif erfolglos mit einem Obstmesser angegriffen hatte, wurde Weinberg durch die Wange geschossen und von den Terroristen mit vorgehaltener Waffe angewiesen, ihnen zu zeigen, wo sich die anderen israelischen Athleten befanden. Weinberg führte die Terroristen an Apartment 2 vorbei, in dem die Fechter, Schützen und Leichtathleten untergebracht waren und brachte sie stattdessen zu Apartment 3, in dem die Gewichtheber und Ringer Israels untergebracht waren.

Weinberg hoffte vermutlich, dass die stärkeren Teamkollegen die Terroristen überwältigen würden, doch sie wurden im Schlaf überrascht.

Während die Geiseln in die Wohnung 1 zurück marschierten, griff Weinberg die Terroristen erneut an und schlug Mohammed Safady bewusstlos, wodurch der Ringkämpfer Gad Tsobari entkommen konnte. Die Terroristen erschossen Weinberg und warfen seine Leiche auf die Straße.

Jahre später spielte Weinbergs schauspielender Sohn Guri im Jahr 2005 seinen Vater in Steven Spielbergs Film München.

Weinberg ist in Holon begraben.

Josef Romano

Josef „Yossi“ Romano

Gewichtheber

Geboren am 15. April 1940 in Bengasi, Libyen

Getötet am 5. September 1972 beim anfänglichen Einbruch.

Hinterließ seine Frau Ilana und drei Töchter.

Romanos Familie zog von Libyen ins Mandat Palästina, als er sechs Jahre alt war. Von Beruf war er Innenarchitekt.

Romano war neun Jahre lang der israelische Meister im Gewichtheben im Leicht- und Mittelgewicht. Romano trat bei den Olympischen Spielen 1972 im Mittelgewicht an, konnte jedoch aufgrund einer gerissenen Kniesehne einen seiner Lifts nicht absolvieren und sollte am nächsten Tag für eine Operation nach Hause fliegen.

Als die Terroristen Wohnung 3 betraten, gelang es Romano, Afif Ahmed Hamid mit einem Messer eine Schnittwunde zuzufügen und seine AK-47 zu schnappen, bevor er erschossen wurde. Nachfolgenden Berichten zufolge wurde Romano von den Terroristen gefoltert, bevor er getötet wurde und sein blutiger Leichnam wurde den ganzen Tag als Warnung zu Füßen seiner Teamkollegen zurückgelassen.

Nach dem Tod ihres Sohnes beging Romanos Mutter Selbstmord. Einige Jahre später tat es auch sein Bruder. Es war Romanos Witwe Ilana, zusammen mit Ankie Spitzer, die den Kampf für ein Schweigeminute bei den Olympischen Spiele anführte.

Romano ist in Herzliya begraben.

Ze’ev Friedman

Ze’ev Friedman

Gewichtheber

Geboren am 10. Juni 1944 in Prokopjewsk in der Sowjetunion

Getötet am 6. September 1972 während des fehlgeschlagenen Rettungsversuch.

Überlebt von seinen Eltern und seiner Schwester.

Friedmans Familie zog 1960 von Polen nach Israel. Er war sieben Jahre lang israelischer Meister im Fliegengewicht und wurde 1969 bei den Weltmeisterschaften in Warschau Siebter. Bei den Spielen 1971 in Manila belegte er den dritten Platz und bei den Olympischen Spielen in München den zwölften Platz, nachdem er drei israelische Rekorde gebrochen und einen vierten eingestellt hatte.

Friedman ist in Haifa begraben.

David Berger

David Berger

Gewichtheber

Geboren am 24. Mai 1944 in Cleveland, Vereinigte Staaten von Amerika

Getötet am 6. September 1972 während des fehlgeschlagenen Rettungsversuchs.

Trotz eines Bachelor-Abschlusses in Psychologie an der Tulane University und eines MBA-Abschlusses in Jura an der Columbia University nahm sich Berger Zeit zum Gewichtheben, gewann den NCAA-Titel im Gewichtheben in der 148-Pfund-Klasse und belegte 1968 den vierten Platz bei den US-amerikanischen Olympischen Vorausscheidungen im Mittelgewicht. Vor den Olympischen Spielen in München gewann Berger 1969 bei der Maccabiade eine Goldmedaille und 1971 bei den asiatischen Meisterschaften im Gewichtheben eine Silbermedaille.

Während die 10 anderen israelischen Olympioniken nach Israel geflogen und dort begraben wurden, wurde Berger mit einem von Präsident Richard Nixon persönlich bestellten Luftwaffenjet in die USA zurückgebracht.

Berger ist in Cleveland begraben.

Yakov Springer

Yakov Springer

Trainer und Richter im Gewichtheben

Geboren am Juni 1921 in Polen

Getötet am 6. September 1972 während des fehlgeschlagene Rettungsversuchs.

Hinterließ Frau und zwei Kinder

Als Holocaust-Überlebender, der im Warschauer Ghetto-Aufstand kämpfte, zog Springer 1956 nach Israel. Er unterrichtete Sport in Bat Yam, wo er Hunderte von Jugendlichen trainierte und baute eine Generation an Meistern, Trainern und Schiedsrichtern auf. Die Spiele von 1972 waren die fünften, an denen er als offizieller Punktrichter fungierte.

Springer ist in Holon begraben.

Eliezer Halfin

Eliezer Halfin

Ringer

Geboren am 18. Juni 1948 in Riga, Lettland

Getötet am 6. September 1972, während des fehlgeschlagenen Rettungsversuchs.

Überlebt von seinen Eltern und einer Schwester.

Von Beruf Mechaniker, zog Halfin 1969 nach Israel.

Vor den Spielen in München belegte Halfin bei den Weltmeisterschaften 1971 in Bulgarien den 12. Platz und belegte 1971 und 1972 in anderen Wettbewerben in Rumänien und Griechenland den zweiten und dritten Platz.

Halfin ist in Tel Aviv begraben.

Yossef Gutfreund

Yossef Gutfreund

Trainer und Punktrichter im Gewichtheben

Geboren am 20. Dezember 1931 in Rumänien

Getötet am 6. September 1972 während des fehlgeschlagenen Rettungsversuchs.

Hinterließ eine Frau und zwei Töchter.

Gutfreund hat in Rumänien studiert, um Tierarzt zu werden, bevor er mit der Leichtathletik begann. Vor den Spielen 1972 war Gutfreund Punktrichter bei den Olympischen Spielen 1968 in Tokio und bei den Weltmeisterschaften in Indien und Bulgarien, bevor er als Punktrichter nach München eingeladen wurde.

Gegen 4.30 Uhr hörte er ein Geräusch vor der Tür und sah nach, in der Annahme, dass es sich um den Leichtathletik-Trainer Moshe Weinberg handele, der den anderen Schlüssel für die Tür hatte. Er sah, wie sich die Tür öffnete und erblickte maskierte Männer mit Gewehren auf der anderen Seite. Gutfreund warf seinen 6-Fuß 3-Zoll- 290-Pfund-Körper gegen die Tür und rief seinen israelischen Kollegen eine Warnung zu. Diese kostbaren Sekunden ermöglichten es seinem Mitbewohner, dem Trainer für Gewichtheben Tuvia Sokolsky, ein Fenster einzuschlagen und zu entkommen. In der angrenzenden Wohnung 2 wurde Rennwanderer Dr. Shaul Ladany von Gutfreunds Schreien geweckt und konnte ebenfalls fliehen.

Gutfreund ist in Jerusalem begraben.

Kehat Shorr

Kehat Shorr

Schießtrainer

Geboren am 21. Februar 1919 in Rumänien

Hinterließ seine Frau und eine verheiratete Tochter.

Als Holocaust-Überlebender wurde Shorr ein begeisterter Schütze, bevor er 1963 nach Israel zog. Seine beruflichen und organisatorischen Talente erregten die Aufmerksamkeit der israelischen Schwerathleten-Vertreter und bis 1972 hatte er jeden Schützen der israelischen Mannschaft unterrichtet.

Shorr ist in Tel Aviv begraben.

Mark Slavin

Mark Slavin

Griechisch-römischer Ringer

Geboren am 31. Januar 1954 in Minsk, Sowjetunion

Getötet am 6. September 1972, während des fehlgeschlagenen Rettungsversuchs.

Slavin begann als Jugendlicher mit dem Ringkampf, um sich gegen antisemitische Angriffe zu verteidigen und gewann 1971 die sowjetische griechisch-römische Meisterschaft im Mittelgewicht im Junioren-Ringkampf.

Slavin wurde allgemein als Israels größte Medaillenhoffnung angesehen. Dies trotz der Tatsache, dass Slavin 18 Jahre alt war und an seinem ersten internationalen Wettbewerb teilnahm und erst vier Monate vor den Spielen nach Israel gezogen war. Er sollte an dem Tag sein olympisches Debüt geben, an dem die Terroristen das olympische Dorf stürmten.

Slavin ist in Tel Aviv begraben.

Andre Spitzer

Andre Spitzer

Fechtmeister und Trainer

Geboren am 4. Juli 1945 in Timisoara, Rumänien

Getötet am 6. September 1972 während des fehlgeschlagenen Rettungsversuchs.

Hinterließ seine Frau Ankie und eine Tochter.

Als Kind von Holocaust-Überlebenden zog Spitzers Familie nach Israel, als er noch ein Junge war. Er diente in der israelischen Luftwaffe und lernte Fechten an der Nationalen Sportakademie in Israel. Er setzte seine Fechtausbildung in den Niederlanden fort, wo er seine Frau Ankie kennenlernte. 1971 kehrten die Spitzers nach Israel zurück, wo Andre der beste Fechtlehrer des Landes wurde. Es war Spitzers Witwe, Ankie, die zusammen mit Ilana Romano den Kampf für eine Schweigeminute bei den Olympischen Spielen anführte.

Amitzur Shapira

Amitzur Shapira

Leichtathletik-Trainer

Geboren am 9. Juli 1932, Tel Aviv, Mandat Palästina

Getötet am 6. September 1972 während des fehlgeschlagenen Rettungsversuchs.

Shapira war einer der herausragenden Sprinter der 1950er Jahre und erwarb 1952 den Abschluss als Sportlehrer und wurde gleichzeitig  Leichtathletik-Trainer. Shapira widmete seine Zeit und Bemühungen dem Sport und half die jüngere Generation Stars der Leichtathletik zu betreuen.

Viele Jahre lang war er auch Lehrer und Erzieher am Beit Midrash des Wingate Institute.

Deutsche Karikatur dämonisiert Israel – am Jahrestag der Kristallnacht

24. November 2013

Pesach Benson, HonestReporting.com, 14. November 2013

Eine weitere deutsche Zeitung sieht sich wegen einer üblen Karikatur Antisemitismus-Vorwürfen ausgesetzt. Wieder einmal vergiftet Israel den Frieden.

Horst Haitzingers Karikatur wurde in der Badische Zeitung am Jahrestag der Kristallnacht veröffentlicht. Sie zeigt eine Schnecke mit Taubenkopf auf dem Weg zu den iranischen Atomgesprächen in Genf. Zuschauer ist Benjamin Netanyahu, der in ein Mobiltelefon spricht: „Ich brauche Taubengift und Schneckenkorn.“

Die Jerusalem Post sprach sowohl mit einigen Menschen, die im Bilde sind, als auch mit Redakteuren der B.Z.

Alex Feuerherdt, ein deutscher Journalist, der ausführlich über Antisemitismus in den Medien geschrieben hat, sagte der Post, die Karikatur zeige, „das moderner Antisemitismus sich als Israelkritik verkleidet“.

Die Karikatur der Badischen zeigt traditionelle antisemitische Darstellungen von Juden als „Vergifter“ oder „Saboteure“ oder eine „Gefahr für den Weltfrieden“. Feuerherdt sagte, die Karikatur ignoriere die Drohung des Iran Israel durch sein Atomwaffenprogramm auszulöschen. Er fügte hinzu, es sei „widerlich“, dass die Badische Zeitung das Bild an der Kristallnacht veröffentlichte, dem von den Deutschen und Nazis 1938 begonnene Pogrom zum Töten von Juden und der Zerstörung ihrer Geschäfte…

Thomas Fricker, ein politischer Redakteur der Badischen, bestritt die Antisemitismus-Vorwürfe rundheraus. In einer E-Mail an die Post schrieb Fricker, die Vorwürfe, die Karikatur beinhalte antisemitische Klischees, „erscheinen mir haltlos“.

Das erinnert an eine weitere deutsche Karikatur, die auf ähnlichen Weise das Thema der Vergiftung der Friedenstaube durch Israel aufgreift. In diesem Fall stellte die Stuttgarter Zeitung Siedlungen als absichtlich den Friedensprozess vergiftend dar. Ich zögerte das als antisemitisch zu bezeichnen, aber es spielt mit alten, verstörenden Motiven.

Wir sollten nicht vergessen, dass es auch die Süddeutsche Zeitung gibt, die Israel buchstäblich als einen modernen Moloch dämonisierte. Die Zeitung entschuldigte sich; sie wurde als den deutschen Pressekodex verletzend befunden.

Eine einzelne Karikatur ist übel. Zwei mit ähnlichen Vergifter-Motiven ist möglicher Plagiarismus oder ein glaubhafter Zufall. Aber ein Karikaturen-Dreier in achtbaren deutschen Zeitungen stellt ein schwereres Problem dar, das nicht ignoriert werden kann.

Was es so wichtig macht die Petition von HonestReporting zu unterschreiben, die die internationalen Medien auffordert die Antisemitismus-Definitionen der USA und der EU zu übernehmen und mit der Dämonisierung Israels aufzuhören.

Das Maß ist voll.